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Die Ubungspatrone ist ein Original Horspiel von Otto Heinrich Kuhner das 1950 beim SDR unter der Regie von Helmut Jedele erstgesendet wurde Das Stuck das spater noch von weiteren Rundfunkanstalten produziert wurde und sogar eine Verfilmung erfuhr ist das meistgesendete des Autors und gehort zu den erfolgreichsten deutschsprachigen Horspielen der Nachkriegszeit Es thematisiert anhand der Gewissenskonflikte der abkommandierten Soldaten eines Erschiessungskommandos im Zweiten Weltkrieg das Problem der Todesstrafe und des Mitlaufertums Kuhner 1 2 Inhaltsverzeichnis 1 Das Horspiel 1 1 Entstehung 1 2 Inhalt Form 2 Veroffentlichungen 3 Produktionen im Einzelnen 4 Wirkung 5 EinzelnachweiseDas Horspiel BearbeitenEntstehung Bearbeiten Ein autobiografischer Einfluss auf die Entstehung des Horspiels ist offensichtlich Der als Sohn eines Pfarrers in einem sudbadischen Bauerndorf aufgewachsene Kuhner war nach dem Gymnasium von Anfang bis Ende des Zweiten Weltkriegs Soldat in der Wehrmacht er befehligte zuletzt als Leutnant eine Kosakenschwadron und wurde schwer kriegsbeschadigt Bereits in sowjetischer Kriegsgefangenschaft schrieb Kuhner ein Tagebuch das die Grundlage seines thematisch verwandten spateren Romanes Nikolskoje bildete 3 Sein undatiertes Horspiel Die Ubungspatrone entstand vor 1950 und ist eine seiner ersten literarischen Arbeiten 4 Er verarbeitete darin seine Kriegserlebnisse wie auch in mehreren spateren Werken 3 In dem Horstuck untersucht der junge Autor die Fragen nach Verantwortung Schuld und Gewissen sowie Selbstbetrug der abkommandierten Angehorigen eines Erschiessungskommandos Scharfrichter 2 bei der Totung eines Delinquenten und versetzt sie in eine extreme Situation Die Zeit 5 Inhalt Form Bearbeiten nbsp Kunstlerische Darstellung einer Hinrichtung durch ein ErschiessungskommandoDie zeitlich gegen Kriegsende angelegte Geschichte erzahlt von einem zehnkopfigen Erschiessungskommando das einen Fahnenfluchtigen hinrichten soll Eine sogenannte Ubungspatrone halt die Gruppe von der Befehlsverweigerung aus Gewissensgrunden ab Keiner weiss in wessen Waffe sich die nicht todliche Platzpatrone verbirgt so kann nach der gemeinsam durchgefuhrten Erschiessung jeder annehmen er habe sich nicht totend an der Hinrichtung beteiligt Doch am Ende wird dieser Gewissensbetrug Heinz Schwitzke durch ein uberraschendes Ereignis unmoglich gemacht Einer der Soldaten hatte aus Nervenschwache nicht abgedruckt und dieses spater seinen Vorgesetzten gemeldet Da die Leiche des Getoteten neun glatte Herzschusse aufwies stand fur die neun Schutzen fest dass sie alle mit scharfer Munition geschossen hatten Das Horspiel beginnt formal mit den einen Grossteil des Gesamttextes ausmachenden inneren Monologen der zur Erschiessung Abkommandierten die sich zunachst auf ihrem fruhmorgendlichen Marsch zum Hinrichtungsplatz befinden einer der Sprechenden hat dabei gleichzeitig die Funktion eines Erzahlers Nach der Ankunft vollzieht sich alles mit der Erschiessung zusammenhangende Procedere im Gegensatz dazu in einer raschen ablaufenden Spielhandlung Den Ruckmarsch wiederum begleitende innere Monologe unterbricht schliesslich der Kolonnennachbar des Erzahlers was die uberraschende Schlusswende der Handlung einleitet Kuhner nennt als eigentliche Dramatik seines Horstucks Die Reproduktion des Seelischen im Unausgesprochenen die sich mittels des Funks horbar gemacht im Inneren in den Gedanken der Menschen abspiele Die Parabel der Ubungspatrone sei seinem Autor zufolge unverkennbar Diese zehn Mann das sind wir alle und die Ubungspatrone steht symbolisch fur die Kompromisshaftigkeit des Menschen aber auch fur die unwahrhafte Konzession der Machthaber an das menschliche Gewissen 1 Veroffentlichungen BearbeitenIn gedruckter Form erschien Die Ubungspatrone im Horspielbuch III der Europaischen Verlagsanstalt 1952 spater in einer Veroffentlichung des Autors beim Langen Muller Verlag Mein Zimmer grenzt an Babylon 1954 Eine Inszenierung des NDR von 1962 Regie Fritz Schroder Jahn erschien 1965 zur Erinnerung an den zu Tode gekommenen Schauspieler Klaus Kammer auf einer Schallplatte der Deutschen Grammophon Gesellschaft Produktionen im Einzelnen BearbeitenDas ARD Horspielarchiv verzeichnet insgesamt funf unterschiedliche Produktionen dieser Funknovelle zwischen 1950 und 1964 was auf ihren besonderen Erfolg in der Nachkriegszeit hinweist Alle sind erhalten 1950 Produktion SDR Regie Helmut Jedele Sprecher Harald Baender Der Erzahler Karl Bockx 1 Soldat Walter Thurau 2 Soldat Max Mairich 3 Soldat Kurt Norgall 4 Soldat Otto Schlandt 5 Soldat Kurt Haars Der Unteroffizier Waldemar Dannenhaus Der Offizier Dieter Eppler Der Delinquent Egon Clauder Der Pfarrer und andere 1954 Produktion RIAS Regie Hanns Korngiebel Sprecher Heinz Giese Erzahler Herbert Weissbach 1 Soldat Wolfgang Conradi 2 Soldat Reinhold Bernt 3 Soldat Karl Heinz Meienburg 4 Soldat Edgar Ott 5 Soldat Erich Dunskus Unteroffizier Ottokar Runze Offizier Horst Gentzen Delinquent Fritz Ebert Pfarrer und andere 1962 Produktion NDR Regie Fritz Schroder Jahn Sprecher Klaus Kammer Erzahler Gunther Briner Unteroffizier Uwe Friedrichsen Offizier Volker Lechtenbrink Delinquent Klaus Hohne Pfarrer Willy Witte Beamter Reinhold Nietschmann Arzt Wolfgang Buttner 1 Soldat Josef Dahmen 2 Soldat Horst Michael Neutze 3 Soldat Rolf Nagel 4 Soldat Peter Striebeck 5 Soldat 1964 Produktion SR Koproduzent BR Regie Otto Kurth Sprecher Peter Artur Beamter Thomas Braut 1 Soldat Norbert Gastell Unteroffizier Willkit Greuel Sanitatsoffizier Georg Kostya 2 Soldat Karl Maldek 3 Soldat Harry Naumann 4 Soldat Helmut Peine Nebenmann Christian Rode Leutnant Heinz Schimmelpfennig 5 Soldat Raoul Wolfgang Schnell Erzahler 1964 Produktion BR Regie Walter Ohm Sprecher Franz Messner Erzahler Gerd Baltus 1 Soldat Fritz Strassner 2 Soldat Eberhard Mondry 3 Soldat Peter Luhr 4 Soldat Josef Saxinger 5 Soldat Hans Clarin Nebenmann Robert Graf Leutnant Bum Kruger Unteroffizier und andereWirkung BearbeitenDas Horspiel wurde u a mit Ernst Jacobi Herbert Stass und Wolfgang Spier 1963 1964 durch den Sender Freies Berlin fur das deutsche Fernsehen verfilmt Regie Hanns Korngiebel 6 Reclams Horspielfuhrer ein fruher Versuch Heinz Schwitzkes und Werner Klipperts der Bildung eines Horspielkanons berucksichtigt Kuhners Ubungspatrone 1969 neben einem weiteren Stuck des Autors Pastorale 67 mit einem Werkartikel Hervorgehoben wird die Anzahl der Sendungen sowie die Herausgabe einer Schallplatte 2 Fur Walther Killys Literaturlexikon markiert die Parabel uber den Konflikt von Gewissen und soldatischem Gehorsam 1990 dagegen allein den Beginn von Kuhners eigenem Erfolg als Horspielautor 7 Weitere Literatur und Autorenlexika unterschlagen bisweilen sogar das radiophone Fruhwerk zugunsten des ubrigen Œuvres des Autors Einzelnachweise Bearbeiten a b Vgl Otto Heinrich Kuhner Einfuhrungstext der Schallplattenausgabe DG 43 064 Hamburg 1965 a b c Heinz Schwitzke Hrsg Reclams Horspielfuhrer Reclam Verlag Stuttgart 1969 S 363ff a b Aus dem Bauerndorf Nimburg in die Literaturwelt Artikel in der Badischen Zeitung vom 30 Marz 2009 letzter Aufruf 6 Mai 2009 Otto Heinrich Kuhner Literarische Werke Memento vom 11 Dezember 2008 im Internet Archive Auflistung bei der Stiftung Bruckner Kuhner letzter Aufruf 6 Mai 2009 Kurzbericht in der Wochenzeitung Die Zeit Nr 28 14 Juli 1955 Thomas Brautigam Horspiel Lexikon 2005 S 481 Killy Literatur Lexikon Autoren und Werke deutscher Sprache 1990 S 73 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Die Ubungspatrone amp oldid 232255410