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Der Mond und seine Bewegung ist ein aus mehreren Exempeln bestehender genetischer Lehrgang Martin Wagenscheins zur Kinetik des Mondes der insbesondere Isaac Newtons Gravitationsgesetz erschliesst Er baut auf Wagenscheins Exempel Das Fallgesetz im Brunnenstrahl auf welches Galileo Galileis Fallgesetz zum Thema hat und verallgemeinert es auf Gegenstande die sich nicht in der Nahe der Erdoberflache befinden Dabei steht insbesondere Newtons Leistung im Vordergrund die seit Menschengedenken bestehende auch von Aristoteles explizit und vehement vertretene Vorstellung zu durchbrechen im Himmlischen galten andere Gesetze als auf der Erde Wagenscheins Exempel erschien 1953 zusammen mit dem Fallgesetz im Brunnenstrahl in seinem vielbeachteten Buch Natur physikalisch gesehen 1 Es wurde sechs Jahre spater vom 1957 mit einer epochalen Dissertation zur kategorialen Bildung 2 bekannt gewordenen Bildungsdidaktiker Wolfgang Klafki explizit in seinem Aufsatz Kategoriale Bildung Zur bildungstheoretischen Deutung der modernen Didaktik 3 als gutes Beispiel fur kategoriale Bildung besprochen und ist Basis fur ein Lehrstuck der Lehrkunstdidaktik Als Nachfolgewerk kann Wagenscheins Buch Die Erde unter den Sternen Ein Weg zu den Sternen fur jeden von uns von 1955 angesehen werden das viele Aspekte wieder aufgreift und Vorlage fur das Lehrstuck Eratosthenes Himmelsuhr ist 4 Inhaltsverzeichnis 1 Entstehungsgeschichte 2 Inhalt 2 1 Aufbau 2 2 Einstieg 2 3 Geometrie der Mondbewegung 2 4 Dieselben Krafte wie auf Erden 3 Besprechung durch Klafki 4 Einordnung in den heutigen Schulkontext 5 Das Lehrstuck 5 1 Ahrens Lehrstuck 5 2 Eyers Lehrstuckentwurf 5 3 Vergleich der Lehrstuckkonzepte 6 Literatur 7 FussnotenEntstehungsgeschichte BearbeitenWagenscheins Lehrgang zur Mondbewegung entstand nur wenige Jahre nach dem Tubinger Gesprach von 1951 in dem bemangelt worden war die Schuler wurden einer Flut an Stoff ausgesetzt werden hatten dadurch aber nicht die Moglichkeit wirklich wichtige Inhalte exemplarisch zu durchdringen Insbesondere die Frage warum der Mond nicht herunterfallt ist eine typische Urfrage die Wagenschein gerne tiefer und in genetischer Weise behandelt sahe Inhalt BearbeitenAufbau Bearbeiten Wagenschein baut seinen Lehrgang etwas unorthodox auf Seine kurzen Voruberlegungen nummeriert er mit 1 bis 4 um dann in den Punkten 5 1 bis 5 3 Eingangsthesen aufzustellen diese in 5 4 bis 5 19 schrittweise auszubauen und in 5 20 bis 5 24 Bilanz zu ziehen Insgesamt zehn Handzeichnungen illustrieren darin seine Grundgedanken und argumente Einstieg Bearbeiten Der Aufsatz offnet mit drei Zitaten von Johann Heinrich Pestalozzi Ernst Mach und schliesslich Werner Heisenberg Wir konnen uns heute kaum mehr vorstellen welch ein ausserordentliches Erlebnis es fur die Forscher der damaligen Zeit gewesen sein muss zu erkennen dass die Bewegungen der Sterne und die Bewegungen der Korper auf der Erde auf ein und dasselbe einfache System von Gesetzen zuruckgefuhrt werden konnen wer nicht selbst ein wenig von der Bedeutung dieses Wunders verspurt hat kann nie hoffen etwas vom Geist der modernen Naturwissenschaft zu verstehen Werner Heisenberg 1935 5 Wagenschein konstatiert dass der junge Mensch von fruh an lerne den Mond als eine kleine Kugel zu sehen die in einer Kreisbahn die Erde umfliege dieser theoretische Korper aber nichts mit dem Mond seiner Nachte und Gedichte zu tun habe was zu einer Entwurzelung fuhre Ist das nicht Barbarei des Wissens Zerspaltung der Person in eine wissende aber tote Halfte und eine geheime glaubige kindliche lebendigere Halfte von der anderen gewaltsam geschieden Martin Wagenschein Der Mond uns seine Bewegung 1953 6 Er schlagt demgegenuber vor die die innere Fuhlungnahme mit dem Gegenstand des Nachdenkens und Rechnens eher behutsam aufzunehmen und zugleich das Thema als einen Einstieg in die mathematisch naturwissenschaftliche Denkweise einzufuhren 7 Mit Zitaten von Xenophanes um 570 v Chr um 470 v Chr Heraklit um 520 v Chr um 460 v Chr Parmenides um 520 515 v Chr um 460 455 v Chr Anaxagoras um 499 v Chr 428 v Chr und Platon 428 427 v Chr 348 347 v Chr weist er nach dass die Menschheit bzw die grossen Kopfe der Alten Griechen erst in vielen schwierigen Stufen zu der Erkenntnis gelangt waren dass der Mond ein von der Sonne erleuchteter im Vergleich zu dieser deutlich naherer erdumkreisender Himmelskorper ist 8 Geometrie der Mondbewegung Bearbeiten nbsp Berechnung des Entfernungsverhaltnisses Sonne Erde aus dem zwischen Sonne und MondNach den einleitenden Thesen und Uberlegungen widmet sich Martin Wagenschein zunachst den von der Erde aus durchaus messbaren geometrischen Eigenschaften der Bewegung des Mondes was auch Entfernungen absolute Grossen und letztlich die Bahngeschwindigkeit beinhaltet 9 Er beginnt mit dem Blick auf die schmale Mondsichel neben der untergehenden Sonne bei zunehmendem Mond und lasst daraus schliessen dass der Mond von hinten beleuchtet werde die Sonne daher erheblich weiter entfernt sein musse als der Mond Wichen die Entfernungen namlich nicht signifikant voneinander ab so sahen wir genau die der Sonne zugewandte Halfte des Mondes beleuchtet Da jedoch von der Erde aus Sonne und Mond ziemlich genau gleich gross erscheinen 10 folgt daraus bereits dass die Sonne gleichermassen um ein Vielfaches grosser sein muss 11 Nunmehr folgt das Nachvollziehen einer Berechnung von Aristarch von Samos von etwa 264 vor Chr Bei exaktem Halbmond mass dieser den Winkel zwischen Sonne und Mond Kam Aristarch mit seinen damaligen Moglichkeiten noch auf einen Winkel von 87 so wissen wir heute dass dieser Winkel mit 89 51 dem rechten Winkel noch viel naher kommt Kame man von Aristarchs Wert uber den Kehrwert des Kosinus noch auf den Faktor 19 so fuhrt der exaktere Wert auf den Faktor 382 bei noch grosserer Genauigkeit ziemlich gut auf den bekannten Faktor 400 Die Sonne ist also 400 mal so weit entfernt und 400 mal so gross wie der Mond 12 nbsp Mondentfernungsmessung nach Lalande und LacailleNachdem die Grossen und Abstandsverhaltnisse geklart sind widmet sich Wagenschein der Ermittlung der konkreten Entfernung des Mondes von der Erde Hier greift er auf eine historische Messung von Jerome Lalande und Nicolas Louis de Lacaille vom 23 Februar 1752 zuruck Lalande in Berlin und Lacaille in Kapstadt massen den Hohenwinkel des Mondes exakt im Zenit Da beide Stadte auf demselben Langengrad liegen sich aber um 86 5 im Breitengrad unterscheiden lasst sich aus dem bekannten Erdradius von 6370 km die Mondentfernung bestimmen Lalandes a 57 55 in Berlin und Lacailles b 34 17 am Kap fuhren addiert zu den am Erdmittelpunkt anliegenden 86 5 zu einem Restwinkel von 1 3 Man kommt uber den Sinus angewandt auf eine Halfte des gleichschenkligen Dreiecks zwischen Erdmittelpunkt und beiden Stadten auf eine lineare Entfernung zwischen Berlin und Kapstadt von 8 729 Kilometern und uber den Sinussatz auf eine Entfernung des Mondes zu Berlin von rund 375 680 Kilometern Daraus ergibt sich uber den Kosinussatz eine Entfernung des Mondes vom Erdmittelpunkt von knapp 381 100 km was 60 Erdradien entspricht Wagenschein fuhrt die Rechnungen nicht explizit durch und verweist auch nicht auf die zielfuhrenden Satze sondern stellt de Konstruierbarkeit einer exakten Massstabszeichnung dar und nennt dann den Literaturwert von 382 200 km 13 nbsp Ermittlung der Mondgrosse aus seiner EntfernungZum Abschluss des geometrischen Teils fragt Wagenschein schliesslich nach der Grosse des Mondes die nunmehr uber die Strahlensatze ermittelt werden kann Ein Teller von 7 cm Durchmesser der den Mond in 8 m Entfernung verdunkeln kann fuhrt auf einen Monddurchmesser von 3 346 km Martin Wagenschein vermeidet es zu erwahnen dass sich aus den beiden Zahlenwerten fur den Teller per Arkustangens angewandt auf das entsprechende Halbdreieck auch der Winkel den der Mond vor unserem Auge einnimmt von ziemlich genau einem halben Grad berechnen liesse Als groben Wert halt er fur den Monddurchmesser etwa ein Viertel des Erddurchmessers fest und fur den Sonnendurchmesser entsprechend den hundertfachen Erddurchmesser 14 Dieselben Krafte wie auf Erden Bearbeiten Nachdem die geometrischen Daten er selber spricht von Ordnung des Raumes gesichert sind lasst Wagenschein nunmehr den Mond Gestalt annehmen und empfiehlt auch den Blick durch ein Fernrohr um sich von der Kugelform des Mondes zu uberzeugen 15 Er sieht jedoch bereits ein immer noch latent schwelendes Problem beim Lernenden uberhaupt die Eigenrotation der Erde die uns die Mondbewegung ja nur relativ zu ihr beobachten lasst unangezweifelt als solche hinzunehmen Er verweist auf alte Einwande Tycho Brahes und Giovanni Ricciolis die er sinngemass auch oft von Kindern gehort habe insbesondere auf die These fallende Gegenstande mussten dann ja nach Westen fliegen 16 Die Bahngeschwindigkeit ist uber den Kreisumfang recht einfach zu berechnen wenn man sich klarmacht dass der Mond einen siderischen Monat 27 32 Tage fur eine Erdumkreisung braucht sie betragt etwa einen Kilometer pro Sekunde also rund 3 600 Kilometer pro Stunde 17 Die kindliche Frage warum der Mond aber uberhaupt kreist bleibt fur den Schuler der Wagenscheins Vermutung nach erst sein Staunen beruhigt fuhlte wenn er ein gespanntes Seil zum Monde fuhren sahe das ihn hielte jedoch vermutlich bestehen 18 nbsp Schema zum um die Erde geworfenen Stein nach einer Skizze Newtons aus den 1680ernNach den Wegbereitern Nikolaus Kopernikus 1473 1543 Johannes Kepler 1571 1630 und Galileo Galilei 1564 1642 war es erst Isaac Newton 1643 1727 der die Grundfrage ob die Gestirne wirklich den irdschen Gesetzen gehorchten zufriedenstellend bejahen konnte 19 Newtons Idee war sich den Mond bzw einen Stein von einem uberhohen Berg abgeworfen vorzustellen Bei geringer Fallgeschwindigkeit musste der Stein Galileos Fallgesetz gehorchend eine Parabelbahn annehmen Erhohte man nunmehr die Wurfgeschwindigkeit so floge der Stein nicht nur nach vorne sondern wurde irgendwann auch die Erde teilweise umrunden Und erhohte man die Anfangsgeschwindigkeit noch mehr so ware seine Tangentialbewegung irgendwann so stark wie sein Fallen und er kame auf dem Gipfel des Berges wieder exakt so schnell an wie er abgeworfen worden ware er falle gewissermassen um die Erde herum 20 Nachdem dieses Modell als moglich abgehandelt ist ladt Wagenschein zu kritischen Zweifeln ein Dass keine Erdatmosphare den Mond auf seinem Weg bremse gesteht er dem Mond bei 60 Erdradien Entfernung noch ohne grosse Gegenrede zu Um es den Lernenden aber nicht zu einfach zu machen postuliert er der Mond musse in kurzen Zeitabstanden und relativ zur Erde genau so tief fallen wie ein geworfener oder fallender Stein Und ein solcher falle den Fallgesetzen nach in einer Sekunde 5 m tief was Wagenschein als Erkennungszeichen der Schwerkraft der Erde bezeichnet 21 nbsp Berechnung der Falltiefe des Mondes pro SekundeGeometrische Uberlegungen uber die Mondbewegung mit bekannter Bahngeschwindigkeit zeigen nun jedoch dass der Mond binnen funf Sekunden sich nur um 1 35 mm auf die Erde zu bewegt 22 Dies hiesse mindestens dass die Anziehungskraft der Erde in die Ferne hinein rapide abnahme Wagenschein stellt hierzu die Uberlegung der Ausbreitung von Schall und Licht in den Raum Beide dunnen sich aus je weiter sie sich vom Erreger wegbewegen Schall etwa verteilt sich nach der kugelformigen Ausbreitung in zwei Metern Entfernung auf die vierfache Kugelflache wie noch in einem Meter Entfernung Sollte eine solche Ausbreitung auch bei der Gravitation vorliegen so musste sie in einem Erdradius Entfernung von der Erdoberflache bereits auf ein Viertel gesunken sein und bei 60 Erdradien wie es der Mondentfernung entspricht auf ihren 3 600 sten Teil Und diesen stellen gerade die 1 35 mm bezogen auf die 4 905 Meter Fallstrecke pro Sekunde in Erdnahe dar Damit scheint zum einen ein Gesetz uber die Abnahme der Schwerkraft mit der Entfernung gefunden und nach Messung und Rechnung bestatigt 23 zum anderen Newtons Grundthese der Mond werde durch irdische Krafte auf seiner Bahn gehalten fur mehr als haltbar befunden 24 Wagenschein schliesst seinen Lehrgang mit einem Blick auf die vorherige Leistung Keplers 25 hebt noch einmal die eigentlichen Vorteil eines genetischen Herangehens hervor 26 und begrundet auch warum er hier nicht uberall exakt oder gar infinitesimal gerechnet hat 27 Es sollte gezeigt werden 1 Wie es mit einem sehr geringen Bestand an mathematischem Wissen Strahlensatz Pythagoras und anderen physikalischen Kenntnissen Fallgesetz moglich erscheint einen Einblick in die mathematisch naturwissenschaftliche Methode zu geben an einem Beispiel das in der abendlandischen Geistesgeschichte Epoche gemacht hat 2 Dass ein solcher Einblick nur Leben und Tiefe gewinnt und dann auch behalt wenn man auf eine sorgsame Grundlegung acht hat aller Vorstellungen und Begriffe die darin vorkommen derart dass sie in unmittelbarer Verbindung bleiben mit dem in der Natur Erlebten 3 Dass eine weniger bescheidene Einfuhrung in das System der Newtonschen Mechanik die etwa die Newtonschen Prinzipien die Gleichung Kraft Masse mal Beschleunigung die Zentripetalformel und die Grundbegriffe der Infinitesimalrechnung umfasste damit dieser erlebnishaften Fundamentierung nicht enthoben ist Martin Wagenschein Der Mond und seine Bewegung 1953 28 Besprechung durch Klafki BearbeitenIn Wolfgang Klafkis Aufsatz Kategoriale Bildung Zur bildungstheoretischen Deutung der modernen Didaktik von 1959 hat Wagenscheins Exempel zur genetischen Erarbeitung der Kreisbahn nach Newton eine tragende Rolle in der Illustration seiner These wirkliche kategoriale Bildung finde nur statt wenn alle vier damals gangigen Bildungstheorien gleichermassen in Wechselwirkung zu einem Erschliessen und Erschlossenwerden fuhrten Bildung nennen wir jenes Phanomen an dem wir im eigenen Erleben oder im Verstehen anderer Menschen unmittelbar der Einheit eines objektiven materialen und eines subjektiven formalen Momentes innewerden Wolfgang Klafki Kategoriale Bildung Zur bildungstheoretischen Deutung der modernen Didaktik 1959 29 Klafki raumt Wagenscheins Thema eine Lebensbedeutung ein und schreibt von einem freudigen Gefuhl des geistigen Wachstums beim Lernenden 30 Er fasst weiter hinten insbesondere zusammen Wesentlicher ist die Einsicht dass Inhalte der Bildung gar nicht richtig verstanden werden konnen ohne dass der Schuler den Weg der zu ihnen fuhrt mindestens in vereinfachter Form selbst geht Inhalt und Methode sind unloslich korrelativ aneinander gebunden Der Inhalt birgt in sich den Weg auf dem er zum Inhalt wurde er hebt diesen Weg in sich auf der Weg aber d h die Fragerichtung und die methodischen Schritte legen notwendigerweise immer schon eine bestimmte Perspektive fest die Weise in der der Inhalt am Ende des Weges aufleuchten wird im voraus bestimmen Wolfgang Klafki Kategoriale Bildung Zur bildungstheoretischen Deutung der modernen Didaktik 1959 31 Klafkis Besprechung von Wagenscheins Lehrgang war Inhalt mehrerer wissenschaftlicher Publikationen 32 Einordnung in den heutigen Schulkontext BearbeitenDer Ubergang von Galileis Fallgesetz zum Gravitationsgesetz wird ublicherweise in der sogenannten Einfuhrungsphase erste Halfte der 11 Klasse Gymnasium bzw der Stufe E besprochen Die Gravitation in der Nahe der Erdoberflache ist Grundlage fur praktisch alle irdischen Fallvorgange unter Verwendung des Tragheitsgesetzes sowie des Unabhangigkeitsprinzips wird der freie Fall auf Wurfe ausgeweitet und die Wurfparabel damit erklart In der heutigen Schulpraxis erfahrt die Physik im Ubergang von der Sekundarstufe I zur Sekundarstufe II vor allem eine zunehmende Mathematisierung Wagenschein stellt demgegenuber die historische Anderung der Weltbilder ihrer Zeit deutlicher in den Fokus Die Interpretation der Sichelform sowie die elementare Ermittlung von Grosse und Entfernung von Sonne und Mond denen Wagenschein die erste Halfte seines Lehrganges widmet konnen im Fach Physik meistens nicht behandelt werden jedoch Zweitgenanntes zuweilen im Mathematikunterricht Das Lehrstuck BearbeitenMartin Wagenscheins Lehrgang ist Basis fur ein Lehrstuck der Lehrkunstdidaktik das es bislang in zwei Variationen gibt Daruber hinaus sind viele Teile von zahlreichen Lehrern als integrativer Teil des normalen Unterrichtes und in Projekten behandelt worden Ahrens Lehrstuck Bearbeiten In den Jahren ab 1997 hat der Lehrkunstdidaktiker Daniel Ahrens aus dem auf Newton bezogenen zweiten Teil von Wagenscheins Lehrgang ein acht bis zehn Unterrichtsstunden umfassendes Lehrstuck entwickelt in dem Newton als Charakter auftritt 33 Ahrens Lehrstuck tragt den inoffiziellen Titel Wie auf Erden so auch im Himmel und bleibt eng an der Sogfrage Warum fallt der Mond nicht runter In einer Ouverture stellt sich Newton vor und liest aus einer historischen Schrift die er in der Nahe Aristoteles verortet Dabei steht die Frage im Raum ob der Mond von den gleichen Kraften in seiner Bahn gehalten wird die wir aus dem Irdischen kennen Es durfen hierzu verschiedene Theorien in den Raum gestellt werden was ublicherweise auch zu unterschiedlichen Praferenzen innerhalb der Schulerschaft fuhrt Im eigentlichen ersten Akt mit Titel Der Mond ein geworfener Korper stellt Newton sein Gedankenexperiment von 1688 34 vor Dabei werden auch Tragheitssatz und Uberlagerungsprinzip wieder zum Thema Die These wird von verschiedenen Perspektiven aus diskutiert Der etwas langere zweite Akt Ist es die Erdanziehung wirklich versucht nun kritisch und quantitativ zu uberprufen ob Newtons Ansatz haltbar ist Er beginnt mit einer Art Zwischenspiel in dem elementar die Bahngeschwindigkeit des Mondes berechnet wird Es wird nunmehr nach einem Fingerabdruck der irdischen Schwerkraft gesucht Kennzeichnend fur das den Schulern bekannte Fallgesetz ist dass ein fallender Korper innerhalb einer Sekunde eine Fallstrecke von rund funf Metern zurucklegt Etwas schwieriger wird es die Fallstrecke des Mondes in Erdrichtung wahrend dieser Zeit zu berechnen da die Taschenrechner zu Wagenscheins Zeiten noch nicht von der Partie teils auf Null abrunden Bei geschickter Rechnung kann ein Wert von nur 1 3 mm ermittelt werden nbsp Veranschaulichung der quadratischen Abnahme nach Wagenschein aus 5 19 Der dritte und letzte Akt Verwandtschaften zwischen Himmel und Erde gilt der genetischen Interpretation dieser Abweichung Die Hinfuhrung zum quadratischen Fallen mit dem Abstand zum Erdmittelpunkt wird uber das Abklingen von Schall und Licht entlang einer Sphare bewaltigt wobei bei der genetischen Hinfuhrung eine Skizze Wagenscheins ahnlich dem Bild rechts eine tragende Rolle zukommt Ahrens lasst das Bild auch derart interpretieren dass jemand aus dem Zentrum mit einer Schrotflinte schosse wo erkennbar die Wahrscheinlichkeit getroffen zu werden sich bei doppelter Entfernung viertelt Alles in allem schliesst der Akt mit der der durchzudiskutierenden Erkenntnis dass die irdischen Gesetze doch auch fur den Mond galten Als Finale und Ausklang wird das Gedicht Herbst von Rainer Maria Rilke vorgestellt und die Schuler haben die Aufgabe dem Verfasser einen Brief zu schreiben in dem sie ihm erklaren dass und warum das Gedicht durchaus auch als astronomisches verstanden werden kann Dies soll als Abschlussreflexion die gewonnenen Erkenntnisse sichern Obgleich Ahrens den ersten Teil von Wagenscheins Lehrgang nicht in sein Lehrstuck einfliessen lasst hatte er im Jahr 2003 das von Wagenschein vorgeschlagene Nachleben der Entfernungsmessung des Mondes durch Lalande und Lacaille mit einer Lippstadter Schulklasse exerziert und in einem Wettbewerb des Bundesministeriums fur wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung mit dem Titel alle fur EINE WELT EINE WELT fur alle zum zweiten Platz gefuhrt Dabei hatte seine Klasse analog zu damals Lalande in Berlin von Lippstadt aus mit einer Schule in Kapstadt die Lacailles Platz eingenommen hatte kooperiert 35 Eyers Lehrstuckentwurf Bearbeiten Ein etwas umfassenderer fast den gesamten Wagenscheinschen Lehrgang abhandelnder indes noch nicht in seiner Gesamtheit am Stuck getesteter Lehrstuckentwurf zu Wagenscheins Lehrgang existiert seit dem Jahr 2014 beim Lehrkunstdidaktiker Marc Eyer von der PH Bern der ihn in unmittelbarem Anschluss an seine zweite Dissertation in Marburg 36 entwickelte Eyers Entwurf kann in etwa in drei Akte aufgeteilt werden und durfte mindestens Zwolf Unterrichtsstunden zum Teil ausserhalb ublicher Stundenzeiten einnehmen 37 Die Ouverture beginnt am Abendhimmel mit der Betrachtung der Mondsichel wofur ein frisch zunehmender Mond erforderlich ist Ein sokratisches Gesprach fuhrt zu der Erkenntnis dass die Sonne viel weiter entfernt sein musse als der Mond Der erste Akt der den grossten Teil des Restes von Wagenscheins Himmelsgeometrie abhandelt beginnt mit der Nachstellung der Messung von Lalande und Lacaille aus 1752 Eyer schwebt einen ahnlicher Weg vor wie ihn Ahrens 2003 aus Anlass des Wettbewerbs gegangen war und er schlagt vor eigene Messungen in Bern mit denen einer Partnerklasse in Kapstadt zu vergleichen Zuvor werden jedoch die Wagenscheinschen Uberlegungen zum Verhaltnis der Sonnenentfernung zu der des Mondes wie sie Aristarch um 264 vor Chr bei Halbmond zu seiner Messung gefuhrt hatten nachvollzogen Nachdem die Mondentfernung ermittelt ist folgt die zu Wagenschein originalgetreue Berechnung der Grosse des Mondes uber einen Teller die entsprechende Berechnung fur die Grosse der Sonne wird fur spater aufgespart Die Parallaxe wird zum expliziten Thema Der zweite Akt muss wieder am Abendhimmel stattfinden Er beinhaltet eine Beobachtung des Mondes mit dem Fernrohr und fuhrt dazu ihn als rasende Felskugel zu begreifen Nach der Berechnung seiner Bahngeschwindigkeit wird schliesslich Newtons These der Mond gehorche den irdischen Gesetzen in den Raum gestellt Da Schuler heute ublicherweise ihr Universum von vornherein viel grosser denken wird ein Blick zuruck auf die Zeit Galileis geworfen Der dritte Akt beginnt mit Newtons Gedankenexperiment und fuhrt in der Uberprufung und Modifikation dann zu der bekannten Formel Im Finale sollen sich die Schuler zunachst nach Moglichkeit am Abend in einer stillen Besprechung mit dem Mond an den Trabanten selber wenden und schliesslich als Reflexion einen Brief an Newton mit ihren Erkenntnissen und Fragen richten Vergleich der Lehrstuckkonzepte Bearbeiten Die folgende Tabelle zeigt dass Eyer annahernd den kompletten Wagenscheinschen Lehrgang zu integrieren sucht wahrend sich Ahrens Lehrstuck deutlich auf die zweite Halfte beschrankt 38 Thema Frage in Wagenscheins Vorlage Vorgehen Erkenntnisse Ahrens EyerBlick auf untergehende Sonne mit Mondsichel 2 Sokratisches Gesprach a Entstehung der Mondphasenb Der Mond ist uns naher als die Sonnec Die Sonne ist viel grosser als der Mond OuvertureWie viel mal weiter ist die Sonne entfernt als der Mond 5 6 5 7 Historische Messung von Aristarch um 264 vor Chr bei Halbmond Die Sonne steht 400 tiefer im Raum als der MondWie weit ist der Mond entfernt 5 8 Historische Messung von Lalande und Lacaille von 1752 Triangulation Der Mond ist 30 Erdkugeln weit entfernt 1 Akt aWie gross sind Sonne und Mond 5 9 5 10 Strahlensatz a Der Mond ist vier Mal kleiner als die Erdeb Die Sonne ist 400 so gross wie der Mond 1 Akt bWanderung des Mondes durch das Tierkreisband 5 12 Wagenschein Unterrichtliche Voraussetzung sorgfaltige Beweisfuhrung fur die Kugelgestalt und die Achsdrehung der Erde a Der Mond wandert nah der Ekliptik durch die Tierkreiseb Die Sonne und auch die Planeten tun das mit leichten Abweichungen ebenfallsc Insbesondere liegen die Bahnen naherungsweise auf einer EbeneWie schnell ist der Mond auf seiner Bahn um die Erde 5 13 Rechnung Er durchsturmt etwa 1 km pro Sekunde 2 Akt 2 Akt rasende Felskugel Was fuhrt den Mond auf seine r Bahn 5 14 5 16 Newtons Gedankenexperiment von 1688 nebst Skizze a Der Mond fallt und kommt doch der Erde nicht naherb Ein Gesetz umschliesst den Brunnen und den Mond Ouverture 1 Akt 3 Akt aReicht die Schwerkraft uberhaupt bis zum Mond 5 17 5 20 Erfullt die Bahn des Mondes das Erkennungszeichen der Gravitation Rechnung a Der Mond weicht in einer Sekunde nicht um 5 m sondern nur um 1 3 mm von der geraden Bahn ab b Die Schwerkraft verdunnt sich quadratisch abnehmend in den Raum a 2 Aktb 3 Akt 3 Akt b lt ohne Entsprechung bei Wagenschein gt Spirituelle Nachbereitung des Gelernten Ahrens Brief an RilkeEyer Stille Besprechung mit dem Mond Reflexion und Brief an Newton Finale FinaleLiteratur BearbeitenDie folgende Aufstellung ist chronologisch geordnet Werner Heisenberg Wandlungen in den Grundlagen der Naturwissenschaften S Hirzel Leipzig 1935 DNB 573732590 Martin Wagenschein Das Tubinger Gesprach in Die Padagogische Provinz 5 1951 12 S 623 628 Online Nachdruck PDF 90 kB Martin Wagenschein Das exemplarische Lehren als ein Weg zur Erneuerung der hoheren Schule mit besonderer Beachtung der Physik Vortrag im Institut fur Lehrerfortbildung in Hamburg am 26 Nov 1952 erweiterte Fassung Hamburg 1954 DNB 455336245 in Wagenschein 1980 S 170 194 Martin Wagenschein Natur physikalisch gesehen Eine Handreichung zur physikalischen Naturlehre fur Lehrer aller Schularten Diesterweg Frankfurt Berlin Bonn 1953 DNB 455336288 darin insbesondere Das Fallgesetz im Brunnenstrahl PDF 660 kB Der Mond und seine Bewegung PDF 760 kB Martin Wagenschein Die Erde unter den Sternen Ein Weg zu den Sternen fur jeden von uns Oldenbourg Munchen 1955 DNB 455336210 Online Nachdruck PDF 530 kB Wolfgang Klafki Das padagogische Problem des Elementaren und die Theorie der kategorialen Bildung Gottinger Studien zur Padagogik N F Heft 6 Beltz Weinheim Berlin 1957 DNB 480765197 Dissertation Universitat Gottingen Philosophische Fakultat Wolfgang Klafki Studien zur Bildungstheorie und Didaktik Beltz Weinheim Bergstr 1963 DNB 452428467 darin Zweite Studie Kategoriale Bildung Zur bildungstheoretischen Deutung der modernen Didaktik In Zeitschrift fur Padagogik 5 Jg 1959 S 386 412 Martin Wagenschein Die Erfahrung des Erdballs Klett Stuttgart 1967 DNB 740557777 Online Nachdruck PDF 400 kB Ueli Aeschlimann Mit Wagenschein zur Lehrkunst Gestaltung Erprobung und Interpretation dreier Unterrichtsexempel zu Physik Chemie und Astronomie nach genetisch dramaturgischer Methode Marburg 1999 DNB 969920059 Download der Original Dissertation darin Elementare Himmelskunde ein drittes Lehrstuck S 121 193 Daniel Ahrens Er ist nur halb zu sehen und ist doch rund und schon Untersuchung zur religiosen Dimension des Physikunterrichts am Beispiel der elementaren Himmelskunde Marburg 2005 DNB 978914600 Download der Original Dissertation darin S 278 293 Lippstadt und Kapstadt greifen zu den Sternen Bestimmung von Erdgrosse und Mondentfernung mit einfachen Mitteln Spektrum der Wissenschaft Heidelberg 2008 Download Ulrike Harder Lehrkunstdidaktik und Klafkis fruhe Bildungsdidaktik Unterrichtserprobung in drei Lehrstucken Goethes Italienische Reise Athen in der Ara des Perikles Die Bassermanns Burgertum in Deutschland durch neun Generationen Marburg 2012 DNB 1035627701 Download der Original Dissertation darin Abschnitt 2 4 S 39 66 mit starkem Bezug zu Klafkis Besprechung von Wagenscheins Lehrgang Michael Janichen Dramaturgie im Lehrstuckunterricht Himmelsuhr und Erdglobus Howards Wolken Erd Erkundung mit Sven Hedin Ein Beitrag zur Theorie Praxis und Poiesis der Lehrkunstdidaktik Marburg 2010 DNB 1010690728 Download der Original Dissertation darin Himmelsuhr und Erdglobus S 101 184 Marc Eyer Lehrstuckunterricht im Horizont der Kulturgenese Lehrkunstdidaktische Komposition und Inszenierung von Galileis Fallgesetz Pascals Barometer Fermats Spiegeloptik Marburg 2013 DNB 1049818873 Download der Original Dissertation Nachdruck Springer Wiesbaden 2015 ISBN 978 3 658 10997 4 darin Das Fallgesetz nach Galilei S 146 222 Marc Eyer Der Mond und seine Bewegung Ein Lehrstuck nach Martin Wagenschein Lehrstuckskizze Marburg Mai 2014 Daniel Ahrens Wie auf Erden so auch im Himmel Lehrstuckbericht Paderborn 2015 und Marburg 2017 Benjamin Gunther Bildungspotential von Unterrichtsgegenstanden am Beispiel von Martin Wagenscheins Unterrichtsentwurf Der Mond und seine Bewegung Eine theoretische Untersuchung auf der Grundlage der kategorialen Bildung Wolfgang Klafkis Marburg 2015Fussnoten Bearbeiten vgl Wagenschein 1953 s Klafki 1957 vgl Klafki 1959 s Wagenschein 1955 vgl Heisenberg 1935 S 38 Abschlussbemerkung in Abschnitt 2 Abschnitt 3 Abschnitt 4 Diesen Teil nehmen die Abschnitte 5 1 bis 5 10 ein Diese Erkenntnis kann auch dem Laien schnell kommen wenn er bedenkt dass es sowohl totale als auch ringformige Sonnenfinsternisse gibt der Mond erscheint also manchmal etwas grosser und manchmal etwas kleiner als der Mond Diese Uberlegungen sind in 5 1 bis 5 4 kurz zusammengefasst s 5 5 bis 5 7 vgl 5 8 vgl 5 9 und 5 10 vgl 5 11 vgl 5 12 vgl 5 13 vgl 5 14 vgl 5 15 vgl 5 16 vgl 5 17 vgl 5 18 vgl 5 19 vgl 5 20 vgl 5 21 vgl 5 22 vgl 5 23 Dies ist der komplette Inhalt des Abschlussabschnitts 5 24 vgl Klafki 1959 in Klafki 1963 S 43 vgl Klafki 1959 in Klafki 1963 S 40 vgl Klafki 1959 in Klafki 1963 S 41 siehe etwa Harder 2012 und Gunther 2015 s Ahrens 2015 2017 Dieses ordnet Wagenschein seinem annus mirabilis 1665 66 zu was jedoch nicht haltbar ist vgl Ahrens 2006 S 278 ff bzw Ahrens 2008 s Eyer 2014 s Eyer 5 2014 Die Tabelle orientiert sich an einer Aufstellung Ahrens vom Juni 2014 ist aber etwas erganzt worden Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Der Mond und seine Bewegung amp oldid 235563346