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Denkmal memphitischer Theologie Schabaka Stein Material Grune BrekzieMasse H 92 cm B 137 5 cm Herkunft vermutlich MemphisZeit Dritte Zwischenzeit zur Zeit Schabakas 716 706 v Chr Ort London British Museum EA 498 einst 135 Beim Denkmal memphitischer Theologie auch Schabaka Stein handelt es sich um eine schwarze Platte aus gruner Brekzie mit einer altagyptischen Inschrift die sich heute im British Museum befindet wo sie unter der Inventarnummer EA 498 gefuhrt wird Nach eigenen Angaben fand der kuschitische Pharao Schabaka im Ptah Tempel von Memphis einen wurmzerfressenen Papyrus dessen Inhalt er auf die Platte meisseln liess damit er fur die Ewigkeit bestehe Die Inschrift ist die wichtigste Quelle der memphitischen Theologie den in Memphis entwickelten Schopfungsmythos der agyptischen Mythologie Im Zentrum dieser Schopfungsgeschichte steht der Gott Ptah der die Welt mittels Herz und Zunge das heisst Erkenntnis und Sprache schuf Sie ist die fruheste bekannte Theologie die auf dem Prinzip des Logos beruht der Schopfung durch das Wort und die Rede und erinnert damit an den Beginn des Johannesevangeliums Weiterhin thematisiert die Inschrift den Mythos von Horus und Seth der als mythische Darstellung der Reichseinigung Agyptens angesehen wird Der Text bereitet der Forschung noch immer grosse Probleme Durch die Wiederverwendung als Saulenfundament oder Muhlenstein wurde der Mittelteil der Inschrift abgerieben und ist nicht mehr lesbar Die Datierung des Urtextes von dem Schabaka die Inschrift kopieren liess schwankt um uber 2000 Jahre Fruhe Bearbeiter gingen von einer Entstehungszeit im Alten Reich oder noch fruher aus in jungerer Zeit wird eher von der Ramessidenzeit oder dem Beginn der dritten Zwischenzeit ausgegangen Nach anderer Auffassung handelt es sich um eine Schopfung von Schabaka selbst der Fundbericht des wurmzerfressenen Papyrus ist demnach eine Auffindungs Legende mit der Absicht dem Inhalt als Werk der Vorfahren grosseres Gewicht zu verleihen Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Beschreibung 2 Datierung 3 Leserichtung 4 Inhalt 4 1 Lesung von links nach rechts 4 2 Lesung von rechts nach links 5 Die Schopfungslehre 6 Interpretationen 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseHerkunft und Beschreibung BearbeitenDie Inschrift ist auf einem rechteckigen 92 137 5 cm grossen Block aus schwarzem Hartgestein eingemeisselt Haufig wird das Gestein als Granit manchmal auch als Basalt bezeichnet Auf Anfragen beim British Museum erhielt Benedikt Rothohler die Antwort dass es sich um ein konglomerat artiges Gestein handelt das ublicherweise mineralogisch als Grune Brekzie bezeichnet wird und im Wadi Hammamat abgebaut wurde 1 Dort ist auch tatsachlich eine Steinbruchexpedition unter Schabaka aus dem 12 Regierungsjahr belegt 2 Die genaue Herkunft ist unbekannt moglicherweise stammt der Block aus dem Tempel des Ptah in Memphis 1805 schenkte ihn George John 2nd Earl of Spencer dem British Museum wo er unter der Inventarnummer EA 498 gefuhrt wird Der Earl of Spencer brachte den Schabaka Stein zusammen mit weiteren flachen und gewichtigen Objekten aus Alexandria mit die als Ballast auf die Schiffe gebracht wurden zum Zweck der ruhigen Seefahrt und nicht als Antiquitat El Hawary vermutet dass diese Denkmaler bereits in der Antike aus Memphis oder Heliopolis nach Alexandria transportiert wurden 3 Die Inschrift besteht aus zwei horizontalen Zeilen und darunter 62 vertikalen Kolumnen Bei der spateren Wiederverwendung wurde im Mittelteil eine rechteckige Vertiefung eingearbeitet und der umliegende Teil stark abgerieben und ist somit von Kolumne 24 bis 47 bis auf vereinzelte Zeichenreste nicht mehr lesbar Diese Benutzungsspuren wurden lange der Verwendung als Muhlstein zugerechnet El Hawari geht dagegen davon aus dass der Stein spater als Fundament einer Saule oder eines Pfeilers genutzt wurde 4 Der inhaltliche Zusammenhang zwischen dem linken und rechten Teil bleibt damit trotz partieller Beruhrungspunkte unklar Weitere Zerstorungen sind die Tilgungen des Geburtsnamens Schabakas und des Namens des Gottes Seth die Psammetich II bereits im Alten Agypten durchfuhren liess 5 Datierung Bearbeiten nbsp Der kuschitische Pharao Schabaka der die Inschrift angeblich von einem wurmzerfressenen Papyrus kopieren liess Der Kolophon prasentiert die Inschrift als eine neu angelegte Abschrift eines von Wurmern zerfressenen Papyrus den Schabaka im Ptah Tempel in Memphis fand Seine Majestat Schabaka schrieb diesen Text aus dem Tempel seines Vaters Ptah sudlich seiner Mauer neu ab Und zwar hatte Seine Majestat ihn als Werk der Vorfahren und von Wurmern zerfressen vorgefunden und weil man ihn von Anfang bis Ende nicht mehr verstand schrieb Seine Majestat o a ihn von neuem und noch besser als zuvor ab damit sein Name verewigt werde und seine Denkmaler im Tempel seines Vaters Ptah sudlich seiner Mauer so lange wie die Ewigkeit bestehen Gemacht vom Sohn des Re Schabaka fur seinen Vater Ptah Tatenen moge er handeln indem ihm ewiges Leben geschenkt ist Denkmal Memphitischer Theologie 6 Die Datierung der Kopie in die Zeit Schabakas ist unbestritten jene des Textes den Schabaka als Werk der Vorfahren bezeichnete ist bis heute heftig umstritten 5 James H Breasted vermutete die Entstehungszeit im Neuen Reich oder kurz davor 7 Fur Adolf Erman ist der Text zu einer Zeit entstanden als Memphis im Alten Reich zur Hauptstadt wurde 8 Noch fruher datierte ihn Kurt Sethe namlich in die 1 Dynastie wobei gewisse Teile noch in der vorgeschichtlichen Zeit entstanden sein sollten Lange Zeit hielt man an dieser Datierung fest und das Denkmal memphitischer Theologie wurde dadurch als Quelle fur Religion Literatur und Geistesleben des Alten Reiches herangezogen Die Fruhdatierung wurde vor allem aus sprachlichen und inhaltlichen Argumenten vorgenommen unubersehbare Merkmale spater Sprache wurde dem kuschitischen Kopisten angelastet 9 Einen ganz anderen Datierungsansatz nahm Friedrich Junge 1973 vor Er halt den Text fur eine originare Schopfung der 25 Dynastie indem er in der Sprache archaisierende Tendenzen erkennt die sich nicht wesentlich von neo mittelagyptischen Texten der 25 und 26 Dynastie unterscheiden Die sprachlichen Elemente die als Kriterien fur ein hohes Alter herangezogen wurden sind seiner Meinung nach bezeichnend fur archaisierende Tendenzen oder Einflusse des Neuagyptischen was typisch fur den Archaismus der Spatzeit ist 10 Der Fundbericht des wurmzerfressenen Papyrus ist demnach eine Auffindungslegende mit der Absicht dem Inhalt als Werk der Vorfahren grosseres Gewicht zu verleihen Junges These hatte sich in der Folge im Grossen und Ganzen als Lehrmeinung durchgesetzt wenn auch H A Schlogel und Jan Assmann eine mogliche Entstehung in der Ramessidenzeit vorschlugen 11 12 Benedikt Rothohler kam zum Schluss dass eine Datierung aufgrund inhaltlicher und sprachlicher Argumente letzten Endes nicht moglich ist Gerade fur religiose Texte war es im Alten Agypten keineswegs die Regel dass sie zu einem bestimmten Zeitpunkt von einem Autor verfasst wurden sondern dass sie sich uber einen langeren Zeitraum hinweg entwickelten bis eine deutlich eigenstandiger Text entstand Ausserdem wurden die Texte haufig aus Elementen alterer Texte zusammengestellt wodurch sie haufig in der Sprache eher auf diese Ursprunge verwiesen als auf die Endredaktion 13 So lassen sich die archaischen beziehungsweise archaisierenden Ausdrucke als Versuch eines spatzeitlichen Autors auffassen einen Text in einem alteren Agyptisch zu verfassen oder aber als Versuch eines spatzeitlichen Kopisten einen schwer verstandlichen altagyptischen Text wiederzugeben 14 Damit ist eine genaue Datierung des Urtextes nicht moglich Am wahrscheinlichsten halt er eine Entstehungszeit gegen Ende der dritten Zwischenzeit 23 oder 24 Dynastie also vielleicht etwas mehr als 50 Jahre vor der Kopie durch Schabaka 15 Leserichtung BearbeitenDie Hieroglyphen der Inschrift blicken nach rechts was normalerweise eine Leserichtung von rechts nach links impliziert wie es allgemein ublich ist Demnach musste die Inschrift mit der Kolumne ganz rechts beginnen Allerdings ist die Leserichtung umstritten James H Breasted und die nachfolgenden Bearbeiter gingen mehrheitlich von einer retrograden rechtslaufigen Leserichtung aus wonach der Text auf der linken Seite der horizontalen Kolumnen beginnt Die Hieroglyphen blicken nach dieser Lesung zum Textende hin wie man es unter anderem von den Totenbuchpapyri her kennt 16 Daruber hinaus sind retrograde Texte aus dem Alten Agypten aber selten 17 Breasteds Annahme von einer retrograden Lesung beruht darauf dass an einigen Stellen eindeutig eine Wortgruppe vom Ende einer Kolumne am Anfang der rechts benachbarten Kolumne fortfahrt 18 Fur Benedikt Rothohler sprechen verschiedene Hinweise gegen eine retrograde Lesung Er geht davon aus dass die verschobenen Kolumnenenden auf einen antiken Abschreibfehler zuruckgehen Der Kopist hat demnach den Text bei der Abschrift von einem Original mit langeren Kolumnen auf die Abschrift mit kurzeren Kolumnen von links nach rechts fliessend umbrochen Dass die Schreiber haufig automatisch und ohne den Inhalt naher zu erfassen arbeiteten und dass daher die verschobenen Kolumnen Enden nicht zwingend mit der Leserichtung des Originals ubereinstimmen mussen lasst sich durch viele eindeutige Beispiele belegen 19 Auch inhaltliche Probleme und die Untersuchung der spatagyptischen Schopfungsvorstellungen haben fur ihn gezeigt dass verschiedene Hinweise gegen eine retrograde Lesung sprechen Die nicht retrograde Lesung ist demnach einfacher mit weniger Voraussetzungen behaftet und inhaltlich plausibler 20 Trotz dieser Hinweise halt Jan Assmann an der retrograden Lesung von links nach rechts fest 21 Inhalt Bearbeiten nbsp Der Schabaka Stein in epigraphischer Abschrift von BreastedDas Kolophon gibt die Titulatur des Konigs Schabaka an Als Anlass der Uberlieferung nennt es dass Schabaka einen wurmzerfressenen Papyrus im Tempel seines Vaters Ptah sudlich seiner Mauer in Memphis fand den er von neuem abschreiben liess um ihn fur die Ewigkeit zu erhalten Lesung von links nach rechts Bearbeiten Die folgende Inhaltsangabe richtet sich nach der Leserichtung von links nach rechts retrograd wie sie Breasted Junker und weitere aufgefasst haben und nach der jungsten Ubersetzung nach dieser Auffassung von Carsten Peust und Heike Sternberg el Hotabi Der linke Teil wird von Junker als politische Lehre von Memphis tituliert Die einleitenden Worte nennen Ptah als denjenigen der die bedeutsamen Namen dieser Dinge oder Gotter erdacht hat Ober und Unteragypten vereinigt hat als nsw und bjt erschienen ist und sich selbst erzeugt hat Atum ist es aber der die Gotterneunheit geboren hat Er beendet den Streit zwischen den Gottern Horus und Seth indem er Seth zum oberagyptischen und Horus zum unteragyptischen Konig macht Beide sind damit zufrieden Geb missfallt nun aber dass Horus und Seths Anteile gleich gross sind da er in Horus den rechtmassigen Erben sieht und beantragt dass ihm ganz Agypten zugesprochen wird Geb proklamiert darauf vor der Neunheit Horus zum Konig der nun mit Memphis als Hauptstadt allein uber ganz Agypten regiert Horus erschien in Memphis dort wo sich die beiden Lander vereinigen als Konig der die beiden Lander vereinigt Anschliessend wird uber das Begrabnis des Osiris in Memphis berichtet und dass er dort von Isis aus dem Wasser gezogen worden ist 22 Nach dem zerstorten Mittelteil wird in der rechten Halfte die Junker als Gotterlehre von Memphis bezeichnet die Schopfung der Welt durch Ptah geschildert Aus unbekannten Grunden werden die acht Erscheinungsformen des Ptah aufgezahlt die zu Herz und Zunge in der Gestalt des Atum geworden sind Ptah erschafft die Welt mittels der Schopfungsprinzipien Herz und Zunge das heisst Erkenntnis und Sprache Durch es das Herz ist Horus und durch sie die Zunge ist Thot aus Ptah hervorgegangen So entstand die Vorherrschaft von Herz und Zunge uber alle anderen Glieder und sie zeigt dass er Ptah an der Spitze jedes Leibes und jedes Mundes aller Gotter aller Menschen aller Tiere und aller Wurmer steht die leben wobei er alles denkt und befiehlt was er will So wurden alle Gotter geboren und seine Gotterneunheit war komplett Und aus dem was das Herz erdacht und die Zunge befohlen hat sind auch alle heiligen Texte entstanden Denkmal memphitischer Theologie 23 Am Ende wird noch einmal der Osirismythos aufgegriffen Horus befiehlt Isis und Nephthys Osiris aus dem Wasser zu fischen Nach der Bergung tritt Osiris durch die geheimen Tore in die Herrlichkeit des Herrn der Ewigkeit ein auf den Spuren dessen der am Horizont aufgeht auf den Wegen des Re im Hohen Thron Er verbindet sich mit dem Hofstaat des Totenreiches und gesellt sich zu den Gottern des Tatenen des Ptah des Herrn der Jahre Anschliessend wird von der Bestattung des Osiris in Memphis berichtet und dass Horus nun Konig von ganz Agypten ist 24 Lesung von rechts nach links Bearbeiten Benedikt Rotholer entschied sich aus verschiedenen Grunden fur eine Lesung von rechts nach links nicht prograd und interpretierte den Ablauf der Inschrift folgendermassen Nach einem einfuhrenden Lob des Ptah wird erlautert dass Ptahs Stadt Memphis auch der Begrabnisort des Osiris ist die folgende Geschichte vom aus dem Wasser ziehen ist die nahere Erlauterung dazu Als die Gotter und ihre Kas anlasslich der Trauerfeierlichkeiten im Memphis versammelt sind erschafft Ptah fur sie die Kultbilder Auf dieser Grundlage richtet Ptah die Welt als Kulttopographie ein Tempel fur die Kultbilder Stadte fur die Tempel Gaue zur Versorgung des Kultes etc Ptahs Schopfertaten werden mit denen des Atum verglichen Als Reaktion seiner Schopfertaten folgt zu seiner Ehre die Litanei seiner Erscheinungsformen Am Beginn des linken Teils wird gerade noch einmal mit etwas verandertem Wortlaut rekapituliert wie Osiris aus dem Wasser gezogen wurde Danach erhalt er ein Grab in Memphis An diesem Ort werden dann Horus und Seth versammelt und verbrudert beide sind zufrieden Geb proklamiert Horus als Erben Die Zustandigkeiten werden verteilt Horus in Oberagypten und Seth in Unteragypten Damit ist die gewunschte Endsituation erreicht die Neunheit und die beiden Konigsgotter sind zufrieden Als Resumee wird nochmals auf die Schopfer Atum und Ptah verwiesen Letzterer ist als Herr von Memphis auch der eigentliche Konig beider Lander 25 Die Schopfungslehre Bearbeiten Hauptartikel Memphitische Theologie nbsp Die memphitische Theologie erweitert den Stammbaum der Neunheit von Heliopolis um den Gott Ptah Tatenen Zunachst entsteht aus Ptah die Achtheit von Hermopolis die den praexistenten Urzustand personifizieren Damit geht Ptah sogar der Praexistenz noch voraus Als wichtige Grundlage diente der memphitischen Schopfungslehre die Lehre der Neunheit von Heliopolis In dieser altesten altagyptischen Schopfungslehre tritt der Gott Atum als Schopfungsgott in Erscheinung Aus ihm heraus entstehen durch Trennung die gottlichen zwei Geschlechter Schu und Tefnut von denen die Herrschaft von einer Gottergeneration zur nachsten ubergeht bis in der funften Generation Horus die Herrschaft ubernimmt und sich in jedem regierenden Pharao verkorpert Die memphitische Schopfungslehre versucht die heliopolitanische zu uberbieten indem sie diese erganzt und den Stammbaum erweitert Sie setzt Ptah Tatenen vor Atum als erste Schopfer beziehungsweise Herrschergeneration 26 Ptah erschafft die Welt mittels der Prinzipien von Herz und Zunge das heisst Erkenntnis und Sprache Das Denkmal memphitischer Theologie ist die ausgeklugeltste altagyptische Darstellung einer Schopfung durch das Wort Es erinnert an den Beginn des Johannesevangeliums 1 1 18 EU Im Anfang ἀrxh war das Wort logos und das Wort war bei Gott und das Wort war Gott Im Anfang war es bei Gott Alles ist durch das Wort geworden und ohne das Wort wurde nichts was geworden ist Im Unterschied zur biblischen Darstellung spielt in der memphitischen Theologie das Herz ebenfalls eine bedeutende Rolle als planendes Element der Schopfung und zum anderen auch die Schrift die Hieroglyphen die die Form der Dinge wiedergeben die das Herz ersinnt Das Herz denkt sich die Dinge aus die Zunge vokalisiert sie und die Hieroglyphenschrift bringt sie in die sichtbare Form Ptah der Gott der Kunstler und Handwerker ist fur die Gestaltung der Dinge verantwortlich Thot der Gott der Zunge und daher auch der Gott der Hieroglyphenschrift realisiert die Gedanken des Herzens in gesprochener und geschriebener Gestalt 27 M Gorg geht davon aus dass die Wort Theologie der Ptah Verehrer in griechisch romischer Zeit von der memphitischen Theologie stammt womit durchaus Beruhrungspunkte zum Johannesevangelium bestanden haben konnten Insbesondere die Stadt Alexandria war Uberschneidungsfeld griechischer agyptischer und judischer Traditionen So taucht bei Philon von Alexandria ein theologisch uberladener Logosbegriff auf dieser ist jedoch mit theologischen Fragestellungen befrachtet deren Rezeption im Urchristentum nicht belegt ist 28 Die Gesamtheit der Schopfung wird als alle Dinge und alle Hieroglyphen bezeichnet Jan Assmann sieht in dieser Zweiteilung der Schopfung Ahnlichkeiten zur Philosophie Platons in der zwischen einer Sphare der Urbilder Ideen und einer Welt unendlich reproduzierter Abbilder unterschieden wird Zwischen Ding und Schriftzeichen besteht im agyptischen hieroglyphischen Denken eine ahnliche Relation wie zwischen Ding und Begriff im griechischen Indem Ptah die Urbilder der Dinge konzipierte erfand er zugleich mit ihnen auch die Schrift die Thot nur aufzuzeichnen braucht so wie er als Zunge die Gedanken des Herzens nur aussprechen muss 29 Das Zusammenwirken von Ptah der die Dinge konzipiert und Thot der sie aufzeichnet weist gewisse Ahnlichkeiten mit dem Zusammenspiel von Gott und Adam im Paradies auf wie in der Genesis beschrieben wird Gott der Herr formte aus dem Ackerboden alle Tiere des Feldes und alle Vogel des Himmels und fuhrte sie dem Menschen zu um zu sehen wie er sie benennen wurde Und wie der Mensch jedes lebendige Wesen benannte so sollte es heissen Der Mensch gab Namen allem Vieh den Vogeln des Himmels und allen Tieren des Feldes 1 Moses 2 19 20 30 Adams Benennung der Dinge entspricht der Verknupfung von Dingen und Worten wie sie Thot vornimmt und da es sich um eine Schopfung durch das Wort handelt lesen Adam und Thot den Dingen ab was sie aussprechen bzw niederschreiben 31 Interpretationen BearbeitenKurt Sethe sah in der Inschrift Ahnlichkeiten mit dem Dramatischen Ramesseumspapyrus den er bearbeitete Der Dramatische Ramesseumspapyrus enthalt das Ritual fur eine Kultzeremonie das Sethe als Thronbesteigungsritus deutete Die einzelnen Szenen der mythischen Handlungen werden dabei mit der Osirissage gleichgesetzt so dass die Kulthandlung als Spiegelbild des mythischen Vorgangs erscheint 32 Demnach handelt es sich beim Denkmal memphitischer Theologie ebenfalls um einen Text der in dramatischer Form den Osiris und Horusmythos behandelte mehr oder weniger mit den mittelalterlichen Mysterienspielen vergleichbar Die Wechselreden hielt er fur Anweisungen fur die Protagonisten der Gotterrollen bei der szenischen Auffuhrung Die meisten nachfolgenden Bearbeiter schlossen sich dieser Auffassung an 33 Fur Jan Assmann stellt das Denkmal einen Ruckgriff auf die Vergangenheit dar Dabei verherrlicht der Text die Stadt Memphis Offensichtlich gehort er zu dem politischen Programm der Athiopenkonige Memphis nicht nur architektonisch sondern vor allem geistig und religios wieder aufzubauen und zur Hauptstadt eines Agypten zu machen das sich als Wiedergeburt des Alten Reiches versteht 34 Ein Bezug zur Zeit des Schabaka liegt nahe Vor Schabakas Zeit war das Reich in verschiedene libysche Furstentumer geteilt Obwohl sein Vorganger Pije einen Feldzug nach Agypten unternahm war es diesem noch nicht darauf angekommen Agypten wiederzuvereinen Diesen Schritt unternahm erst Schabaka Er versuchte die klassische pharaonische Monarchie zu erneuern Gerade die Denkmaler in der Umgebung von Memphis zeugten von den Glanzzeiten der fruheren Pharaonen daher das Bestreben an memphitische Traditionen anzuknupfen 35 Im Mythos von Horus und Seth sieht Jan Assmann so etwas wie den Mythos der Reichseinigung Die Auseinandersetzung zwischen Horus und Seth wird als Rechtsstreit ausgetragen die Entscheidung liegt letztlich bei Geb Insgesamt verlauft der Prozess in drei Phasen Der Streit die Schlichtung durch Teilung und der Frieden durch Vereinigung Mit der Vereinigung kommt es zur Versohnung Seth wird uberwunden aber nicht ausgegrenzt sondern integriert 36 Bei der Thronbesteigung wird die Vereinigung jedes Mal aufs Neue rituell durchgefuhrt Damit greift der Text auf einen sehr alten Mythos zuruck der von der Wende Agyptens zur politischen Einheit erzahlt Der Text lasst sich sehr gut als mythische Figuration einer geschichtlichen Situation verstehen in der eine Periode zweier rivalisierender Teilreiche durch die Stiftung einer umgreifenden Einheit beendet wird in der sich die eine Partei als siegreich erwiesen hat aber grosser Wert darauf gelegt wird die unterlegene Partei zu integrieren Horus steht naturlich fur das Horuskonigtum von Hierakonpolis und Seth fur das Konigtum von Naqada Naqada Ombos ist ja die Heimat dieses Gottes er ist dort seit Urzeiten zu Hause Jan Assmann 37 Literatur BearbeitenJames P Allen Genesis in Egypt The Philosophy of Ancient Egyptian Creation Accounts Yale Egyptological Studies Band 2 New Haven 1988 S 43 47 Hartwig Altenmuller Artikel Denkmal memphitischer Theologie In Wolfgang Helck Eberhard Otto Hrsg Lexikon der Agyptologie Band I Harrassowitz Wiesbaden 1975 Spalten 1065 1069 Jan Assmann Agypten Eine Sinngeschichte Hanser Munchen 1996 ISBN 3 446 18522 4 S 55 59 und 382 396 Jan Assmann Rezeption und Auslegung in Agypten Das Denkmal memphitischer Theologie als Auslegung der heliopolitanischen Kosmogonie In Reinhard Gregor Kratz Thomas Kruger Hrsgg Rezeption und Auslegung im Alten Testament und in seinem Umfeld Ein Symposion aus Anlass des 60 Geburtstags von Odil Hannes Steck Orbis biblicus et orientalis Band 153 Vandenhoeck amp Ruprecht Freiburg Schweiz Gottingen 1997 S 125 138 Horst Beinlich Bemerkungen zum Schabaka Stein In Gottinger Miszellen GM Band 122 1991 S 15 20 James H Breasted The Philosophy of a Memphite Priest In Zeitschrift fur Agyptische Sprache und Altertumskunde Band 39 1901 S 39 54 online Adolf Erman Ein Denkmal memphitischer Theologie In Sitzungsberichte der Koniglich preussischen Akademie der Wissenschaften Band 43 1911 S 916 950 online J Gwyn Griffiths The Origins of Osiris and his Cult Studies in the History of Religions Band 40 Brill Leiden 1980 ISBN 90 04 06096 0 S 107 113 Amr El Hawary Wortschopfung Die Memphitische Theologie und die Siegesstele des Pije zwei Zeugen kultureller Reprasentation in der 25 Dynastie Orbis Biblicus et Orientalis Band 243 Freiburg Schweiz Gottingen 2010 Volltext als PDF Erik Iversen Egyptian and Hermetic Doctrine Opuscula Graecolatina Band 27 Museum Tusculanum Press Kopenhagen 1984 ISBN 87 88073 78 5 Friedrich Junge Zur Fehldatierung des sog Denkmals memphitischer Theologie oder Der Beitrag der agyptischen Theologie zur Geistesgeschichte der Spatzeit In Mitteilungen des Deutschen Archaologischen Instituts Abteilung Kairo MDAIK Band 29 1973 S 195 204 Hermann Junker Die Gotterlehre von Memphis In Abhandlungen der Preussischen Akademie der Wissenschaften 1939 Philosophisch historische Klasse Nr 23 Berlin 1940 Hermann Junker Die politische Lehre von Memphis In Abhandlungen der Preussischen Akademie der Wissenschaften 1941 Phil hist Kl Nr 6 Berlin 1941 Miriam Lichtheim Ancient Egyptian Literature Band I The Old and Middle Kingdoms Berkley 1973 S 51 57 Carsten Peust Heike Sternberg el Hotabi Das Denkmal Memphitischer Theologie In Texte aus der Umwelt des Alten Testaments Erganzungslieferung TUAT EL Gutersloh 2001 Benedikt Rothohler Neue Gedanken zum Denkmal memphitischer Theologie Vorgelegt am 21 September 2004 als Dissertation an der Philosophischen Fakultat der Universitat Heidelberg Volltext als PDF Kurt Sethe Dramatische Texte zu altagyptischen Mysterienspielen Das Denkmal memphitischer Theologie der Schabakostein des Britischen Museums In Untersuchungen zur Geschichte und Altertumskunde Agyptens Band X Nr 1 Hinrichs Leipzig 1928 J Yoyotte Le martelage des noms royaux Ethiopiens par Psammetique II In Revue d Egyptologie Band 8 1951 S 251 ff Weblinks BearbeitenJoachim Friedrich Quack Denkmal memphitischer Theologie Online Artikel erstellt November 2018 In Michaela Bauks Klaus Koenen Stefan Alkier Hrsg Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet WiBiLex Stuttgart 2006 ff British Museum stela millstone re use The Shabako Stone Auf britishmuseum org zuletzt abgerufen am 11 November 2022 Wim van den Dungen On the Shabaka Stone Auf maat sofiatopia org zuletzt abgerufen am 11 November 2022 The Shabaka Stone englische Ubersetzung Auf reshafim org il Memento vom 28 Dezember 2011 im Internet Archive Lioness of the Sun Memphite Theology Creation by Perception and Annunciation Memento vom 12 Januar 2013 im Internet Archive Einzelnachweise Bearbeiten Benedikt Rothohler Neue Gedanken zum Denkmal memphitischer Theologie Heidelberg 2004 S 11 Auf Anfrage bei Dr Andrew Middleton vom British Museum J F Quack Denkmal memphitischer Theologie 2018 mit Verweis auf J Couyat P Montet Les inscriptions hieroglyphiques et hieratiques du Ouadi Hammamat Memoires publies pas les Membres de l Institut Francais d Archeologie Orientale du Caire Band 34 Kairo 1912 S 96 A El Hawary Wortschopfung Freiburg Schweiz Gottingen 2010 S 76 A El Hawary Wortschopfung Freiburg Schweiz Gottingen 2010 S 75 a b Carsten Peust Heike Sternberg el Hotabi Das Denkmal Memphitischer Theologie Gutersloh 2001 S 166 Carsten Peust Heike Sternberg el Hotabi Das Denkmal Memphitischer Theologie Gutersloh 2001 S 170 James H Breasted The Philosophy of a Memphite Priest In Zeitschrift fur Agyptische Sprache und Altertumskunde 39 1901 S 43 Adolf Erman Ein Denkmal memphitischer Theologie In Sitzungsberichte der Koniglich preussischen Akademie der Wissenschaften Band 43 1911 S 924 Carsten Peust Heike Sternberg el Hotabi Das Denkmal Memphitischer Theologie Gutersloh 2001 S 167 Friedrich Junge Zur Fehldatierung des sog Denkmals memphitischer Theologie oder Der Beitrag der agyptischen Theologie zur Geistesgeschichte der Spatzeit 1973 S 198 H A Schlogel Der Gott Tatenen Orbis biblicus et orientalis OBO Band 29 Freiburg Schweiz 1980 S 110 117 Jan Assmann Agypten Eine Sinngeschichte Munchen 1996 S 392 Benedikt Rothohler Neue Gedanken zum Denkmal memphitischer Theologie Heidelberg 2004 S 184 Benedikt Rothohler Neue Gedanken zum Denkmal memphitischer Theologie Heidelberg 2004 S 187 Benedikt Rothohler Neue Gedanken zum Denkmal memphitischer Theologie Heidelberg 2004 S 202 Carsten Peust Heike Sternberg el Hotabi Das Denkmal Memphitischer Theologie S 166ff und James H Breasted The Philosophy of a Memphite 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Assmann Agypten Eine Sinngeschichte Munchen 1996 S 387 ff Gerhard Muller Hrsg Theologische Realenzyklopadie Band 36 Berlin 2004 S 308 Jan Assmann Agypten Eine Sinngeschichte Munchen 1996 S 391 Genesis 2 19 EU Jan Assmann Agypten Eine Sinngeschichte Munchen 1996 S 392 Hans Wilhelm Haussig Dietz Otto Edzard Hrsg Gotter und Mythen im Vorderen Orient Worterbuch der Mythologie Abteilung 1 Die alten Kulturvolker Band 1 2 Auflage Klett Cotta Stuttgart 1983 ISBN 3 12 909810 0 S 322 mit Verweis auf Kurt Sethe Dramatische Texte zu altagyptischen Mysterienspielen In Untersuchungen zur Geschichte und Altertumskunde Agyptens UGAA Bd 10 Leipzig 1928 C Peust H Sternberg el Hotabi Denkmal Memphitischer Theologie In TUAT EL S 169 mit Verweis auf Kurt Sethe Der Dramatische Ramesseumpapyrus Ein Spiel zur Thronbesteigung des Konigs In Untersuchungen zur Geschichte und Altertumskunde Agyptens Band 10 Leipzig 1928 S 83 ff Jan Assmann Agypten Eine Sinngeschichte Munchen 1996 S 382 Jan Assmann Agypten Eine Sinngeschichte Munchen 1996 S 386 Jan Assmann Agypten Eine Sinngeschichte Munchen 1996 S 56 f Jan Assmann Agypten Eine Sinngeschichte Munchen 1996 S 57 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Denkmal memphitischer Theologie amp oldid 234014705