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Den Namenlosen 1914 ist ein monumentales Gemalde des osterreichischen Malers Albin Egger Lienz aus dem Jahr 1916 Es gehort zur Sammlung des Heeresgeschichtlichen Museums in Wien Den Namenlosen 1914Albin Egger Lienz 1916Tempera auf Leinwand245 476 cmHeeresgeschichtliches Museum WienVorlage Infobox Gemalde Wartung Museum Das Werk gilt als unmittelbare Auseinandersetzung des Kunstlers mit der im Ersten Weltkrieg erfahrenen Entindividualisierung und Industrialisierung der Kriegsfuhrung im 20 Jahrhundert Inhaltsverzeichnis 1 Bildbeschreibung 2 Entstehung und Rezeption 3 Einordnung in das Gesamtwerk des Kunstlers 4 EinzelnachweiseBildbeschreibung BearbeitenDas Bild ist mit Tempera auf Leinwand gemalt Es hat eine Breite von 476 cm und eine Hohe von 245 cm In der linken unteren Ecke befinden sich die Signatur und Datierung Egger Lienz 1916 Das Gruppenbild zeigt 16 Soldaten die fast affengleich in Hockstellung in eine Richtung schreiten Ihre Haltung ist jene die Soldaten gegenuber feindlichem Dauerbeschuss einnehmen Das Individuelle bleibt nur in Details erhalten so tragt etwa ein Soldat eine Trompete anstelle eines Gewehrs Tendenziell ist es durch die verbergende Korperhaltung in den Erdgraben und durch in die Gesichter gezogene Helme und Kappen stark reduziert 1 Die Bildkomposition suggeriert eine rhythmisch strukturierte Bewegung von rechts oben nach links unten Die Bodenfalten der Erdgraben scheinen der Stossrichtung zu folgen Durch die Begrenzung des Bildrandes sind die Korper der Soldaten teilweise angeschnitten was die Wirkung nur den Ausschnitt einer grosseren Bewegung zu sehen verstarkt Zugleich verleihen die flachenhafte Bildgestaltung und die variantenarme Formensprache dem Gemalde eine ubersichtliche Direktheit Der schmale nach oben gezogene Horizont verstarkt den bedruckenden Effekt 2 In der Wahl des Titels Den Namenlosen 1914 spiegelt sich die Haltung des Kunstlers gegenuber dem industrialisierten Abschlachten der Kriegsfuhrung im 20 Jahrhundert 1 1914 war das Jahr des Beginns des Ersten Weltkriegs Die Namenlosen sind auch keinen bestimmten Nationen zuordenbar da Egger Lienz deren Uniformen keinem der kriegsbeteiligten Staaten eindeutig nachempfunden hat 2 Entstehung und Rezeption Bearbeiten nbsp Studie zu den Namenlosen Bleistift Kohle und weisse Kreide 63 90 cm 1916Albin Egger Lienz gehorte zu den wenigen Kunstlern aus Tirol die von 1915 bis 1917 im Umfeld bzw fur das k u k Kriegspressequartier KPQ gearbeitet hatten 3 Das Kriegspressequartier erteilte ihm die Erlaubnis an der Front malen zu durfen wodurch er jedoch nicht in den Stand des KPQ aufgenommen wurde und somit auch nicht als offizieller Kriegsmaler an die Abgabebestimmungen des KPQ gebunden war 4 Als quasi freier Kriegsmaler wirkte er ab 1916 dem Entstehungsjahr von Den Namenlosen 1914 in Folgaria und Trient 5 Dem Gemalde gingen mehrere Vorformen und Entwurfe voraus bei denen Egger Lienz den aus unmittelbarer Anschauung des Kriegsgeschehens gewonnenen Realismus der Darstellung zu einem durchkomponierten ausdrucksstarken Symbolismus weiterentwickelte 2 Die erste offentliche Ausstellung von Den Namenlosen 1914 fand 1917 noch wahrend des Krieges in Bozen statt Die Reaktionen der zeitgenossischen Kunstkritik insbesondere auch nach einer Ausstellung im Folgejahr im Munchner Glaspalast fielen fast ausschliesslich enthusiastisch aus 2 Dem Werk wurde augenblicklich eine herausragende Stellung im Genre der Kriegsmalerei zuerkannt Zwar wirkte das Gemalde formal ungewohnlich doch war eine ins Mythische gehobene Darstellung von Soldatentum durchaus zeittypisch und etwa durch die Werke Fritz Erlers asthetisch vorbereitet 6 nbsp Aufstellung des Gemaldes im Heeresgeschichtlichen Museum 2015 Egger Lienz starb 1926 Die Zeit des Nationalsozialismus tat seiner offentlichen Anerkennung zunachst keinen Abbruch Den Namenlosen 1914 war das dominierende Hauptwerk der 1940 im Heeresgeschichtlichen Museum veranstalteten Sonderschau Deutsche Soldaten und ihre Gegner 7 Die pazifistische oder zumindest dem Krieg kritisch begegnende Grundhaltung die sich nur augenscheinlich leicht dem Werk entnehmen liess erfuhr eine grundlegende Umdeutung So bot die Person Albin Egger Lienz den Machthabern willkommene Anknupfungspunkte fur eine Vereinnahmung im Sinne nationalsozialistischer Kulturpolitik hatte sich der Kunstler doch schon fruh als Gegner der Moderne und als Fursprecher von Volkskunst profiliert Diese Vereinnahmung schadete seinem Ansehen nach 1945 nachhaltig 3 Im Heeresgeschichtlichen Museum ist Den Namenlosen 1914 Teil einer Dauerausstellung zum Ersten Weltkrieg die 2014 neu gestaltet wurde 8 Einordnung in das Gesamtwerk des Kunstlers Bearbeiten nbsp Albin Egger Lienz 1920 Im von Wilfried Kirschl erstellten Werkverzeichnis von Albin Egger Lienz tragt Den Namenlosen 1914 die Nummer M 390 Der Kunstler bescheinigte seinem Gemalde selbst eine herausragende Qualitat 2 Egger Lienz hatte sich in den Jahren 1904 bis 1906 von einem fruhen Akademismus zu einer Betonung des Flachenhaften zu einer Vorliebe fur das Grossformat und fur Kompositionstechniken die jenen des Schweizer Malers Ferdinand Hodler verwandt sind entwickelt In diese Schaffensperiode fallt die Entstehung von Den Namenlosen 1914 Inhaltlich bildete der Krieg neben dem Bauerntum und der Religion ein Hauptthema im Gesamtwerk von Egger Lienz dem er sich in verschiedenen Einzelmotiven und gestalterischen Facetten widmete 3 Beginnend mit der Gestaltung von Kriegspostkarten im Jahr 1915 verabschiedete er sich rasch von einem jubelhaften Heroismus von dem sich in Den Namenlosen 1914 kaum mehr etwas findet und wendet sich mit humanitarer Geste den mit dem Krieg verbundenen Opfern und Leiden zu 5 Nach Kriegsende tritt in seinen Bildern noch einmal verstarkt der blosse Schrecken des Massen und Vernichtungskriegs zutage 3 In Den Namenlosen 1914 zeigt sich ferner beispielhaft ein kunstlerisches Hauptanliegen von Albin Egger Lienz Das Werk behalt seinen klaren Bezug zu einem konkreten historischen Geschehen und wird zugleich symbolisch aufgeladen uberhoht und vergeistigt 2 nbsp Sturm Den Namenlosen Fresko in der Kriegergedachtniskapelle Lienz 1925Als Spatwerk gestaltete Egger Lienz die Kriegergedachtniskapelle in Lienz mit vier Fresken Fur das 1925 im Zuge dessen entstandene Fresko Sturm Den Namenlosen ubernahm er die Komposition von Den Namenlosen 1914 Mit einer Flache von 236 473 cm erreicht es annahernd die Ausmasse der Vorlage 9 Einzelnachweise Bearbeiten a b Nicholas S Saunders Paul Cornish Introduction In Paul Cornish Nicholas J Saunders Hrsg Bodies in Conflict Corporeality Materiality and Transformation Routledge London New York 2014 ISBN 978 0 415 83422 3 S 2 a b c d e f Wilfried Kirschl Albin Egger Lienz 1868 1926 Das Gesamtwerk Band 1 Brandstatter Wien Munchen 1996 ISBN 3 85447 689 2 S 286 287 a b c d Albin Egger Lienz In 1914 2014 100 Jahre Erster Weltkrieg Osterreichisches Staatsarchiv 2014 abgerufen am 20 Dezember 2016 Walter Reichel Pressearbeit ist Propagandaarbeit Medienverwaltung 1914 1918 Das Kriegspressequartier KPQ Mitteilungen des Osterreichischen Staatsarchiv MOStA Sonderband 13 Studienverlag Innsbruck Wien Bozen 2016 ISBN 978 3 7065 5582 1 S 107 f a b Zu schade fur die Lade Albin Egger Lienz Lentos Kunstmuseum Linz abgerufen am 20 Dezember 2016 Kai Artinger Agonie und Aufklarung Krieg und Kunst in Grossbritannien und Deutschland im 1 Weltkrieg VDG Weimar 2000 ISBN 978 3 89739 125 3 S 119 und 123 Das Heeresgeschichtliche Museum in Wien Bohlau Graz Koln 1960 S 25 Erster Weltkrieg Heeresgeschichtliches Museum abgerufen am 20 Dezember 2016 Gert Ammann Albin Egger Lienz 1868 1926 Bestandskatalog der Sammlung im Museum der Stadt Lienz Schloss Bruck Mit einem Geleitwort von Ila Egger Lienz Museum der Stadt Lienz Lienz 2006 S 126 128 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Den Namenlosen 1914 amp oldid 237271024