www.wikidata.de-de.nina.az
Cranium humanum lateinisch fur Menschlicher Schadel ist ein aus menschlichen Schadeln hergestellter Arzneistoff der uber viele Jahrhunderte in der europaischen Medizin Verwendung fand Es wurde in zahlreichen Arzneibuchern des 16 bis 18 Jahrhunderts beschrieben und verlor im Zuge der wissenschaftlichen Weiterentwicklung der Medizin ab dem 18 Jahrhundert vollstandig seine Bedeutung als Arzneimittel Apothekerflasche fur Cranium Humanum ca 17 18 Jh Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund 2 Anwendung 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Einzelnachweise 6 WeblinksHintergrund BearbeitenBei der Verwendung von cranium humanum lag in der Medizin des ausgehenden Mittelalters und verstarkt in der Medizin der Renaissance die Ansicht zugrunde dass Heilkrafte aus der Allmacht der Schopfung Gottes aus pflanzlichen mineralischen und tierischen Wirkstoffen hervorgehen Dabei wurden dem Menschen als Kronung der Schopfung innerhalb des Tierreichs 1 und vor allem dem Kopf als vornehmsten Teil des menschlichen Leibes 2 besondere Heilkrafte zugesprochen Das dem cranium humanum zugeschriebene Wirkungsprinzip lag jedoch nicht in seinen chemischen oder physikalischen Eigenschaften begrundet sondern vielmehr in unsichtbaren spirituellen Lebenskraften die auch noch uber den Tod des Menschen hinaus wirken Cranium humanum bezeichnete dabei nicht zwingend Arzneistoffe die aus dem menschlichen Schadel gewonnen wurden haufig stand es auch als Synonym fur andere Knochen aus dem menschlichen Skelett die zu Heilzwecken eingesetzt wurden Die zur Arzneimittelherstellung benotigten Knochen stammten meist von hingerichteten Personen Dies nutzten oftmals Scharfrichter und Henker um sich durch den Verkauf von Korperteilen ihrer Delinquenten an Arzte oder Apotheker einen Nebenverdienst zu sichern Neben cranium humanum wurden in historischen Arzneibuchern haufig auch Mumia und Menschenfett axungia hominis als Arzneistoffe menschlicher Herkunft aufgefuhrt Anwendung BearbeitenCranium humanum wurde vor allem bei Erkrankungen eingesetzt die mit dem damaligen Kenntnisstand nicht erklarbar waren und deren Ursachen schliesslich magischen oder damonischen Einflussen zugeschrieben wurden wie Lahmungen Schlaganfallen Krampfanfallen Epilepsie oder aussergewohnlich starke Regelblutungen Im Gegensatz zu vielen als gottgegebene Strafe angesehenen Krankheiten galt hier der Befall des Patienten durch bose Machte als Ausloser dessen Heilung nur durch die Vertreibung des Bosen und einer Befreiung des Patienten mit Hilfe der Kraft des cranium humanum moglich war So nennt das Nurnberger Arzneibuch Dispensarium magistri Nicolai Praepositi ad aromatarios von 1536 cranium humanum als wirksames Mittel gegen Epilepsie Der 1620 in Mahren Andreas Glorez beschreibt die Applikation des Arzneimittels bei starken Regelblutungen Schabe oder feile ein Quentlein und lass es in einem Glas voll weissen Wein eine Nacht uber kalt einweichen und nimm es des Morgens nuchtern ein allezeit uber den zweiten Tag so wird im zweiten oder drittenmal der Fluss gestillet seyn Andreas Glorez Des Mahrischen Albertus Magnus Andreas Glorez Klostergeistlicher und Naturkundiger Eroffnetes Wunderbuch von Wassersalben s g zauberischen Krankheiten Wunderkuren wie sie die heilige Schrift lehrt Regensburg und Stadtamhof 1700 3 Mit der zunehmenden Verwissenschaftlichung der Medizin im 18 Jahrhundert wurden diese Wirkungsprinzipien und die Verwendung menschlicher Arzneistoffe neu bewertet und vielfach der Quacksalberei und Scharlatanerie zugeordnet und verloren fast vollstandig an Bedeutung Siehe auch BearbeitenTotenhandLiteratur BearbeitenSabine Bernscheider Reif Timo Gruber Cranium humanum Heilmittel in den Apotheken des Abendlandes In Alfried Wieczorek Wilfried Rosendahl Hrsg Schadelkult Kopf und Kultur in der Kulturgeschichte des Menschen Schnell und Steiner Regensburg 2011 ISBN 978 3 7954 2455 8 S 250 255 Einzelnachweise Bearbeiten weil der Mensch von allen Tieren das allervollkommenste ist Christoph Glaser Novum Laboratorium medico chymicum Nurnberg 1677 S 339 Caput der Kopf das Haupt der vornehmste Theil an eines Menschenleibe Johann Heinrich Zedler Grosses vollstandiges Universal Lexicon aller Wissenschaften und Kunste Leipzig Bd 5 1733 S 387 und Bd 13 1739 S 100 Sabine Bernscheider Reif Timo Gruber Cranium humanum Heilmittel in den Apotheken des Abendlandes In Alfried Wieczorek Wilfried Rosendahl Hrsg Schadelkult Kopf und Kultur in der Kulturgeschichte des Menschen Schnell und Steiner Regensburg 2011 ISBN 978 3 7954 2454 1 S 254 Weblinks BearbeitenCranium humanum In Lemery Nicholas Vollstandiges Materialien Lexicon Leipzig 1721 S 363 Auf Zeno org Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Cranium humanum amp oldid 237984528