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Costanziaco auch Constantiacum war eine Stadt in der nordlichen Lagune von Venedig genauer nordostlich von Torcello die von der Antike bis ins 12 13 Jahrhundert bestand jedoch mit einer Unterbrechung etwa vom 4 bis zum 6 7 Jahrhundert Die Lage der bis zu 18 ha grossen mittelalterlichen Stadt weicht dabei von der der antiken Stadt ab Ahnlich wie die ebenfalls untergegangene Stadt Ammiana fiel Costanziaco zum einen im 4 bis 6 Jahrhundert und dann im 11 12 Jahrhundert dem steigenden Wasserspiegel der Lagune zum Opfer dann der Versandung durch die Ablagerungen des Flusses Sile im Hochmittelalter aber auch der Malaria Inhaltsverzeichnis 1 Name 2 Lage 3 Antike und fruhmittelalterliche Stadt 4 Grundungslegende Zusammenhang zum westlichen Kaiserreich 5 Ersterwahnung 6 Bau von Kirchen und Klostern 7 Entvolkerung Ossuarium 8 Archaologische Untersuchungen seit 2008 9 Literatur 10 AnmerkungenName BearbeitenDer Name Costanziaco so wurde spekuliert geht auf Costanzo den Ehemann der Kaiserin Galla Placidia zuruck vielleicht aber auch auf romische Legionen die Costantiacae wie sie Ammianus Marcellinus nennt die in dieser Region stationiert waren Lage BearbeitenUber die Lage der Stadt herrschte lange Uneinigkeit Haufig wurde Costanziaco in den Palude della Centrega gesehen dann wieder unter dem Wasser der Palude um Torcello Jener nordlichste Punkt der Stadt der in den Quellen als Capite Costanziaco erscheint ist mit der spateren Pieve di SS Sergio e Bacco zu identifizieren wie archaologische Untersuchungen und paralleles Studium der Quellen erwies Der sudlichste Punkt ist mit der Kapelle S Pietro zu identifizieren Der Canale La Dolce markiert den Ostrand die Palude della Rosa Torcello den Westrand Die Stadt hatte damit eine Flache von rund 18 ha 1 Antike und fruhmittelalterliche Stadt BearbeitenIn romischer Zeit lag die Stadt anscheinend auf dem Gebiet des Grossen Torcello Wahrenddessen fanden sich nur am Nord und Sudrand der mittelalterlichen Stadt zwei bauliche Strukturen aus romischer Zeit heute in 2 35 bis 2 50 m unter dem Meeresspiegel Entweder handelte es sich um Inseln oder zwischen den beiden Strukturen befand sich ein Wald oder Garten nbsp Die Lagune und ihre Umgebung um 840Die mittelalterliche Stadt bestand hingegen aus vier Inseln wobei in mittelalterlichen Kartenwerken die Bezeichnungen Costanziaco Maggiore und Costanziaco Minore erscheinen die etwa gleich gross waren es wurden also die Gemeindenamen die contrade verzeichnet Diese contrade lagen rechts Costanziaco Maggiore und links Minore eines der Arme des Sile Sile Vecchio Archaologische Untersuchungen wiesen Siedlungsreste und Verteidigungsanlagen aus dem 7 Jahrhundert nach 2 Nordlich von Costanziaco Maggiore lagen niedriger liegende Bereiche der Lagune die sich als Weiden nutzen liessen Diese grenzten im Westen wiederum an die Palude della Rosa im Suden an die Palude della Centrega oder Centranica Im Osten grenzten sie an letztere Palude aber auch an die Palude del Gomblago oder Bombajo Die Ufer des durch die insgesamt hochstens 18 ha grosse Stadt fliessenden Sile waren durch holzerne Strukturen befestigt ahnlich wie die grosseren Gebaude Im nordlichsten Teil von Maggiore in den Quellen Capite Costantiaci genannt befand sich die Gemeindekirche SS Sergio e Bacco wahrend sich am sudlichsten Ende S Pietro erhob Hinzu kamen die Kapellen oder Kirchen S Mauro und S Giovanni Auf Minore befanden sich die Kirchen SS Massimo e Marcelliano im Suden weiter im Norden SS Giovanni e Paolo 3 Grundungslegende Zusammenhang zum westlichen Kaiserreich BearbeitenDie Grundung ging der Legende nach auf Fluchtlinge vor den Hunnen unter Fuhrung Attilas zuruck der 452 in Italien stand Eine zweite Fluchtlingswelle vor den Ungarn erfolgte im spaten 9 Jahrhundert Keine Erwahnung fand Costanziaco im Gegensatz zur Nachbarstadt Ammiana in einem Vertrag zwischen dem Frankenreich und Venedig vom 23 Februar 840 dem Pactum Lotharii Das Gleiche gilt fur die Bestatigung des Pactums durch Otto I im Jahr 967 Folgt man dem Codex Tarvisinus c 239 242 hangt dieses Schweigen der Quellen damit zusammen dass Costanziaco gar nicht zum Dukat Venedig gehorte sondern zum kaiserlichen Vikariat Treviso Das Gleiche galt demzufolge fur die Kirche SS Biagio e Cataldo auf Monte dell Oro Diese Ortlichkeit kam wiederum erst nach dem Sieg uber Ezzelino III da Romano an Venedig Moglicherweise besassen die Langobarden auch innerhalb der Lagune Anspruche namlich auf den Inseln Ronchi und Fossato nordostlich von Costanziaco 4 Ersterwahnung BearbeitenErstmals wird die Inselgruppe auf der sich Costanziaco entwickelt hatte in einer Bulle Papst Alexanders II aus dem Jahr 1064 erwahnt Darin bestatigte der Papst dem Bischof von Torcello die plenitudo episcopatus uber verschiedene Gemeinden und kirchliche Einrichtungen Allerdings tauchte schon zwischen 971 und 991 ein Dominicus filius Georgii Gambasyrica de Costanciaco auf Weitere Personennamen dieser Art folgten ohne dass Naheres uber die Stadt daraus abzulesen ware Spatestens Anfang des 12 Jahrhunderts stand der Stadt ein Gastalde vor Bau von Kirchen und Klostern BearbeitenWie in allen Orten der Lagune entstand auch in Costanziaco eine Reihe von Kirchen in diesem Falle SS Sergio e Bacco Bakchos und Sergios im Norden und SS Massimo e Marcelliano dazu S Moro S Zanipolo venez fur SS Giovanni e Paolo S Maffio venez fur S Matteo Matthaus S Piero Pietro ganz im Suden und S Arian Adriano 5 Dabei befanden sich Ss Sergio e Bacco sowie S Maffio auf der heutigen Insel La Cura wahrend sich das 1160 gegrundete Kloster S Arian auf Sant Ariano befand Das Frauenkloster S Arian wurde als letzte Einrichtung erst 1549 aufgegeben Auch San Maffio di Mazzorbo das 1218 in Costanziaco gegrundet worden jedoch wenige Jahre spater auf Mazzorbo verlegt worden war verdankte der untergegangenen Stadt seine Existenz Die Kirche wurde 1810 durch Napoleon aufgehoben 6 SS Massimo e Marcelliano und S Zanipolo gehorten zu Costanziaco Minore Im Februar 1229 grundeten drei Frauen Maria da Canal Richelda Zancarolo und Maria da Zara das kleine Kloster San Matteo dem der Bischof von Treviso die Observanz der benediktinischen Regel ubertrug 1232 ersuchten die Nonnen den Papst die Zisterzienserregel ubernehmen zu durfen doch wehrte sich der Abt des Zisterzienserklosters San Tommaso dei Borgognoni dagegen denn deren Regel untersagte die Grundung eines Klosters in weniger als einer lega Entfernung mehr als 16 km Aber Papst Gregor IX gestattete nicht nur den Bau des Nonnenkonvents sondern unterstellte es sogar apostolischem Schutz 7 Entvolkerung Ossuarium BearbeitenOffenbar verschlechterten sich in der zweiten Halfte des 13 Jahrhunderts die Lebensbedingungen So konnte sich erklaren dass Egidio Bischof von Torcello der Abtissin des um 1160 gegrundeten Sant Adriano die beiden Kirchen SS Sergio e Bacco und S Pietro di Costanziaco uberliess San Matteo sah sich 1293 gezwungen zu einem ungewohnlich niedrigen Preis ein Grundstuck auf Sant Erasmo an das Kloster San Zaccaria zu veraussern Nur wenig spater wurden die Nonnen von S Mafio nach Mazzorbo transferiert Dies wurde 1298 vom Bischof von Torcello bestatigt und zugleich der Bau eines neuen Klosters genehmigt Noch 1283 erwahnte ein Ratsbeschluss einen turre vetere Costancagi 8 Eine Urkunde vom 1 April 1443 gestattet es festzustellen welche Gartenfruchte angebaut wurden Darunter befindet sich noch vor der Entdeckung Amerikas eine Reihe von aussereuropaischen Bodenfruchten wie Kurbisse zucche und Bohnen diese stammten demnach von asiatischen Sorten ab Knoblauch Gurken und Zwiebeln dann Salate Auberginen Melonen und Spinat Hinzu kamen Linsen Erbsen und Ackerbohnen Nicht angebaut wurde anscheinend die Artischocke die in der Lagune erst im 16 Jahrhundert auftaucht Neben dem Landbau dem eine Reihe von Muhlen am Sile diente war die Fischerei weiterhin von grosser Bedeutung aber auch die Gewinnung von Salz Ein Hinweis darauf dass sich die Nutzung rapide anderte vor allem reduzierte war die Gegenwart von Schlangen insbesondere von Gelbgrunen Zornnattern die hier biacchi genannt wurden in einem Dokument vom 4 November 1549 Diese leben haufig in Ruinen und verbuschten Landschaften 1565 stimmte der Senat einem Vorschlag der Gesundheitsbehorde zu auf der Insel eine Mauer zu errichten und zur Aufnahme exhumierter Leichen ein Ossuarium einzurichten um die zahlreichen Friedhofe Venedigs campielli dei morti zu entlasten Auf einer Zeichnung Thomasso Scalfurottos von 1779 ist die Gebeinlagerstatte mit einer kleinen Kirche hinter der Mauer erkennbar Das Hochwasser von 1966 zerstorte viele der an der Wasseroberflache erkennbaren Uberreste Archaologische Untersuchungen seit 2008 Bearbeiten nbsp Die Lagune von Venedig sudlich der Mundung des Flusses Dese mit Torcello und BuranoSeit 2008 befasst sich ein archaologisches Grabungsprojekt mit den Inseln Sant Ariano La Cura und mit dem Gebiet Sette Soleri Die Funde belegen dass die Stadt schon im 9 und 10 Jahrhundert in eine erste Krise geriet eine erneute Krise ab etwa 1100 fuhrte schliesslich zum Ende Costanziacos Nachweisen liess sich die Kapelle S Pietro von der jedoch die Apsis zerstort ist Die baulichen Reste dazu einige Graber wurden in das 7 und 8 Jahrhundert datiert wahrend das marmorne Tympanon in das 9 oder 10 Jahrhundert gehort 9 Nahe der Kapelle fanden sich Uberreste von Gassen und Platzen aber auch Fusswege von etwa 60 cm Breite die auf ca 40 bis 50 cm hohe Damme gebaut wurden Dies durfte eine Reaktion auf den erhohten Meeresspiegel im 9 Jahrhundert gewesen sein Die Existenz weitlaufiger Wegestrukturen bestatigt noch ein Dokument von 1255 in dem von callibus quoque et viis in tumba posita in Costantiaco die Rede ist Entlang dem Canale La Dolce ziehen sich Wege auf einer Lange von 800 m Diese Strukturen entsprechen wenig den typischen geometrischen Strukturen romischer Zeit als vielmehr maandrierenden an die naturliche Umgebung angepassten Wegesystemen Geradlinig werden die Strukturen nur dort wo sie an die offene Lagune grenzen Im Canale La Dolce fanden sich Bronzemunzen aus romischer Zeit 10 Auf der untersuchten Flache rechts des Kanals fanden sich bis 2015 allein 40 Bauwerke darunter ein Bauwerk von 35 mal 27 m Grundflache Es durfte sich dabei um ein Pack oder Lagerhaus handeln wie sie typisch fur Flusshafen waren Hinzu kommen mehr als 400 pali also in den Untergrund gerammte Pfahle Sie stammen aus dem 7 Jahrhundert Diese waren Ausgangspunkte der besagten Pfade und Gassen so dass es sich wohl um Anlegestellen handelte Auch hier zeigten sich die Zwange sich an den steigenden Meeresspiegel durch neue Befestigungsreihen anzupassen Entdeckt wurden auch die Uberreste des Klosters S Ariano das 1160 entstand Grunderin war Beata Anna Tochter des Dogen Vitale Michiel II und Ehefrau des Nicolo Giustiniano In der Nachbarschaft liessen sich Baustrukturen aus dem 12 und 13 Jahrhundert nachweisen Eine massive Struktur aus Steinblocken konnte eine Befestigungsanlage dargestellt haben Der besagte Ratsbeschluss von 1283 der einen turre vetere Costancagi nennt Codex Tarvisinus passt wohl zu diesem machtigen Bau Die Verehrung der hl Sergius und Bacchus in Form einer Kirche verweist auf die Schutzheiligen der Soldaten in byzantinischer Zeit die schrumpfende Stadt musste den Tribunen noch im 11 Jahrhundert 20 excusati stellen wahrend Murano 40 und Rivoalto bereits 120 zu stellen hatten Im 12 Jahrhundert uberliessen ortsansassige Familien wie die Viaro ihr Eigentum dem Kloster und zogen nach Venedig Schliesslich ging auch die Gemeindekirche SS Sergio e Bacco an das Kloster Anfang des 15 Jahrhunderts zerstorte ein Feuer Teile der Klosteranlage Mitte des 16 Jahrhunderts verliessen die wenigen verbliebenen Nonnen das Kloster Schon zuvor waren sie jeden Sommer nach Murano in ein angemietetes Haus geflohen Jede der Zellen im Kloster verfugte uber einen Abwasserkanal spatestens im 13 Jahrhundert entstand ein Brunnen Die Bauten wurden im 16 Jahrhundert abgerissen zahlreiche Steine wurden auf die Giudecca verbracht und in die Redentore Kirche eingebaut die dort 1577 bis 1592 entstand 11 In den tiefer gelegenen romischen Schichten liess sich eine erste Phase des Niedergangs also vor den beiden des 9 10 und 11 12 Jahrhunderts nachweisen Die Besiedlung war demnach im 4 bis 6 Jahrhundert sehr dunn geworden Dabei liegen keinerlei archaologische Hinweise auf kriegerische Zerstorungen vor Der Widerstand gegen den Niedergang erweist sich darin dass erhohte Wege als ein Mittel dienten die Verbindungen aufrechtzuerhalten Auch wurde noch ein Friedhof genutzt Noch im 16 Jahrhundert versuchten einige huomini coraggiosi mutige Manner Grabsteine aus den Barene di S Ariano zu holen die sich an halbversunkenen Strassen fanden von Schlangen heimgesucht Noch auf einer Karte von 1627 lassen sich antike Strassenreste erkennen Literatur BearbeitenErnesto Canal Archeologia della laguna di Venezia Venedig 2015 S 326 346 Arianna Traviglia Daniela Cottica Davide Busato Dalla ricerca d archivio al remote sensing metodologie integrate per lo studio del paesaggio antropico Il caso dell antica Costanziaco Laguna Nord di Venezia Fabrizio Serra Venedig 2008 abstract Davide Busato Mario Rosso Paola Sfameni Le conseguenze delle variazioni geografiche avvenute tra il XIII ed il XV secolo su talune comunita monastiche ubicate in alcune isole della laguna nord di Venezia o O o J 2007 online PDF 552 kB Anmerkungen Bearbeiten Ernesto Canal Archeologia della laguna di Venezia Venedig 2015 S 330 Giovanni Distefano Franco Rocchetta Atlante storico di Venezia Supernova 2008 S 902 Ernesto Canal Archeologia della laguna di Venezia Venedig 2015 S 326 Ernesto Canal Archeologia della laguna di Venezia Venedig 2015 S 326 Renato D Antiga Guida alla Venezia bizantina Santi reliquie e icone Casadei libri 2005 S 16 Archivio veneto 1995 Alessandro Cinquegrani Cartoline veneziane Ciclo di seminari di letteratura italiana Universita Ca Foscari di Venezia 16 gennaio 18 giugno 2008 Officina di Studi Medievali 2009 S 88 Giovanni Caniato Eugenio Turri Michele Zanetti La laguna di Venezia Unesco 1995 S 210 Ernesto Canal Archeologia della laguna di Venezia Venedig 2015 S 327 Ernesto Canal Archeologia della laguna di Venezia Venedig 2015 S 335 Abbildung von sechs Munzen Ernesto Canal Archeologia della laguna di Venezia Venedig 2015 S 341 344 45 5 12 437 Koordinaten 45 30 0 N 12 26 13 2 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Costanziaco amp oldid 231298894