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Prinz Constantin Jean Lars Anthony Demetrius Karadja 24 November 1889 in Den Haag 28 Dezember 1950 in Bukarest war ein rumanischer Diplomat Jurist Historiker ist Ehrenmitglied der rumanischen Akademie und wird als Gerechter unter den Volkern geehrt Er ermoglichte tausenden Juden die Flucht vor der Deportation durch das nationalsozialistische deutsche Regime 1 2 3 Karadja 1916Inhaltsverzeichnis 1 Familie 2 Schulbildung und Studium 3 Tatigkeit als Bibliograph Buchersammler und Historiker 4 Tatigkeit als Diplomat 4 1 Generalkonsul in Berlin 4 2 Leiter der Konsularabteilung im rumanischen Aussenministerium Bukarest 5 Historischer Kontext 6 Machtergreifung durch die Kommunisten und Tod 7 Ehrung post mortem 8 Literaturverzeichnis 9 EinzelnachweiseFamilie BearbeitenConstantin Karadja entstammt der griechisch phanariotischen Adelsfamilie Caradja die zahlreiche weltliche und geistliche Wurdentrager stellte 4 5 Karadja kam als drittes Kind des Diplomaten Prinz Jean Karadja Pascha 1835 1894 und der Schwedin Marie Louise Karadja 6 in Den Haag zur Welt 1916 heiratete Karadja Prinzessin Marcela Elena Caradja 1896 1971 die eine Cousine dritten Grades war 7 Sie hatten zwei Kinder Prinz Jean Aristide Constantin Caradja 1917 1993 verheiratet mit Minna Frieda Auguste Starke 1911 1992 Prinzessin Marie Marcelle Nadeje Karadja 1919 2006 8 Schulbildung und Studium BearbeitenKaradja erhielt seine Ausbildung in England am Framlingham College 9 und am Inner Temple 10 welchen er mit einem Studium der Rechtswissenschaften als Barrister verliess 11 Auf Grund des in phanariotischen Kreisen ublichen Brauches kosmopolitisch erzogen zu werden war er der englischen franzosischen deutschen rumanischen schwedischen danischen norwegischen lateinischen und altgriechischen Sprache machtig Er liess sich in Rumanien nieder heiratete dort 1916 Marcela Elena Caradja erhielt die rumanische Staatsburgerschaft und trat 1920 in den diplomatischen Dienst ein Seine diplomatischen Missionen fuhrten ihn als Konsul nach Budapest 1921 1922 als Generalkonsul nach Stockholm 1928 1930 und Berlin 1931 1941 12 Mit einem soliden Wissen auf wirtschaftlichem Gebiet arbeitete er zudem als Berater fur das rumanische Finanzministerium und nahm als Leiter der rumanischen Delegation an der internationalen Wirtschaftskonferenz in Genf teil 1927 13 Tatigkeit als Bibliograph Buchersammler und Historiker BearbeitenAls Bucherliebhaber schuf Karadja eine der wichtigsten Sammlungen alter seltener Bucher in Sudosteuropa die heutzutage zum Teil in der Nationalbibliothek und der rumanischen Akademie der Wissenschaften in Bukarest zu finden sind Akkreditiert als Generalkonsul in Berlin forschte er zu Inkunabeln Wiegedrucke Zu dieser Zeit veroffentlichte er eine Liste der Inkunabeln auf rumanischem Gebiet Daruber hinaus machte er wichtige Werke uber die antike Geschichte Rumaniens publik 1934 veroffentlichte er im Gutenberg Jahrbuch 1934 einen Artikel uber die altesten gedruckten Quellen zur Geschichte Rumaniens 14 1940 prasentierte er der rumanischen Akademie zwei Inkunabeln aus dem Jahre 1454 und 1472 in denen erste Erwahnungen der Volker der Daker und Rumanen zu finden sind Viele wissenschaftliche Abhandlungen Karadjas wurden in den Werken von Nicolae Iorga veroffentlicht Am 3 Juni 1946 wurde Karadja aufgrund seines intensiven Schaffens als Bibliograph und Forscher als Ehrenmitglied in die rumanischen Akademie der Wissenschaften aufgenommen Unterzeichnet wurde der Aufnahmeantrag u a von Ion Nistor Alexandru Lapedatu Dimitrie Pompeiu Gheorge Spacu Emil Racoviță Iorgu Iordan Constantin Ion Parhon Nicolae Bănescu Constantin Rădulescu Motru Stefan Ciobanu Radu R Rosetti und Silviu Dragomir 1948 hob die kommunistische Regierung die Mitgliedschaft Karadjas auf Nach der rumanischen Revolution 1989 nahm man ihn 1990 wieder auf 15 Zudem verfasste Karadja in den Jahren 1941 bis August 1944 ein diplomatisches und konsularisches Lehrwerk welches 2013 durch das rumanische Aussenministerium unter editorialer Mitarbeit von Stelian Obiziuc und Ottmar Trască veroffentlicht und verlegt wurde 16 17 Tatigkeit als Diplomat BearbeitenIm Amt des rumanischen Generalkonsul von 1931 bis 1941 in Berlin und als Leiter der Konsularabteilung im Aussenministerium des faschistischen Rumaniens von 1941 bis 1944 bemuhte sich Constantin Karadja kontinuierlich um die Rettung von Juden rumanischer Staatsangehorigkeit insbesondere die in Deutschland Frankreich und Ungarn angesiedelt waren Bei seinen diplomatischen Bemuhungen stutzte sich Karadja stets auf die Grundsatze der Menschenrechte und des internationalen Rechts Generalkonsul in Berlin Bearbeiten nbsp Ein Passport mit Karadjas Signatur Berlin 1940 Karadja erstattete der Regierung Rumaniens in den Jahren 1938 1939 fortlaufend Bericht uber die antisemitische Politik des national sozialistischen Deutschlands Er berichtete uber die Ereignisse der Reichskristallnacht die Sanktionen gegen Juden und die Politik der Abschiebung hinter die deutsche Grenze Er bat darum dass Antrage rumanischer Juden die nach Rumanien einreisen mochten ohne Verzogerung und aus humanitaren Grunden vorrangig bearbeitet werden sollen Einer Weisung des rumanischen Aussenministeriums vom 7 Marz 1941 mit dem Inhalt dass in die Passe rumanischer Juden das Wort Jude eintragen werde solle wollte er nicht Folge leisten Durch ein Protestschreiben an den rumanischen Aussenminister indem er auf die schlechte Lage rumanischer Juden hinwies es ablehnte den Juden unnotige Hindernisse auf ihrem Tod in den Weg zu legen und darauf hinwies dass die USA und Grossbritannien mit Ende des Krieges auch Rumanien fur derartige Methoden zur Rechenschaft ziehen werden wurden erreichte er dass statt des Wortes Jude lediglich ein X in die Passe zu schreiben sei welches nur den rumanischen Behorden als Erkennungsmerkmal fur judische Burger erkennbar sein sollte 18 Leiter der Konsularabteilung im rumanischen Aussenministerium Bukarest Bearbeiten Als Leiter der Konsularabteilung im rumanischen Aussenministerium gelang es Karadja am 11 November 1941 ein Schreiben an die diplomatischen Vertretungen und Konsulate Rumaniens zu schicken wonach alle Menschen rumanischer Staatsburgerschaft zu schutzen und uber Falle der Diskriminierung von Personen oder deren Eigentum zu berichten sei Nach einem Abkommen zwischen Deutschland und Rumanien wonach alle Juden rumanischer Staatsangehorigkeit gleich den Juden deutscher Staatsangehorigkeit zu behandeln seien wurde die Anweisung im August 1942 von der rumanischen Regierung aufgehoben Karadja protestierte vehement und berief sich darauf dass diese Massnahme jedweder rechtlichen Grundlage entbehre Im April 1943 schlug Karadja vor dass rumanischen Juden aus Deutschland Frankreich Griechenland und Italien fur begrenzte Zeit Aufenthalt in Rumanien gewahrt werden solle bis diese in aussereuropaischen Landern Asyl fanden Aussenminister Mihai Antonescu genehmigte die Massnahme jedoch unter der Bedingung die Juden bei ihrer Ankunft fur befristete Zeit nach Transnistrien zu schicken Aufgrund der nahenden russischen Front und der fur die Rumanen schon als relativ sicher geltenden Niederlage Deutschlands hob Ion Antonescu diese Bedingung auf In einem Brief vom 24 November 1943 an den rumanischen Aussenminister wies Karadja darauf hin dass das internationale Recht die Grundsatze der universalen Ethik und die Grundrechte der Menschlichkeit von den deutschen Behorden nicht berucksichtigt wurden Laut Aussage des israelischen Botschafters Govrin im Jahr 2005 brauchte Karadja grossen Mut sich seiner Zeit so auszudrucken Anfang 1944 ermoglichten es die Behorden von Vichy judische Kinder rumanischer Staatsangehorigkeit nach Rumanien ausreisen zu lassen unter der Bedingung dass diese in Rumanien aufgenommen wurden Durch Druck auf die rumanischen Behorden gelang es Karadja den Aussenminister zu einer Bewilligung zu bewegen Es fuhren daraufhin Zuge von Paris uber Wien und Budapest nach Rumanien mit schatzungsweise 600 judischen Kindern Mit Beginn der Deportation der ungarischen Juden 1944 in Konzentrationslager forderte Karadja die Moglichkeit der Ruckkehr der in Ungarn lebenden rumanischen Juden Die sich immer mehr abzeichnende Kriegsniederlage Deutschlands die allmahliche Distanzierung Rumaniens vom Bundnispartner Deutschland und die immer instabilere innenpolitische Lage Rumaniens trugen sicherlich zu der letztendlichen Bewilligung Karadjas Antrag durch den Aussenminister Antonescu bei Im Zuge dessen konnten zwischen Januar und Mai 1944 51 537 Juden vor der Deportation durch das nationalsozialistische deutsche Regime in das Konzentrationslager Auschwitz gerettet werden Diese konnten mit Zugen nach Bukarest gebracht werden Laut Aussage des israelischen Botschafter gibt es zwar keine vollstandige Zeugenaussage daruber dass sie die Juden vor dem sicheren Tod gerettet wurden in dem sie nach Rumanien zuruckkehrten Doch die Tatsache ihrer Rettung ist der Judischen Gemeinde in Bukarest bekannt die zu ihrer ersten Aufnahmestelle eingerichtet worden war und e s wird in offiziellen Dokumenten genannt die sich im rumanischen Archiv befinden 19 Historischer Kontext BearbeitenWahrend Rumanien 1941 im Rahmen rumanischen Holocausts noch tausende Juden in Arbeitslager nach Transnistrien schickte liess die Deportation 1942 erheblich nach Der von den Deutschen geforderten Auslieferung aller rumanischer Juden stimmte Antonescu zwar prinzipiell zu jedoch verschob er deren Auslieferung immer wieder bis er sie ganz unterliess Mit dem koniglichen Staatsstreich am 23 August 1944 durch Michael I wurde die Militardiktatur Ion Antonescus und das Militarbundnis mit dem Deutschen Reich beendet Rumanien nahm fortan auf Seiten der alliierten Machte am Krieg teil Machtergreifung durch die Kommunisten und Tod BearbeitenNach Machtergreifung durch die Kommunisten entledigte man Karadja 1947 seiner Amter und verwehrte ihm eine Rente 1949 fand er Arbeit als Ubersetzer fur die schwedische Botschaft in Bukarest allerdings mit geringem Verdienst Einen Antrag auf Auswanderung nach Schweden lehnte das neue Regime ab 1950 starb Constantin Karadja in Armut kurz bevor der rumanische Geheimdienst Securitate einen Haftbefehl gegen ihn vollstreckte 20 Es ist nicht geklart ob Karadja eines naturlichen Todes starb oder ob er den Freitod wahlte um sich und seine Familie vor einer Verhaftung und moglichen Verbannung durch das kommunistische Regime zu bewahren In den Folgejahren musste seine Frau Marcela Caradja notgedrungen einen Grossteil der von ihm gesammelten antiquarischen Bucher verkaufen um den Lebensunterhalt fur die Familie bestreiten zu konnen Ehrung post mortem BearbeitenAm 15 September 2005 wurde Prinz Constantin Karadja von dem Yad Vashem Institut in Jerusalem der Titel Gerechter unter den Volkern verliehen Die Zeremonie fand in der israelischen Botschaft in Berlin unter Anwesenheit des israelischen und rumanischen Botschafters statt Dort wurde unter anderem auf die zahlreichen Dokumente Briefe und Notizen Karadjas verwiesen die in den Archiven des United States Holocaust Memorial Museums in Washington D C und des rumanischen Aussenministeriums zu finden sind Literaturverzeichnis BearbeitenEugene Rizo Rangabe Livre d Or de la Noblesse Phanariote et de Familles Princieres de Valachie et de Moldavie Athen 1892 Constantin I Karadja Incunabule povestind despre cruzimile lui Vlad Ţepes Cluj Cartea Romanească 1931 in volumul Inchinare lui Nicolae Iorga cu prilejul implinirii varstei de 60 ani Constantin I Karadja Alte Bibliotheken der Siebenburger Sachsen und ihre Wiegendrucke Gutenberg Jahrbuch 1941 S 196 207 Constantin I Karadja Die altesten gedruckten Quellen zur Geschichte der Rumanen Gutenberg Jahrbuch 1934 S 114 136 Constantin I Karadja Manual diplomatic și consular Argonaut Cluj Napoca 2013 ISBN 978 973 109 396 3 Joakim Langer Pelle Berglund Constantin Karadja bara ett liv till Sivart Forlag Stockholm 2009 ISBN 978 91 85705 22 1 Constantin Ittu Tainele bibliotecii Brukenthal Sibiu 2005 S 110 Einzelnachweise Bearbeiten Constantin Karadja auf der Website von Yad Vashem englisch 1 https diplomatmagazine eu 2022 05 01 on diplomats during the holocaust the case of the romanian constantin karadja heirsofeurope blogspot de biblacad ro PDF 64 kB nad riksarkivet se nad riksarkivet se ghika net PDF 292 kB ghyka org PDF 292 kB oldframlinghamian com PDF 1 8 MB innertemple org uk Memento des Originals vom 27 Januar 2013 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www innertemple org uk https diplomatmagazine eu 2022 05 01 on diplomats during the holocaust the case of the romanian constantin karadja oldframlinghamian com PDF 1 8 MB biblacad ro PDF 1 6 MB geschichtsquellen de https biblacad ro CIKaradja 20V5 pdf mae ro magazinistoric ro Memento des Originals vom 3 Marz 2014 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink 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