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Als consistorium wird der kaiserliche Staatsrat im spatantiken Romischen Reich bezeichnet Das consistorium stellt die Nachfolgeinstitution des consilium principis der fruhen und hohen Kaiserzeit dar In der Zeit Konstantins des Grossen und vor allem seines Sohns und Nachfolgers Constantius II entwickelte es sich zum hochsten kaiserlichen Beratungs und Entscheidungsgremium 1 Der Name ist von consistere lateinisch stehen zusammentreten abgeleitet da die Ratsmitglieder die comites consistoriani 2 in Anwesenheit des Kaisers standen Neben dem Kaiser gehorte dem consistorium eine nicht immer fest umrissene Gruppe hoher Beamter an Die vier wichtigsten Hofminister gehorten dem Staatsrat aufgrund ihrer Position an und trugen den Titel eines vir illustris 3 Es handelte sich um den comes rerum privatarum der an der Spitze der Verwaltung der kaiserlichen Domanen stand den comes sacrarum largitionum der fur die Steuerverwaltung zustandig war den rhetorisch und juristisch geschulten quaestor sacri palatii und schliesslich den besonders wichtigen magister officiorum Dessen Aufgabenbereich war sehr vielfaltig er war unter anderem fur die Bearbeitung von Anfragen und Gesuchen sowie allgemein fur den reibungslosen Verwaltungsablauf verantwortlich ebenso ubte er Aufsichtsfunktionen und aussenpolitische Tatigkeiten aus Neben diesen standigen Ratsmitgliedern den comites consistoriani konnte der Kaiser bei Bedarf weitere Amtspersonen und Vertraute hinzuziehen 4 Der jeweilige Pratorianerprafekt im spatantiken Imperium der hochste Zivilbeamte im Westen und Osten gab es je zwei konnte ebenso an Sitzungen teilnehmen wie hohe Militarpersonen vor allem die magistri militum wenn dies erforderlich war Die genaue Zusammensetzung variierte entsprechend der Interessenslage 5 Der Zugang zum consistorium war reglementiert und vom Willen des Kaisers abhangig weshalb er mit erheblichem Prestige verbunden war Andererseits war der Kaiser auf die fachliche Expertise der Ratsmitglieder angewiesen diese konnten Entscheidungen somit indirekt beeinflussen Dies betraf auch Personalfragen weshalb sich Gelegenheiten boten eigene Gefolgsleute als Kandidaten durchzusetzen statt die eines moglichen Rivalen Fur viele nicht senatorische Personen bedeutete das einen sozialen Aufstieg in die Reichselite im Sinne einer Funktionselite 6 Dem Gremium kam bei der Regierungspraxis entscheidende Bedeutung zu die Sitzungen wurden deshalb auch von einer eigenen Gruppe von Beamten tribuni et notarii protokolliert Der Rat trat auch dann zusammen wenn sich der Kaiser ausserhalb der jeweiligen Residenz aufhielt 7 Er war letztlich in alle wichtigen Staatsangelegenheiten eingebunden denn neben den genannten militarischen innen und aussenpolitische Fragen erorterte er auch Fragen religioser Natur 8 Des Weiteren wurden diplomatische Gesandtschaften in der Regel im consistorium empfangen 9 Im Rahmen der kaiserlichen Gesetzgebung wurden im consistorium Inhalt und Formulierungen der Gesetze vorab beraten und initiativ vorbereitet bevor der Kaiser sie offiziell erliess Ebenso wurden hier hochrangige Gerichtsverfahren wie Hochverratsprozesse gefuhrt dabei konnte die Zusammensetzung des Gremiums weiter variieren 10 Im Ostreich spielte das consistorium im 5 und 6 Jahrhundert eine zunehmend kleinere Rolle bei der Regierungsarbeit Unter Theodosius II ging von ihm eine eher zeremonielle Funktion aus Politische Entscheidungen scheinen jedenfalls nicht mehr nur dort getroffen worden zu sein 11 Dies setzte sich bis in die Zeit Justinians I fort als das consistorium seine Bedeutung endgultig verlor Politische Entscheidungen wurden nun in anderen Zusammenkunften des Kaisers mit den entsprechenden Beamten und Beratern getroffen 12 wahrend Gerichtsverfahren im Rat teils immer noch gefuhrt wurden 13 Im Westreich offenbarten sich die Schwachen des Staatsrates als im 5 Jahrhundert junge und oder schwache Kaiser auf dem Thron waren die wahre Macht aber vom obersten westlichen Heermeister magister militum ausging 14 Wahrend die Heermeister im 4 Jahrhundert noch mit anderen politischen Funktionstragern um Einfluss stritten hatte ihre Monopolisierung der militarischen Stellung im 5 Jahrhundert zur Folge dass sie sich direkt in zivile politische Entscheidungen einmischen konnten und der Kaiser im consistorium nicht mehr ausschlaggebend war stattdessen dominierte das consistorium der Heermeister 15 Diese dominierende Stellung des obersten westlichen Heermeisters des magister utriusque militae wurde den Anhangern Stilichos allerdings zum Verhangnis als das consistorium nach seiner Ermordung im Jahr 408 regelrecht gesaubert wurde wahrend der ubermachtige Heermeister Flavius Aetius von Kaiser Valentinian III im Jahr 454 offenbar wahrend einer Sitzung des consistorium getotet wurde 16 Literatur BearbeitenVedran Bileta The venatio in the Emperor s Presence The consistorium and the Military Men of the Late Roman Empire in the West In Kamil Cyprian Choda Maurits Sterk de Leeuw Fabian Schulz Hrsg Gaining and Losing Imperial Favour in Late Antiquity Brill Leiden 2019 S 73 101 Digitalisat Sarah Bond Consistorium In The Oxford Dictionary of Late Antiquity Band 1 Oxford University Press Oxford 2018 ISBN 978 0 19 866277 8 S 379 f Alexander Demandt Die Spatantike 2 Auflage C H Beck Munchen 2007 Arnold Hugh Martin Jones The Later Roman Empire 284 602 A Social Economic and Administrative Survey 2 Bande Baltimore 1986 ND der Ausgabe von 1964 in drei Banden Dirk Schlinkert Dem Kaiser folgen Kaiser Senatsadel und hofische Funktionselite comites consistoriani von der Tetrarchie Diokletians bis zum Ende der konstantinischen Dynastie In Aloys Winterling Hrsg Comitatus Beitrage zur Erforschung des spatantiken Kaiserhofes Akademie Verlag Berlin 1998 ISBN 3 05 003210 3 S 133 159 Otto Seeck Consistorium In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band IV 1 Stuttgart 1900 Sp 926 932 Peter Weiss Consistorium und Comites consistoriani Untersuchungen zur Hofbeamtenschaft des 4 Jh n Chr auf prosopographischer Grundlage Dissertation Wurzburg 1975 Anmerkungen Bearbeiten Vgl Alexander Demandt Die Spatantike 2 Auflage Munchen 2007 S 276 ff Vgl zu ihren Ursprungen unter Diokletian und der konstantinischen Dynastie Dirk Schlinkert Dem Kaiser folgen Kaiser Senatsadel und hofische Funktionselite comites consistoriani von der Tetrarchie Diokletians bis zum Ende der konstantinischen Dynastie In Aloys Winterling Hrsg Comitatus Beitrage zur Erforschung des spatantiken Kaiserhofes Berlin 1998 S 133 159 hier S 137 ff Vgl Sarah Bond Consistorium In The Oxford Dictionary of Late Antiquity Band 1 Oxford 2018 S 380 Vgl Dirk Schlinkert Dem Kaiser folgen Kaiser Senatsadel und hofische Funktionselite comites consistoriani von der Tetrarchie Diokletians bis zum Ende der konstantinischen Dynastie In Aloys Winterling Hrsg Comitatus Beitrage zur Erforschung des spatantiken Kaiserhofes Berlin 1998 hier S 140 ff Arnold Hugh Martin Jones The Later Roman Empire 284 602 A Social Economic and Administrative Survey Band 1 Baltimore 1986 S 333 f Zu den diversen Karrierewegen siehe Dirk Schlinkert Dem Kaiser folgen Kaiser Senatsadel und hofische Funktionselite comites consistoriani von der Tetrarchie Diokletians bis zum Ende der konstantinischen Dynastie In Aloys Winterling Hrsg Comitatus Beitrage zur Erforschung des spatantiken Kaiserhofes Berlin 1998 S 133 159 hier S 150 ff Dirk Schlinkert Dem Kaiser folgen Kaiser Senatsadel und hofische Funktionselite comites consistoriani von der Tetrarchie Diokletians bis zum Ende der konstantinischen Dynastie In Aloys Winterling Hrsg Comitatus Beitrage zur Erforschung des spatantiken Kaiserhofes Berlin 1998 S 133 159 hier S 142 f Vgl Dirk Schlinkert Dem Kaiser folgen Kaiser Senatsadel und hofische Funktionselite comites consistoriani von der Tetrarchie Diokletians bis zum Ende der konstantinischen Dynastie In Aloys Winterling Hrsg Comitatus Beitrage zur Erforschung des spatantiken Kaiserhofes Berlin 1998 S 133 159 hier S 139 f Alexander Demandt Die Spatantike 2 Auflage Munchen 2007 S 279 Arnold Hugh Martin Jones The Later Roman Empire 284 602 A Social Economic and Administrative Survey Band 1 Baltimore 1986 S 335 ff Vgl Arnold Hugh Martin Jones The Later Roman Empire 284 602 A Social Economic and Administrative Survey Band 1 Baltimore 1986 S 333 Vgl Fergus Millar A Greek Roman Empire Power and Belief under Theodosius II 408 450 Berkeley 2006 S 201 ff Vgl Arnold Hugh Martin Jones The Later Roman Empire 284 602 A Social Economic and Administrative Survey Band 1 Baltimore 1986 S 338 f Arnold Hugh Martin Jones The Later Roman Empire 284 602 A Social Economic and Administrative Survey Band 1 Baltimore 1986 S 337 f Arnold Hugh Martin Jones The Later Roman Empire 284 602 A Social Economic and Administrative Survey Band 1 Baltimore 1986 S 341 f Vgl Vedran Bileta The venatio in the Emperor s Presence The consistorium and the Military Men of the Late Roman Empire in the West In Kamil Cyprian Choda Maurits Sterk de Leeuw Fabian Schulz Hrsg Gaining and Losing Imperial Favour in Late Antiquity Leiden 2019 S 73 101 hier S 91 ff Vedran Bileta The venatio in the Emperor s Presence The consistorium and the Military Men of the Late Roman Empire in the West In Kamil Cyprian Choda Maurits Sterk de Leeuw Fabian Schulz Hrsg Gaining and Losing Imperial Favour in Late Antiquity Leiden 2019 S 73 101 hier S 93 bzw S 95 f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Consistorium amp oldid 238996467