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Zeugnisse der sogenannten Byblos Schrift auch byblische Pseudo Hieroglyphen oder Byblos Syllabar genannt wurden auf verschiedenen Schrifttragern wie Stein und Bronzetafeln aus der Zeit zwischen dem 18 und dem 15 Jh v Chr sowie einem Siegel des 14 Jh s in Byblos heute Libanon gefunden Die Inschriften wurden von Maurice Dunand von 1928 bis 1932 ausgegraben und 1945 in seinem Buch Byblia Grammata 1 veroffentlicht Bis heute gibt es keine gesicherte Entzifferung und Ubersetzung der Inschriften Unter anderem aufgrund der hohen Zeichenzahl 90 bis 114 je nach Forscher kann es sich dabei aber nicht um eine Alphabetschrift handeln womit die pseudohieroglyphische Byblos Schrift weder strukturell noch typologisch als eine Vorlauferschrift der semitischen Alphabetschriften in Frage kommt und als ein erloschenes Schriftsystem angesehen werden muss Diese pseudohieroglyphische Byblos Schrift darf nicht verwechselt werden mit einem im fruhen 1 Jahrtausend v Chr in Byblos gelegentlich verwendeten eigenen Duktus der phonizischen linearalphabetischen Schrift der sich vom phonizischen Standardalphabet nur geringfugig unterscheidet Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 1 1 Die zehn Inschriften 1 2 Verwandte Inschriften 1 3 Liste der Zeichen 1 4 Anzahl unterschiedlicher Zeichen 2 Beziehung zu anderen Schriften 3 Versuche zur Entzifferung 3 1 Dhorme 1946 3 2 Sobelman 1961 3 3 Martin 1962 3 4 Mendenhall 1985 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Einzelnachweise 7 WeblinksBeschreibung BearbeitenDie zehn Inschriften Bearbeiten Die Byblos Schrift wird normalerweise von rechts nach links geschrieben Worttrenner werden selten benutzt Die zehn bekannten Inschriften wurden nach der Reihenfolge ihrer Entdeckung von a bis j bezeichnet Zwei rechteckige Bronzetafeln bezeichnet als c 16 11 cm und d 21 12 cm mit 225 und 459 Zeichen Beide Tafeln sind beidseitig beschrieben Die Buchstaben wurden nicht in das Metall eingeritzt sondern mit einem Meissel eingehammert Vier keilformige Bronzetafeln bezeichnet mit b e f und i mit 40 17 48 und 84 Zeichen Diese Tafeln haben mehr oder weniger dreieckige Form mit einem Ornament im spitzen Winkel des Dreiecks Sie sind ungefahr 5 auf 9 Zentimeter und 1 mm dick Ihre Funktion ist nicht bekannt aber Dunand vermutete dass es sich um Beschriftungen handelt z B fur Grabinschriften Alle Tafeln wurden beidseitig beschrieben ausgenommen Tafel e nur eine Seite Die Schrift wurde ziemlich nachlassig angefertigt Der Text auf der Ruckseite der Tafel f ist der einzige bekannte Text der von links nach rechts geschrieben wurde Die Tafeln b und i verwenden kurze vertikale Striche als Worttrenner nbsp Inschrift auf Bronzetafel eInschrift auf Bronzetafel e Die Spitze des Keils ist abgebrochen vier mogliche Rekonstruktionen des beschadigten am weitesten links liegenden Buchstabens der Inschrift werden dargestellt Vier Stein Stelen bezeichnet a g h und j mit 116 37 7 und 13 Zeichen Die Buchstaben sind sorgfaltig ausgearbeitet mit auffallenden Grundlinien Monumentaler Stil Dunand war der Ansicht dass die Fragmente h und j ursprunglich zum gleichen Denkmal gehorten der chemische Aufbau des Kalksteins von beiden scheint identisch Der Text auf Fragment g wird vertikal in funf Spalten geschrieben Inschrift j zeigt vertikale Striche die anscheinend als Worttrenner dienen Verwandte Inschriften Bearbeiten Einzelne Buchstaben der Byblos Schrift wurden auf vielen anderen Gegenstanden wie Axten und Tonwaren gefunden Es wurde auch eine Tafel gefunden die auf der Vorderseite eine phonizische Inschrift und auf der Ruckseite Spuren einer Proto Byblos Schrift aufweist ungefahr ein halbes Dutzend Buchstaben in Proto Byblos Schrift ist erkennbar Die phonizische Inschrift auf dieser Tafel wird um das elfte Jh v Chr datiert 2 Das ist ein Hinweis darauf dass Pseudo Hieroglyphen langer im Gebrauch waren als normalerweise angenommen wird Auch ein Bruchstuck einer Monumental Inschrift in Stein ist in Byblos gefunden worden Die verwendete Schrift scheint eine Zwischenstufe zwischen den Pseudo Hieroglyphen und dem neueren phonizischen Alphabet darzustellen 21 Zeichen sind sichtbar die meisten von ihnen sind in den Pseudo Hieroglyphen und im phonizischen Alphabet identisch wahrend die wenigen restlichen Zeichen entweder Pseudo hieroglyphisch oder phonizisch sind 1 Liste der Zeichen Bearbeiten nbsp Liste der ZeichenJede Zelle in der obigen Tabelle zeigt ein Zeichen oben links Maurice Dunands Kennziffer unten links seine Haufigkeit unten rechts und zeigt an oben rechts ob es auf rechteckigen Bronzetafeln T keilformigen Bronzetafeln S oder Denkmalern Monumenten M verwendet wurde Zeichen in unterschiedlichen Zellen konnen auch Schreibvarianten eines einzelnen Zeichens sein z B in der oberen Reihe stellen die Zeichen H6 G17 und E12 vermutlich das gleiche Zeichen dar Anzahl unterschiedlicher Zeichen Bearbeiten Die 10 Pseudo hieroglyphischen Inschriften enthalten zusammen 1046 Zeichen wahrend die Anzahl unterschiedlicher Zeichen von Maurice Dunand mit 114 angegeben wird Nach Giovanni Garbini 3 ist diese Zahl vermutlich zu hoch angesetzt Dafur gibt er zwei Grunde an Erstens enthalt Dunands Zeichenliste auch schwer beschadigte Zeichen fur die es unmoglich ist zu sagen ob sie wirklich ein neues Zeichen darstellen Zweitens gab es ganz offensichtlich Schreibvarianten z B zwischen dem Monumental Stil auf den Stelen und dem linearen Stil auf den Tafeln Nimmt man diese Varianten in Betracht so wurde sich die Gesamtzahl der Zeichen verringern Garbini schatzt dass die tatsachliche Zahl der Zeichen ungefahr 90 ist Angesichts dieser Zahl scheint es sich bei der Byblos Schrift um eine Silbenschrift gehandelt zu haben Jedes Zeichen wurde als Silbe ausgesprochen normalerweise eine Kombination aus Konsonant und Vokal Wenn die Zahl der Konsonanten zwischen 22 wie das neuere phonizische Alphabet und 28 war wie Ugaritisch und wenn die Zahl der Vokale drei war die ursprunglichen semitischen Vokale waren a i und u oder vier bis sechs wenn es ein e und o einschloss oder einen stummen Vokal wurde die Gesamtzahl der benotigten Zeichen zwischen 3 22 66 und 6 28 168 liegen was in etwa der gefundenen Anzahl unterschiedlicher Zeichen entspricht Beziehung zu anderen Schriften BearbeitenEinige Zeichen z B nbsp sehen aus wie leicht veranderte agyptische Hieroglyphen aber es gibt auch viele andere die keine Ahnlichkeiten aufweisen James E Hoch 4 vermutet dass viele der Zeichen eher von der hieratischen Schrift des Alten Reichs abgeleitet sind als direkt von den Hieroglyphen Es ist bekannt dass es in Byblos schon im Jahr 2600 v Chr starke agyptische Einflusse gab Byblos war der Hauptexporthafen fur Zedernholz nach Agypten und infolgedessen gab es eine einflussreiche agyptische Handelsgemeinschaft in Byblos So ist es sehr wahrscheinlich dass die agyptische Schrift als Grundlage fur eine neue Schrift in Byblos verwendet und um neue Laute erganzt wurde die die Sprache in Byblos besser ausdrucken konnte Genauso wurde im benachbarten Ugarit einige Jahrhunderte spater eine Keilschrift entworfen die einfacher zu verwenden war als die schwierige akkadische Keilschrift Versuche zur Entzifferung BearbeitenDhorme 1946 Bearbeiten Das vorhandene Schriftmaterial gilt im Allgemeinen als zu gering um eine systematische Entzifferung auf der Grundlage einer Textanalyse durchzufuhren Dennoch wurde bereits 1946 ein Jahr nachdem Dunand die Inschriften veroffentlicht hatte ein erster Versuch von Edouard Dhorme unternommen 5 einem beruhmten Orientalisten und ehemaligen Kryptoanalytiker Er analysierte die kurze Inschrift auf der Ruckseite einer Bronzetafel die in einer Reihe von sieben fast gleichen Strichen endet ahnlich wie 1111111 Er nahm an dass es sich um eine Zahl handelt vermutlich sieben Dhorme hingegen vermutet darin die Zahl 4 10 3 43 da vier Striche etwas grosser als die anderen drei sind Es wird vermutet dass die Ruckseite der Inschrift als Ganzes eine Datierung der Inschrift auf der Vorderseite darstellt Das Wort direkt vor 1111111 besteht aus vier unterschiedlichen Zeichen nbsp Das erste am weitesten rechts stehende beschadigte aber erkennbare Zeichen und das am weitesten links stehende Zeichen ahneln den Buchstaben b und t des neueren phonizischen Alphabetes Dhorme deutete jetzt das vollstandige Wort b t als phonizisch b a s a n t Im Jahr des das ihm die Lautzuordnung fur alle vier Zeichen ermoglichte Diese Zeichen ersetzte er in den restlichen Inschriften und suchte nach erkennbaren Wortteilen weiterer phonizischer Worter um weitere Zeichen zuordnen zu konnen Am Ende konnte er fur 75 Zeichen Laut Zuordnungen vorschlagen Sobelman 1961 Bearbeiten Harvey Sobelman 6 versuchte nicht Lautwerte fur die verschiedenen Zeichen zu finden stattdessen versucht er Wortgrenzen festzustellen und grammatische Muster zu ermitteln Das Ergebnis von Daniels 7 Forschungen ist dass Sobelmans Ergebnisse bei allen zukunftigen Arbeiten uber diese Texte in Betracht gezogen werden sollten Martin 1962 Bearbeiten Malachi Martin 8 kategorisierte die verschiedenen Zeichen in 27 Klassen Nachdem er Band 1 seiner Entschlusselungen veroffentlicht hatte folgte keine Fortsetzung Mendenhall 1985 Bearbeiten Im Jahr 1985 wurde ein neuer Ubersetzungs Versuch von George E Mendenhall 9 von der University of Michigan veroffentlicht Viele Zeichen die im neueren phonizischen Alphabet wieder erscheinen wurden von Mendenhall einem ahnlichen Lautwert zugeordnet Zum Beispiel wird das Zeichen nbsp das im phonizischen den Wert g hat hebraisch gimel dem Laut ga zugeordnet Einem Zeichen nbsp das einer agyptischen Hieroglyphe nbsp mit der Bedeutung Konig von Ober Agypten ahnelt wird als mulku gedeutet semitisch fur koniglich vergleiche auch hebraisch melekh Konig und dem Laut mu zugeordnet Das letzte Beispiel veranschaulicht dass Mendenhall weitgehend Gebrauch vom akrophonischen Prinzip macht bei der der Lautwert eines Silbenzeichens als Ausgangston des semitischen Wortes fur den Gegenstand angenommen wird der durch das Zeichen bildlich dargestellt wird Mendenhall nahm an dass es sich bei der Sprache um eine sehr fruhe semitische Sprache handelt aus einer Zeit in der das West oder eigentlich Zentral Semitische noch nicht in Nordwestsemitisch Phonizisch Hebraisch Aramaisch Ugaritisch und Sudsemitisch u a Arabisch geteilt war Er datiert die Texte spatestens auf das Jahr 2400 v Chr Die Ubersetzungen die von Mendenhall vorgeschlagen werden sind haufig unverstandlich Adze that Yipuyu and Hagara make binding Verily in accordance with that which Sara and Ti pu established we will be surety Ebenso with Miku is the pledge Der Text mit den sieben Strichen 1111111 siehe oben wird von Mendenhall als Ehevertrag gedeutet in dem die Striche die Unterschriften von sieben Zeugen darstellen sollen Siehe auch BearbeitenArabische Schrift Sumerische Schrift Agaische Schriftsysteme u a Linearschrift A Literatur BearbeitenBrian E Colless The Canaanite Syllabary In Ancient Near Eastern Studies Bd 35 1998 S 26 46 doi 10 2143 ANES 35 0 525767 Peter T Daniels The Byblos Syllabary In Peter T Daniels William Bright Hrsg The World s Writing Systems Oxford University Press New York NY u a 1996 ISBN 0 19 507993 0 S 29 30 Edouard Dhorme Dechiffrement des inscriptions pseudo hieroglyphiques de Byblos In Syria Bd 25 Nr 1 1946 ISSN 0039 7946 S 1 35 doi 10 3406 syria 1946 4447 Maurice Dunand Spatule de bronze avec epigraphe phenicienne du XIIIe siecle In Bulletin du Musee de Beyrouth Bd 2 1938 ZDB ID 215108 X S 99 107 Maurice Dunand Byblia Grammata Documents et recherches sur le developpement de l ecriture en Phenicie Etudes et documents d archeologie 2 ZDB ID 1444347 8 Republique Libanaise Ministere de l Education Nationale Beirut 1945 Giovanni Garbini Rezension zu Mendenhall 1985 In Rivista di Studi Fenici Bd 16 1988 ISSN 0390 3877 S 129 131 James E Hoch The Byblos Syllabary Bridging the Gap Between Egyptian Hieroglyphs and Semitic Alphabets In The Journal of the Society for the Study of Egyptian Antiquities Bd 20 1990 ISSN 0383 9753 S 115 124 A Jirku Die Entzifferung der gublitischen Schrift durch E Dhorme In Forschungen und Fortschritte Berlin Band 26 1950 S 90 92 1 Abb Anton Jirku Wortschatz und Grammatik der gublitischen Inschriften In Zeitschrift der Deutschen Morgenlandischen Gesellschaft Vol 102 n F 27 No 2 1952 S 201 214 Malachi Martin Revision and reclassification of the Proto Byblian signs In Orientalia NS Bd 31 Nr 2 1962 ISSN 0030 5367 S 250 271 JSTOR 43073693 und NS Bd 31 Nr 2 1962 S 339 363 JSTOR 43073707 George E Mendenhall The Syllabic Inscriptions from Byblos The American University of Beirut Beirut 1985 Harvey Sobelman The Proto Byblian inscriptions a fresh approach In Journal of Semitic Studies Bd 6 Nr 2 1961 ISSN 0022 4480 S 226 245 doi 10 1093 jss 6 2 226 Einzelnachweise Bearbeiten a b Maurice Dunand Byblia Grammata 1945 P Kyle McCarter Robert B Coote The Spatula Inscription from Byblos In Bulletin of the American Schools of Oriental Research Nr 212 1973 S 16 22 doi 10 2307 1356306 Correction In Bulletin of the American Schools of Oriental Research Nr 214 1974 S 41 doi 10 2307 1356103 Giovanni Garbini Rezension zu Mendenhall 1985 in Rivista di Studi Fenici Bd 16 1988 S 129 131 James E Hoch The Byblos Syllabary Bridging the Gap Between Egyptian Hieroglyphs and Semitic Alphabets In The Journal of the Society for the Study of Egyptian Antiquities Bd 20 1990 S 115 124 Edouard Dhorme Dechiffrement des inscriptions pseudo hieroglyphiques de Byblos In Syria Bd 25 Nr 1 1946 S 1 35 Harvey Sobelman The Proto Byblian inscriptions a fresh approach In Journal of Semitic Studies Bd 6 Nr 2 1961 S 226 245 Peter T Daniels The Byblos Syllabary In Peter T Daniels William Bright Hrsg The World s Writing Systems 1996 S 29 30 Malachi Martin Revision and reclassification of the Proto Byblian signs In Orientalia NS Bd 31 Nr 2 1962 S 250 271 und NS Bd 31 Nr 2 1962 S 339 363 George E Mendenhall The Syllabic Inscriptions from Byblos 1985 Weblinks BearbeitenAlte Schriften Die Byblos Schrift Mnamon Ancient writing systems in the Mediterranean Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Byblos Schrift amp oldid 238215414