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Die Bremer Ratsfehde war ein Konflikt in den Jahren 1304 1305 zwischen zwei Parteien des Bremer Rates der Anfang des 14 Jahrhunderts zur Vertreibung eines Teils der Ratsherrn und ihrer Familien aus der Stadt fuhrte In der Folge kam es zu kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Bremen und Teilen der Ritterschaft des Erzbistums die mit einem Sieg der Stadt endeten und zu einer Starkung Bremens gegenuber den landsassigen Adeligen fuhrte Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Die Fehde 3 Folgen 4 Einzelnachweise 5 LiteraturVorgeschichte BearbeitenMit der Herausbildung eines Rates der Stadt als eigenstandiger politischer Instanz ab 1225 etablierte sich nach und nach auch eine neue stadtische Oberschicht in Bremen Zunachst war der Rat allerdings noch von Ministerialenfamilien beherrscht die ursprunglich als Ritter und Beamte im Dienste des Erzbischofs standen Einige dieser Familien waren zu erheblicher Macht und Reichtum gelangt die sich im Bau steinerner Wohnturme in der Stadt und befestigter Adelssitze auf dem Lande ausserte Die Fehde BearbeitenAn der Wende zum 14 Jahrhundert kam es zu Spannungen in der Stadt als junge Mitglieder einiger dieser als Geschlechter bezeichneten einflussreichen Familien wiederholt und ungestraft unbescholtene Burger tyrannisierten und sogar toteten Der reichen Leute Kinder schlugen bisweilen manch rechtschaffenen Mann ihn mit ihren grossen breiten Messer dass er starb 1 2 Die gewalttatigen Ubergriffe fuhrten zu seiner Spaltung des Rates Diese Eigenmachtigkeiten und Ubeltaten hatten viele Ratmannen gerne gerichtet aber die ubrigen Ratmannen die die Verwandten der verzogen jungen Leute waren verhinderten dies da sie die Mehrheit im Rat hatten und die Reichsten in Bremen waren 1 2 Unter den Befurwortern einer Bestrafung der Tater war der angesehene Ratsherr Arnd von Gropelingen die Gegner einer Bestrafung wurden von Gottschalk Frese dem Jungeren angefuhrt Der Konflikt eskalierte als 1304 eine bewaffnete Gruppe in das Haus des schwer erkrankten Arnd von Gropelingen in der Langenstrasse sturmte und den Ratsherrn sowie seinen Diener toteten Als Reaktion auf diese Bluttat versammelte sich eine grosse Zahl bewaffneter Burger bei der St Nikolai Kirche und zog gemeinsam mit den Ratsherrn Heinrich von Gropelingen Conrad von Haren Johann Husheer und weiteren Anhangern der Von Gropelingen Fraktion zum Rathaus um Suhne fur die Tat einzufordern 3 Die Mitglieder der Frese Fraktion mussten aus der Stadt fliehen und wurden im Sommer 1304 vom verbleibenden Rat friedlos gelegt und all ihr Hab und Gut in der Stadt enteignet Die Gruppe der Verbannten umfasste 18 Ratsherrn und 11 weitere Burger mitsamt ihren Familien Darunter befanden sich Gottschalk Frese der Jungere Hermann Frese Reiner Brusehaver Arnold von Harpenstede Johann Nackevedele Heinrich Juchals Willekin Juchals der Jungere Johann Juchals der Altere Johann Juchals der Jungere Bernhard Juchals Heinrich von Lunne Johann Lange Beverstede Hartger von Verden Conrad von Verden der Altere Conrad von Verden der Jungere Otto von Verden Hermann von Verden Abel der Munzer und Bernhard von der Hude 4 Die vertriebenen Familien die uber erhebliche Mittel verfugten verbundeten sich mit zahlreichen landsassigen Rittern des Erzbistums und versuchten mit Unterstutzung des Herzogs von Luneburg die Stadt zu belagern was jedoch misslang 5 Die Stadt schloss ihrerseits ein Bundnis mit den Grafen von Oldenburg Bruchhausen und Delmenhorst sowie den Edelherrn von Diepholz und dem Propst von Wildeshausen und unternahm im Winter 1304 1305 einen Kriegszug gegen die gegnerische Ritterschaft in dessen Verlauf die exilierten Familien und ihre Verbundeten geschlagen wurden 22 Ritter gerieten in Gefangenschaft und 14 befestigte Adelssitze im Umland wurden zerstort darunter der Barkhof des Ritters Lippold von Bremen nahe der Burgerweide die Burg Blumenthal derer von Aumund und die Burg Helle Sitz der Familie Monnik 6 7 Am 4 Marz 1305 feierte der Rat seinen Sieg und am 2 April des gleichen Jahres vermittelten Erzbischof Giselbert und Dompropst Bernhard einen Friedensschluss zwischen der Stadt und ihren Gegnern in dem sich die Stadt zusichern liess dass die zerstorten Burgen nicht wieder aufgebaut werden sollten und dass die Ministerialien die vertriebenen Familien nicht weiter unterstutzen wurden Daruber hinaus mussten sich 31 Ritter 72 Knappen und die Gefangenen einer Urfehde unterwerfen d h die zukunftige Wahrung des Friedens mit der Stadt beschworen Folgen BearbeitenBedeutsam sind die Ereignisse von 1304 1305 fur die weitere Entwicklung Bremens da die Stadt in diesem Konflikt erstmals als selbststandige politische und militarische Macht gegenuber dem Erzbistum und seinen Vasallen auftrat sich gegen ihre Gegner durchsetzte und damit ihren Status als unabhangiges Gemeinwesen als freie Reichsstadt festigte der ihr im Gelnhauser Privileg von 1186 zugesprochen worden war 8 Obwohl sich die Ratsfraktion des Arnd von Gropelingen mit Hilfe der Burger gegen einige der machtigsten Familien der Stadt und Teile der landsassigen Ritterschaft durchsetzte kann jedoch nicht von einer Vertreibung der Geschlechter aus der Stadt oder einem Aufstand Burgerlicher gegen Adeliger gesprochen werden da z B Arnd von Gropelingen selbst ebenfalls einer einflussreichen Ministerialenfamilie entstammte und auch spater noch zahlreiche Personen dieser Herkunft im Rat sassen Auch besteht wohl kein direkter Zusammenhang zwischen dem Zwist im Rat und der 1303 begonnenen Kodifizierung des Bremer Stadtrechts moglicherweise beeinflusste die Fehde allerdings die weitere Ausformulierung des Stadtrechts dessen Kernbestand 1305 fertiggestellt wurde 9 Einfluss hatte der kriegerische Konflikt daruber hinaus auf den weiteren Ausbau der Stadtbefestigungen so wurde die Stadtmauer in den folgenden Jahren um die bis dahin ungeschutzten Steffensstadt erweitert 5 Einzelnachweise Bearbeiten a b Gerd Rinesberch Herbord Schene Bremer Chronik In Bremen Die Chroniken der niedersachsischen Stadte Band 37 Carl Schunemann Verlag Bremen 1968 S 112 a b Hans G Truper Ritter und Knappen zwischen Weser und Elbe Die Ministerialitat des Erzstifts Bremen Stade 2000 S 539 Johann Hermann Duntze Geschichte der freien Stadt Bremen Band 2 Heyse Verlag Bremen 1846 S 40 Hans G Truper Ritter und Knappen zwischen Weser und Elbe Die Ministerialitat des Erzstifts Bremen Stade 2000 S 540 f a b Franz Buchenau Die Freie Hansestadt Bremen und ihr Gebiet Ein Beitrag zur Geographie und Topographie Deutschlands Schunemann Verlag Bremen 1862 S 84 Thomas Hill Die Stadt und ihr Markt Bremens Umlands und Aussenbeziehungen im Mittelalter 12 15 Jahrhundert Franz Steiner Verlag 2004 S 275 Friedrich Rauers Das alte Geschlecht von Bremen In Bremisches Jahrbuch Band 43 Bremen 1951 S 421 f Hans G Truper Ritter und Knappen zwischen Weser und Elbe Die Ministerialitat des Erzstifts Bremen Stade 2000 S 543 f Herbert Schwarzwalder Bremen um 1300 und sein Stadtrecht von 1303 In 700 Jahre Bremer Recht t Veroffentlichungen des Staatsarchivs Bremen Band 66 Bremen 2003 ISBN 3 925729 34 8 S 29 42 43 f Literatur BearbeitenHans G Truper Ritter und Knappen zwischen Weser und Elbe Die Ministerialitat des Erzstifts Bremen Stade 2000 ISBN 3 931879 05 4 S 539 545 Thomas Hill Die Stadt und ihr Markt Bremens Umlands und Aussenbeziehungen im Mittelalter 12 15 Jahrhundert Franz Steiner Verlag 2004 ISBN 3 515 08068 6 S 274f Gerd Rinesberch Herbord Schene Bremer Chronik In Bremen Die Chroniken der niedersachsischen Stadte Band 37 Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften durch Hermann Meinert Hg Carl Schunemann Verlag Bremen 1968 S 112 116 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bremer Ratsfehde amp oldid 227699282