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Friedlosigkeit kennzeichnete im germanischen Stammesrecht den personlichen Verlust des Rechtsschutzes infolge der Verurteilung wegen einer Straftat Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Siehe auch 3 Literatur 4 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie Rechtskategorie der Friedlosigkeit war zwar inhaltlich im Wesentlichen mit der Reichsacht identisch jedoch wird das Wort Friedlosigkeit vorwiegend in norddeutschen und danischen Quellen altwestnordisch fridlauss altenglisch fridleas altschwedisch frithlos altdanisch frithlos friesisch fretholas mittelniederdeutsch vredelos genannt In sudlichen Quellen dagegen findet sich das gleiche Rechtsinstitut als Acht und der Vorgang ist als Achtung bezeichnet Auch der Sachsenspiegel kennt das Wort Friedlosigkeit nicht Die meisten Achtbucher entstammen dem 13 bis 15 Jahrhundert also der Zeit der Landfriedensbewegungen 1 Ein Urteil der Friedlosigkeit hatte zur Folge dass die verurteilte Person seiner burgerlichen und Vermogensrechte verlustig und aus dem Frieden in den Unfrieden gesetzt mit anderen Worten allen Rechtsschutzes ledig war 2 Beispielsweise benannte die nordfriesische Siebenhardenbeliebung vom 17 Juni 1426 im Art 6 fur die Delikte eines Bruches des Hausfriedens oder des Pflugfriedens die Strafe der Friedlosigkeit Die Furchtbarkeit dieser Strafe bestand vor allem darin dass der Geachtete keine Unterkunft und keinen Schutz finden konnte weil die Begunstigung ebenfalls mit der Friedlosigkeit bedroht war 3 Ob in der vorchristlich germanischen Rechtstradition ein Friedloser auch als Wolf bezeichnet wurde altnordisch vargr wie es zum Beispiel Wilhelm Eduard Wilda in Das Strafrecht der Germanen von 1842 nahelegt 4 ist in der jungeren Forschung umstritten Beispiel fur die Vertretung einer Gegenposition ist das Buch Wargus vargr Verbrecher Wolf eine sprach und rechtsgeschichtliche Untersuchung von Michael Jacoby Auf anderer Seite wird die Theorie vertreten dass wargus oder vargr nicht nur in seiner Bedeutung als Ausgestossener in bestimmten Rechtstexten verwendet wurde So in der Schrift Wargus Eine Bezeichnung fur den Unrechtstater in ihrem wortgeschichtlichen Zusammenhang von Ruth Schmidt Wiegand Siehe auch BearbeitenVogelfreiheitLiteratur BearbeitenEberhard von Kunssberg Acht Eine Studie zur alteren deutschen Rechtssprache Bohlau Weimar 1909 Michael Lundgreen Friedlosigkeit In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Bd 9 de Gruyter Berlin New York 1995 ISBN 3 11 014642 8 S 613 621 Michael Jacoby Wargus vargr Verbrecher Wolf eine sprach und rechtsgeschichtliche Untersuchung Uppsala Almqvist amp Wiksell 1974 Ruth Schmidt Wiegand Wargus Eine Bezeichnung fur den Unrechtstater in ihrem wortgeschichtlichen Zusammenhang in Zum Grabfrevel in vor und fruhgeschichtlicher Zeit Untersuchungen zu Grabraub und haugbrot in Mittel u Nordeuropa Bericht uber ein Kolloquium der Kommission fur die Altertumskunde Mittel und Nordeuropas vom 14 16 Februar 1977 hg von H Jankuhn H Nehlsen und H Roth Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Gottingen Philologisch Historische Klasse Folge 3 Nr 113 1978 S 188 196Einzelnachweise Bearbeiten Michael Lundgreen Friedlosigkeit In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Bd 9 de Gruyter Berlin New York 1995 S 614 Brockhaus Konversationslexikon Lemma Friedlosigkeit Band VII Leipzig 1893 Max Pappenheim Die Siebenhardenbeliebung vom 17 Juni 1426 Festschrift zur Funfhundertjahrfeier Verlag Kunstgewerbemuseum Flensburg 1926 S 23 Wilda Wilhelm Eduard Das Strafrecht der Germanen Halle 1842 S 280 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Friedlosigkeit amp oldid 238058494