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Der Bogen von Glanum auch Triumph oder Augustusbogen von Saint Remy Triumph oder Augustusbogen von Glanum ist ein eintoriges Bogenmonument spataugusteischer Zeit das sich uber der Strasse von Ernaginum beim heutigen Saint Gabriel nach Glanum bei Saint Remy de Provence erhob und den Beginn der antiken Stadt im Nordwesten markierte Bogen von Glanum Inhaltsverzeichnis 1 Architektur 2 Bildschmuck 3 Datierung 4 Lage und stadtebaulicher Kontext 5 Nachantike Geschichte 6 Literatur 7 Weblinks 8 AnmerkungenArchitektur BearbeitenDer eintorige aus lokalem Gestein errichtete Bogen hat eine erhaltene Hohe von 7 53 Metern eine Breite von 12 41 Metern und eine Tiefe von 5 01 Metern Der Durchgang hat eine Breite von 5 23 Metern und eine lichte Hohe von 6 81 Metern Die Bogenpfeiler sind an den Fronten mit je zwei kannelierten Halbsaulen zuseiten des Durchgangs versehen wobei die Ecksaulen als Dreiviertelsaulen auf die ausseren Schmalseiten des Bogens umgreifen Die Halbsaulen stehen auf mit den Sockeln der Bogenpfeiler verkropften Postamenten besitzen attische Basen ohne Plinthe und waren wohl korinthischer Ordnung Kapitelle sind nicht erhalten und in fruhen Zeichnungen auch nicht dokumentiert Zwischen den Halbsaulen der Nordwest und Sudostfassaden des Bogens sind Reliefs mit der Darstellung gefesselter Barbaren in Begleitung weiterer Personen angebracht die Bogenzwickel sind mit zur Bogenmitte schwebenden Victorien dekoriert Die Archivolten sind mit uppig gefullten Girlanden aus Fruchten und Blattern geschmuckt ihre Unterseiten tragen vegetabilische Kandelaberranken Wabenformige reich mit wechselnden Profilen dekorierte und mit zentralen Bluten versehene Kassettenfelder zieren die Bogenunterseite im Bereich des Durchgangs Die Schmalseiten des Bogens wurden aussen von Rankenpilastern zwischen den Dreiviertelsaulen gerahmt und wiesen jeweils zwei Nischen auf in denen weitere nicht erhaltene Reliefs oder Inschriftentafeln eingelassen waren Vom weiteren Aufbau sind keine Reste erhalten Man setzt anderen Monumenten des Bautyps entsprechend eine Attika als oberen Abschluss voraus Ob der Durchgangsbereich zusatzlich mit einem vorgeblendeten Dreiecksgiebel betont war ist nicht zu klaren Ansichten und Architekturdetails nbsp Seitenansicht nbsp Archivolte und Victoria der Sudostfassade nbsp Kassettendecke nbsp KandelaberrankeBildschmuck BearbeitenUnter den dekorativen Bildelementen des Bogens stechen die Zweifigurenreliefs zuseiten der Durchgange besonders hervor und sind seit jeher Gegenstand der Diskussion und Interpretation Jeweils ein gefangener Barbar mit auf den Rucken gefesselten Armen wird von einer weiteren Gestalt begleitet Ein Tropaion ein ursprunglich auf dem Schlachtfeld aufgestelltes Siegeszeichen nimmt auf allen vier Reliefs die Bildmitte ein Alle Reliefs sind dergestalt in die Saulenzwischenraume integriert dass die Fusse der Figuren in etwa ein Viertel der Saulenhohe auf vorkragenden Gesimsen zu stehen kommen Diese verjungen sich abgetreppt nach unten und erwecken den Anschein nicht dargestellte altarahnliche Statuenpostamente die als Trager der Tropaia dienten zu bekronen Das linke Relief der Nordwestfassade zeigt neben dem Gefesselten eine kleinere und mit einem fransenverzierten Sagum bekleidete Person die dem grosseren und frontal gezeigten Barbaren die linke Hand auf dessen rechte Schulter legt Auf dem rechten Relief ist neben dem in Dreiviertelansicht von hinten dargestellten Barbaren eine auf einem Waffenhaufen sitzende weibliche Gestalt zu sehen Demgegenuber bringen die beiden Reliefs der Sudostfassade stehende sich vom Tropaion abwendende gefangene Barbarinnen als zweite Person zur Darstellung Zur Deutung der Figuren gibt es verschiedene Ansatze Deutete man sie alle gleichermassen als gefangene Barbaren so wurden sie als Gallier Germanen oder Personifikationen romischer Provinzen des Reiches gedeutet Trennte man zwischen mannlichen und weiblichen Gestalten so wurden die weiblichen als Roma Gallia oder Britannia aufgefasst 1 Zumeist sah man die Unterwerfung als zentrales Thema des Bildprogramms das sich am offenkundigsten in der Geste des Handauflegens auf der Nordwestseite aussere Pierre Gros schlug hingegen vor in dieser Geste nicht das Abfuhren des unterlegenen Gegners sondern ein Zeichen der Versohnung eine Einladung zur Teilhabe an den Vorzugen des Romischen Reiches zu sehen ausgesprochen durch einen bereits romanisierten Gallier 2 Auch die ubrigen Reliefs wurden in der Folge einer in dieser Richtung zielenden Interpretation unterworfen Die auf dem Waffenhaufen sitzende weibliche Gestalt sei demnach nicht die besiegte Gallia die Gallia devicta 3 sondern die siegreiche Roma als Sinnbild der pax Romana des dauerhaften romischen Friedens wahrend der Regierungszeit des Augustus 4 Dem wurde allerdings entgegengehalten dass die weibliche Gestalt einen fur Roma untypischen Fransenmantel tragt 5 Dem Gegensatz zwischen der eher friedlichen oder die Vorzuge des Friedens aufzeigenden Nordwestseite und der von Gefangenen beiderlei Geschlechts als Drohung zu verstehenden Sudostseite entsprechen weitere Details des Bogens So tragen die Victorien der nordwestlichen Landseite die man sah wenn man die Stadt betrat Lorbeerkranz und Palmzweig die Victorien der Stadtseite hingegen romische Feldzeichen in den Handen Selbst die Fruchte der Girlanden auf den Archivolten unterscheiden sich sind auf der Landseite reif teils bereits geoffnet auf der Stadtseite hingegen weniger weit entwickelt Frieden und Reichtum verspricht demnach das Durchschreiten in Richtung Stadt Krieg und Unterentwicklung folgen dem Verlassen der Stadt Barbarenreliefs der Fassaden nbsp Linkes Relief der Nordwestfassade nbsp Rechtes Relief der Nordwestfassade nbsp Linkes Relief der Sudostfassade nbsp Rechtes Relief der SudostfassadeDatierung BearbeitenAufgrund seiner Bauformen insbesondere der Ausbildung der Girlanden an den Archivolten aber auch wegen der deutlichen Nahe zu Dekordetails am Bogen von Orange wird der Bogen in Glanum in das Jahrzehnt zwischen 10 und 20 n Chr datiert Ausgehend von seiner Datierung des Bogens in Orange in das spate 2 Jahrhundert stellt James C Anderson jr auch diese gangige Datierung des Bogens in Glanum infrage Anderson ist gezwungen die bisherigen Datierungen der meisten romischen Bauten nicht nur in der Gallia Narbonensis sondern auch in den westlichen Provinzen in Frage zu stellen da sich sein Zeitansatz des Bogens in Orange mit dem was man uber die Entwicklung romischer Dekorformen insbesondere des korinthischen Kapitells aber auch anderer Elemente wie der Ranken und Girlanden bislang herausgearbeitet hat nicht in Einklang bringen lasst 6 Dies konnte sich bislang nicht durchsetzen Lage und stadtebaulicher Kontext Bearbeiten nbsp Die Antiques von GlanumGlanum ein seit dem 6 Jahrhundert v Chr besiedelter keltischer Ort an einem alten Quellheiligtum schmiegte sich in die Hugelkette der Alpilles die sich sudlich der Stadt erheben Nach einem bereits seit dem 3 Jahrhundert v Chr erfolgten Ausbau zu einer griechisch hellenistischen Glanon genannten Stadt und der bereits Ende des 2 Jahrhunderts v Chr erfolgten romischen Besetzung Glanums fuhrte wohl die Einnahme von Massalia im Jahr 49 v Chr auch zu einer Neugestaltung des Ortes Zumindest wurden ab den spaten 40er Jahren v Chr alte Gebaude und Anlagen nach und nach durch ein Forum durch Portiken und Tempel ersetzt Diese massgeblich von Agrippa unterstutzten Baumassnahmen wurden vor allem in den beiden Jahrzehnten vor der Zeitenwende umgesetzt und gaben dem oppidum Latinum ein romisches Geprage Nach Abschluss der innerstadtischen Arbeiten wurde der Bogen am einzig bequemen Stadtzugang im Nordwesten errichtet und uberspannte die durch das Rhonetal von Ernaginum kommende Strasse die nordlich der Alpilles Glanum mit den wichtigen romischen Verkehrswegen verband Nachantike Geschichte Bearbeiten nbsp Stich von N C F de Peiresc 1610 nbsp Die Antiques im Jahr 1792Erstmals 1343 erwahnt war der Bogen wahrend der Renaissance unter den Namen Portail Sarazin Arc du tresor und Arc du Sex bekannt Der Name Arc du Sex wurde von dem benachbarten Juliermonument ubertragen dessen Inschrift einen SEX tus nennt 7 Der Bogen von Glanum ist Teil eines seit dem Anfang des 17 Jahrhunderts unter dem Namen Les Antiques bekannten Ensembles zweier antiker Architekturen deren weiteres Element das nur 12 Meter entfernt stehende Juliermonument von Saint Remy ist Allerdings weisen die beiden Monumente untereinander keinen Bezug auf vielmehr ist das Juliermonument mit seiner Inschrift auf die antike Strasse ausgerichtet die es folglich flankiert Im Jahr 1609 beklagte Pierre Rivarel in einem Gedicht den Zustand des Bogens und seine zunehmende Zerstorung durch Regenwasser 8 Bernard de Montfaucon publizierte 1724 in den Supplementen zu seinen L Antiquite expliquee et representee en figures einen Stich von Nicolas Claude Fabri de Peiresc aus dem Jahr 1610 der erstmals den Bogen und seinen damaligen Zustand recht detailgetreu wiedergibt 9 Demnach fehlte bereits zu diesem Zeitpunkt der Aufbau des Bogens die Bogenpfeiler waren in unregelmassigen Stufen abgebrochen der Bogendurchgang aber war unversehrt und oberhalb der Archivolte von einer glatten Steinlage abgedeckt An diesem Zustand anderte sich nichts bis der Comte de Provence und spatere Louis XVIII im Jahr 1777 Saint Remy besuchte Anlasslich dieses Ereignisses wurden die Bogenpfeiler so weit aufgemauert dass man mit einer giebeldachahnlichen Form des oberen Abschlusses das Regenwasser ableiten konnte um den weiteren Verfall zu verhindern Zu dieser Zeit wurde auch der die Antiques zu einem Ensemble zusammenfassende Platz geschaffen In den Jahren 1817 1819 wurden offene Fugen verfullt und der Bogen stabilisiert Im Jahr 1840 wurde der Bogen zum monument historique erklart und somit als bemerkenswertes Bauwerk unter Denkmalschutz gestellt 10 Untersuchungen im 20 Jahrhundert erbrachten als Ergebnis dass der uber der Archivolte erhaltene glatte Steinblock nicht in seiner ursprunglichen Position liegt die vermeintliche Architravfront lediglich die Stossflache eines Quaders war der folglich ursprunglich eingebunden war 11 Es ist daher nicht zu entscheiden ob eine vorauszusetzende Inschrift auf dem Architrav oder der Attika angebracht war 12 Literatur BearbeitenJames C Anderson Roman Architecture in Provence Cambridge University Press Cambridge 2013 S 75 77 Monique Clavel Leveque Pierre Leveque Imperialisme et semiologie l espace urbain a Glanum In Melanges de l ecole francaise de Rome Band 94 Heft 2 1982 S 675 698 hier S 683 696 Online Pierre Gros Pour une chronologie des arcs de triomphe de Gaule Narbonnaise a propos de l arc de Glanum In Gallia Band 37 Heft 1 1979 S 55 83 Online Pierre Gros Note sur deux reliefs des Antiques deGlanum le probleme de la romanisation In Revue archeologique de Narbonnaise Band 14 Heft 1 1981 S 159 172 Online Pierre Gros L Architecture Romaine Band 1 Les monuments publics Picard Paris 1996 S 66 69 Fig 57 59 Fred S Kleiner Arch at St Remy In Nancy Thomson de Grummond Hrsg An Encyclopedia of the History of Classical Archaeology Routledge New York 1996 Annette Kupper Bohm Die romischen Bogenmonumente der Gallia Narbonensis in ihrem urbanen Kontext Kolner Studien zur Archaologie der romischen Provinzen Band 3 Leidorf Espelkamp 1996 ISBN 3 89646 131 1 S 77 85 185 Taf 20 Henri Rolland L arc de Glanum Gallia Supplement 31 Centre National de la Recherche Scientifique Paris 1977 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Bogen von Glanum Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Eintrage zu Ehrenbogen von Glanum in der archaologischen Datenbank ArachneAnmerkungen Bearbeiten Zur alteren Diskussion mit Literatur siehe Annette Kupper Bohm Die romischen Bogenmonumente der Gallia Narbonensis in ihrem urbanen Kontext Leidorf Espelkamp 1996 S 83 Pierre Gros Note sur deux reliefs des Antiques deGlanum le probleme de la romanisation In Revue archeologique de Narbonnaise Band 14 Heft 1 1981 S 159 172 So noch Pierre Gros Note sur deux reliefs des Antiques deGlanum le probleme de la romanisation In Revue archeologique de Narbonnaise Band 14 Heft 1 1981 S 163 Monique Clavel Leveque Pierre Leveque Imperialisme et semiologie l espace urbain a Glanum In Melanges de l ecole francaise de Rome Band 94 Heft 2 1982 S 698 f Annette Kupper Bohm Die romischen Bogenmonumente der Gallia Narbonensis in ihrem urbanen Kontext Leidorf Espelkamp 1996 S 84 Anm 465 James C Anderson Roman Architecture in Provence Cambridge University Press Cambridge 2013 S 77 zum Bogen in Glanum 93 zum Bogen in Orange und passim Fred S Kleiner Arch at St Remy In Nancy Thomson de Grummond Hrsg An Encyclopedia of the History of Classical Archaeology Routledge New York 1996 Pierre Rivarel Livre contenant la vie de Saint Remy 1609 S 68 zitiert bei Henri Rolland Saint Remy de Provence Impr generale du Sud Ouest Bergerac 1934 S 223 Bernard de Montfaucon L Antiquite expliquee et representee en figures Supplementband 4 1 Paris 1724 S 78 Taf 34 Digitalisat Eintrag Nr PA00081438 in der Base Merimee des franzosischen Kulturministeriums franzosisch Henri Rolland L arc de Glanum Centre National de la Recherche Scientifique Paris 1977 S 21 Taf 13 Annette Kupper Bohm Die romischen Bogenmonumente der Gallia Narbonensis in ihrem urbanen Kontext Leidorf Espelkamp 1996 S 78 f 43 776538888889 4 8312111111111 Koordinaten 43 46 35 5 N 4 49 52 4 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bogen von Glanum amp oldid 208598658