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Die Bleihutte Clausthal BHC in Clausthal Zellerfeld auch Frankenscharrnhutte genannt war vom Mittelalter bis in die zweite Halfte des 20 Jahrhunderts ein Standort der Gewinnung von Schwer und Edelmetallen aus Oberharzer Gangerzen Sie lag im Innerstetal am Zusammenfluss von Innerste und Zellbach Ehemaliger Haltepunkt Frankenscharrnhutte der Innerstetalbahn Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte und Technik 1 1 Die Huttenprozesse der Bleihutte Clausthal im Jahre 1923 2 Heutiger Zustand 3 Siehe auch 4 LiteraturGeschichte und Technik Bearbeiten nbsp Die Frankenscharrnhutte im Auf und Grundriss auf einer Zeichnung von 1822Bereits 1180 soll sich am Ausgehenden des oberen Innerstetals eine Schmelzhutte befunden haben 1355 wurde erstmals die Hutte tome Frankenscherven die Frankenscharrnhutte erwahnt Der Name geht auf die Aktivitaten frankischer Bergleute zuruck die im Innerstetal nach den Erzen des hier verlaufenden Rosenhofer und Silbernaaler Gangzuges schurften Ein erster Neubau erfolgte im Jahr 1554 weshalb auch dieses Jahr haufig als Grundung angesehen wurde Es war auch erst zu dieser Zeit ublich Hutten uber langere Zeit am selben Ort zu betreiben Die Frankenscharrnhutte bezog ihre Erze von den benachbarten Pochwerken im Zellerfelder Tal die von den Gruben des Zellerfelder Rosenhofer Silbernaaler und Burgstatter Gangzuges versorgt wurden Hergestellt wurde vor allem Blei auch in Form von Drahten und Rohren Silber Kupfer und Bleiglatte spater auch Schlackensteine 1844 Das Huttenwerk wurde im Laufe der Jahre ausgebaut und die Prozesse verbessert Ab 1866 wurde nur noch Rohblei Werkblei produziert und die Silber und Feinbleierzeugung in die Lautenthaler Silberhutte verlegt Einen grossen Aufschwung nahm der Betrieb durch den Anschluss an die neugebaute Innerstetalbahn 1877 Das Werk konnte nun mit Kokskohle aus dem Ruhrgebiet versorgt werden womit der weniger effektive Einsatz von Holzkohle bzw von muhsam mit Pferdefuhrwerken herbeigeschaffter Schaumburger Wealdenkohle entfallen konnte Der Bleihutte Clausthal kam eine zentrale Rolle in der Verarbeitung der Oberharzer Bleierze zu wahrend die Erze des Unterharzes in der Bleihutte Oker verarbeitet wurden Zeitweilig wurde in Clausthal 33 der deutschen Bleiproduktion erzeugt Der Betrieb verfugte uber etwa 200 Mitarbeiter Die staatliche Bleihutte Clausthal wurde 1924 in die kurz zuvor gegrundete Preussische Bergwerks und Hutten AG uberfuhrt Ab 1925 lautete der offizielle Name Bleihutte Clausthal Lautenthal wobei die Standorte Clausthal und Lautenthal jeweils Betriebsabteilungen Rohhutte und Feinhutte bildeten Das Ende des Clausthaler und Lautenthaler Erzbergbaus im Jahr 1930 bedeutete einen Einschnitt in der Erzversorgung so dass neben den verbliebenen Grundner Konzentraten auch Vorstoffe aus anderen Regionen angekauft wurden Deshalb hatte der vergleichsweise kleine Huttenbetrieb wegen der ungunstigen Lage mit hohen Transportkosten und zusatzlich mit Umweltproblemen zu kampfen Auch Modernisierungen der Filtertechnik und die Mechanisierung der Huttenprozesse konnten nicht verhindern dass der Betrieb am 24 Dezember 1967 eingestellt werden musste Zum einen waren die Metallpreise und damit die Erlose stark gefallen zum anderen erwarb die Preussag mit der Friedrich August Hutte in Nordenham und ihrem eigenen Hafen an der Wesermundung einen wesentlich wirtschaftlicheren Standort Zuletzt hatte die Bleihutte noch knapp uber 100 Beschaftigte und erzeugte arbeitstaglich maximal 114 Tonnen Rohblei Noch verwertbare Anlagenteile wurden nach der Stilllegung in andere Preussag Betriebe verbracht der Rest verschrottet und ab Juli 1968 samtliche Gebaude abgerissen Die Huttenprozesse der Bleihutte Clausthal im Jahre 1923 Bearbeiten nbsp Modell des Bleischachtofens der Bleihutte Clausthal im Oberharzer BergwerksmuseumDer Filmemacher Friedrich Herwig 1964 drehte im Jahre 1923 einen dreiteiligen Film uber den Oberharzer Bergbau und das Huttenwesen in dem der damalige Stand der Technik gut dokumentiert ist Rosten und Entschwefeln Die Erzkonzentrate wurden per Eisenbahnwaggon angeliefert und mit der Schaufel abgeladen Arbeiter mischten die Erze uber den Kegel mit Zuschlagen wie Kalk und schaufelten den Moller zunachst in einen Etagenrostofen In einer zweiten Verfahrensstufe wurde das feinkornige Material in einer Sinterpfanne weiter entschwefelt und agglomeriert Der entstandene Kuchen musste vor dem Einsatz im Schmelzofen mit Fausteln in kleinere Stucke zerschlagen werden Schmelzen Der Moller wurde in die Gichtoffnung des Bleischachtofens eingeschaufelt in dem die Reduktion zu edelmetallhaltigem Blei und die Abtrennung der Gangart in einer Schlacke erfolgte Periodisch wurde zunachst die Schlacke aus dem Ofen mit Tiegelzustellung in Spitztopfe abgezogen Die Schlacke wurde nach dem Erkalten gekippt zerschlagen und mit einer Seilbahn auf die Kippe transportiert Das Blei wurde in einer tiefer liegenden Offnung sporadisch in einen Vorherd abgestochen Nach dem Erstarren wurde der Kupfer Eisen Stein abgehoben und das darunter noch flussige Blei in Kokillen gekellt wo es zu Masseln vergossen wurde Die Masseln wurden abtransportiert verwogen und zur Silberhutte Lautenthal verschickt Im Film wurde das hohe Mass an Handarbeit und der geringe Arbeitsschutz deutlich Vorkehrungen gegen Verbrennungen oder das Einatmen schadlicher Huttenrauche wurden seinerzeit nicht getroffen Die wenigen Absaughauben hatten nur eine geringe Wirksamkeit Heutiger Zustand Bearbeiten nbsp Emissionsschaden in der Nahe der alten Frankenscharrnhutte Aufnahme 2014 Von den ehemaligen Huttenanlagen haben sich nur wenig sichtbare Spuren erhalten Am auffalligsten sind die kahlen Hange am Emissions Aufschlagspunkt der Hutte hier sind die Schwermetallbelastungen so hoch dass sich selbst der Boden nicht halten kann und das nackte Gestein zu Tage tritt Das Huttengelande mit wenigen Mauer und Fundamentresten ist umzaunt und wegen der Schwermetallbelastungen im Boden nur sparlich bewachsen Es wird durch den Rechtsnachfolger Industriepark und Verwertungszentrum Harz als Nachfolgerin der Harz Metall betreut Zur Beobachtung der Migration von Schwermetallen werden dort regelmassig Proben entnommen Im Jahre 2020 wurde eine umfangreiche Sanierung des Gelandes abgeschlossen Dabei wurde der kontaminierte Boden abgedeckt damit er auch moglichst wenig durchsickert wird wurde zur Abdeckung weitgehend wasserundurchlassiges Material verwendet Siehe auch BearbeitenListe von Huttenwerken in Deutschland Bleihutte Metallurgie Harz Metall GmbH Preussag AG Huttenwesen im OberharzLiteratur BearbeitenHerbert Schlegel Wie war sie eigentlich Die Bleihutte Clausthal Harz MONTAN Film Verlag Clausthal Zellerfeld 2005 ISBN 3 89720 818 0 Torsten Schropfer Fundgrube Wissenswertes uber den Westharzer Bergbau und das Huttenwesen 1 Auflage Pieper Clausthal Zellerfeld 2000 ISBN 3 923605 08 0 Helmut Radday Das Oberharzer Bergwerksmuseum Clausthal Zellerfeld 2 Auflage Pieper Clausthal Zellerfeld 2002 ISBN 3 9805522 0 9 Lehne P H und H J Weinberg 1968 Blei und Silber ihre letzte Gewinnung in der Bleihutte Clausthal Lautenthal 1967 1 Auflage 40 S Pieper Clausthal Zellerfeld 51 801388888889 10 294722222222 Koordinaten 51 48 5 N 10 17 41 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bleihutte Clausthal amp oldid 238978735