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Beitin arabisch بيتين DMG Baitin ist ein palastinensisches Dorf im israelisch besetzten Westjordanland Es gehort zum Gouvernement Ramallah und al Bira der Palastinensischen Autonomiebehorde Im Bereich der heutigen Siedlung Beitin lag der eisenzeitliche Ort Bet El alternative Schreibung Bethel bekannt als Schauplatz biblischer Erzahlungen 700 m sudostlich des Ortszentrums von Beitin befindet sich auf einer Hugelkuppe an der Strassen nach Deir Dibwan die Ruine eines kreuzfahrerzeitlichen Turms namens Burǧ Beitin Beitin 2018 Burǧ Beitin 2018 Inhaltsverzeichnis 1 Lage und Name 2 Siedlungsgeschichte 3 Forschungsgeschichte 4 Literatur 5 Weblinks 6 AnmerkungenLage und Name BearbeitenBeitin befindet sich 5 km nordostlich von Ramallah und 17 km nordlich der Altstadt von Jerusalem an der historischen Hohenstrasse die von Jerusalem uber Sichem und Samaria nach Norden fuhrte Die Siedlung liegt am flachen inneren Hang eines etwa sichelformigen Hugels Sie hat Zugang zu mehreren Quellen eine davon ʿEin el Baḥr wurde in byzantinischer Zeit durch ein 66 93 m grosses Becken gefasst dessen Mauern noch deutlich erkennbar sind 1 Der biblische Ortsname hebraisch ב ית א ל Bet El Haus Gottes bzw Haus des Gottes El lautet in samaritanischen Quellen Bit El in der antiken griechischen Ubersetzung Septuaginta und im Onomastikon der biblischen Ortsnamen des Eusebius von Caesarea altgriechisch Bai8hl Baithel 2 Fur die Identifikation dieses Ortes mit Beitin spricht alles 3 Biblische Ortsangaben wie die Nachbarschaft zu Ai et Tell Spatantike Lokalisierungen Eusebius zufolge befand sich Baithel 12 Meilen nordlich von Jerusalem rechts der Strasse nach Neapolis Nablus der Pilger von Piacenza lokalisierte den Ort 28 Meilen sudlich von Neapolis links der Strasse nach Jerusalem Namenskontinuitat von hebraisch Bet El zu arabisch Beitin der Wechsel von el zu in kommt mehrfach vor Der Ort Bet El hatte nach biblischen Angaben einen weiteren Namen hebraisch לו ז Luz samaritanisch Luza altgriechisch Loyza Luza 4 Dieses Wort bedeutet Mandelbaum falls es rings um die eisenzeitliche Siedlung einst besonders viele Mandelbaume gab konnte Luz ein Territorialname sein der nachtraglich auf die Stadt ubertragen wurde 5 Siedlungsgeschichte Bearbeiten nbsp Beitin um 1857Die kontinuierliche Besiedlung des Orts beginnt mit einem unbefestigten Dorf der Mittelbronzezeit I 19 Jahrhundert v Chr das durch ein Erdbeben zerstort in der Mittelbronzezeit IIA 18 Jahrhundert aber wieder aufgebaut wurde und sich in der Mittelbronzezeit IIB um 1650 v Chr zu einer Handelsstadt mit massiver 3 5 Meter breiter Mauer entwickelte Sie wurde moglicherweise von Agypten um 1500 zerstort Nach einer Siedlungsunterbrechung erlebte Beitin im 14 Jahrhundert Spatbronzezeit II eine Blutezeit was sich an Importkeramik und grosszugig gestalteten Hausern ablesen lasst Ein Brand beendete diese Phase In der wiederaufgebauten Stadt herrschten etwas bescheidenere Verhaltnisse Am Ende der Spaten Bronzezeit fallt diese Siedlung einer gewaltigen Zerstorung anheim die der Ausgraber Kelso den machtigen Truppen Josuas meint zuschreiben zu konnen 6 In der Eisenzeit I war Bet El ein Dorf Beim Bau der einfachen Hauser wurden teils die Ruinen der Spatbronzezeit genutzt Die spatbronzezeitliche Stadtmauer war zwar noch vorhanden wurde aber da sie von mindestens einem Haus uberbaut wurde nicht genutzt Fur die Eisenzeit II ware entsprechend den biblischen Berichten in Bet El ein kultisches Zentrum des Nordreichs Israel zu erwarten gewesen Doch die archaologischen Befunde zeigen keinen besonderen Wohlstand was moglicherweise daran liegt dass der Tempel nicht ergraben wurde 7 Innerhalb der assyrischen Provinz Samerina bestand die Siedlung im 8 7 Jahrhundert fort und hatte Kontakt mit dem Sudreich Juda wie Einzelfunde darunter ein lmlk Henkel nahelegen 8 Genaueres ist nicht bekannt Konig Joschija scheint das Territorium des Sudreichs Juda nach Norden erweitert und dabei auch Bet El in seinen Herrschaftsbereich eingegliedert zu haben Dem entspricht dass der Ort in persischer Zeit zur Provinz Jehud und nicht Samaria gerechnet wurde Weitergehende Vermutungen wonach Bet El in exilisch fruhnachexilischer Zeit ein kultisches Zentrum gewesen sei weist Klaus Koenen als spekulativ ab die Archaologie kann hierzu nichts beitragen da die Ausgraber die persischen Schichten nicht gefunden oder nicht erkannt haben 9 In hellenistischer und romischer Zeit nahm der Ort einen Aufschwung Die wachsende Einwohnerzahl machte die Anlage von Zisternen erforderlich Antike Gebaude wurden aber anscheinend im 19 Jahrhundert abgetragen um als Baumaterial des modernen Dorfs zu dienen Sowohl die seleukidische als auch die romische Armee wahrend des Judischen Krieges stationierte hier eine Garnison 10 In byzantinischer Zeit machte die Wasserversorgung der wachsenden Einwohnerzahl die Anlage des noch sichtbaren 66 93 m grossen Beckens erforderlich Der Ort Baithel wurde in ostliche Richtung ausgebaut und befestigt Christlichen Pilgern wurde die Stelle gezeigt an der Jakob schlief und von der Himmelsleiter traumte vgl Gen 28 10 19 LUT wobei die Quellen schwanken ob dieses Pilgerziel innerorts oder aber ausserhalb von Baithel lag Diese letztere Lokalisierung findet sich beim Pilger von Bordeaux gemeint ist vermutlich die archaologische Statte Khirbet el Maqaṭir An der Strasse nach Deir Dibwan befand sich bis ins 19 Jahrhundert die Ruine einer weiteren kleinen Kirche mit einer Apsis die Kelso fur byzantinisch hielt Denys Pringle zufolge handelt es sich hierbei allerdings um einen Bau der Kreuzfahrerzeit Das Bauwerk wurde im Survey of Western Palestine 1882 beschrieben spater jedoch zu einer Moschee umgebaut In fruhosmanischen Steuerregistern wird Beitin nicht genannt Edward Robinson sah bei seinem Besuch 1838 ein Ruinengelande in dem Hirten ihre Zelte aufgeschlagen hatten Das palastinensische Dorf Beitin wurde von Familien aus dem Nachbardorf Burqa Mitte des 19 Jahrhunderts in diesem Ruinengelande angelegt 2 km nordwestlich von Beitin befindet sich eine israelische Siedlung die 1977 neu gegrundet wurde und den biblischen Namen Bet El erhielt 11 Forschungsgeschichte Bearbeiten nbsp Grabung in Beitin 1954 Gestutzt auf die Identifizierung von Beitin mit Bet El fuhrte William F Albright wahrend der britischen Mandatszeit ab November 1927 im Ort eine Sondierungsgrabung durch 1934 folgte eine lange Kampagne unter gemeinsamer Leitung von Albright und James F Kelso Dabei wurden mitten im Ort zwischen Hausern und Garten vier Areale fast 800 Quadratmeter untersucht Unter jordanischer Verwaltung grub Kelso dann 1954 1955 und 1960 wieder in Beitin Grob gesagt waren Albright und Kelso ostlich des zentralen Dorfplatzes und nordlich des byzantinischen Beckens tatig Der 1968 von Kelso veroffentlichte Grabungsbericht ermoglicht es allerdings nicht die Areale der Ausgrabung exakt festzustellen oder heute zu begehen Weder gibt es Fixpunkte noch sind die damaligen Strassen genau angegeben so dass man sie in Beziehung zum heutigen Strassensystem setzen konnte 12 Literatur BearbeitenIsrael Finkelstein Lily Singer Avitz Reevaluating Bethel In Zeitschrift des Deutschen Palastina Vereins 125 2009 S 33 48 Klaus Koenen Bethel Geschichte Kult und Theologie Orbis Biblicus et Orientalis Band 192 Universitatsverlag Freiburg und Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2003 ISBN 3 525 53049 8 ISBN 3 7278 1432 2 Download Uta Zwingenberger Dorfkultur der fruhen Eisenzeit in Mittelpalastina Orbis Biblicus et Orientalis Band 180 Universitatsverlag Freiburg und Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2001 ISBN 3 525 53994 0 ISBN 3 7278 1344 X Download Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Beitin Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Klaus Koenen Bethel Ort In Michaela Bauks Klaus Koenen Stefan Alkier Hrsg Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet WiBiLex Stuttgart 2006 ff abgerufen am 2 Oktober 2023 Japan Consortium for International Cooperation in Cultural Heritage Archaeological Excavations and Development of Resources for Tourism at Beitin Bethel Keiō Universitat Hebrew University of Jerusalem A Digital Corpus of Early Christian Churches and Monasteries in the Holy Land Burj Beitin Monastery Anmerkungen Bearbeiten Klaus Koenen Bethel Geschichte Kult und Theologie Freiburg und Gottingen 2003 S 3 Gesenius 18 Aufl 2013 S 144 Klaus Koenen Bethel Geschichte Kult und Theologie Freiburg und Gottingen 2003 S 4 f Gesenius 18 Aufl 2013 S 600 Klaus Koenen Bethel Geschichte Kult und Theologie Freiburg und Gottingen 2003 S 26 Klaus Koenen Bethel Geschichte Kult und Theologie Freiburg und Gottingen 2003 S 32 Klaus Koenen Bethel Geschichte Kult und Theologie Freiburg und Gottingen 2003 S 39 Dieser lmlk Henkel ist ein Oberflachenfund des Jahres 1986 Vgl Hanan Eshel A lmlk Stamp from Beth El In Israel Exploration Journal 39 1989 S 60 62 Eshel erwagt dass aus dem Sudreich stammende Kruge mit dem lmlk Stempel zur Zeit Hiskijas auf friedlichem Wege nach Beitin gelangten Klaus Koenen Bethel Geschichte Kult und Theologie Freiburg und Gottingen 2003 S 64 Klaus Koenen Bethel Geschichte Kult und Theologie Freiburg und Gottingen 2003 S 64 Vgl 1 Makk 9 50 51 LUT Flavius Josephus Bellum 4 551 Klaus Koenen Bethel Geschichte Kult und Theologie Freiburg und Gottingen 2003 S 5 11 f und 68 Klaus Koenen Bethel Geschichte Kult und Theologie Freiburg und Gottingen 2003 S 28 31 92597 35 23981 Koordinaten 31 56 N 35 14 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Beitin Westjordanland amp oldid 238449643