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Jehud war eine Verwaltungseinheit des Achamenidenreichs innerhalb der Grosssatrapie Babylonien und Transeuphratene Die persische Herrschaft uber Palastina begann mit der Einnahme der Stadt Babylon 539 v Chr wobei dieses Randgebiet fur die Perser allerdings erst mit dem Zug des Kambyses gegen Agypten strategisch interessant wurde um 525 v Chr Die Perserzeit endete mit der Eroberung Palastinas und Agyptens durch Alexander den Grossen 332 v Chr Palastina in der Perserzeit Grun Provinz Samaria pink Provinz Jehud George Adam Smith Atlas of the Historical Geography of the Holy Land 1915 Die Nordgrenze der Provinz Jehud verlief nahe Bet El im Osten waren der Jordan und das Tote Meer eine naturliche Grenze im Westen gehorte ein Teil der Schefela Geser Aseka noch zu Jehud und die Sudgrenze verlief nahe Bet Zur Im Suden grenzte das Konigreich Arabien an ein Bundesgenosse des persischen Reiches das in der spaten Perserzeit II in die Provinz Idumaa umgewandelt wurde 1 In religioser Hinsicht ist die Perserzeit dadurch gekennzeichnet dass die Gotterwelt in Palastina internationaler wurde insbesondere wurden phonizische Gottheiten agyptisiert Die Glyptik zeigt einen Mischstil mit babylonischen persischen agyptischen und griechischen Motiven Weihinschriften und Votivgaben nahmen zu was fur eine personlichere Beziehung des Einzelnen zu seiner Gottheit spricht Typisch im perserzeitlichen Fundgut sind kastchenartige steinerne Raucheraltare 2 Die Darstellung eines Lowen manchmal mit Sonnensymbol scheint in der Perserzeit I als Emblem fur die Provinz Jehud verwendet worden zu sein In der Perserzeit II wird es durch Siegel mit dem Schriftzug Jehud ersetzt 3 Inhaltsverzeichnis 1 Perserzeit I 2 Perserzeit II 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweisePerserzeit I Bearbeiten nbsp Ramat Rachel ist die wichtigste archaologische Statte der Perserzeit Hier befand sich ein Wirtschaftszentrum nach Oded Lipschits der Palast des Statthalters der Provinz Jehud 4 Foto Wasserbecken Hintergrund und Rohre zur Bewasserung einer Gartenanlage nbsp Rekonstruktionszeichnung der reprasentativen Palast und Gartenanlage Der Palast wurde im 7 Jahrhundert v Chr gebaut und in der Perserzeit erweitert 4 Ramat Rahel Archaeological Garden Dieser Zeitabschnitt endet etwa 450 400 v Chr In der Provinz Jehud ist keine markante Veranderung der materiellen Kultur und vor allem kein Bevolkerungsanstieg erkennbar der mit einer Zuwanderung von Judaern aus babylonischem Exil in Verbindung gebracht werden konnte Das Land war auch nicht etwa zuvor durch Deportationen entvolkert worden Das Exil hatte nur einen kleinen Teil des Volks getroffen so dass entgegen der atl Darstellung Exil und Ruckkehr nur als zentrale Themen einer Minoritat anzusehen sind 5 An der Mittelmeerkuste in der Gegend um Akko entstanden Siedlungen mit einer phonizisch persischen Mischkultur die am Fernhandel innerhalb des Perserreichs partizipierten Verwaltungsbauten und Hafen zeigen dass hier ein wirtschaftlicher Aufschwung stattfand Galilaa war als Zulieferer in dieses Wirtschaftssystem eingebunden 6 Die Ruckkehrerlaubnis fur die exilierten Judaer ein fur die biblische Darstellung sehr bedeutsames Ereignis ist wahrscheinlich mit dem Zug des Kambyses nach Agypten um 525 v Chr in Verbindung zu bringen denn erst jetzt wurde der militarstrategische Wert der Region erkannt 7 Das Edikt das sowohl die Ruckkehr erlaubte als auch den Wiederaufbau des Tempels genehmigte ware demnach durch Darius I 521 v Chr ausgestellt worden Die Wanderungsbewegung erfolgte danach in mehreren Wellen wobei es sich aber historisch gesehen um eine relativ kleine Personengruppe handelte Diese brachte im Exil entwickelte Identitatsmerkmale mit Organisation nach Grossfamilien Beschneidung Speisegebote Sabbat Endogamie 8 In diesen rituell religiosen Geboten die das Leben des Einzelnen stark beeinflussten wurde das Problem der Selbstdefinition jedem einzelnen Judaer Jehudaer vorgelegt und ins Bewusstsein geruckt 9 Jehud war in der Perserzeit I eine ruckstandige und dunn besiedelte Region Man schatzt fur Jerusalem eine Einwohnerzahl von 500 Menschen fur ganz Jehud etwa 13 000 Menschen zum Vergleich die Einwohnerzahl der Provinz Samaria wird auf 60 000 70 000 Menschen geschatzt 10 Die Subsistenzwirtschaft Ol Wein Getreide ernahrte nur die Stadt Jerusalem Es gab keine Uberschusse die man hatte verkaufen konnen Dass die Perser Grund und Kopfsteuern in Munzen erhoben fuhrte zur Verelendung der bauerlichen Bevolkerung 11 Der administrative Status von Jehud in der Perserzeit I ist nicht ganz klar Innerhalb der Grosssatrapie gab es einerseits von Statthaltern Gouverneuren geleitete Provinzen andererseits Vasallenkonigtumer Albrecht Alt und Herbert Donner nahmen an dass Jehud ein Teil der Provinz Samaria gewesen sei und erst durch das Wirken von Nehemia eine eigene Provinz Jehud geschaffen worden sei Dagegen spricht dass fruhere Statthalter von Jehud in Neh 5 15 EU erwahnt werden Demnach war Jehud seit Beginn der persischen Herrschaft vielleicht auch schon in der vorausgehenden neubabylonischen Periode eine eigene Verwaltungseinheit Wahrend Serubbabel einigermassen sicher als Statthalter Gouverneur der Provinz Jehud identifiziert werden kann ist die Rolle des Scheschbazzar letzter neubabylonischer Statthalter unklar Serubbabel stammte aus der Konigsfamilie der Davididen moglicherweise war seitens der Perser erwunscht dass er in Jehud ein Vasallenkonigtum aufbaute Dazu kam es dann aber nicht und mit Nehemia wurde das Amt des Statthalters an eine Person ohne konigliche Abkunft vergeben In dieser Phase gewann das Amt des Hohepriesters fur die judische Bevolkerung an Bedeutung denn hier bestand eine familiare Kontinuitat die in die vorexilische Zeit zuruckreichte Nach Neh 5 7 EU gab es eine aus Priestern und Aristokraten bestehende Oberschicht Diese Gremien in denen man viele Ruckkehrer aus dem Babylonischen Exil vermutet verwalteten die Provinz 12 Der Bau des Zweiten Tempels war ein Projekt der Perser und der aus dem Exil zuruckgekehrten perserloyalen Bevolkerungsgruppe Fur den um 515 v Chr fertiggestellten Tempel wurde eine Grundungserzahlung geschaffen wonach er das gemeinsame Werk eines Davididen eines Priesters aus alter Familie zweier Propheten und der Bevolkerung war Da die Perser den Bau finanziell unterstutzten hatten sie auch ein Recht auf Mitbestimmung im Kult auf die Loyalitat der Priester und des dort verehrten Gottes Jhwh 13 Es scheint so dass grosse Teile der Landbevolkerung auch der landlichen Oberschicht von dem Kult am Jerusalemer Tempel ausgeschlossen waren weil dieser von der Gruppe der Exilierten mit persischer Unterstutzung kontrolliert wurde 14 Persischer Einfluss wird in der Bezeichnung des nun bildlosen Gottes Jhwh als Gott des Himmels erkennbar Kennzeichnend fur den Zweiten Tempel war die strenge Trennung von Heilig und Profan mit der Konsequenz dass nur noch Priester die Kulthandlungen ausfuhren konnten 15 Perserzeit II Bearbeiten nbsp Silbermunze die der Statthalter Jehizqijah pragen liess Vorderseite die Nymphe Arethusa Ruckseite Eule der Athene Provinz Jehud 4 Jahrhundert v Chr Ab 450 400 v Chr machen sich Veranderungen in der materiellen Kultur Palastinas bemerkbar 16 Erst jetzt strahlten die urbanen Zentren an der Kuste in Galilaa und der Schefela bis in das Bergland von Jehud aus Der Bevolkerungszuwachs war bescheiden aber deutlich geschatzte 1500 Einwohner Jerusalems und etwa 20 000 bis 25 000 in Jehud insgesamt 17 Die wirtschaftliche Lage verbesserte sich leicht Metall und Edelmetall im archaologischen Befund Nehemias politische Tatigkeit ist fur die Zeit ab 450 v Chr historisch plausibel denn die Sicherung der Sudgrenze gegen Griechen und Agypter lag im Interesse des Reichs damit zusammenhangend der Bau von Festungen Das biblische Buch Nehemia beschreibt den Bau einer archaologisch nicht gesicherten Stadtmauer Jerusalem ware damit die einzige befestigte Stadt der Provinz Jehud gewesen 18 Um 398 ist die Mission des Esra historisch anzusetzen der seitens der Perser beauftragt war das Gesetz des Himmelsgottes in der Provinz Jehud in Kraft zu setzen Es war Praxis der Perser lokales Recht als Reichsrecht anzuerkennen sogenannte Reichsautorisation Aber es ist nicht eindeutig um welches Gesetzeswerk es sich dabei gehandelt haben konnte 19 eine Form des Deuteronomiums so u a Ulrich Kellermann die Priesterschrift u a Abraham Kuenen ein Ur Pentateuch u a Julius Wellhausen spater in den Pentateuch integrierte Gesetze u a Rudolf Kittel Gerhard von Rad koniglich persisches Recht u a Rolf Rendtorff Die Bucher Esra Nehemia stellen die Massnahmen die in Jerusalem durchgesetzt wurden als Wiederherstellung ganz alter Traditionen dar historisch zutreffender waren die Veranderungen als Umgestaltung und Neudefinierung von Bekanntem oder Grundung von Neuem zu bezeichnen 20 Kennzeichnend fur die personliche Frommigkeit in der Provinz Jehud wahrend der spaten Perserzeit ist dass es zu einem sprunghaften Anstieg der Zahl von Engeln und Damonen kam die zunehmend in einer Hierarchie Engel unter Gott Damonen unter den Satan Teufel sortiert wurden 21 In der Oberschicht fuhrte das Bestreben nach den Grundsatzen der Weisheitsliteratur ein gottesfurchtiges Leben zu fuhren zu Krisenerscheinungen da der erwartete Tun Ergehen Zusammenhang nicht wie erwartet aufging Diese Probleme wurden in der Hiobdichtung und spater von Kohelet reflektiert 22 Literatur BearbeitenAngelika Berlejung Geschichte und Religionsgeschichte des antiken Israel In Jan Christian Gertz Hrsg Grundinformation Altes Testament Vandenhoeck amp Ruprecht 6 uberarbeitete und erweiterte Auflage Gottingen 2019 ISBN 978 3 8252 5086 7 S 59 192 Erhard S Gerstenberger Israel in der Perserzeit 5 und 4 Jahrhundert v Chr Biblische Enzyklopadie Band 8 Kohlhammer Stuttgart u a 2005 ISBN 3 17 012337 8 Barbara Schmitz Geschichte Israels Schoningh 2 aktualisierte Auflage Paderborn 2015 ISBN 978 3 8252 4358 6 Dieter Vieweger Persische bis romische Zeit III Band der Geschichte der biblischen Welt Gutersloher Verlag Gutersloh 2019 ISBN 978 3 579 01479 1 Weblinks BearbeitenJosef Wiesehofer Provinz persisch In Michaela Bauks Klaus Koenen Stefan Alkier Hrsg Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet WiBiLex Stuttgart 2006 ff Manfred Oeming Ramat Rahel In Michaela Bauks Klaus Koenen Stefan Alkier Hrsg Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet WiBiLex Stuttgart 2006 ff Benedikt Hensel Serubbabel In Michaela Bauks Klaus Koenen Stefan Alkier Hrsg Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet WiBiLex Stuttgart 2006 ff Einzelnachweise Bearbeiten Angelika Berlejung Geschichte und Religionsgeschichte des antiken Israel Gottingen 2019 S 162 f Angelika Berlejung Geschichte und Religionsgeschichte des antiken Israel Gottingen 2019 S 169 f Angelika Berlejung Geschichte und Religionsgeschichte des antiken Israel Gottingen 2019 S 1674 und Anm 248 a b Susan Niditch Hrsg The Wiley Blackwell Companion to Ancient Israel Chichester 2016 S 227 Angelika Berlejung Geschichte und Religionsgeschichte des antiken Israel Gottingen 2019 S 174 Angelika Berlejung Geschichte und Religionsgeschichte des antiken Israel Gottingen 2019 S 160 Angelika Berlejung Geschichte und Religionsgeschichte des antiken Israel Gottingen 2019 S 164 Barbara Schmitz Geschichte Israels Paderborn 2015 S 62 Angelika Berlejung Geschichte und Religionsgeschichte des antiken Israel Gottingen 2019 S 162 siehe auch S 173 Angelika Berlejung Geschichte und Religionsgeschichte des antiken Israel Gottingen 2019 S 160 Angelika Berlejung Geschichte und Religionsgeschichte des antiken Israel Gottingen 2019 S 166 Angelika Berlejung Geschichte und Religionsgeschichte des antiken Israel Gottingen 2019 S 160 f Angelika Berlejung Geschichte und Religionsgeschichte des antiken Israel Gottingen 2019 S 165 Angelika Berlejung Geschichte und Religionsgeschichte des antiken Israel Gottingen 2019 S 175 Angelika Berlejung Geschichte und Religionsgeschichte des antiken Israel Gottingen 2019 S 175 f Barbara Schmitz Geschichte Israels Paderborn 2015 S 60 Angelika Berlejung Geschichte und Religionsgeschichte des antiken Israel Gottingen 2019 S 160 Angelika Berlejung Geschichte und Religionsgeschichte des antiken Israel Gottingen 2019 S 165 Angelika Berlejung Geschichte und Religionsgeschichte des antiken Israel Gottingen 2019 S 166 vgl Barbara Schmitz Geschichte Israels Paderborn 2015 S 62 Barbara Schmitz Geschichte Israels Paderborn 2015 S 62 Angelika Berlejung Geschichte und Religionsgeschichte des antiken Israel Gottingen 2019 S 177 Angelika Berlejung Geschichte und Religionsgeschichte des antiken Israel Gottingen 2019 S 178 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Jehud persische Provinz amp oldid 234548650