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Begram persisch بگرام DMG Bagram ist eine antike Stadt im sudlichen Bereich des Hindukusch Gebirges in der afghanischen Provinz Parwan Neben den Ruinen der Stadt gibt es in ihrer Umgebung noch Uberreste mehrerer buddhistischer Statten Die Stadt wurde zur Zeit der griechisch baktrischen Herrschaft also etwa im 3 oder im 2 Jahrhundert v Chr gegrundet und war auch in den spateren Jahrhunderten bewohnt Man geht davon aus dass es sich bei den archaologischen Statten Begrams auch um die fruhere Stadt Kapisa die Sommerresidenz der Kuschana unter Kanischkas Herrschaft handelt Die Funde wurden als Schatz von Begram international bekannt Romischer Glasbecher aus dem Schatz von Begram mit Darstellung der mythologischen Figur Europa Inhaltsverzeichnis 1 Geografische Lage 2 Geschichte 3 Forschungsgeschichte 4 Stadt Begram 4 1 Neuerer Teil 4 2 Alterer Teil 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeografische Lage Bearbeiten nbsp Einige Stadte der Region etwa zu jener Zeit als bei Begram unten rechts die Stadtgrundung erfolgt war Der damalige Name ist unklar so wie auch die Lage Alexandrias am Kaukasus umstritten ist Die Ruinen Begrams befinden sich etwa 80 Kilometer nordostlich der afghanischen Hauptstadt Kabul in der Region Bagram Diese liegt in der Kapisa Ebene welche von drei Seiten von Gebirgszugen des Hindukusch umgeben ist 1 Die grossten historischen Statten Begrams liegen in unmittelbarer Nahe der Mundung des Ghorband in den Pandschschir Fluss etwa 12 Kilometer von der Provinzhauptstadt Tscharikar entfernt Die Region ist durch grosse Mengen von verfugbarem Schmelzwasser aus dem Hochgebirge welches eine bewasserte Landwirtschaft ermoglicht eine der fruchtbarsten Afghanistans 2 Diese Situation war damals wie heute im Wesentlichen gleich 3 Das Gebiet war der Haupthaltepunkt bei Reisen durch die Region des Hindukusch die aufgrund des Hochgebirgscharakters der Landschaft stets durch bestimmte Taler und Gebirgspasse verliefen Es lag an mehreren damaligen Handelsstrassen unter anderem an der Haupthandelsroute von Indien nach Zentralasien auf dieser Route lagen beispielsweise auch die heutigen Stadte Balch das fruhere Baktra Kabul Dschalalabad und Peschawar Weiter nordlich im Gebiet des heutigen Staates Turkmenistan verband sich diese Nord Sud Handelsroute mit der in Ost West Richtung verlaufenden Seidenstrasse Die Lage war zudem strategisch bedeutend weshalb sich die Errichtung einer Festungsanlage geradezu anbot 4 Geschichte BearbeitenDie Stadt wurde vermutlich in der griechisch baktrischen Zeit gegrundet und war nachweislich auch in den Perioden der Indo Griechen der Kuschana und der Sassaniden bewohnt 5 In indo griechischer Zeit hatte die Stadt eine Elefantengottheit als Hauptgottheit die oft wie Zeus dargestellt wurde Sie erscheint auf Munzen von Eukratides I und wird dort explizit als Gottheit von Kapisa bezeichnet Aufgrund von mehreren Indizien geht man in der Forschung allgemein davon aus dass es sich um die kuschanische Stadt Kapisa die Sommerresidenz der Kuschana wahrend der Herrschaft Kanischkas handelt 6 7 ohne dass dies jedoch hinreichend bewiesen werden konnte 8 So gelang es den Archaologen etwa nicht einen Beweis zu erbringen der die fruher dort vorhandene Stadt als eine konigliche Hauptstadt klassifiziert 5 In der Gegend wird auch die von Alexander dem Grossen gegrundete Stadt Alexandria am Kaukasus vermutet wobei die genaue Lokalisierung dieser Stadt umstritten ist 1 Die Forschung vermutet sie am wahrscheinlichsten hier bei Begram 9 oder in der Gegend von Tscharikar 10 In der Umgebung befindet sich weiters eine Reihe von buddhistischen Klostern wie Schotorak Qol e Nader Koh e Pahlawan 1 Nach dem Einfall der Hephthaliten wurde Kapisa wiederum die Hauptstadt des kleinen Konigreiches der Nezak Sie wird noch im siebenten nachchristlichen Jahrhundert von dem chinesischen Reisenden Xuanzang beschrieben Er nennt sie Kapisi Hauptstadt von Kapisa Er verweilte einen Sommer in der Stadt und bezeugt das Weiterleben eine Kultes um eine Elefantengottheit 11 Die genaue Herkunft und Bedeutung des Namens Begram ist unklar ebenso der Zeitpunkt an dem sich dieser Name etabliert hat Manche Wissenschaftler sind der Meinung das Wort Begram bedeute etwa so viel wie eine wichtige Siedlung eine Hauptstadt oder eine Stadt in der Nahe einer buddhistischen Statte 8 Wahrend die antike Stadt unter dem Namen Begram bekannt geworden ist hat sich fur die Region selbst die Schreibweise Bagram etabliert Die unterschiedlichen Schreibweisen sind durch das Fehlen eines standardisierten Transliterationssystems zur Ubersetzung der Schrift entstanden Forschungsgeschichte Bearbeiten nbsp Eine der durch Charles Masson erworbenen Munzen die angeblich bei Begram gefunden wurde Munze von Menandros skizziert von Masson nbsp Joseph Hackin begutachtet eine Elfenbeinschnitzerei aus dem Raum Nr 13 Schatz von Begram Im 19 Jahrhundert war der Brite Charles Masson der erste europaische Forscher der von Begram berichtete Nach seiner Entdeckung gelang es ihm in den darauffolgenden Monaten etwa 2 000 Munzen zu sammeln die er von Einheimischen erwarb Damals spekulierte er es waren jahrlich rund 30 000 Munzen in der Gegend von Begram gefunden worden die daraufhin meist in lokalen Werkstatten eingeschmolzen worden waren 12 Erste systematische Untersuchungen erfolgten ab dem Jahr 1923 im Rahmen der franzosischen archaologischen Mission in Afghanistan DAFA unter Leitung von Joseph Hackin wobei zunachst das Augenmerk auf die buddhistischen Denkmaler gerichtet wurde 13 Seit 1936 fanden Grabungen statt an denen auch Hackins Ehefrau die Archaologin Marie Hackin teilnahm Sie dauerten bis 1939 und wurden durch den Krieg unterbrochen 1946 folgte eine letzte Kampagne Es wurden an mehreren Orten Teile der antiken Stadt aufgedeckt die aus einer Wohnstadt und einer auf zwei flachen Hugeln gelegenen Oberstadt bestand Dabei wurden innerhalb der stark befestigten Oberstadt etliche Raume freigelegt Stadt Begram BearbeitenNeuerer Teil Bearbeiten nbsp Indische Elfenbeinarbeit aus dem Schatz von BegramAuf einem Plateau befinden sich Reste einer antiken Stadt die von den Archaologen als neue konigliche Stadt bezeichnet wurde und etwa 600 mal 450 Meter gross ist An ihrer Sudwestseite der einzigen Seite an der keine naturliche Verteidigungsbarriere den Aufstieg zum Plateau erschwerte stand eine Verteidigungsmauer Sie war etwa 10 Meter breit wobei vermutet wird dass sie aus zwei drei Meter breiten Mauern bestand zwischen denen ein Gang vorhanden war Diese Stadtmauer wurde nur an ihrer Aussenseite vollstandig ausgegraben Dort bestand sie aus Ziegeln von denen jeder mit dem griechischen Buchstaben Theta markiert war 14 Auf dem innerhalb dieser Stadtmauer liegenden Plateau wurde im Wesentlichen an zwei verschiedenen Orten gegraben Bei einer Grabung im ostlichen Bereich wurden etwa 60 Raume freigelegt Hier fanden sich auch zwei an ihren Eingangen vermauerte Raume Nr 10 und Nr 13 welche die grossten Fundstucke den sogenannten Schatz von Begram enthalten sollten Unmittelbar neben diesem Gebaudekomplex fanden sich Reste einer kleinen mit runden Turmen bewehrten Festung Sie bestand aus sieben Raumen die einen rechteckigen Innenhof umschlossen Eine weitere ahnliche Festung fand sich ausserhalb der Stadtmauer etwa 400 m sudlich Die zweite Grabungsstelle befand sich etwa 200 Meter weiter westlich Dort wurden etwas mehr als 40 Raume freigelegt die um einen Innenhof herum gebaut waren Die Fundamente und unteren Teile der Mauern waren aus gewohnlichen Steinen errichtet worden wahrend die oberen Bereiche der Wande aus gestampftem Lehm Pise bestanden 13 14 Die Wande dieser neuesten Schicht orientierten sich grosstenteils nicht an den Resten fruheren Konstruktionen von denen ebenfalls Reste gefunden werden konnten Daher unterschieden sich die Gebaudestrukturen dieser alteren Schichten im Grundriss erheblich 14 In den alteren Schichten deren Mauern aus Ziegeln und Steinen bestanden fanden sich bei der westlichen Grabungsstelle Reste zahlreicher Gebaude die entlang einer in Nord Sud Richtung verlaufenden Strasse angeordnet waren und zahlreiche Handwerksbetriebe enthielten Auch bei der ostlichen Grabung fanden sich Reste etlicher Raume die teilweise mit einer Ascheschicht bedeckt waren was auf einen Brand hindeutet 13 14 Die altesten Schichten der beiden Grabungsstellen wurden anhand von Munzen auf die griechisch baktrische oder auf die fruhe Kuschana Zeit datiert 14 Alterer Teil Bearbeiten Etwa 600 Meter weiter nordlich befindet sich eine etwa 200 mal 150 Meter grosse Akropolis die von den Archaologen als noch alter eingestuft und daher als alte konigliche Stadt bezeichnet wurde Diese Statte liegt auf einem Felsplateau welches die Umgebung etwa 20 Meter uberragt und auf drei Seiten eine naturliche Verteidigung bietet Unmittelbar nordwestlich dieses Plateaus mundet der Ghorband in den Pandschschir dessen Flusslauf an der Erhebung vorbei nach Osten weiterfuhrt Dieser Umstand stellte einen weiteren Schutz gegen mogliche Angreifer dar Das sudlich angrenzende Plateau wurde durch eine auf der Sud und Ostseite erbaute einfache aber stark befestigte Mauer die noch teilweise erhalten ist abgeschirmt Die Mauer bestand teilweise aus Ziegeln die jedoch im Gegensatz zur Verteidigungsmauer der anderen Anlage keine Markierungen aufwiesen Innerhalb dieser Anlage konnten jedoch keine Gebaudereste mehr gefunden werden da der Ort in jungerer Zeit wieder besiedelt und der Boden landwirtschaftlich genutzt wurde Der moderne Namen dieses Plateaus ist Burj i Abdullah 14 Literatur BearbeitenPierre Cambon Begram antikes Alexandria am Kaukasus und Hauptstadt der Kushana In Pierre Cambon Jean Francois Jarrige Hrsg Gerettete Schatze Afghanistan Die Sammlung des Nationalmuseums in Kabul Kunst und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland Production Foundation De Nieuwe Kerk und Hermitage Bonn Amsterdam 2010 ISBN 978 90 78653 20 2 S 65 85 Martha L Carter Begram In Ehsan Yarshater Hrsg Encyclopaedia Iranica Band 4 1 1990 ISBN 0 7100 9132 X S 84 86 englisch iranicaonline org Stand 15 Dezember 1989 mit Literaturangaben Elizabeth Errington Charles Masson Collections from Begram and Kabul Bazaar Afghanistan 1833 1838 The British Museum London 2021 online Joseph Hackin J Hackin Recherches archeologiques a Begram Chantier No 2 1937 Memoires de la Delegation Archeologique Francaise en Afghanistan Band 9 Paris 1939 Lauren Morris The Begram hoard and its context Dissertation Ludwig Maximilians Universitat Munchen 2017 besonders S 98 184 online Carl Ritter Die Stupa s Topes oder die architectonischen Denkmale an der Indo Baktrischen Konigsstrasse und die Colosse von Bamiyan Nicolaische Buchhandlung Berlin 1838 online bei Google Books Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Archaeology of Bagram Sammlung von Bildern Afghanistan Hidden Treasures Slide Shows mit Audiokommentar unter anderem uber Begram auf National Geographic Online englisch Afghanistan Hidden Treasures Burial sites Zusatzdaten fur Google Earth um damit Begram detailliert betrachten zu konnen Works from the Kabul Museum in The Huntington Archive Fotos von einer Vielzahl von Kunstobjekten aus den fruheren Bestanden des Kabul Museums darunter viele Objekte aus BegramEinzelnachweise Bearbeiten a b c Abdul Wasey Feroozi Zemaryalai Tarzi Nadia Tarzi The Impact of War upon Afghanistan s Cultural Heritage PDF Datei 8 8 MB mit hochauflosenden Bildern oder PDF Datei 434 kB niedrigere Auflosung auf Website des Archaeological Institute of America AIA S 13 Marz 2004 abgerufen am 17 Juni 2009 Sanjyot Mehendale Begram Ivory and Bone Carvings auf Electronic Cultural Atlas Initiative ECAI org 2005 Kapitel 1 1 1 http ecai org begramweb docs begramchapter1 1 htm abgerufen am 25 Juni 2009 Sanjyot Mehendale Begram Ivory and Bone Carvings auf Electronic Cultural Atlas Initiative ECAI org 2005 Kapitel 1 1 2 http ecai org begramweb docs begramchapter1 1 htm abgerufen am 25 Juni 2009 Sanjyot Mehendale Begram Ivory and Bone Carvings auf Electronic Cultural Atlas Initiative ECAI org 2005 Kapitel 1 1 3 http ecai org begramweb docs begramchapter1 1 htm abgerufen am 25 Juni 2009 a b Sanjyot Mehendale Begram Ivory and Bone Carvings auf Electronic Cultural Atlas Initiative ECAI org 2005 Kapitel 1 2 4 http ecai org begramweb docs BegramChapter1 2 htm abgerufen am 25 Juni 2009 Pierre Cambon Begram antikes Alexandria am Kaukasus und Hauptstadt der Kushana In Pierre Cambon Jean Francois Jarrige Hrsg Gerettete Schatze Afghanistan Die Sammlung des Nationalmuseums in Kabul Kunst und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland Production Foundation De Nieuwe Kerk und Hermitage Bonn Amsterdam 2010 ISBN 978 90 78653 20 2 S 65 85 hier S 68 f Samuel Beal Xuanzang Si yu ki Buddhist Records of the Western World K Paul Trench Trubner amp Co 1906 online S 56 57 a b Sanjyot Mehendale Begram Ivory and Bone Carvings auf Electronic Cultural Atlas Initiative ECAI org 2005 Kapitel 1 2 3 http ecai org begramweb docs BegramChapter1 2 htm abgerufen am 25 Juni 2009 Zur Forschungsgeschichte unter anderem Pierre Cambon Begram antikes Alexandria am Kaukasus und Hauptstadt der Kushana In Pierre Cambon Jean Francois Jarrige Hrsg Gerettete Schatze Afghanistan Die Sammlung des Nationalmuseums in Kabul Kunst und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland Production Foundation De Nieuwe Kerk und Hermitage Bonn Amsterdam 2010 ISBN 978 90 78653 20 2 S 65 85 hier S 67 69 Lauren Morris The Begram hoard and its context Dissertation Ludwig Maximilians Universitat Munchen 2017 S 37 f Burchard Brentjes Alexandria 9 In Der Neue Pauly DNP Band 1 Metzler Stuttgart 1996 ISBN 3 476 01471 1 M K Dhavalikar In Robert L Brown Hrsg Ganesh Studies of an Asian God Studies of an Indian God New York 1991 ISBN 0 7914 0656 3 S 52 53 Sanjyot Mehendale Begram Ivory and Bone Carvings auf Electronic Cultural Atlas Initiative ECAI org 2005 Kapitel 1 2 1 http ecai org begramweb docs BegramChapter1 2 htm abgerufen am 25 Juni 2009 a b c Sanjyot Mehendale Begram Ivory and Bone Carvings auf Electronic Cultural Atlas Initiative ECAI org 2005 Kapitel 1 2 2 http ecai org begramweb docs BegramChapter1 2 htm abgerufen am 25 Juni 2009 a b c d e f Sanjyot Mehendale Begram Ivory and Bone Carvings auf Electronic Cultural Atlas Initiative ECAI org 2005 Kapitel 1 3 1 http ecai org begramweb docs BegramChapter1 3 htm abgerufen am 28 November 2009 34 9925 69 311666666667 Koordinaten 34 59 33 N 69 18 42 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Begram amp oldid 232033802