www.wikidata.de-de.nina.az
Die Banu Haschim arabisch بنو هاشم DMG Banu Hasim auch Haschimiten oder Haschimiden sind ein weitlaufiger Clan des mekkanischen Stammes Quraisch der sich auf Haschim ibn ʿAbd Manaf den Urgrossvater des Propheten Mohammed zuruckfuhrt Als derjenige Clan aus dem mekkanischen Stamm Quraisch dem der Religionsstifter angehort hatte genossen die Banu Haschim wahrend der islamischen Geschichte lange Zeit eine Sonderrolle So durften sie wegen ihrese besonderen Reinheitsstatus keine Zakat annehmen 1 hatten dafur aber den Anspruch auf einen erheblichen Teil von Ghanima und Fai 2 Zu Mohammeds Zeit lag die Fuhrung des Clans zunachst bei Haschims Sohn ʿAbd al Muttalib ibn Haschim dann nacheinander bei dessen Sohnen Abu Talib ibn ʿAbd al Muttalib Abu Lahab und al ʿAbbas ibn ʿAbd al Muttalib Die wichtigsten haschimitischen Familien der nachprophetischen Zeit waren die Talibiden also die Nachkommen von Abu Talib und die Abbasiden die Nachkommen von al ʿAbbas Innerhalb der Talibiden sind die Aliden der wichtigste Familienzweig Sie werden von den Schiiten besonders verehrt Wahrend der spaten Umayyadenzeit formierte sich mit der haschimitische Daʿwa eine Oppositionsbewegung die danach strebte die Umayyaden zu sturzen Sie brachte im Jahre 749 die Abbasiden an die Macht Die Banu Haschim mit den Aliden grun und den Abbasiden rotlich Inhaltsverzeichnis 1 Der Clan zur Zeit Mohammeds 2 Die haschimitische Daʿwa und der abbasidische Umsturz 3 Haschimitische Dynastien 4 Literatur 5 Weblinks 6 BelegeDer Clan zur Zeit Mohammeds BearbeitenMohammed selbst war uber seinen Vater ʿAbdallah ibn ʿAbd al Muttalib mit den Banu Haschim verbunden Da dieser schon vor seiner Geburt verstarb und seine Mutter ebenfalls kam er schon in seiner fruhen Kindheit zu seinem Grossvater ʿAbd al Muttalib der zusammen mit seinen beiden Sohnen az Zubair und Abu Talib den Clan anfuhrte Er galt als der ḥakam Schiedsrichter der Banu Haschim 3 Noch als Mohammed ein Kind war gingen die Banu Haschim mit anderen quraischitischen Clanen ein Bundnis ein Dieses Bundnis das Hilf al fudul Bund der Vorzuglichen genannt wurde und sich gegen skrupellose Handelspraktiken mekkanischer Handler richtete umfasste neben den Banu Haschim auch die Banu al Muttalib die Asad die Zuhra die Taim und vielleicht auch die al Harith ibn al Fihr 4 Nach dem Tod ʿAbd al Muttalibs ging die Fuhrung des Clans an Abu Talib uber der auch den jungen Mohammed in seinen Haushalt aufnahm Unter Abu Talibs verloren die Banu Haschim allerdings wirtschaftlich an Boden Abu Talib selbst verarmte so dass er seinen Sohn ʿAli ibn Abi Talib in die Obhut des zu Wohlstand gelangten Mohammed gab 5 Nach Mohammeds religioser Berufung gehorten Angehorige des Clans zu seinen fruhesten Anhangern so sein Cousin ʿAli ibn Abi Talib der allerdings zur Zeit seiner Bekehrung noch sehr jung 9 11 Jahre war und de facto zu seiner Familie gehorte dessen zehn Jahre alterer Bruder Dschaʿfar ibn Abi Talib und Mohammeds Onkel Hamza ibn ʿAbd al Muttalib der nur vier Jahre alter war als er 6 Hamza und Dschaʿfar hatten innerhalb des Clans nur eine niedrige Stellung Dies geht daraus hervor dass sie Frauen aus dem nomadischen Stamm der Chathʿam heirateten 7 Dschaʿfar war der einzige Haschimit der an der Hidschra nach Abessinien teilnahm Er kehrte von dort erst 629 zuruck 6 Obwohl Abu Talib kein Muslim war war er bereit Mohammed den vollen Schutz zu gewahren der einem Mitglied des Clans zustand Die Anfuhrer der Quraisch unter der Fuhrung von Abu Dschahl aus dem Clan der Machzum scheinen mehrmals an Abu Talib appelliert zu haben entweder Mohammed an der Verkundung seiner neuen Religion zu hindern oder ihm seinen Schutz zu entziehen Abu Talib weigerte sich jedoch darauf einzugehen und offenbar gelang es ihm auch die Zustimmung des Clans fur diesen Kurs zu gewinnen Der Clan der Banu al Muttalib der eigentlich eigenstandig war schloss sich dieser Haltung an 8 Schliesslich brachte Abu Dschahl die meisten mekkanischen Clane dazu ein Dokument zu unterschreiben in dem sie zusagten mit den Banu Haschim und Banu al Muttalib keine Geschafts und Heiratsbeziehungen mehr zu unterhalten 9 Als Folge dieses Boykotts sagten sich mehrere Mitglieder der Clane die im Hilf al fudul zusammengeschlossen waren von diesem Bundnis los und wechselten die Seiten 10 Der Boykott soll langer als zwei Jahre befolgt worden sein allerdings wohl nicht ganz strikt denn die Banu Haschim scheinen darunter nicht stark gelitten zu haben Schliesslich wurde er um das Jahr 619 ganz beendet als verschiedene Clane seiner uberdrussig wurden 9 Nach dem Tod Abu Talibs ging die Fuhrung des Clans auf dessen jungeren Bruder Abu Lahab einen anderen Onkel Mohammeds uber Im Gegensatz zu seinen Brudern Abu Talib und Hamza war er aber ein erbitterter Gegner Mohammeds 7 Er war auch dafur verantwortlich dass sich Mohammeds Position in Mekka nun stark verschlechterte Wahrend des Boykotts hatte Abu Lahab die Banu Haschim verlassen und sich dem gegnerischen Lager angeschlossen Ausserdem hatte er eine Schwester von Abu Sufyan ibn Harb aus dem Clan der ʿAbd Schams ibn ʿAbd Manaf geheiratet der in der mekkanischen Geschaftswelt ahnlich einflussreich war wie Abu Dschahl und wie dieser Mohammed bekampfte Bei der Erhebung zum Oberhaupt der Banu Haschim versprach Abu Lahab zwar Mohammed in der Weise zu schutzen wie es vorher Abu Talib getan hatte Nach einer Zeit jedoch entzog Abu Lahab Mohammed jedoch seinen Schutz mit der Begrundung dass Mohammed behaupte dass sein Grossvater ʿAbd al Muttalib sich in der Holle befinde Eine solche Behauptung stellte eine Beleidigung fur den ganzen Clan dar und Abu Lahab nutzte diesen Vorwand um ihm ohne irgendeinen Ehrverlust seinen Schutz entziehen zu konnen Mohammed der durch Abu Lahab mit einem Predigtverbot belegt wurde hatte nun keine Moglichkeit mehr seine Religion offentlich zu propagieren 9 Nach dem Tode Mohammeds weigerten sich die Banu Haschim Abu Bakr als neuen Anfuhrer anzuerkennen und begruben ihren glorreichen Verwandten insgeheim womit sie dem Kalifen und seiner Tochter ʿA ischa bint Abi Bakr die Ehre vorenthielten dem Begrabnis beizuwohnen 11 Die haschimitische Daʿwa und der abbasidische Umsturz BearbeitenIm fruhen achten Jahrhundert versuchten die Banu Haschim die Umayyaden von der Macht zu verdrangen und bauten zu diesem Zweck ein weitgespanntes Daʿwa Netzwerk auf das als daʿwat Bani Hasim bezeichnet wurde Die Werbeagenten duʿat die die haschimitische Propaganda bis in die arabischen Garnisonen Ostirans trugen operierten geheim und traten nur verdeckt mit Pseudonym auf Die Werbung wurde im Namen eines noch Namenlosen betrieben desjenigen aus dem Hause Mohammeds der Zustimmung findet ar riḍa min al Muḥammad Die Werbeagenten der Abbasiden und der Aliden arbeiteten teilweise zusammen haufig aber auch gegeneinander Die haschimitische Propaganda konnte auch tatsachlich in den 740er Jahren das Kalifat der Umayyaden zu Fall bringen Im Oktober 744 erhoben die kufischen Schiiten den Talibiden ʿAbdallah ibn Muʿawiya zum Imam Er war kein Nachkomme ʿAlis sondern stammte von dessen Bruder Dschaʿfar ibn Abi Talib ab Von seinen Anhangern unterstutzt konnte er grosse Gebiete Westirans unter seine Kontrolle bringen Nach dem Tod von al Walid II als der Zerfall des umaiyadischen Kalifats immer deutlicher wurde verstarkten dann die Haschimiten ihre Aktivitaten zur Ubernahme der Herrschaft im Reich Der Hasanide ʿAbdallah rief 744 die Angehorigen seiner Familie und verschiedene andere Gruppen die mit ihr sympathisierten darunter auch verschiedene Muʿtaziliten in dem Ort al Abwa im Hedschas zusammen und liess sie seinem Sohn Muhammad an Nafs az Zakiya als zukunftigem Herrscher huldigen Erheblich erfolgreicher waren allerdings die Bemuhungen des Abbasiden Ibrahim der nach dem Tode seines Vaters Muhammad 743 die Fuhrung der Abbasiden Familie ubernommen hatte Er sandte in dieser Zeit zwei neue Propagandisten fur die Abbasiden nach Chorasan Abu Salama und Abu Muslim Abu Muslim schaffte es 747 die anti umaiyadische Opposition in Chorasan hinter der haschimitischen Daʿwa zu vereinen und daraus einen offenen Aufstand gegen das geschwachte Umaiyaden Regime zu organisieren Rasch konnte er seine Herrschaft uber Ostiran festigen Rivalisierende Aufstandische wie den Talibiden ʿAbdallah ibn Muʿawiya liess er beseitigen 12 Von der Stadt Marw aus die noch 747 eingenommen wurde trat Abu Muslims Heerfuhrer Qahtaba mit dem Rebellenheer im Jahr 748 den Marsch nach Westen an Nach mehreren Siegen uberschritt er 749 den Tigris und Euphrat Sein plotzlicher Tod in der Schlacht um Kufa und die Hinrichtung des Abbasiden Ibrahim der die Faden der Daʿwa in der Hand gehalten hatte durch die Umaiyaden sturzten das Unternehmen jedoch kurzfristig in Verwirrung da nicht klar war wer nun die Position des Imams einnehmen fur dessen Herrschaft das Rebellenheer gekampft hatte Nach dem siegreichen Einzug des Heeres in Kufa trug Abu Salama dieses Amt zunachst einem prominenten Aliden an namlich dem Husainiden Dschaʿfar ibn Muhammad der in Medina als Fiqh Gelehrter wirkte Dieser lehnte jedoch ab da er keinerlei politische Ambitionen hegte Dafur aber reiste sehr bald die Abbasidenfamilie aus Humaima an und beanspruchte die Herrschaft fur sich Zum Kalifen selbst wurde der relativ schwache Abu l ʿAbbas er liess sich im November 749 in Kufa huldigen Auf diese Weise brachte die haschimitische Daʿwa die Abbasiden Familie an die Macht 13 Mehrere Zweige des Haschimiten Clans sind spater untergegangen Der Gelehrte Ibn Hubaira nennt im 12 Jahrhundert noch funf Zweige der Haschimiten die Abbasiden die Aliden die Nachkommen von Abu Talibs Sohnen Dschaʿfar und ʿUqail sowie die Nachkommen von al Harith ibn ʿAbd al Muttalib 1 Haschimitische Dynastien BearbeitenIn der islamischen Geschichte gab es eine grosse Zahl von Dynastien die haschimitischer Herkunft waren Die meisten gehorten dem alidischen Zweig der Familie an Auch die Scherifen von Mekka waren Aliden Nachdem sie Ende des 19 Jahrhunderts begannen ihre haschimitische Herkunft zu betonen wird der Begriff Haschimiten vor allem auf diese Herrscherfamilie bezogen Von ihr stammt auch die herrschende Dynastie von Jordanien ab Literatur BearbeitenElad Amikam The Rebellion of Muḥammad al Nafs al Zakiyya in 145 762 Ṭalibis and Early ʿAbbasis in Conflict Leiden Brill 2015 Salah E Humodi Das islamische Staatswesen Studien zur politischen Struktur zur Zeit Muhammads Frankfurt am Main Peter Lang Verlag 1983 S 35f Bernard Lewis Hashimiyya in The Encyclopaedia of Islam New Edition Bd III S 265 Wilferd Madelung The Hashimiyyat of al Kumayt and Hashimi Shiʿism in Studia Islamica 70 1989 5 26 Wilferd Madelung The Succession to Muhammad A study of the early caliphate Cambridge 1997 al Maqrizi Ed von Geerhardus Vos unter dem Titel Die Kampfe und Streitigkeiten zwischen den Banu Umajja und den Banu Hasim eine Abhandlung von Takijj ad Din al Makrizijj Der arabische Test nach der Leidener Wiener und Strassburger Handschrift hrsg und zur Erlangung der Doctorwurde bei der Philosophischen Facultat der Kaiser Wilhelms Universitat zu Strassburg im Elsass eingereicht Brill Leiden 1888 Digitalisat William Montgomery Watt Muhammad at Mecca Clarendon Press Oxford 1953 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Banu Haschim Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienBelege Bearbeiten a b Yaḥya ibn Muḥammad Ibn Hubaira al Ifṣaḥ ʿan maʿani aṣ ṣiḥaḥ Ed Abu ʿAbdallah Muḥammad Ḥasan Muḥammad Ḥasan Ismaʿil as Safiʿi 2 Bde Beirut Dar al Kutub al ʿilmiyya 1417 1996 Bd I S 192 Madelung The Succession to Muhammad 1997 S 13f Meir Jacob Kister Mecca and the tribes of Arabia Some notes on their relations in M Sharon ed Studies in Islamic History and Civilization in honour of David Ayalon Leiden 1986 S 33 57 Hier S 53 Watt Muhammad at Mecca 1953 S 6 Watt Muhammad at Mecca 1953 S 32 a b Humodi Das islamische Staatswesen Studien zur politischen Struktur zur Zeit Muhammads 1983 S 35f a b Watt Muhammad at Mecca 1953 S 88 Watt Muhammad at Mecca 1953 S 119f a b c W Montgomery Watt Alford T Welch Der Islam I Mohammed und die Fruhzeit Islamisches Recht Religioses Leben Die Religionen der Menschheit Band 25 1 Kohlhammer Stuttgart 1980 S 93f Watt Muhammad at Mecca 1953 S 120f Madelung The Succession to Muhammad 1997 S 4 Heinz Halm Die Schia Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1988 S 29f Heinz Halm Die Schia Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1988 S 31f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Banu Haschim amp oldid 239907008