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Die Bacchides des vorklassischen romischen Dichters Titus Maccius Plautus sind eine Komodie Fabula palliata und beruhen auf einem Vorbild des griechischen Dichters Menander mit dem Titel Dὶs ἐ3apatῶn Dis exapaton zu deutsch Der Zweimalbetruger Inhaltsverzeichnis 1 Die Handlung 2 Rezeption 3 Die Problematik der Anzahl der Betrugereien 4 Textausgaben und Ubersetzungen 5 LiteraturDie Handlung BearbeitenDie Ausgangslage ist dass Mnesilochus ein junger Athener sich auf einer Geschaftsreise nach Ephesos in die Hetare Bacchis aus Samos im Folgenden Bacchis S genannt verliebt hat Bacchis S ist jedoch durch einen Vertrag auf Jahresfrist an den Soldaten Cleomachus gebunden Die einzige Moglichkeit die Bacchis S fur sich zu gewinnen besteht fur Mnesilochus darin dem Soldaten die Jahresmiete in Hohe von 200 Goldstucken zuruckzuerstatten Eben erst aus Ephesos zuruckgekehrt soll nun Chrysalus der Sklave des Mnesilochus den gewunschten Geldbetrag von dessen Vater Nicobulus ergaunern Chrysalus tischt dem Vater daraufhin eine abenteuerliche Lugengeschichte auf Der Sohn habe das Geld in Ephesos beim Priester der Artemis hinterlegen mussen um es vor Nachstellungen in Sicherheit zu bringen Nicobulus glaubt Chrysalus schliesslich die Geschichte wodurch ein Geldbetrag in unbestimmter Hohe zur Verfugung steht Mnesilochus belauscht jedoch ein Gesprach zwischen Lydus dem Erzieher seines besten Freundes Pistoclerus und Philoxenus dessen Vater Lydus verurteilt das schandliche Treiben zwischen der Bacchis und Pistoclerus Es handelt sich jedoch nicht um die Bacchis S sondern um ihre Zwillingsschwester eine Hetare aus Athen im Folgenden Bacchis A genannt Mnesilochus ist tief enttauscht uber das Verhalten des Freundes und gesteht dem Vater den Betrug Das Vorhandensein dieses ersten Betruges bei Menander ist durch die Papyrusfragmente eindeutig gesichert Es folgt nun der zweite Betrug im Zuge der ersten Briefszene Der Sklave erfahrt von dem gescheiterten Unternehmen und will den Alten nun erst recht hinters Licht fuhren er diktiert dazu Mnesilochus einen Brief in dem er selbst beschuldigt wird einen neuen Betrug auszuhecken Der Sklave ubergibt seinen Bellerophonbrief und erweist sich als glaubwurdig indem er seinen jungen Herrn anzeigt Nicobulus will dem Soldaten nun 200 Goldstucke fur dessen angebliche Frau zahlen um den Sohn von der Schande und der Strafe die ihn erwarten wurde freizukaufen Der Betrug ist gegluckt Nach der zweiten erfolgreichen Lugengeschichte ruhmt sich Chrysalus er sei einem Odysseus gleich und verspricht mit Hilfe eines zweiten Briefes d h mit einem dritten Betrug noch mehr Geld von dem alten Nicobulus fur den Unterhalt der beiden Madchen zu ergaunern Der Sklave ubergibt Nicobulus erneut einen Brief des Sohnes mit der Bitte um weitere 200 Goldstucke welche er der Bacchis S schulde Der Alte zahlt bereitwillig um den Sohn von der Frau zu trennen Er holt zwei Geldsacke Den einen ubergibt er Chrysalus den anderen bringt er selbst zu Cleomachus dem Soldaten Der Betrug ist abermals erfolgreich Rezeption BearbeitenSeit langerer Zeit wird von der Wissenschaft heftig und gleichermassen kontrovers diskutiert inwieweit Plautus sich auf seine Vorlage namlich Menanders Dis exapaton stutzte und ob er das Stuck fur das romische Publikum adaptierte und in freier Gestaltung umarbeitete oder nur als Ubersetzer aus dem Griechischen fungierte Durch grossere Papyrusfunde in den 1960er Jahren konnte diese Frage zumindest teilweise geklart werden Durch die Funde ist klar geworden dass Plautus mindestens eine ganze Szene entfallen liess und eine andere dafur stark verlangerte und ausschmuckte Ob diese Verfahrensweise im weiteren Verlauf des Stuckes von Plautus fortgefuhrt wurde kann jedoch nicht zweifelsfrei geklart werden Sicher ist allerdings dass er sich wenn auch zum Teil frei an seine Vorlage hielt Auffallend ist in diesem Zusammenhang die Diskrepanz zwischen der Anzahl der Betrugereien im Stuck des Plautus und der in Menanders Dis exapaton Der Zweimalbetruger In den Bacchides finden sich drei Betrugsszenen wohingegen es im Dis exapaton dem Titel zufolge nur zwei sein durften Dieser Umstand fuhrte im Verlauf der letzten Jahrzehnte zu zahlreichen Veroffentlichungen zu dieser Problematik Die Problematik der Anzahl der Betrugereien BearbeitenWie geschildert benutzte Plautus Menanders Dis exapaton als Vorlage fur seine Bacchides und es stellt sich daher die grundsatzliche Frage Inwieweit bleibt er seiner griechischen Vorlage treu bzw was hat er verandert oder hinzu gedichtet Diese Frage stellt sich allein schon wegen der offensichtlichen Unstimmigkeit bezuglich der Anzahl der Betrugereien die sich aus dem Titel des griechischen Originals ergibt Es gibt nun allerdings mehrere Moglichkeiten dieses Problem anzugehen es gibt zum einen Ansatze auf dem Wege der Textkritik eine Losung des Problems herbeizufuhren und zum anderen existieren Versuche dies aufgrund inhaltlicher Aspekte zu erreichen Fur den Weg der Textkritik entschied sich Otto Zwierlein sein Anliegen war und ist die Herauskristallisierung des echten Plautus aus den uns uberlieferten kontaminierten Texten Durch die Tilgung aller scheinbar unechten Passagen ergabe sich daher der vermeintlich echte Plautus woraus man Schlusse bezuglich des Dis exapaton ziehen konnte Doch bei einer solchen Vorgehensweise scheinen sich mehr Fragen als Antworten zu ergeben Es gibt keinen Anlass zu der Vermutung besonders nach den letzten Papyrusfunden dass Plautus seine Menandervorlage eins zu eins ubernommen hat Und selbst wenn dies so sein sollte gibt es keinerlei Gewissheit dass nicht schon Plautus Vorlage auf irgendeine Art kontaminiert war Zudem verfolgte die romische Komodie andere Zielsetzungen als die griechische Neue Komodie Der Romer legte Wert auf bissigen und zuweilen derben Witz und vor allem auf Situationskomik was zum Teil in der starken Ausgestaltung von Einzelszenen und dem Weglassen von Unwichtigem welches nicht unbedingt zum Verstandnis des Stuckes notwendig war gipfelte Dies wird vor allem deutlich an den typisch romischen Cantica Der Grieche hingegen liebte unterschwellige Ironie und Komik die psychologische Tiefe der Charaktere und die Entwicklung der Personen waren wichtiger als derbe Possen Allein hieran lasst sich erkennen wie wenig ein bereinigter Plautus uber den Dis exapaton aussagt Aufgrund seiner szenischen Veranderungen an seiner Vorlage muss man Plautus wohl eine gewisse Eigenstandigkeit zusprechen Der sinnvollste Weg um der Losung des Problems letztlich auf die Spur zu kommen ist wohl eine Kombination aus Textkritik und einer Betrachtung auf inhaltlicher Ebene Textausgaben und Ubersetzungen BearbeitenW Geoffrey Arnott Menander I Aspis to Epitrepontes Cambridge 1979 John Barsby Plautus Bacchides 2 Auflage Warminster 1991 Oscar T Seyffert Titi Macci Plauti Comoediae Leipzig 1902 Walther Ludwig Hrsg Plautus Terenz Antike Komodien in zwei Banden Bd I Ubers von Wilhelm Binder Stuttgart 1974 Kurt Treu Ursula Treu Menander Stucke Leipzig 1975Literatur BearbeitenW Geoffrey Arnott Love scenes in Plautus In Jerzy Axer Woldemar Gorler Hrsg Scaenica Saravi Varsoviensia Beitrage zum antiken Theater und zu seinem Nachleben Warszawa 1997 S 111 122 Jurgen Blansdorf Plautus Bacchides oder Die Methoden der Plautuskritik und der Geist der Komodie In Susanne Godde Theodor Heinze Hrsg Skenika Beitrage zum antiken Theater und seiner Rezeption Festschrift zum 65 Geburtstag von Horst Dieter Blume Darmstadt 2000 S 153 163 Eduard Fraenkel De media et nova comoedia quaestiones selectae Gottingen 1912 online Eduard Fraenkel Plautinisches im Plautus Berlin 1922 Philologische Untersuchungen 28 Eduard Fraenkel Elementi Plautini in Plauto Florenz 1961 Konrad Gaiser Die plautinischen Bacchides und Menanders Dis exapaton In Philologus 114 1970 S 51 87 Eckard Lefevre Plautus Studien II Die Briefintrige in Menanders Dis exapaton und ihre Verdopplung in den Bacchides In Hermes 106 1978 S 518 538 Eckard Lefevre Menander Dis exapaton 6 113 und Plautus Bacchides 500 561 In L Benz Hrsg Scripta Oralia Romana Die romische Literatur zwischen Mundlichkeit und Schriftlichkeit Tubingen 2001 S 141 167 Gregor Maurach Rezension zu Viktor Poschl Die neuen Menanderpapyri und die Originalitat des Plautus In Gymnasium 83 1976 S 109 113 Gregor Maurach Bacchides Probleme In Wurzburger Jahrbucher 9 1983 S 109 113 Viktor Poschl Die neuen Menanderpapyri und die Originalitat des Plautus Heidelberg 1973 Hermann Trankle Zu zwei umstrittenen Stellen der plautinischen Bacchides In Museum Helveticum 32 1975 S 115 123 doi 10 5169 seals 25766 Bernhard Zimmermann Die griechische Komodie Darmstadt 1998 Otto Zwierlein Zur Kritik und Exegese des Plautus IV Bacchides Stuttgart 1992 Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz Abhandlungen der geistes und sozialwissenschaftlichen Klasse Stucke von Plautus Amphitruo Asinaria Aulularia Plautus Bacchides Captivi Casina Cistellaria Curculio Epidicus Menaechmi Mercator Miles Gloriosus Mostellaria Persa Poenulus Pseudolus Rudens Stichus Trinummus Truculentus Vidularia Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bacchides amp oldid 220444862