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Bohmit ist ein haufig vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Oxide und Hydroxide mit der chemischen Zusammensetzung AlO OH 2 bzw g AlOOH 3 und ist damit chemisch gesehen ein Aluminium Oxid Hydroxid BohmitBohmit Kristalle auf Natrolith aus der Grube Saga 1 Porsgrunn Norwegen Sichtfeld 10 mm Allgemeines und KlassifikationIMA Symbol Bhm 1 Chemische Formel AlO OH 2 g AlOOH 3 Mineralklasse und ggf Abteilung Oxide und HydroxideSystem Nummer nach Strunz 8 Aufl Lapis Systematik nach Strunz und Weiss Strunz 9 Aufl Dana IV F 06 IV F 06 020 4 FE 15 06 01 02 01Kristallographische DatenKristallsystem orthorhombischKristallklasse Symbol orthorhombisch dipyramidal 2 m2 m2 m 4 Raumgruppe Amam Nr 63 Stellung 4 Vorlage Raumgruppe 63 4 auch A21am Nr 36 Stellung 4 Vorlage Raumgruppe 36 4 5 Gitterparameter a 3 693 1 A b 12 221 2 A c 2 865 1 A 5 Formeleinheiten Z 4 5 Physikalische EigenschaftenMohsharte 3 5 6 Dichte g cm3 gemessen 3 02 bis 3 05 berechnet 3 08 6 Spaltbarkeit vollkommen nach 010 gut nach 100 Farbe weiss hellgelb gelbgrun rotbraunStrichfarbe weiss 6 Transparenz durchscheinendGlanz Glasglanz bis PerlmuttglanzKristalloptikBrechungsindizes na 1 644 bis 1 648 7 nb 1 654 bis 1 657 7 ng 1 661 bis 1 668 7 Doppelbrechung d 0 017 bis 0 020 7 Optischer Charakter zweiachsig positivAchsenwinkel 2V gemessen 74 bis 88 berechnet 80 7 Bohmit kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem entwickelt aber nur selten tafelige bis kurzprismatische Kristalle bis etwa zwei Millimeter Grosse Meist findet er sich in Form korniger bis massiger Aggregate In reiner Form ist Bohmit farblos und durchsichtig Durch vielfache Lichtbrechung aufgrund der in Aggregatform polykristallinen Ausbildung kann er aber auch durchscheinend weiss sein und durch Fremdbeimengungen eine hellgelbe gelbgrune oder rotbraune Farbe annehmen Seine Strichfarbe ist dagegen immer weiss Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Kristallstruktur 4 Modifikationen und Varietaten 5 Bildung und Fundorte 6 Verwendung 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte BearbeitenUnklar ist ob Bohmit nach dem deutschen Geologen und Palaontologen Johannes Bohm 1857 1938 6 oder nach dem deutsch bohmischen Chemiker und korrespondierenden Mitglied der Tschechoslowakischen Akademie der Wissenschaften Johann Hans Jan Bohm 1895 1952 8 benannt wurde 9 Erstmals gefunden und beschrieben wurde es 1925 von dem Chemiker Johann Bohm 1895 1952 bzw dem Geologen J de Lapparent 1927 der es Bohmit nannte 7 Klassifikation BearbeitenIn der mittlerweile veralteten aber noch gebrauchlichen 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehorte der Bohmit zur Mineralklasse der Oxide und Hydroxide und dort zur Abteilung der Hydroxide und oxidische Hydrate wo er zusammen mit Akaganeit Diaspor Feitknechtit Feroxyhyt Goethit Groutit Lepidokrokit Manganit Schwertmannit und Tsumgallit die Akaganeit Gruppe mit der System Nr IV F 06 bildete Die seit 2001 gultige und von der International Mineralogical Association IMA verwendete 9 Auflage der Strunz schen Mineralsystematik ordnet den Bohmit ebenfalls in die Klasse der Oxide und Hydroxide dort allerdings in die Abteilung der Hydroxide ohne V oder U ein Diese ist zudem weiter unterteilt nach der moglichen Anwesenheit von Hydroxidionen OH und Kristallwasser H2O sowie der Kristallstruktur so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung und seines Aufbaus in der Unterabteilung Hydroxide mit OH ohne H2O Lagen kantenverknupfter Oktaeder zu finden ist wo es als Namensgeber die Bohmitgruppe mit der System Nr 4 FE 15 und dem einzigen weiteren Mitglied Lepidokrokit bildet Auch die Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Bohmit in die Klasse der Oxide und Hydroxide und dort in die Abteilung der Hydroxide und hydroxyhaltige Oxide ein Hier ist er ebenfalls Namensgeber der Bohmitgruppe mit der System Nr 06 01 02 und den weiteren Mitgliedern Lepidokrokit und Guyanait innerhalb der Unterabteilung Hydroxide und hydroxyhaltige Oxide mit der Formel X3 O OH zu finden Kristallstruktur BearbeitenBohmit kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe Amam Raumgruppen Nr 63 Stellung 4 Vorlage Raumgruppe 63 4 auch A21am Nr 36 Stellung 4 Vorlage Raumgruppe 36 4 mit den Gitterparametern a 3 693 1 A b 12 221 2 A und c 2 865 1 A sowie vier Formeleinheiten pro Elementarzelle 5 Modifikationen und Varietaten BearbeitenBohmit ist eine Modifikation von Aluminiumhydroxid und eng verwandt mit Diaspor a AlO OH Bildung und Fundorte BearbeitenBohmit ist zusammen mit Diaspor Gibbsit sowie den Eisenmineralen Hamatit und Goethit ein Bestandteil von Bauxit Als eher seltene Mineralbildung kann Bohmit an verschiedenen Fundorten zum Teil zwar reichlich vorhanden sein insgesamt ist er aber wenig verbreitet wobei weltweit bisher Stand 2017 knapp 190 Fundorte 10 bekannt sind In Deutschland konnte das Mineral bisher nur am Barenstein im Erzgebirge gefunden werden In Osterreich fand sich Bohmit unter anderem bei Dreistetten in Niederosterreich in den Bauxitvorkommen des Untersberg in Salzburg und bei Weisswasser im Reichraminger Hintergebirge in Oberosterreich In der Schweiz trat das Mineral bisher nur in der Gemeinde Collombey Muraz im Kanton Wallis auf Weitere Fundorte sind Australien Brasilien China Dominikanische Republik Frankreich Ghana Griechenland Gronland Guyana Irak Israel Italien Jamaika Japan Kambodscha Kanada Kolumbien Madagaskar Mexiko Neuseeland Nigeria Norwegen Russland Schweden Slowakei Sudan Tschechien Turkei Ungarn die Vereinigten Staaten von Amerika USA und Vietnam 11 Verwendung BearbeitenAls Bestandteil von Bauxit ist Bohmit ein wichtiger Rohstoff zur Gewinnung von Aluminium Durch vorsichtige Dehydratisierung Entwasserung von Bohmit kann chemisch Aluminiumoxid Al2O3 erzeugt werden welches vor allem zur Herstellung von Keramiken als Feuerfestmaterial oder in modernen Panzerungen fur Fahrzeuge benutzt wird Man verwendet Bohmitschichten fur den Korrosionsschutz Sachgemass erzeugte Schichten durch kochendes entionisiertes Wasser oder Wasserdampf sind farblos bis milchig weitgehend porenfrei geschmacksneutral und gesundheitlich vollig unbedenklich Der pH Bereich liegt zwischen 3 5 und 9 Bohmitschichten schutzen gegen Angriffe von kochendem Leitungswasser Fruchtsauren Milchsauren und leicht aggressiven Nahrungs und Genussmitteln Des Weiteren werden sie benutzt zum Schutz von Innenwanden von Behaltern Warmetauschern und Leitungssystemen da sie auch nach der Montage aufgebracht werden konnen Siehe auch BearbeitenListe der Minerale PseudobohmitLiteratur BearbeitenJacques de Lapparent L alumine hydratee des bauxites In Comptes Rendus de L Academie des Sciences Paris Band 184 1927 S 1661 1662 franzosisch rruff info PDF 151 kB abgerufen am 31 Januar 2017 William F Foshag New mineral names In American Mineralogist Band 13 1928 S 72 72 rruff info PDF 70 kB abgerufen am 31 Januar 2017 Gary G Christoph Charles E Corbato Douglas A Hofmann Rodney T Tettenhorst The crystal structure of boehmite In Clays and Clay Minerals Band 27 Nr 2 1979 S 81 86 clays org PDF 505 kB abgerufen am 31 Januar 2017 Roderick J Hill Hydrogen atoms in boehmite A single crystal X ray diffraction and molecular orbital study In Clays and Clay Minerals Band 29 1981 S 435 445 clays org PDF 951 kB abgerufen am 31 Januar 2017 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Bohmit Sammlung von Bildern Mineralienatlas Bohmit Wiki RRUFF Database of Raman spectroscopy Bohmite American Mineralogist Crystal Structure Database BohmiteEinzelnachweise Bearbeiten Laurence N Warr IMA CNMNC approved mineral symbols In Mineralogical Magazine Band 85 2021 S 291 320 doi 10 1180 mgm 2021 43 englisch cambridge org PDF 320 kB abgerufen am 5 Januar 2023 a b IMA List of Mineral Names November 2016 Bohmite Memento vom 1 Januar 2017 im Internet Archive englisch PDF 1 8 MB S 23 a b Hugo Strunz Ernest H Nickel Strunz Mineralogical Tables Chemical structural Mineral Classification System 9 Auflage E Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Nagele u Obermiller Stuttgart 2001 ISBN 3 510 65188 X S 239 Webmineral englisch a b c Roderick J Hill Hydrogen atoms in boehmite A single crystal X ray diffraction and molecular orbital study In Clays and Clay Minerals Band 29 1981 S 435 445 clays org PDF 951 kB abgerufen am 31 Januar 2017 a b c d Bohmite In John W Anthony Richard A Bideaux Kenneth W Bladh Monte C Nichols Hrsg Handbook of Mineralogy Mineralogical Society of America 2001 handbookofmineralogy org PDF 65 kB abgerufen am 31 Januar 2017 a b c d e f Mindat Bohmite englisch Web of Science v Ceske republice Bulletin 04 2000 Meine liebe Hildicka Mutmassungen uber Hans Bohm Von Peter Lachnit und Heike Possert Radioprogramm O1 18 Dezember 2010 Mindat Anzahl der Fundorte fur Bohmite Fundortliste fur Bohmit beim Mineralienatlas und bei MindatNormdaten Sachbegriff GND 4358440 8 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bohmit amp oldid 237841920