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Die 9 Sinfonie e Moll op 95 B 178 Antonin Dvoraks tragt den Namen Aus der Neuen Welt Z noveho sveta da sie von Dvoraks dreijahrigem Amerika Aufenthalt inspiriert wurde Sie wurde zu Lebzeiten des Kunstlers als seine 5 Sinfonie bekannt und zahlt heutzutage zu seinen beliebtesten und meistgespielten Orchesterwerken Die Spieldauer betragt ca 43 Minuten Titelblatt der Partitur von Dvoraks 9 Sinfonie Inhaltsverzeichnis 1 Entstehungsgeschichte 2 Zur Musik 2 1 1 Satz Adagio Allegro molto 2 2 2 Satz Largo 2 3 3 Satz Scherzo molto vivace 2 4 4 Satz Allegro con fuoco 3 Besetzung 4 Wirkung 5 Klangbeispiele 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseEntstehungsgeschichte BearbeitenAls Antonin Dvorak 1892 amerikanischen Boden betrat um der Berufung zum Direktor des National Conservatory of Music of America Folge zu leisten war er bereits ein weltbekannter Komponist Seinen Ruhm begrundete er mit den Kompositionen Die Erben des Weissen Berges 1872 fruheren Sinfonien den Mahrischen Duetten und den Slawischen Tanzen Es war daher nicht verwunderlich dass Jeannette Thurber die Witwe eines wohlhabenden Kaufmanns und Mitbegrunderin des New Yorker Instituts ihm diesen lukrativen und prestigetrachtigen Posten anbot Mit der 9 Sinfonie die wahrend seines dreijahrigen Amerika Aufenthaltes entstand schuf Dvorak sein wohl popularstes sinfonisches Werk Obwohl Dvorak als Dirigent und Lehrer die Aufgabe ubernommen hatte eine junge Musikergeneration heranzubilden die einen national amerikanischen Musikstil entwickeln sollte ist seine 9 Sinfonie keinesfalls amerikanische Musik In einem Zeitungsinterview erklarte er seine Vorgehensweise I carefully studied a certain number of Indian melodies which a friend gave me and became thoroughly imbued with their characteristics with their spirit in fact It is this spirit which I have tried to reproduce in my new Symphony I have not actually used any of the melodies I have simply written original themes embodying the peculiarities of the Indian music and using these themes as subjects have developed them with all the resources of modern rhythms harmony counterpoint and orchestral color Now I found that the music of the Negroes and of the Indians was practically identical Ich studierte sorgfaltig eine gewisse Zahl Indianischer Melodien die mir ein Freund gab und wurde ganzlich durchtrankt von ihren Eigenschaften vielmehr ihrem Geiste Diesen Geist habe ich in meiner neuen Sinfonie zu reproduzieren versucht ohne die Melodien tatsachlich zu verwenden Ich habe schlichtweg originare Themen geschrieben welche die Eigenheiten der Indianischen Musik verkorpern und mit den Mitteln moderner Rhythmen Harmonie Kontrapunkt und orchestraler Farbe entwickelt Nun ich stellte fest dass die Musik der Schwarzen und die der Indianer praktisch identisch war Antonin Dvorak 1 Der letzte Satz illustriert dass Dvoraks Kenntnis authentischer Musik von Indianern und Schwarzen nicht sehr tiefgehend gewesen sein kann Die Einflusse sind dennoch in verschiedenen harmonischen und rhythmischen Eigenheiten der Sinfonie erkennbar So basiert die Englischhorn Melodie des 2 Satzes auf der halbtonlosen funftonigen Skala der Pentatonik die in der Musik der Indianer gebrauchlich war Wichtiger ist aber die grosse Rolle die Longfellows Dichtung uber Hiawatha das ist der Hauptling der den Irokesen Bund der Indianer begrundete in der Sinfonie spielt siehe unten Rhythmisch fallen auch die fur Spirituals typischen Synkopen auf 1 und 3 Hauptthema des 1 Satzes Daneben zeigt sich unverkennbar der bohmische Musiker mit seiner in der heimatlichen Volksmusik verwurzelten Tonsprache wie z B beim gemutvollen Landler des Scherzo Trios Die Themen der Ecksatze sind kurz und pragnant und der oben erwahnten Grundkonzeption zyklisch untergeordnet Das 1 Hauptthema des 1 Satzes erscheint in allen folgenden Satzen Im Finale sind ausserdem die Hauptthemen des 2 und 3 Satzes andeutungsweise verarbeitet Zur Musik Bearbeiten1 Satz Adagio Allegro molto Bearbeiten nbsp Der erste Satz beginnt mit einer wehmutigen langsamen Einleitung Das durch ein Unisono der Streicher und harte Paukenschlage sich allmahlich entwickelnde Allegro ist von mitreissendem Schwung erfullt Das Hauptthema steigt in den Hornern auf und wird sogleich vom ganzen Orchester aufgenommen Ein zweites Thema erscheint zunachst in den Holzblasern bevor es gesteigert und rhythmisch verandert wird Gleichen Charakters tritt hiernach ein Seitengedanke in der Flote auf der beide Themen zu verbinden sucht Beide Themen werden ausfuhrlich verarbeitet Die Coda bricht mit Urgewalt herein und beendet den Satz in donnerndem e Moll 2 Satz Largo Bearbeiten nbsp Der zweite Satz wurde vom Komponisten als Legende bezeichnet Dieser bewegende Trauergesang ist nach Dvoraks eigenen Worten durch eine Szene aus Longfellows schon erwahntem Poem Hiawatha angeregt worden und vertont gleichsam die Totenklage Hiawathas dessen treue Gefahrtin Minnehaha dahingeschieden ist Diese amerikanische Dichtung hatte Dvorak durch die Ubersetzung seines Landsmannes Josef Vaclav Sladek kennengelernt In schmerzlicher Melancholie singt das Englischhorn die Hauptmelodie mit der dieser Satz in erhabener Ruhe an und ausklingt Ein neuer Gedanke taucht auf und wird wirkungsvoll von Streichertremoli begleitet Dieses etwas schnellere ebenfalls gesangliche Thema wird schliesslich geschickt mit der Totenklagemelodie verbunden Wenig spater lost eine heitere an Vogelgesang erinnernde Flotenmelodie einen Stimmungswechsel aus der sofort vom hervorbrechenden Hauptthema des ersten Satzes unterbunden wird Das Englischhorn tragt wieder das Hauptthema des Largos vor mit dem der Trauergesang verklingt 3 Satz Scherzo molto vivace Bearbeiten nbsp Das Scherzo beginnt mit einem rhythmisch markanten Thema das den Festtanz der Indianer zur Hochzeit Hiawathas vorbereitet Wieder ist eine Szene aus Longfellows Epos musikalisch nacherlebt Dennoch ist die Thematik bohmisch und volkstumlich Das Scherzo hat einen lyrischen Mittelteil und ist damit komplizierter gebaut als die anderen Scherzi Dvoraks und ahnelt damit einem Formmodell das auch von Anton Bruckner verwendet wurde Zwischen Scherzo und Trio klingt in den tiefen Streichern leise und bedrohlich das Hauptthema des ersten Satzes an Das Trio Teil besteht aus einer anmutigen Walzermelodie die in ihrer sprunghaften Rhythmik typisch tschechisch ist Dieser Satzteil bringt die Sehnsucht nach der Heimat zum Ausdruck er unterbricht vorubergehend das Bild des Freudentanzes der Indianer Kurz vor dem Ende setzt sich mit aller Kraft wieder das Hauptthema des ersten Satzes durch 4 Satz Allegro con fuoco Bearbeiten nbsp Der letzte Satz ist von einer Dynamik erfullt wie sie Dvorak zuvor wohl nur in seiner 7 Sinfonie erreicht hatte Vom vollen Orchester wird das marschartig energische Hauptthema vorgetragen das pathetisch von der Neuen Welt kundet Das zweite Thema in den Klarinetten dagegen druckt Dvoraks Sehnsucht nach seinem Vaterland aus Kaum ist es verklungen spitzt sich das Geschehen zu und das erste Thema setzt sich weiter durch In der Folge wird es mannigfaltig verarbeitet in diesem Prozess tauchen immer wieder auch Motive aus den ersten drei Satzen auf Ein Orchestertutti schmettert anschliessend das Hauptthema nahezu gewaltsam heraus ein Vorgang der das musikalische Geschehen fast zum Erliegen bringt und durch das zweite Thema fortgesetzt wird Wieder bricht sich das Hauptthema seine Bahn und fuhrt den Satz zu einem alles mitreissenden Hohepunkt dem nach einem letzten Innehalten die triumphale Coda folgt Der Satz wird mit einigen Akkorden beendet von denen der letzte von den Blasern ausgehalten wird was statt eines abrupten Endes ein langsames Verklingen zur Folge hat Besetzung Bearbeiten2 Floten 2 auch Piccoloflote 2 Oboen 2 auch Englischhorn 2 Klarinetten in A 2 Fagotte 4 Horner in E C und F 2 Trompeten in E C und Es 3 Posaunen Tuba Pauken 3 Triangel Becken und Streicher Violine 2 Bratsche Violoncello KontrabassDie zweite Flote spielt nur im 1 Satz Piccoloflote die zweite Oboe nur im 2 Satz Englischhorn Die Tuba spielt lediglich acht Takte im 2 Satz zur Verdopplung der Bassposaune Wirkung Bearbeiten nbsp Erste Seite des AutographsDie Weltpremiere der Sinfonie spielten am 16 Dezember 1893 die New Yorker Philharmoniker in der Carnegie Hall in New York unter der Leitung von Anton Seidl Dvorak schrieb uber das Konzert Die Zeitungen sagen noch nie hatte ein Komponist einen solchen Triumph Die Leute applaudierten so viel dass ich aus der Loge wie ein Konig alla Mascagni in Wien mich bedanken musste 2 Die erste Auffuhrung der Sinfonie Aus der neuen Welt auf dem europaischen Kontinent erfolgte am 20 Juli 1894 in Karlsbad Die Sinfonie wurde allerorten gefeiert und schnell zum grossten Erfolg des Komponisten in dessen Laufbahn Die Sinfonie ist heute das bekannteste Werk Dvoraks und gehort zu den meistgespielten Sinfonien weltweit Dvorak schrieb und plante nach diesem Werk keine weitere Sinfonie mehr Er begab sich 1895 nach Europa zuruck Klangbeispiele BearbeitenAus der Neuen Welt 1 Satz ca 10 min Aus der Neuen Welt 2 Satz ca 12 min Aus der Neuen Welt 3 Satz ca 8 min Aus der Neuen Welt 4 Satz ca 12 min Literatur BearbeitenKlaus Doge In Wulf Konold Hrsg Lexikon Orchestermusik Romantik Piper Munchen 1989 Band 1 S 208 212 Weblinks Bearbeiten9 Sinfonie Dvorak Noten und Audiodateien im International Music Score Library Project Aufnahme des Columbia University Orchestra Memento vom 14 Oktober 2012 im Internet Archive Aufnahme der Slowakischen Philharmonie auf YouTube Michael Struck Schloen 16 12 1893 Urauffuhrung der 9 Sinfonie von Dvorak WDR ZeitZeichen vom 16 Dezember 2013 Podcast Einzelnachweise Bearbeiten Dvorak on his New World In New York Herald 15 Dezember 1893 abgedruckt in Clapham Dvorak S 201 ff Astrid Hippchen Artikel zur Sinfonie im Harenberg Konzertfuhrer 2 Auflage Harenberg Dortmund 1996 ISBN 3 611 00535 5 Sinfonien von Antonin Dvorak Nr 1 c Moll op 3 Die Glocken von Zlonice Nr 2 B Dur op 4 Nr 3 Es Dur op 10 Nr 4 d Moll op 13 Nr 5 F Dur op 76 Nr 6 D Dur op 60 Nr 7 d Moll op 70 Nr 8 G Dur op 88 Nr 9 e Moll op 95 Aus der Neuen Welt Normdaten Werk GND 300048122 lobid OGND AKS LCCN n79095294 VIAF 184260139 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title 9 Sinfonie Dvorak amp oldid 237657349