www.wikidata.de-de.nina.az
Die Bezeichnung astronomischer Turm oder mathematischer Turm wurde fruher als Synonym fur Sternwarten verwendet wenn sie die Hohe mehrerer Stockwerke erreichten Diese meist zwischen 15 und 30 Meter hohen Bauwerke waren nicht nur ein Ort fur astronomische Beobachtungen sondern auch eine Art Statussymbol In manchen waren zusatzlich wissenschaftliche Museen oder Bibliotheken untergebracht bisweilen auch die ab dem 17 Jahrhundert zunehmend beliebten physikalischen Wunderkammern Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Antike 1 2 Blutezeit des Islam 1 3 Europa der Neuzeit 2 Bildergalerie 3 Literatur 4 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenAntike Bearbeiten Schon in der fruhen Antike gab es Tempel oder andere reprasentative Bauten deren Obergeschoss fur Hof oder Priesterastronomen als Beobachtungsplattform dienten Beispiele sind einige babylonische Zikkurate mittelamerikanische Stufentempel und wahrscheinlich auch der Turm von Babel In Griechenland diente vermutlich der 13 m hohe achteckige Turm der Winde Athen als Sternwarte den der Astronom Andronikos von Kyrrhos im 1 Jahrhundert v Chr errichtete Blutezeit des Islam Bearbeiten Nicht genau bekannt ist die Bauart der Sternwarten die in der kulturellen Hochblute von Arabien uber Persien bis zu den Mongolen benutzt wurden Wahrscheinlich hatten auch sie stabile Plattformen auf Beobachtungsturmen worauf die Genauigkeit der Mauerquadranten und anderer Messungen sowie der Ekliptikschiefe hindeutet Wichtige Standorte des 9 bis 13 Jahrhunderts waren u a Bagdad Alexandria Schiras oder Samarkand siehe Grosser Sextant von Ulug Begs Observatorium 1425 und in Spanien die Sternwarte Alfons X in Toledo um 1250 Europa der Neuzeit Bearbeiten In anderen Teilen Europas sind derartige Bauten mit antiken und arabischen Einflussen erst ab dem spaten Mittelalter entstanden unter anderem im 14 Jahrhundert der Turm des Heinrich von Langenstein am Herzogskolleg in Wien Zum Vorbild vieler spaterer Turmsternwarten dienten aber vor allem der Turm der Winde im Vatikan die 73 m hohe Beobachtungs Plattform der ersten Vatikansternwarte Sie wurde 1578 1580 dem heute fur die Vatikanische Bibliothek dienenden 4 stockigen Trakt aufgesetzt und nach dem Athener Vorbild benannt der mathematische Turm der Sternwarte Kremsmunster von 1749 Der 50 Meter hohe vom Benediktinerstift Kremsmunster errichtete Bau gilt als das erste Hochhaus der Welt Er diente bis ins fruhe 20 Jahrhundert als Sternwarte und bis heute als Wetterstation mit der langsten Datenreihe In den unteren Geschossen des Turms wurden Kunstsammlungen und verschiedene Museen untergebracht Alle vier Aspekte zeigen die Aufgeschlossenheit der Benediktiner gegenuber neuen Entwicklungen in Wissenschaft und Kunst 1 der Turm des Clementinums der Jesuiten in Prag um 1700 Es wurde zum Vorbild einiger fruher Universitatssternwarten Ab etwa 1600 wurden ahnliche Turme fur viele Sternwarten von Universitaten Klostern und Bauwerke des Adels errichtet Solche Bauten sind unter anderem der fur Johannes Kepler von seinem Schwiegervater um 1600 errichtete Turm von Schloss Muhlegg bei Gossendorf Steiermark der gewaltige Sucharew Turm in Moskau von 1692 im Stil des Moskauer Barock der einige Jahre spater in 66 m Hohe durch General Bruce ein kleines Observatorium erhielt Clementinum Prag um 1700 Astronomischer Turm im Konventgarten der Benediktinerabtei Prufening in Regensburg Oberpfalz erbaut 1750 1800 Dreigeschossiger Unterbau mit Satteldach und Schweifgiebel Darauf achteckiger Turmaufbau mit Glockendach und Rundbogenfenstern Erbaut von Abt Martin Pronath 2 der Turm von Schloss Wetzlas um 1720 im Waldviertel Niederosterreich der Zwehrenturm in Kassel um 1710 der Mathematische Turm der Universitat Breslau gebaut um 1730 Sternwarte ab 1790 die Sternwarte Kremsmunster 1749 die Alte Wiener Universitatssternwarte Turmaufbau 1755 unter Maximilian Hell am Alma Mater Gebaude neben der Jesuitenkirche das Osservatorio Astronomico di Brera der Jesuitensternwarte in Mailand knapp 20 m 1762 wo Giovanni Schiaparelli 1877 die Marskanale entdeckte der Mathematische Turm der Universitatssternwarte Graz ein 12 m hoher Aufbau uber dem Westtrakt in der Burgergasse zusatzlich mit einer Beobachtungsterrasse der uber 20 m hohe einzelstehende Beobachtungsturm der Mannheimer Sternwarte 1772 der Sternwarteturm des Klosters Reichenbach am Regen Bayern der achteckige Turm der Sternwarte Halle Sachsen Anhalt von 1788 der etwa 30 m hohe Turm der Pleissenburg 1549 1787 der Universitats Sternwarte Leipzig abgerissen 1897 der Kuppelaufbau auf dem Dach der Sternwarte Gottingen und nicht zuletzt der Einsteinturm 1919 in Potsdam Bildergalerie Bearbeiten nbsp Buchmalerei um 1400 Herzogskolleg in Wien nbsp Alte Wiener Universitat mit Beobachtungsturm 1760 nbsp Turm der Winde Vatikan Bildmitte nbsp Mathematischer Turm Kremsmunster nbsp Prager Clementinum nbsp Sternwarte Mannheim nbsp Zwehrenturm Kassel nbsp Leipziger Pleissenburg nbsp Brera Sternwarte Mailand nbsp Sternwarte Gottingen nbsp Sucharew Turm MoskauLiteratur BearbeitenGunter D Roth Kosmos Astronomie Geschichte Astronomen Instrumente Entdeckungen Kosmos Verlag Stuttgart 1987 W Foerster Weltall und Menschheit Band III Kap zur Astronomie Geschichte p 82 150 Berlin Leipzig Wien 1902 Otto Wutzel 1200 Jahre Kremsmunster p 214 ff Zur Geschichte der Sternwarte Oberosterreichische Landesregierung Linz 1977Einzelnachweise Bearbeiten Walter Demel Europaische Geschichte des 18 Jahrhunderts S 150 Kohlhammer 2000 Karl Bauer Regensburg Kunst Kultur und Alltagsgeschichte MZ Buchverlag in H Gietl Verlag amp Publikationsservice GmbH Regenstauf 2014 ISBN 978 3 86646 300 4 S 632 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Astronomischer Turm amp oldid 228829748