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Ashbya gossypii auch Eremothecium gossypii ist ein Schimmelpilz der mit Backerhefe nahe verwandt ist Er wurde 1926 erstmals von Ashby und Nowell als Pathogen von Baumwollpflanzen beschrieben bei denen er die so genannte Stigmatomykose verursacht Die Krankheit betrifft die Entwicklung von Haarzellen in den Samenkapseln von Baumwolle und kann auf Zitrusfruchte ubertragen werden die daraufhin austrocknen und zusammenfallen Trockenfaule A gossypii ist ein naturlicher Uberproduzent von Riboflavin Vitamin B2 weshalb er auch industriell interessant wurde 1 2 Ashbya gossypiiFluoreszenzmikroskopaufnahme des Mycels von Ashbya gossypii Zellkerne markiert SystematikUnterabteilung SaccharomycotinaKlasse SaccharomycetesOrdnung Echte Hefen Saccharomycetales Familie SaccharomycetaceaeGattung EremotheciumArt Ashbya gossypiiWissenschaftlicher Name der GattungEremotheciumBorziWissenschaftlicher Name der ArtAshbya gossypii S F Ashby amp W Nowell Guillierm Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 1 1 Wachstum Entwicklung und Morphologie 1 2 Karyotyp und Genom 2 Pathologie 3 A gossypii als Modellorganismus 4 Vitamin B2 Riboflavin 5 Taxonomische Position 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseBeschreibung BearbeitenWachstum Entwicklung und Morphologie Bearbeiten nbsp Entwicklung von der Spore zum reifen Mycel in A gossypii mit frdl Erlaubnis von Dr Philipp Knechtle a Nichtkeimende Spore b Isotropische Wachstumsphase in der Samenblase c Unipolarer Keimling d Zweite Keimrohre erscheint e Seitenzweige und Erzeugung des Septum f Apikale Verzweigung in reifen HyphenDer Lebenszyklus von A gossypii fangt mit dem nach allen Seiten gleichmassigen Isotropie Wachstum der haploiden Spore ihrer Keimung an Darauf folgt apikales Wachstum das zwei Keimrohren nacheinander auf gegenuberliegenden Seiten der Keimblase hervorbringt Weitere Achsen werden beim lateralen Abzweigen in jungem Myzel gebildet Die Reifung ist gekennzeichnet durch apikale Abzweigungen Spaltung von Spitzen und einem dramatischen Ansteigen der Wachstumsgeschwindigkeit bis zu 200 mm h bei 30 C was es A gossypii ermoglicht eine Petrischale mit 8 cm Durchmesser in etwa 7 Tagen auszufullen Die Sporulation wird wahrscheinlich durch Nahrungsentzug hervorgerufen und fuhrt zu einer Kontraktion des Septum Zytokinese und nachfolgender Absonderung der Sporangien die bis zu acht haploide Sporen enthalten konnen Die Hyphen selbst sind im Allgemeinen durch Septa unterteilt die zunachst als Ring erscheinen der den Transfer von Kernmaterial zulasst spater andert sich das Aussehen der Septa zu einer geschlossenen Scheibe Jedes Hyphenkompartiment enthalt etwa acht Zellkerne 3 Karyotyp und Genom Bearbeiten Die genetische Information von A gossypii liegt im Zellkern in 7 Autosomen sowie im Kern der Mitochondrien vor Das Genom des Stamms ATCC 10895 wurde im Jahr 2004 erstmals vollstandig analysiert es besteht aus 9 Millionen Basenpaaren und geschatzten 4 750 Genen Es ist damit das kleinste bekannte Genom eines frei lebenden Eukaryoten Neunzig Prozent der Gene in A gossypii sind sowohl homolog als auch in derselben Reihenfolge Syntanie wie in Saccharomyces cerevisiae Der Vorfahr beider Organismen lebte vor 100 Millionen Jahren Wahrend A gossypii sich nur wenig veranderte ereignete sich bei der folgenden Evolution der Backerhefe eine Genduplikation 4 5 6 Pathologie BearbeitenA gossypii und zwei weitere Pilze die Stigmatomykose verursachen Eremothecium coryli Aureobasidium pullulans machten es in der ersten Halfte des 20 Jahrhunderts nahezu unmoglich Baumwolle in manchen subtropischen Regionen zu kultivieren Erst die Kontrolle der sporenubertragenden Insektenarten Dysdercus suturellus und Antestia angulosa konnte daraufhin die Infektion der Baumwolle verhindern 7 A gossypii als Modellorganismus BearbeitenDie erste gezielte Einbringung von DNA Transformation als Voraussetzung fur weitere molekulargenetische Arbeiten zeigte dass im Gegensatz zu anderen filamentosen Pilzen ringformige Plasmide in A gossypii frei replizieren 8 Mit Plasmiden die A gossypii DNA enthalten und in dieser Region linearisiert werden wird homologe Integration erreicht 9 Aufgrund seines kleinen und ausserdem haploiden Genoms und bestehender effizienter Methoden zum Gene Targeting ist A gossypii anerkannt als Modellorganismus insbesondere zur Untersuchung des Wachstums langer und mehrkerniger Pilzzellen Es wird allgemein angenommen dass ein besseres Verstandnis des Hyphenwachstums die Entwicklung neuartiger Fungizide ermoglichen wird Besonders vielversprechend ist Ashbya gossypii als Modellorganismus auch aufgrund der hohen Konservierung der Genreihenfolge Syntanie zwischen den Genomen von A gossypii und Saccharomyces cerevisiae 6 Vitamin B2 Riboflavin BearbeitenA gosyypii produziert grosse Mengen an Riboflavin A gossypii diente zur Aufklarung des Riboflavinbiosyntheseweges 10 Der Organismus wird zur industriellen Produktion von Riboflavin genutzt und wurde dazu weiter optimiert 11 12 Taxonomische Position BearbeitenIn neueren Werken sind die Gattungen Ashbya Holleya und Nematospora synonym zu Eremothecium Die vier Gattungen zeichnen sich durch nadelformige Ascosporen aus die gerade oder gebogen sein konnen Die Taxa sind pathogen an verschiedenen Pflanzenarten Phylogenetische Analysen ribosomaler RNA und DNA in den 1990er Jahren sind sich in der Auffassung einig dass die vier Arten Kongenere sind 13 14 15 Literatur BearbeitenP Philippsen A Kaufmann H P Schmitz Homologues of yeast polarity genes control the development of multinucleated hyphae in Ashbya gossypii In Curr Opin Microbiol Band 8 Nr 4 2005 S 370 377 doi 10 1016 j mib 2005 06 021 PMID 16023404 A S Gladfelter Nuclear anarchy asynchronous mitosis in multinucleated fungal hyphae In Curr Opin Microbiol Band 9 Nr 6 2006 S 547 552 doi 10 1016 j mib 2006 09 002 PMID 17045513 Weblinks BearbeitenCotton Stainer englisch Antestia The Ashbya Genome Database Abgerufen am 14 Februar 2011 Peter Philippsen s lab at the Biozentrum in Basel Switzerland 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