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Die Aschʿariya arabisch أشعرية DMG Asʿariya ist eine theologische Richtung des sunnitischen Islams die historisch aus der Muʿtazila hervorgegangen ist sich aber sowohl gegenuber dieser Richtung als auch gegenuber dem hanbalitischen Literalismus abgrenzt Sie wird auf den basrischen Gelehrten Abu l Hasan al Aschʿari ca 874 936 zuruckgefuhrt Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Anfange im Irak und in Chorasan 1 2 Verbreitung nach Syrien 1 3 Verbreitung in den Maghreb 2 Lehre 2 1 Haltung gegenuber dem Kalam 2 2 Gotteslehre 2 3 Koran 3 Literatur 4 Siehe auch 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenAnfange im Irak und in Chorasan Bearbeiten Fruhe Vertreter der Schule der Aschʿariten waren al Baqillani gest 1013 im Irak und Ibn Furak gest 1015 in Chorasan 1 Mit der Grundung der verschiedenen Nizamiyya Schulen in der zweiten Halfte des 11 Jahrhunderts durch den seldschukischen Wesir Nizam al Mulk erhielt die Aschʿariya zum ersten Mal akademischen Rang Die bedeutendste dieser Nizamiyas wurde 1065 in Bagdad gegrundet An ihr wurde al Ghazali tatig Sein Lehrer al Dschuwaini gest 1085 ebenfalls Aschʿarit erhielt einen Lehrstuhl an der Nizamiya von Nischapur Ein dezidierter Gegner der aschʿaritischen Theologie in Chorasan war der hanbalitische Sufi ʿAbdallah al Ansari gest 1089 aus Herat Er verunglimpfte den aschʿaritischen Rationalismus in einer Schmahschrift als ein seit dem Beginn der islamischen Geschichte wirkendes zerstorerisches Prinzip 2 Als 1066 Alp Arslan und Nizam al Mulk zu Besuch in Herat waren nahm ihn der Theologe Abu l Qasim ad Dabusi ins Verhor um ihm Feindschaft gegen al Aschʿari nachzuweisen 3 Weitere bedeutende Aschʿariten in Ostiran waren spater asch Schahrastani gest 1153 und Fachr ad Din ar Razi gest 1209 Verbreitung nach Syrien Bearbeiten Im 12 Jahrhundert hielt die Aschʿariya in Syrien Einzug Zu den wichtigsten Verteidigern der aschʿaritischen Lehre wurden hier die beiden Historiographen Ibn ʿAsakir gest 1176 und Tadsch ad Din as Subki gest 1368 4 Hanbaliten wie Ibn Taimiya kritisierten die Aschʿariten aber wegen ihrer Anwendung des Kalam 5 Verbreitung in den Maghreb Bearbeiten Spater wurde die aschʿaritische Lehre von der muslimischen Berber Dynastie der Almohaden al muwahhidun propagiert 6 die im 12 und 13 Jahrhundert den Maghreb und al Andalus dominierte Zu ihren Vertretern zahlen auch Ibn Chaldun Tahar Ben Achour Mohamed Machfar der asch aritische tunesische Scheich Mokhtar Tounsi und alle tunesischen Muftis 7 Lehre BearbeitenHaltung gegenuber dem Kalam Bearbeiten Die Aschʿariya wird in den aschʿaritischen Quellen meist als ein Mittelweg zwischen dem Rationalismus der Muʿtazila und dem Traditionalismus der Hanbaliten beschrieben 8 Gegenuber dem rationalistischen Kalam hatten viele Aschʿariten allerdings ein ambivalentes Verhaltnis Zwar wird von al Aschʿari selbst eine Verteidigung des Kalam mit dem Titel Istiḥsan al ḫauḍ fi ʿilm al kalam uberliefert doch war diese den mittelalterlichen Aschʿariten nicht bekannt 9 Mehrere bedeutende Aschʿariten wie al Baqillani al Dschuwaini asch Schahrastani und Fachr ad Din ar Razi sollen in jungen Jahren den Kalam befurwortet sich aber am Ende ihres Lebens reumutig davon abgewandt haben 10 Im fruhen 19 Jahrhundert schrieb der agyptische Aschʿarit al Fadali gest 1821 noch einmal eine Verteidigung des Kalam mit dem Titel Kifayat al ʿawamm fi ma yaǧib ʿalai him min ʿilm al kalam Das Genugen der Laien hinsichtlich dessen was sie an Kalam wissen mussen 11 Gotteslehre Bearbeiten Auch hinsichtlich der Gotteslehre beanspruchten die Aschʿariten einem Mittelweg zu folgen Wahrend andere Gruppen wie die Karramiten durch ihre wortliche und materielle Interpretation der im Koran fur Gott verwendeten Begriffe wie Hand Gesicht Auge zu einem bedenklichen Anthropomorphismus tasbih neigten Muʿtaziliten umgekehrt durch metaphorische Interpretation dieser Begriffe Gott derartige Korperteile absprachen und damit eine ihrer Auffassung nach fehlerhafte Entleerung taʿṭil Gottes betrieben meinten die Aschʿariten man musse diese Begriffe amodal verstehen also weder metaphorisch noch wortlich sondern ohne zu fragen wie bi la kaif 12 Kennzeichnend fur die aschʿaritische Gotteslehre ist ihre Auffassung dass Gott derartige Qualifikationen wie wissend ʿalim machtig qadir lebendig ḥaiy nur durch zugehorige Attribute wie Wissen ʿilm Macht qudra Leben ḥayat besitzt Diese Attribute sollen allerdings nicht ausserhalb von Gott existieren sondern vielmehr in Gottes Wesen ḏat selbst bestehen Die Aschʿariten haben diese Lehre von dem Theologen Ibn Kullab ubernommen Ein weiterer wichtiger Punkt der aschʿaritischen Gotteslehre ist die Allmacht Gottes die uber allem auch uber der menschlichen Vernunft steht 13 Sie wird als Alleinschopfertum Gottes verstanden und in der Lehre von der kasb Aneignung ausgefuhrt Koran Bearbeiten Ein weiterer Lehrpunkt bei dem die Aschʿariten Ibn Kullab folgten betrifft den Koran Wahrend die Muʿtaziliten den Koran fur erschaffen erhielten die Hanbaliten dagegen fur unerschaffen hatte Ibn Kullab zwischen der Rede Gottes kalam Allah und seiner Ausdrucksform ʿibara differenziert wahrend der Inhalt der Rede unerschaffen sei sei die Ausdrucksform der Offenbarung erschaffen Auf ahnliche Weise unterschieden die Aschʿariten zwischen der inneren Rede kalam nafsi Gottes die bei Gott ist und nur die Bedeutungen maʿani umfasst und der lautlichen Rede kalam lafẓi Gottes die sich in dem offenbarten und rezitierbaren Koran manifestiert Hierauf stutzten sie auch ihre spezielle Interpretation des Iʿdschaz 14 Literatur BearbeitenPeter Antes Prophetenwunder in der Asʿariya bis al Ġazali 2 Ausg Freiburg i Br 1970 Majid Fakhry A History of Islamic Philosophy 2nd edition Columbia University Press New York NY 1983 S 209 217 ISBN 0 231 05532 3 Online Richard Frank Al Ghazali and the Ashʿarite school Durham u a Duke Univ Press 1994 Jeffry Halverson Theology and creed in Sunni Islam the Muslim Brotherhood Ash arism and political Sunnism New York 2010 Anton Heinen Asʿariya In Encyclopaedia Iranica Band II S 703 705 Online Version 2011 George Makdisi Ashʿari and Ashʿarites in Islamic religious history 2 Teile In Studia Islamica Nr 17 1962 S 37 80 JSTOR 1595001 Nr 18 1963 S 19 39 JSTOR 1595177 Wieder abgedruckt in George Makdisi Religion Law and Learning in Classical Islam Variorum Collected Studies Series 347 Variorum Hampshire u a 1991 ISBN 0 86078 301 4 S 1 ff Tilman Nagel Die Festung des Glaubens Triumph und Scheitern des islamischen Rationalismus im 11 Jahrhundert Beck Munchen 1988 ISBN 3 406 33280 3 Martin Schreiner Zur Geschichte des Asʿaritenthums in Actes du huitieme Congres international des Orientalistes Brill Leiden 1891 S 77 117 Digitalisat W Montgomery Watt As h ʿariyya In The Encyclopaedia of Islam New Edition Band 1 Brill Leiden u a 1960 S 696 Der Islam Band 2 W Montgomery Watt Michael Marmura Politische Entwicklungen und theologische Konzepte Die Religionen der Menschheit Bd 25 Kohlhammer Stuttgart u a 1985 ISBN 3 17 005707 3 S 393 423 Siehe auch BearbeitenEz Zitouna Tunesien al Qarawiyin Marokko al Azhar Agypten Ibn Tumart MuʿtazilaWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Aschʿariya Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Aschariten peter hug ch Toutes les tentatives de couper le Tunisien de son identite sont vaines Testament intellectuel de feu Cheikh Kameleddine Djait ou pacte des ulamas tunisiens muslimphilosophy com Ash ariyyaEinzelnachweise Bearbeiten vgl muslimphilosophy com Ibn Furak Vgl Nagel Die Festung des Glaubens 1988 S 362 Vgl Erika Glassen Der mittlere Weg Studien zur Religionspolitik und Religiositat der spateren Abbasiden Zeit Freiburger Islamstudien Bd 8 Franz Steiner Wiesbaden 1981 ISBN 3 515 03250 9 S 69 Zugleich Freiburg Breisgau Universitat Habilitations Schrift 1977 Vgl Makdisi Ashʿari and Ashʿarites 1962 S 38 Makdisi Ashʿari and Ashʿarites 1963 S 25 abouhamza wordpress com Les differents mouvements islamiques en Tunisie Abou Hamza abouhamza wordpress com Les differents mouvements islamiques en Tunisie Abou Hamza Vgl Makdisi Ashʿari and Ashʿarites 1963 S 39 Vgl Makdisi Ashʿari and Ashʿarites 1963 S 23 Vgl Makdisi Ashʿari and Ashʿarites 1963 S 31 Vgl Makdisi Ashʿari and Ashʿarites 1963 S 33 Vgl Der Islam Band 2 Watt Marmura Politische Entwicklungen und theologische Konzepte 1985 S 393 423 hier 403 406 Vgl Nagel Die Festung des Glaubens 1988 S 108 120 Vgl M Larkin The Inimitability of the Qur an Two Perspectives In Religion amp Literature Bd 20 Nr 1 The Literature of Islam 1988 ISSN 0888 3769 S 31 47 hier S 32 JSTOR 40059365 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Aschʿariya amp oldid 222856030