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Als armierte Reichsstande oder armierte Fursten wurden im Heiligen Romischen Reich des 17 und 18 Jahrhunderts diejenigen Reichsglieder bezeichnet die uber ein stehendes Heer verfugten Geschichte BearbeitenAn die Stelle von Soldnertruppen wie sie noch im Dreissigjahrigen Krieg eingesetzt wurden traten zunehmend standige Truppen Ansatze hatte es bereits wahrend und nach dem Dreissigjahrigen Krieg gegeben In Kurbrandenburg gab es sie seit 1644 auch wenn die meisten Truppen nach 1648 demobilisiert wurden Der Kaiser hielt auch nach dem Krieg eine Truppe von 10 000 Fusssoldaten und 4 000 Reitern unter Waffen und stationierte sie vor allem an der Grenze zum Osmanischen Machtbereich Auch blieb mit dem Hofkriegsrat eine entsprechende Verwaltungsorganisation bestehen Anders war es bei den meisten Reichsstanden die nach dem Krieg weitgehend abrusteten und nur kleine Kontingente etwa fur den Festungsdienst oder als Leibgarde behielten Das stehende Heer war ein Kennzeichen des absolutistischen Staates Im Jungsten Reichsabschied von 1654 war den Landesherren die Aufstellung eines stehenden Heeres ermoglicht worden ohne dass dies die Landstande hatten verhindern konnen Zur Umsetzung dieser Moglichkeit mussten die Fursten aber die Macht der Stande brechen oder einschranken wie es besonders deutlich in Brandenburg geschah Diese Bestimmung war auch deshalb bemerkenswert weil die wenigsten Reichsstande zu dieser Zeit uberhaupt Truppen dauerhaft unterhielten In der Defensionalordnung von 1681 war festgelegt worden dass die kleineren Territorien ihre Verpflichtung zur Reichsverteidigung eigene Truppen zur Verfugung zu stellen durch entsprechende Zahlungen an grossere Reichsstande abtreten konnten Zur Unterscheidung sprach man fortan von armierten und nichtarmierten Reichsstanden Das Nebeneinander von armierten und nichtarmierten Standen machte die extremen Machtunterschiede im Reich besonders augenfallig Im Heiligen Romischen Reich sorgte insbesondere die Bedrohung durch Ludwig XIV fur die Entstehung stehender Truppen Insbesondere seit den 1680er Jahren wurden vermehrt dauerhafte Einheiten gebildet Einige armierten Reichsstande schlossen sich 1688 im Magdeburger Konzert zusammen und stellten eine gemeinsame Armee gegen Ludwig XIV auf Anders als fruher blieben auch die fur offensive Zwecke dienenden Teile nach einem Friedensschluss erhalten Der Prozess zur Herausbildung Stehender Heere war mit dem Ende des Spanischen Erbfolgekrieges weitgehend abgeschlossen Einer der ersten deutschen Landesherren der uber ein stehendes Heer verfugte war der Grosse Kurfurst Nach Anfangen in den 1640er Jahren wurde um 1660 der Aufbau einer standigen Armee verstarkt Diese Truppe umfasste 1660 8 000 Mann und wurde bis zum Tod des Kurfursten auf 31 000 Mann verstarkt Seit den 1680er Jahren hatte auch Osterreich eine bedeutende Armee Weitere armierte Stande in der Folgezeit waren Kursachsen Braunschweig Bayern Hessen Kassel Sachsen Gotha Hessen Darmstadt spater auch grossere geistliche Territorien wie Kurmainz Kurkoln Kurtrier oder das Hochstift Wurzburg und das Erzstift Salzburg In Wurttemberg wehrten sich die Landstande lange erfolgreich gegen ein stehendes Heer Erst anlasslich des Spanischen Erbfolgekrieges wurde ein solches gebildet Die eigenen Finanzmittel und die Zahlungen der nichtarmierten Stande reichten zum Unterhalt einer standigen Armee meist nicht aus Vielfach waren die armierten Reichsstande auf Subsidien auswartiger Machte angewiesen Viele Bundnisse dienten nicht zuletzt der Finanzierung der Armee Auch die Vermietung der Truppen an andere Stande oder fremde Machte diente nicht selten dazu das Heer zu unterhalten Literatur BearbeitenBernhard R Kroener Der Krieg hat ein Loch Uberlegungen zum Schicksal demobilisierter Soldner nach dem Dreissigjahrigen Krieg In Der Westfalische Friede Diplomatie politische Zasur kulturelles Umfeld Rezeptionsgeschichte Munchen 1998 S 629 Bernhard Sicken Der dreissigjahrige Kriegs als Wendepunkt Kriegsfuhrung und Heeresstruktur im Ubergang zum miles perpetuus In Der Westfalische Friede Diplomatie politische Zasur kulturelles Umfeld Rezeptionsgeschichte Munchen 1998 S 581 598 Gerhard Taddey Hrsg Lexikon der deutschen Geschichte Personen Ereignisse Institutionen Von der Zeitwende bis zum Ausgang des 2 Weltkrieges 2 uberarbeitete Auflage Kroner Stuttgart 1983 ISBN 3 520 81302 5 S 59 Johannes Burckhard Deutsche Geschichte in der fruhen Neuzeit Munchen 2009 S 83 Axel Gotthard Das alte Reich 1495 1806 4 Aufl Darmstadt 2009 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Armierter Reichsstand amp oldid 189144823