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Die Ruine des Apollontempels auf der griechischen Insel Agina befindet sich beim Hafen des gleichnamigen Hauptortes der Insel Die einzige noch aufrecht stehende Saule des Bauwerks gab dem Ort den Namen Kap Kolona der seit dem 16 Jahrhundert bezeugt ist Die Ruine des Apollontempels von NordenDie fur den Platz namensgebende Saule Inhaltsverzeichnis 1 Rekonstruierte Gestalt und Geschichte bis zur Zerstorung 2 Erforschung 3 Literatur 4 WeblinksRekonstruierte Gestalt und Geschichte bis zur Zerstorung BearbeitenDie heute sichtbaren Uberreste des Tempels gehoren fast ausschliesslich zu einem dorischen Peripteros der in der Zeit zwischen 520 und 510 v Chr errichtet wurde Als moglicher Nachfolgebau eines alteren Tempels aus dem fruhen 6 Jahrhundert v Chr war er das Zentrum des Apollonkultes der Insel und das erste Bauwerk das Ankommlinge im Handelshafen von Agina erblickten Nach der Rekonstruktion von Wolfgang Wurster wurde sein Dach von 6 11 eventuell 6 12 Saulen getragen Die einzige heute ubrige Saule gehorte zum Opisthodom an der Ruckseite des Tempels Das Fundament ist mit 18 75 34 28 m etwas breiter als das des bekannteren Aphaiatempels im Osten der Insel Die wenigen erhaltenen Farbspuren weisen auf die bunte Farbgestaltung des Tempels hin deren Einzelheiten jedoch nicht rekonstruierbar sind In der antiken Literatur ist der Tempel bereits fruh bezeugt etwa bei Herodot Der Reiseschriftsteller Pausanias nennt ihn in seiner Beschreibung der Insel an erster Stelle Ihm folgen andere Reiseschriftsteller die jedoch aus Unkenntnis den Tempel anderen Gottern zuschreiben darunter Artemis Hekate Athene Der Zeitpunkt der Zerstorung des Tempels ist unbekannt Bei der Ummauerung des Stadthugels im 3 Jahrhundert n Chr wurden zwar dorische Bausteine verwendet doch finden sich keine Hinweise auf Bausteine des Tempels in der Mauer Im 16 Jahrhundert stand auf dem Hugel eine venezianische Festung und der Name des Ortes auf einer Karte aus dieser Zeit deutet an dass der Tempel bereits zerstort war Cap de Conon ist vermutlich verschrieben aus Cap de Colonne Die erste neuzeitliche Quelle fur den Zustand des Tempels stellen die Reiseberichte von Jacob Spon und George Wheler dar die Agina 1675 besuchten Sie berichten dass von dem Tempel nichts als zwei dorische Saulen mit einem Architrav ubrig seien Im August 1765 reiste die Londoner Society of Dilettants nach Agina und William Pars schuf ein Aquarell mit einer Ansicht der Ruine das heute im Britischen Museum ausgehangt ist Erforschung Bearbeiten nbsp Funde aus dem Tempelbezirk vor dem GrabungsmuseumDer erste Altertumswissenschaftler der die Ruine untersuchte war der britische Archaologe William Gell Er besuchte die Insel von 1800 bis 1803 und erwahnte die Tempelruine in seinem Reisebericht von 1819 Eine Federzeichnung aus seinem Skizzenbuch zeigt dass der Architrav und das Kapitell der sudlichen Saule damals bereits abgesturzt waren Auch Edward Dodwell beschrieb die Ruine nach seinem Besuch im September 1805 William Martin Leake der die Insel 1804 und 1806 besuchte konnte keine neuen Erkenntnisse erbringen Die erste grundliche Untersuchung unternahmen die Architekten Charles Robert Cockerell und Carl Haller von Hallerstein im Jahre 1811 Nach einer zweiten Reise 1812 hatte Cockerell viele Daten gesammelt und Skizzen angefertigt die fur die spatere Rekonstruktion von grosster Bedeutung waren Zu dieser Zeit nahm man noch an der Tempel sei der Aphrodite geweiht und stutzte sich dabei auch auf die Uberlieferung des Pausanias dessen Reiseroute noch falsch rekonstruiert wurde Die Uberreste des Tempels wurden in den folgenden Jahren schwer beschadigt Otto Magnus von Stackelberg ist der letzte der bei seiner Reise beide Saulen beschreibt 1810 1815 In der Zeit zwischen 1815 und 1828 sturzte die nordliche vollstandige Saule um vermutlich bei einem Sturm Im Winter 1828 1829 verursachte der US amerikanische Arzt Samuel Gridley Howe die schwerwiegendsten Zerstorungen an den Uberresten Um den Fluchtlingen des Revolutionskrieges Arbeit und Nahrung zu verschaffen liess Howe sie fur den Tagelohn von einem Laib Brot pro Person die Reste des Tempels abtragen und zum Bau einer neuen Mole im Hafen verwenden Er begann mit 300 Arbeitern und beschaftigte zuletzt 700 Das Einzige was sie ubrig liessen waren die tief in die Erde eingelassenen Fundamente und die letzte stehende Saule Im Verlauf dieser Zerstorung die vom Ritter von Scharnhorst 1829 berichtet wurde wuchs die Sorge um den Baubestand auf der Insel Eine franzosische Expedition nahm im Jahr 1829 die Baudenkmaler der Insel systematisch auf und beschrieb auch die Reste des Apollontempels Weitere Beschreibungen stammen von Ludwig Ross August 1832 Leo von Klenze Sommer 1834 und Edmond About 1852 Eine systematische Ausgrabung des Tempels geschah erst 1894 durch Valerios Stais Sie wurde ab 1904 von Adolf Furtwangler im Auftrag der Bayerischen Akademie der Wissenschaften fortgesetzt und nach seinem Tod 1907 unterbrochen Erst 1924 nahmen Paul Wolters und Gabriel Welter die Grabungen wieder auf Welter richtete sich auf Agina hauslich ein und fuhrte Forschungen durch 1938 publiziert in denen er auch die Weihe des Tempels fur den Stadtgott Apollon nachwies Nach dem Zweiten Weltkrieg lag die Forschung lange Zeit brach ehe die Bayerische Akademie der Wissenschaften 1966 Hans Walter zum Vorsitzenden der Agina Kommission ernannte Sein Team fuhrte umfangreiche Grabungen im Bereich der Ruine durch die eine weitgehende Rekonstruktion der ursprunglichen Gestalt erlaubten Die Ergebnisse dieser Grabungen wurden 1974 von Wolfgang Wurster publiziert Hier wurde auch der abschliessende Beweis fur die Zuschreibung zum Gott Apollon geliefert Von 1993 bis 2013 leiten die osterreichischen Archaologen Florens Felten und Stefan Hiller vom Osterreichischen Archaologischen Institut die Grabungen in Kolonna von 2014 bis zu seinem uberraschenden Tod 2018 Wolfgang Wohlmayr von der Universitat Salzburg mit der die Grabung seit 1966 verbunden ist Wohlmayrs Nachfolger wurde 2019 Alexander Sokolicek Literatur BearbeitenWalther Gauss Aigina In Der Neue Pauly Rezeptions und Wissenschaftsgeschichte Band 1 Klaus Hoffelner Das Apollon Heiligtum In Alt Agina I 3 Mainz 1999 ISBN 3 8053 2030 2 Ingrid Margreiter Die Kleinfunde aus dem Apollon Heiligtum II 3 Mainz 1988 ISBN 3 8053 1008 0 Wolfgang W Wurster Der Apollontempel In Alt Agina I 1 Mainz 1974 Gudrun Klebinder Gauss Keramik aus klassischen Kontexten im Apollon Heiligtum von Agina Kolonna Wien 2012 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Apollontempel auf Agina Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Apollon Tempel III in der archaologischen Datenbank Arachne37 75030711 23 423538208056 Koordinaten 37 45 1 1 N 23 25 24 7 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Apollontempel Agina amp oldid 235951612