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Dieser Artikel behandelt das psychologische Phanomen Zu weiteren Bedeutungen siehe Panik Begriffsklarung Panik ist ein Zustand intensiver Angst vor einer tatsachlichen oder angenommenen Bedrohung Sie ist eine starke Stressreaktion des Organismus auf eine oft unerwartete und erschreckende Situation und geht einher mit vielfaltigen vegetativen korperlichen und psychischen Symptomen 1 Dabei kann es unter Umstanden zu einer Einschrankung der hoheren menschlichen Fahigkeiten kommen Abbildung in Charles Darwins Der Ausdruck der Gemutsbewegungen bei dem Menschen und den TierenDas Wort Panik altgriechisch panikos panikos ist vom griechischen Hirtengott Pan Pan abgeleitet von dem die Sage ging dass er in der grossten Mittagsstille durch einen lauten Schrei auf einmal ganze Herden zu plotzlicher und anscheinend sinnloser Massenflucht aufjagen konne panischer Schrecken altgriechisch panikon deῖma panikon deima siehe auch Stampede 2 Inhaltsverzeichnis 1 Situationsbezogene Panik 1 1 Individuelle Panik 1 2 Kollektive Panik 1 3 Panik in spezifischen Situationen 1 3 1 Beispiel Tauchen 1 3 2 Beispiel Sportfliegen 2 Panik als Krankheitssymptom 3 Umgang mit Panik 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseSituationsbezogene Panik BearbeitenPanik kann in verschiedenen alltaglichen Zusammenhangen auftreten Oft ist ein grauenvolles Ereignis der Ausloser bisweilen besteht aber auch kein rationales Verhaltnis zwischen dem Ausmass der Panik und der tatsachlichen Gefahr 3 Individuelle Panik Bearbeiten In bedrohlichen Situationen kann ein Mensch je nach seinen Personlichkeitseigenschaften dem jeweiligen sozialen Kontext und dem subjektiv empfundenen Gefahrdungsgrad sehr unterschiedlich reagieren Die Leistungsfahigkeit des Gehirns ist dabei im Bereich mittlerer Aktivierung am grossten und es erfolgt zweckmassiges und zielgerichtetes Handeln Mit wachsendem Belastungsgrad konnen das Verhaltensspektrum des Menschen eingeschrankt und die Angst zunehmend zum handlungsleitenden Motiv werden Bei zunehmender Angst ist es moglich dass die Reaktionen des Menschen nicht rational und nicht sozial werden Es kann beispielsweise zu einer lahmenden Starre bzw einem kopflosen Fluchtverhalten kommen Dieses unvernunftige und unzweckmassige Verhalten wird als Panikverhalten bezeichnet 4 Empirische Untersuchungen Herbst 1996 haben jedoch gezeigt dass selbst bei Lebensgefahr nur ein geringer Anteil der betroffenen Menschen in diesem Sinne panisch reagiert Viele Panikforscher stimmen darin uberein dass der Begriff Panik insbesondere in den Medien oft ungerechtfertigt und eher aus Grunden einer dramatisierenden Darstellung verwendet wird In Wirklichkeit handele es sich bei dem sogenannten Panikverhalten oft um eine nachvollziehbare Reaktion auf eine extreme Belastungssituation die einem unbeteiligten und aussenstehenden Betrachter lediglich unlogisch und unerwartet erscheint 5 Die Psychologie versteht Panik unter anderem als psychisches und physisches Ausdrucksmittel des Individuums um andere Menschen auf die eigene lebensbedrohliche Situation aufmerksam zu machen und dadurch deren Hilfe zu aktivieren 6 Panksepp 1999 unterscheidet aufgrund von Ergebnissen aus der Tierforschung zwischen einem Panik System und einem Furcht System Weitere Ergebnisse aus der Bindungs und Sauglingsforschung legen nahe dass auch bei Menschen ahnlich den Tieren in einer Gefahrensituation derartige Systeme aktiviert werden Ein auf die Gefahr fokussiertes Kampf oder Fluchtverhalten erfolgt wenn das Furcht System aktiviert wird welches mit dem Sympathikus assoziiert ist Das Panik System ist indes mit dem Parasympathikus assoziiert und fuhrt zu Distress Vocalisations Weinen oder Schreien oder einer Freeze Reaktion muskulares Erstarren bei hochgradiger vegetativer Erregtheit Eine weitere Reaktion die uber die Freeze Reaktion des Panik Systems hinausgeht und offenbar nur beim Menschen vorkommt ist die Dissoziation Unterbrechung der integrativen Funktionen des Bewusstseins oder des Gedachtnisses 7 Das Panik System wird vor allem dann aktiviert wenn Flucht unmoglich und Kampf aussichtslos erscheinen Kollektive Panik Bearbeiten nbsp Panik als riesiger Strassenkehrer in der Wall Street beim Bankrun wahrend des Grunderkrachs Karikatur von Frank Bellew fur die Titelseite der Zeitung The Daily Graphic 1873In eng stehenden Gruppen konnen Menschen ihre gegenseitigen Handlungen beobachten auf diese reagieren und dadurch miteinander kommunizieren Dies hat die von Gustave Le Bon begrundete Massenpsychologie zu der Vermutung gefuhrt dass es aufgrund dieser Interaktion zur Ausbildung einer Massenseele komme 8 Der Einzelne ist nach Annahme der Massenpsychologie von Le Bon dabei der Masse unterworfen was zu einem Verlust des Verantwortungsgefuhls sowie zu einer Zunahme von normverletzenden und irrationalen Verhaltensweisen fuhrt Dies legt die Vermutung nahe dass sich die Masse in einer Gefahrensituation mit der Angst einzelner panischer Menschen anstecken konnte und die verangstigten Menschen ihre Panik zusatzlich gegenseitig verstarken Weiterhin ist die Masse aufgrund der massenpsychologischen Effekte bezuglich des Fluchtimpulses miteinander verbunden Allein aufgrund einer Panikansteckung drangt eine ganze Menschenmasse plotzlich und kollektiv zu den Ausgangen Dies wird als Massenpanik bezeichnet Massenpaniken sind besonders gefahrlich wenn beispielsweise bei Feuer in einem geschlossenen Raum viele Menschen gleichzeitig ihre Selbstkontrolle verlieren Im ubermachtigen Fluchtreflex werden dann oft Schwachere blindlings umgerannt und niedergetrampelt Turen werden durch Menschenknauel verstopft weil der Drang hinaus ein effektiveres Nacheinander verhindert In solchen verstopfungsgefahrdeten Ausgangen werden zur Steigerung der Sicherheit haufig sogenannte Wellenbrecher eingesetzt Das Konzept der Massenpanik als ein Hauptproblem bei Katastrophen ist allerdings wissenschaftlich umstritten Panik in spezifischen Situationen Bearbeiten Beispiel Tauchen Bearbeiten Beim Tauchen kann Panik ausgelost werden wenn die bei Nacht oder bei trubem Wasser ungewohnt geringe Sichtweite unter die individuelle Fluchtdistanz sinkt Auch Probleme mit der Versorgung mit Atemgas sind mogliche Ausloser Der starkste von der Panik unter Wasser ausgeloste Impuls ist der Drang zum unkontrollierten Auftauchen Das unkontrollierte schnelle Auftauchen muss aber unter allen Umstanden verhindert werden da sonst lebensgefahrliche Unfalle drohen zum Beispiel eine Dekompressionskrankheit Eine gewissenhafte Ausbildung und das haufige Trainieren von Notfallmassnahmen konnen ein Aufkommen von Panik im Allgemeinen verhindern Dem Buddy kommt ebenfalls eine sehr wichtige Rolle zu Das Vertrauen in die Fahigkeiten des Buddys verstarkt die Selbstsicherheit und im Notfall kann das umsichtige und schnelle Handeln des Partners Leben retten Beispiel Sportfliegen Bearbeiten Wenig geubte Motorflieger geraten bisweilen in Panik wenn eine ungewohnte Situation beim Fliegen eintritt Diese kann durch das Schutteln des Fluggerats beim Durchqueren einer Wetterfront aber auch durch eine plotzliche Veranderung oder gar einen technischen Ausfall der Instrumentenanzeigen ausgelost werden Am haufigsten ereignet sich Panik im Flug jedoch bei Orientierungsverlust etwa bei einer Sichtbeeintrachtigung In manchen Schulflugzeugen ist zur Einstellung der Flugschuler auf diese Situation im Cockpit ein nicht funktionierender verspottender Panic button Panikknopf angebracht Warwitz 9 beschreibt und kommentiert den Albtraumflug eines Drachenflugschulers der von Panik zu Panik taumelt Zuerst furchtet er den Stromungsabriss bei einer Windboe dann die Saugkraft einer Wolke und schliesslich das Nichtfinden des Landeplatzes Panik als Krankheitssymptom Bearbeiten Hauptartikel Panikstorung Panik und panikartige Zustande mit Krankheitswert kommen als Symptom bei zahlreichen organischen und psychischen Erkrankungen vor Paniksymptome sind zudem das Leitsymptom der Panikstorung 10 Eine Panikattacke ist definiert als plotzlicher Anfall mit einem extremen Angstgefuhl welcher ohne spezifischen Anlass aus volligem Wohlbefinden stattfindet Der Betroffene entwickelt eine subjektiv erlebte dramatische korperliche Symptomatik z B Herzrasen Schwindel Schwitzen Schwachegefuhl Atemnot etc 11 Die Symptomatik kann von Betroffenem zu Betroffenem variieren In der Regel steigen die Symptome in den ersten Minuten sehr schnell an und lassen nach etwa 10 bis 30 Minuten nach Nur in seltenen Fallen halten die Symptome langer an Die Symptomatik hat oftmals starken Einfluss auf den Lebensalltag Viele Betroffene versuchen bestimmte Situationen zu vermeiden in denen sie die Ursache der Panikattacke vermuten Auch zur sogenannten Platzangst Agoraphobie kann es infolgedessen kommen Ruckzug und Isolation sind daher haufige Folgen Eine Panikstorung bezeichnet das wiederholte Auftreten von Panikattacken 12 Die Angst vor dem nachsten Anfall kann durch den damit einhergehenden Stress und die Anspannung zur Wiederholung beitragen Umgang mit Panik BearbeitenIn einer Paniksituation verliert der Akteur die Selbstbeherrschung und damit die Beherrschung einer Situation was bei einer akuten realen Gefahrdung hochst bedrohlich werden kann Die Vermeidung einer solchen Lage lasst sich ausgehend vom Betroffenen nur durch eine psychische Stabilisierung auf der Basis einer gefestigten Selbstsicherheit erreichen Diese muss auf dem Bewusstsein eigenen Konnens und dem immer wieder bewiesenen erfolgreichen Risikomanagement in simulierten Situationen aufbauen Beim Fliegen und anderen wagnishaltigen Handlungen mussen mogliche Krisensituationen regelmassig unter Anleitung eines sachkundigen Lehrers durchgespielt werden Die Methode der graduellen Annaherung an gefahrentrachtige Ereignisse und das Sammeln entsprechender Notfallerfahrungen gehort zur normalen Ausbildung in Wagnissportarten Zudem muss vermieden werden sich bereits gestresst in eine stresshaltige Gefahrenlage zu begeben Ist eine Paniksituation dennoch eingetreten kann es hilfreich sein die korperlichen Symptome bewusst zu registrieren ohne sie als krankhaft zu bewerten Das bewusste Aushalten der Panikerfahrung inklusive des schlussendlichen Abklingens der Symptome hilft das Vertrauen in den eigenen Korper zu erhohen bzw wiederzugewinnen 13 In jedem Fall sollte auf Vermeidungsstrategien verzichtet werden dergestalt dass bestimmte Orte oder Situationen gemieden werden die in der Vergangenheit mit Panikerfahrungen verbunden waren Es gehort zur Selbsterkenntnis und Selbstdisziplin der verantwortungsfahigen Personlichkeit die Lebenssituationen zu akzeptieren die nachweislich das eigene Leistungsvermogen ubersteigen um panische Ausfalle zu vermeiden Der Umgang mit Gefahrensituationen ist jedoch grundsatzlich erlernbar und lernpflichtig 14 Literatur BearbeitenJurgen Margraf Panik Angstanfalle und Ihre Behandlung Springer Verlag Berlin 2013 ISBN 978 3 540 52211 9 Hans Morschitzky Endlich leben ohne Panik Fischer amp Gann Verlag Munderfing 2015 ISBN 978 3 903072 05 3Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Panik Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Angst arbeitsblaetter stangl taller at Psychologische Erklarungsmodelle Studie zur ambulanten Psychotherapie der Panikstorung in Mainz PDF 27 kB Angstzustande panik attacken de Panikattacken Kann man sie wirklich stoppen Theorien uber Entstehung und Uberwindung der Panik wilhelm griesinger institut de PanikattackenEinzelnachweise Bearbeiten Horst Berzewski Der psychiatrische Notfall Springer Verlag S 146 Agata Maria Schabowska Pradiktion von Panikstorungen Agoraphobien und somatoformen Storungen nach akutem einseitigen Ausfall des Gleichgewichtsorgans Dissertation Klinik fur Psychiatrie und Psychotherapie Carite Universitatsmedizin Berlin Sigmund Freud Massenpsychologie und Ich Analyse in Fragen der Gesellschaft Ursprunge der Religion S Fischer Frankfurt 1974 ISBN 978 3 10 822709 8 S 91 Bernhard Schneider Die Simulation menschlichen Panikverhaltens Springer S 48 Bernhard Schneider Die Simulation menschlichen Panikverhaltens Springer S 23 Manuel Rupp Notfall Seele Ambulante Notfall und Krisenintervention in der Psychiatrie S 42 Ulrich Sachsse Traumazentrierte Psychotherapie Schattauer 2004 S 34 Christian Zacherle Crowd Management Moglichkeiten der Pravention und Intervention GRIN Verlag S 16 Siegbert A Warwitz Fliegen die Erfullung eines Traums In Ders Sinnsuche im Wagnis Leben in wachsenden Ringen Baltmannsweiler 2001 S 87 92 Jurgen Margraf Silvia Schneider Lehrbuch der Verhaltenstherapie Band 1 Grundlagen Diagnostik Verfahren Rahmenbedingungen 3 Auflage Springer Verlag Heidelberg 2009 Kapitel 26 3 Seite 453 Fabian Andor Panik ist nicht gleich Panik Dissertation Philosophische Fakultat der Westfalischen Wilhelms Universitat Munster Offenburg 2008 S 10 14 Ursachen und Symptome der Panikstorung Ursachen einer Panikattacke Siegbert A Warwitz Die wundersame Wirkung des Wagens In Ders Sinnsuche im Wagnis Leben in wachsenden Ringen Baltmannsweiler 2001 S 13 25Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt nicht eine Diagnose durch einen Arzt Bitte hierzu den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten Normdaten Sachbegriff GND 4044464 8 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Panik amp oldid 233569396