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Andre Beaufre 25 Januar 1902 in Neuilly sur Seine 13 Februar 1975 in Belgrad war General d armee der franzosischen Armee der zu den bedeutendsten Strategie Theoretikern des 20 Jahrhunderts zahlt Er wurde durch den Einsatz fur eine eigenstandige franzosische Nuklearstreitmacht und seine strategischen Schriften bekannt Neben einer grundlegenden Theorie der Strategie schrieb er auch Werke uber Guerilla Taktik und Terrorismus die als Klassiker ihrer jeweiligen Genres gelten Andre Beaufre Adolf Heusinger u a Washington 1964 Inhaltsverzeichnis 1 Leben und militarischer Werdegang 2 Werke 3 Theoretischer Ansatz und Kernaussagen 4 Beaufres Strategiebegriff 5 Bibliographie 6 EinzelnachweiseLeben und militarischer Werdegang BearbeitenIm Alter von 19 Jahren trat Andre Beaufre 1921 in die Militarakademie Ecole Speciale Militaire de Saint Cyr ein wo ihn Charles de Gaulle unterrichtete der spatere erste Staatsprasident der Funften Republik 1925 26 kampfte Beaufre im Rifkrieg gegen die marokkanische Unabhangigkeitsbewegung Abd el Krims Danach studierte er an der Ecole superieure de guerre und der Ecole Libre des Sciences Politiques und wurde anschliessend in den franzosischen Generalstab versetzt Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs diente er im Range eines Colonel in Algerien und wurde 1941 von der Vichy Regierung in Haft genommen Nach seiner Freilassung 1942 diente er bis zum Kriegsende weiter in der franzosischen Armee 1952 fuhrte er eine Studiengruppe der NATO im Indochinakrieg um die dort angewendeten Taktiken zu analysieren Kaum aus Indochina zuruckgekehrt wurde er als Divisionskommandant in den Algerienkrieg geschickt 1956 kommandierte er die franzosischen Truppen in der Suez Krise um 1958 Chef des Generalstabes im Obersten Hauptquartier der Alliierten Streitkrafte in Europa SHAPE der NATO zu werden Als Chef der franzosischen Delegation in der Standigen Gruppe der NATO in Washington wurde er 1960 zum General d armee befordert In den fruhen 1960er Jahren wurde Beaufre in Fachkreisen und den interessierten Teilen der Offentlichkeit durch mehrere Bucher bekannt Nachdem er zunachst strategische Fragen und Probleme des Atomkriegs behandelt hatte wertete er ab 1970 auch seine reichen Erfahrungen aus den Kriegen an denen er in Indochina Algerien und Agypten teilgenommen hatte in Fachbuchern aus Andre Beaufre starb 1975 wahrend einer Vortragsreise durch Jugoslawien Werke BearbeitenIn mehreren Veroffentlichungen wertete Beaufre seine personlichen Kriegserfahrungen aus Neben 1940 Der Untergang Frankreichs Die Suez Expedition Analyse eines verlorenen Sieges und seinen Memoiren zahlt dazu auch sein Werk Die Revolutionierung des Kriegsbildes Neue Formen der Gewaltanwendung Durch seine darin formulierten Erkenntnisse und Theorien gilt er als einer der Vater der Guerilla Taktik und grundlegender Theoretiker des Terrorismus Der zweite grosse Zweig seiner Autorenschaft beschaftigt sich mit grundlegenden Fragen der Strategie wie sie sich im aufkommenden Nuklearzeitalter nach dem Zweiten Weltkrieg stellten Neben seinen Werken Abschreckung und Strategie Die NATO und Europa gehort dazu auch die inzwischen als Klassiker geltende Totale Kriegskunst im Frieden Einfuhrung in die Strategie die bereits ein Jahr nach Erscheinen in deutscher Ubersetzung mit einem Geleitwort von General Hans Speidel vorgelegt wurde Theoretischer Ansatz und Kernaussagen BearbeitenVon eigenen Erfahrungen und gediegenen militarhistorischen Kenntnissen ausgehend begreift Beaufre den Krieg als gesamtgesellschaftliches und gesamtstaatliches Phanomen Seine Behauptung die Niederlage der franzosischen Armee 1940 sei das bedeutendste Ereignis des Zwanzigsten Jahrhunderts gewesen weist in die Richtung dass Hitlers Regime andernfalls sofort gefallen ware und es somit nicht zu einer Eroberung Westeuropas nicht zum Angriff auf die Sowjetunion nicht zum Holocaust und wahrscheinlich auch nicht zur Einverleibung Osteuropas durch die Sowjetunion gekommen ware Bei der Suche nach der Ursache dieser katastrophalen Niederlage verharrt er nicht bei dem nachstliegenden Aspekt den schwerwiegenden militarischen Fehlern wie zum Beispiel der Aufteilung der Panzerkrafte statt ihrer Konzentration Tiefere Ursachen spurt er in sozialen und politischen Faktoren auf der Spaltung der franzosischen Gesellschaft und den tiefen Rissen in der politischen Landschaft die sich in Parolen wie Lieber Hitler als Blum bei den franzosischen Eliten der 1930er Jahre zeigten Ganz im Denken seiner Zeit befangen zeigte er sich als er fur Kriege wie den in Indochina kleine befestigte Stellungen zum Schutz gegen Nuklearwaffen als Schild und fur Schlage in den weiten offenen Raumen sehr leichte mobile Truppen mit nuklearer Artillerie forderte Aus seinem Kampf in Algerien brachte er die Uberzeugung mit dass die Grenzen zwischen Militar und Gesellschaft aufzuheben seien da sie im modernen Krieg irreal seien Das Schlachtfeld habe sich so stark erweitert dass nun auch alle Aspekte der burgerlichen Gesellschaft die Sozialordnung Wirtschaft Informationswesen usw zu Teilen des Schlachtfeldes geworden seien Seine Theorie der Totalen Strategie die nicht mit totalem Krieg verwechselt werden darf fordert die Bundelung aller Krafte des Staates zur koordinierten Bekampfung des Gegners Im amerikanisch angelsachsischen Raum wird diese Vorstellung so interpretiert dass militarische Erfordernisse die Prarogative in allen strategischen Fragen haben und alle Aspekte der zivilen Gesellschaft nach diesen Bedurfnissen zu koordinieren hatten Der Vatikan untersuchte diese Schrift und Beaufres Aussagen zur nuklearen Abschreckung in der vierten Sitzungsperiode des Zweiten Vatikanischen Konzils 1966 und kommentierte sie in Gaudium et Spes Insgesamt war Beaufre wie sein zu gleicher Zeit schreibender britischer Kollege Liddell Hart Verfechter der so genannten indirekten Strategie Beaufres Strategiebegriff BearbeitenBeaufre definiert Strategie in seiner Einfuhrung in die Strategie als die Kunst der Dialektik der Willen die sich der Macht zur Losung ihres Konfliktes bedient Er gibt zu dass diese Definition abstrakt und allgemein erscheint weist jedoch darauf hin dass Strategie auf dieses Niveau gehoben werden musse um ihre Denkmechanismen und die ihr innewohnenden Gesetzmassigkeiten zu verstehen Die zu seiner Zeit gangige Definition Strategie sei die Kunst militarische Macht zur Erreichung der von der Politik gesetzten Ziele einzusetzen erschien ihm zu eng Dabei waren seine Hauptkritikpunkte dass die herkommliche Definition die gesamte Kriegskunst einschliesse also auch die Taktik und die Logistik und die nichtmilitarischen Machtmittel nicht betrachte Einerseits bestehe aber die Kriegskunst aus Strategie Taktik und nach einigen Systematiken als drittem Bestandteil der Logistik was bedeute dass Strategie etwas anderes sein musse als Taktik und Logistik Andererseits stunden der Strategie weit mehr Mittel zur Verfugung als die rein militarischen Raymond Aron argumentierte dagegen dass wenigstens der Clausewitzsche Strategiebegriff nie die Einengung auf militarische Machtmittel vorgegeben habe Ganz in der Tradition Clausewitz betont Beaufre den Wert der Moral So definiert er das Ziel der Strategie Die Entscheidung herbeizufuhren indem eine Situation geschaffen und ausgenutzt wird die beim Gegner eine so starke moralische Wirkung hervorruft dass er die ihm gestellten Bedingungen annimmt Schliesslich formuliert er funf strategische Modelle aus denen er eine Unterteilung der Strategie in eine Vielzahl untergeordneter Begriffe entwickelt So sieht er neben See und Landstrategie weitere Fachstrategien im Bereich der Wirtschaft Diplomatie und allen anderen Bereichen des offentlichen Lebens An der Spitze dieser strategischen Pyramide sieht er etwas das er als totale Strategie bezeichnet Dieser Begriff erscheint ihm sinnvoller als Liddell Harts Begriff der Grossen Strategie oder der US amerikanische Begriff der Nationalen Verteidigung den er als vollig nichtssagend und verwirrend verwirft Aber auch die Fachstrategien formulieren jeweils fur ihren Bereich eine allgemeine Strategie die im nachgeordneten Bereich durch Staatssekretare oder Stabschefs so operationalisiert wird dass Konzeption und Ausfuhrung ineinander greifen Diese bezeichnet er in Anlehnung an den deutschen militarischen Begriff als operative Strategie Bibliographie BearbeitenTotale Kriegskunst im Frieden Einfuhrung in die Strategie Hrsg mit dem Forschungsinstitut der Deutschen Gesellschaft fur Auswartige Politik e V Berlin 1964 Introduction a la strategie Paris 1963 Le Drame de 1940 Paris 1965 1940 The fall of France London 1967 Abschreckung und Strategie Hrsg mit dem Forschungsinstitut der Deutschen Gesellschaft fur Auswartige Politik e V Berlin 1966 Dissuasion et strategie Paris 1964 La revanche de 1945 Paris 1966 Die NATO und Europa Stuttgart 1967 L O T A N et l Europe Paris 1966 1 Die Suez Expedition Analyse eines verlorenen Sieges Berlin 1968 Memoires 1920 1940 1945 Paris 1969 Die Revolutionierung des Kriegsbildes neue Formen der Gewaltanwendung Stuttgart 1973 La guerre revolutionnaire les formes nouvelles de la guerre Paris 1972 La nature de l histoire Paris 1974 Strategy for tomorrow Strategie pour demain New York Crane Russak amp Co 1974 ISBN 0844803103 2 Einzelnachweise Bearbeiten SUDOC bibliographischer Nachweis copac bibliographischer Nachweis Normdaten Person GND 123554136 lobid OGND AKS LCCN n50051334 NDL 00620338 VIAF 76311906 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Beaufre AndreKURZBESCHREIBUNG franzosischer Offizier General der franzosischen ArmeeGEBURTSDATUM 25 Januar 1902GEBURTSORT Neuilly sur SeineSTERBEDATUM 13 Februar 1975STERBEORT Belgrad Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Andre Beaufre amp oldid 227519616