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Das Amtsgericht Potsdam ist ein Gericht der ordentlichen Gerichtsbarkeit mit Sitz in Potsdam Konigliches Landgericht zu Potsdam im Jahre 1883Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Uberblick und Vorarbeiten 1 2 Neubau des Amtsgerichts 1 3 Nutzungsanderung 1952 1990 1 4 Neubildung des Amtsgerichts 1 5 Umbau und Sanierung des Gerichtsgebaudes 2 Nebenstellen 3 Ubergeordnete Gerichte 4 Siehe auch 5 Literatur 6 WeblinksGeschichte BearbeitenUberblick und Vorarbeiten Bearbeiten Die preussische Reichsjustizverfassung von 1879 sah neue Instanzenwege und Zustandigkeiten der Gerichte und Staatsanwaltschaften vor die es erforderlich machten neben einem Amtsgericht ein Landgericht zu errichten In Vorbereitung dessen wandte sich der preussische Justizminister Leonhardt bereits am 27 Marz 1877 per Erlass an den Ersten Prasidenten des Koniglichen Kammergerichts mit der Bitte um Mithilfe zum Erwerb eines Grundstucks Die Errichtung eines solchen Gerichtsgebaudes in der zweiten Residenzstadt des Staates erregte lebhaftes Interesse Den Planungen zufolge sollte es in der Nachbarschaft allbekannter geschichtlich und architektonisch hervorragender Monumentalbauten entstehen Da aber kein offentlicher Bauplatz zur Verfugung stand entschied man sich fur ein am Nordrand der Stadt gelegenes Grundstuck zwischen dem Nauener und Jagertor an der Mauerstrasse 8 spater Kaiser Wilhelm Strasse und heute Hegelallee in einer freien und ruhigen Lage die auch die Errichtung von ungestort liegenden Sitzungssalen sichern sollte Hierfur musste das Gebaude zusatzlich durch einen 12 m tiefen Vorgarten von der Promenade getrennt sein Es wird vermutet dass die uber das gewohnliche Mass hinausgehende kunstlerische Durchbildung und Ausstattung auf die lebhafte Teilnahme des Kronprinzen Friedrich und Mitgliedern des preussischen Konigshauses an den Entwurfen des Gebaudes zuruckzufuhren ist Die Erarbeitung der inhaltlichen und architektonischen Vorgaben fur das Gerichtsgebaude oblag Heinrich Herrmann und Karl Friedrich Endell Die Bauarbeiten begannen am 15 Juni 1880 Bauherr war das Ministerium der offentlichen Arbeiten mit Sitz in Berlin das mit Rucksicht auf den Umfang und im Interesse der Beschleunigung der Bauausfuhrung dem Regierungsbaumeister Karl Moritz die Leitung des Baues ubertragen hatte Auf Wunsch der Kronprinzessin Viktoria erhielt die Fassade als besonderen Schmuck die uberlebensgrossen Statuen Konig Friedrichs II und des Kaisers Wilhelm I In einem breiten Fries zwischen dem ersten und zweiten Stockwerk sind die Busten der 16 weiteren Kurfursten von Brandenburg zwischen 1415 und 1883 aus dem Hause Hohenzollern dargestellt Nach dreijahriger Bauzeit fand am 22 Mai 1883 die Ubergabe des Koniglichen Landgerichts statt Von den bereitgestellten 422 000 Mark wurden 404 433 19 Mark fur den Bau verausgabt In den drei Hauptetagen gab es 45 Raume Neben einem grossen Saal fur die Zivil und Strafkammer wurde zur Abhaltung der Geschworenengerichte ein Schwurgerichtssaal in der Mitte des Gebaudes im ersten Stockwerk errichtet der die Gefangenenzufuhr getrennt vom Publikum ermoglichte Im Keller befanden sich neben Lagerraumen die Pfandkammer und das Auktionslokal Im Erdgeschoss befanden sich die Raume des Landgerichtsprasidenten Sello des ersten Staatsanwalts von Stael Holstein des Staatsanwalts Frege sowie des Gerichtsassessors Kaswurm Ausserdem waren hier neben der Bibliothek der Rechnungs Revisor und Rechnungsrat und weitere Gerichtsbedienstete untergebracht Es gab vier Gerichtsschreibereien fur die General und die Prasidialsachen die I und II Zivilkammer und eine Strafkammer Insgesamt arbeiteten einschliesslich der Referendare Justizanwartern einem Castellan und einem Hilfsgerichtsdiener zusammen 67 Mitarbeiter des Landgerichts und der Staatsanwaltschaft in diesem Gebaude Neubau des Amtsgerichts Bearbeiten Um den Gefangenentransport zu sichern plante der Minister der offentlichen Arbeiten unmittelbar hinter dem Landgerichtsgebaude ein Gefangnis zu erbauen was bei dem Potsdamer Regierungsprasidenten Karl von Neefe auf heftigen Widerspruch stiess Am 13 Marz 1902 begrundete dieser gegenuber dem Prasidenten des Koniglichen Kammergerichts und dem Minister der offentlichen Arbeiten in Berlin seine Ablehnung damit dass ein Gefangnisbau nicht in einen der vornehmsten Stadtteile Potsdams in unmittelbarer Nahe des neu zu errichtenden Regierungsgebaudes in der Spandauer Strasse Friedrich Ebert Strasse passe sondern besser in dem Gebaude des Amtsgerichts in der Lindenstrasse 54 eingerichtet werden sollte Hierbei konnte der Transport der Gefangenen zum Schwurgerichtssaal durch Anschaffung eines Wagens geordnet werden der so beschaffen sein sollte dass er zugleich den Justizbehorden als Aktenwagen dienen konnte In den Jahren 1907 1909 wurde das Gerichtsgebaude in der Lindenstrasse 54 wo sich auch die Amtsanwaltschaft und spater in der Nazi Diktatur die Reichs Disziplinarkammer befanden entsprechend umgebaut Das Gebaude wurde in beiden deutschen Diktaturen als Geheimdienstgefangnis genutzt war nach der Wende 1989 Haus der Demokratie und wird heute als Gedenkstatte Lindenstrasse 54 55 genutzt Fur das Amtsgericht wurde ein Neubau errichtet der im Jahre 1910 eingeweiht und architektonisch mit dem Baukorper des Landgerichts verbunden wurde Die Dachkonstruktion des Landgerichts musste anlasslich des Neubaues verandert werden weil das Amtsgerichtsgebaude mit einer uberdimensionierten Hohe von 16 60 m baupolizeilich nicht genehmigungsfahig war Das Flachdach des vorderen Landgerichtsgebaudes wurde entsprechend umgebaut und erhoht Das Amtsgericht unterstand damals der Leitung des Landgerichts und hatte keinen eigenen Direktor Nutzungsanderung 1952 1990 Bearbeiten Im Zuge der Justizreform in der DDR wurden im Jahre 1952 und den Folgejahren aus dem Amtsgericht zwei Kreisgerichte gebildet eines in der Allee nach Sanssouci und eines in der Puschkinallee gelegen und das Landgericht wurde als Bezirksgericht in die Friedrich Ebert Strasse am Nauener Tor verlegt In den Jahren 1952 1990 wurde das Gebaude des Amts und Landgerichts in der Hegelallee 8 von dem Ministerium fur Staatssicherheit der DDR als Bezirksverwaltung genutzt Hier wurde ein so genanntes Versorgungszentrum fur die Mitarbeiter der Staatssicherheit des Bezirks Potsdam eingerichtet Im hinteren Amtsgerichtsgebaude wurde eine Apotheke untergebracht im Keller eine Sauna und diverse Vergnugungseinrichtungen eingerichtet und das ehemalige Prasidentenzimmer in einen Rontgenraum umfunktioniert Im Jahre 1966 wurden die Statuen des Alten Fritz und des Kaisers Wilhelm I aus den mittleren Nischen der Strassenfront des Landgerichtsgebaudes demontiert Die Staatssicherheit liess sodann in den Jahren 1978 1980 auf dem Nachbargrundstuck Hegelallee 7 einen Betonbau errichten der das Gerichtsgebaude architektonisch entstellte Im Zuge der Bauarbeiten wurden auch die rechtsseitig des Landgerichts aufgestellten Busten der Kurfursten Friedrich I Friedrich II Albrecht Achilles und Johann Cicero demontiert aber glucklicherweise von traditionsbewussten Potsdamer Burgern vor ihrer Zerstorung bewahrt Sie befinden sich heute in dem grossen Saal des Amtsgerichts beziehungsweise an ihrem alten Standort in der Fassade Neubildung des Amtsgerichts Bearbeiten Mit der Einfuhrung der Struktur des Gerichtsverfassungsgesetzes zum 1 Februar 1993 wurden auch die Amtsgerichte wieder eingefuhrt Das Amtsgericht Potsdam erhielt daruber hinaus in einigen wesentlichen Bereichen wie das Handelsregister und die Insolvenzabteilung die Zustandigkeit fur den gesamten Landgerichtsbezirk und wurde fur Bereiche der fruheren Kreisgerichte Potsdam Stadt und Potsdam Land ortlich zustandig Umbau und Sanierung des Gerichtsgebaudes Bearbeiten nbsp Amtsgericht im Jahr 2013Auf Grund der jahrzehntelangen Nutzung des Gebaudes des Land und Amtsgerichts durch die Bezirksverwaltung des Ministeriums fur Staatssicherheit befand sich dieses in einem desolaten Zustand Es waren sowohl umfangreiche Arbeiten zur Erhaltung der Bausubstanz notwendig als auch zahlreicher Massnahmen zur Schaffung eines modernen Gerichtsgebaudes Der Planungsauftrag wurde am 7 Januar 1994 erteilt und die Bauunterlage am 26 August 1996 genehmigt Die Zustimmung von der obersten Bauaufsichtsbehorde erfolgte am 11 April 1997 Noch im selben Jahr konnte mit den Bauausfuhrungen am Hintergebaude begonnen werden Dieser 1 Bauabschnitt wurde zugig zwei Jahre spater fertiggestellt Mit der Sanierung des Vorderhauses wurde unmittelbar im Anschluss begonnen Dieser zweite Bauabschnitt wurde mit Ausnahme des Schwurgerichtssaales am 1 Oktober 2001 fertiggestellt Unter denkmalpflegerischen Gesichtspunkten wurden in dieser Zeit 3 420 m Hauptnutzflache saniert Besonderer Wert wurde dabei auf die Herrichtung der Fassade des Haupttreppenhauses und des grossen Saales gelegt Im Einzelnen wurden 161 Buroarbeitsplatze geschaffen einschliesslich Raume fur die Behordenleitung ferner 12 Verhandlungssale die Bucherei und die Cafeteria und ein Haftzellenbereich um und ausgebaut und restauriert An der Herrichtung waren 80 Baufirmen und 20 Architekten Ingenieure Sonderfachleute und Restauratoren beteiligt Nebenstellen BearbeitenSeit dem Jahre 2012 gibt es nur noch die Nebenstelle im Justizzentrum Potsdam Dort befinden sich das Betreuungs und Insolvenzgericht das Handels und Vereinsregister sowie die Strafabteilungen des Amtsgerichts Potsdam Ubergeordnete Gerichte BearbeitenDem Amtsgericht Potsdam ist das Landgericht Potsdam und im weiteren Instanzenzug das Brandenburgische Oberlandesgericht ubergeordnet Das Amtsgericht Potsdam ist das einzige Prasidial Amtsgericht in Brandenburg Der Prasident des Amtsgerichts untersteht daher nicht der Dienstaufsicht des Prasidenten eines Landgerichts sondern unmittelbar der des Prasidenten des Oberlandesgerichts Siehe auch BearbeitenListe deutscher Gerichte Liste der Gerichte des Landes BrandenburgLiteratur BearbeitenStadtarchiv Potsdam Konigliche Zivilbehorden Adressverzeichnis Potsdam Museum Blatter zur politischen Zeit und Justizgeschichte in Potsdam Herrmann Das Landgerichtsgebaude in Potsdam In Zentralblatt der Bauverwaltung 1881 Querschnittszeichnung und Beschreibung 1883 Stadtverwaltung Potsdam Amt fur Denkmalpflege Konigliches Landgericht zu Potsdam J Neupert Festschrift zur Beendigung von Restaurierungsarbeiten 2002 Siegfried Bielefeld Ernst August Meyerhoff Kristina Hubener Preussische Verwaltungen und ihre Bauten 1800 1945 Weblinks BearbeitenEintrag zur Denkmalobjektnummer 09155767 in der Denkmaldatenbank des Landes Brandenburg Offizielle Website des Amtsgerichts Potsdam Ubersicht der Rechtsprechung des Amtsgerichts Potsdam52 40339 13 05477 Koordinaten 52 24 12 2 N 13 3 17 2 O Amtsgerichte im Landgerichtsbezirk Potsdam Brandenburg Luckenwalde Nauen Potsdam Rathenow ZossenEhemalige Amtsgerichte Altlandsberg Baruth Beelitz Belzig Bernau Dahme Falkensee Juterbog Konigs Wusterhausen Kremmen Liebenwalde Mittenwalde Oranienburg Rudersdorf Teltow Trebbin Treuenbrietzen Werder 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