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Beim Altmark Zwischenfall handelt es sich um eine am 16 Februar 1940 wahrend des Zweiten Weltkriegs durchgefuhrte Enterung des deutschen Versorgungsschiffs Altmark durch Marinesoldaten des britischen Zerstorers HMS Cossack in den Hoheitsgewassern des neutralen Norwegen Bei der Enterung wurden 299 alliierte auf der Altmark gefangengehaltene Seeleute befreit die von dem am 17 Dezember 1939 vor Buenos Aires versenkten Panzerschiff Admiral Graf Spee stammten Die Seeleute waren bei dem Kreuzerkrieg der Spee gegen alliierte Handelsschiffe im Sudatlantik gefangen genommen worden und noch vor der Selbstversenkung der Spee an die Altmark ubergeben worden Die Alliierten hatten von dem Transport der Gefangenen gewusst ihnen war aber nicht bekannt auf welchem Schiff dieser stattfand und wohin er fuhren sollte Der Kapitan der Altmark fluchtete mit seinem Schiff vor der Royal Navy aus dem Sudatlantik erst nach Westafrika dann uber Island nach Nordnorwegen Er hatte beabsichtigt das Schiff mit den Kriegsgefangenen mittels der innerhalb der norwegischen Hoheitsgewasser gelegenen Binnenroute an der norwegischen Westkuste von etwa Trondheim bis zum im Suden gelegenen Skagerrak und von dort nach Deutschland zu bringen Das Schiff erfuhr mehrere Kontrollen durch die norwegische Marine bei denen der Kapitan die Existenz der versteckten Gefangenen auf seinem Schiff geleugnet hatte Die Gefangenen waren vorher tief unten im Schiffsrumpf versteckt worden Nach zwei Tagen wurde das Schiff von einer britischen Flottille unter Fuhrung der Cossack in der Hohe von Egersund aufgebracht als die Altmark auf einer Aussenpassage fahren musste Der Zugriff erfolgte innerhalb der norwegischen Hoheitsgewasser bei Anwesenheit kleinerer norwegischer Kriegsschiffe gegen den Protest der norwegischen Marine Bei der Befreiung kamen unter anderem acht deutsche Seeleute zu Tode Die befreiten Gefangenen wurden von der Flottille nach Leith Schottland gebracht Altmark ZwischenfallTeil von Zweiter Weltkrieg17 00 Uhr Das in den Jossingfjord gefluchtete Versorgungsschiff Altmark vor dem britischen Angriff Luftbild eines britischen Aufklarungsflugzeuges Datum 16 Februar 1940Ort Jossingfjord in DalaneAusgang 299 britische Gefangene befreitKonfliktparteienVereinigtes Konigreich Vereinigtes Konigreich Deutsches Reich NS Deutsches ReichBefehlshaberPhilip Vian Heinrich DauTruppenstarke3 Zerstorer 1 Kreuzer 1 Tanker Altmark Verluste1 Schwerverletzter 8 Tote5 Schwerverletzte6 Leichtverletzte Trossschiff Altmark im Jossingfjord Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Vom Sudatlantik bis Egersund in Norwegen 3 Die Aktionen der Royal Navy 4 Rechtliche Diskussionen nach dem Zwischenfall 5 Folgen 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenSchon im August 1939 also vor dem Kriegsbeginn am 1 September 1939 waren die Admiral Graf Spee kurz Spee und ihr Versorgungsschiff die Altmark in Marsch gesetzt worden Unter Fuhrung von Kapitan Heinrich Dau verliess die Altmark Anfang August Wilhelmshaven fuhr uber den Atlantik nach Port Arthur und fullte ihre Tanks mit Dieselol auf Am 1 September traf sie um auf hoher See unentdeckt zu bleiben bei den Kapverden mit dem Panzerschiff Admiral Graf Spee zusammen um es mit Dieselol zu betanken Bei dieser Gelegenheit erhielt die Altmark zwei zusatzliche Maschinenkanonen sogenannte 2 cm Flak 38 Ausserdem wurde ihre Mannschaft um 20 bewaffnete Matrosen zwei Funker einem Proviantmeister und einen Prisenoffizier verstarkt 1 Die Spee verschwand in Richtung Schifffahrtswege im Sudatlantik um ab dem 26 September Schiffe der Alliierten zu kapern Die Altmark bewegte sich ebenfalls in den Sudatlantik aber in Regionen die weitab von regelmassigem Schiffsverkehr lagen Sie sollte unbemerkt bleiben um die Spee bestmoglich unterstutzen zu konnen Zu dem Zweck veranderte der Kapitan durch Ubermalungen haufiger das Aussehen des Schiffes Es erhielt wahrend der Fahrt dann zeitweise auch einen falschen Namen und eine falsche Nationalflagge Zeitweise gab sich die Altmark z B als ein norwegisches Schiff aus Am 9 Oktober wurde die Altmark von einem britischen Flugzeug gesichtet als sie vorgab ein U S Tankschiff namens Delmar zu sein Bis Anfang Dezember 1939 traf sich die Altmark etwa zweiwochentlich mitten im Atlantik mit der Spee Dabei musste sie die gefangenen Besatzungsmitglieder die meisten hoheren Offiziere verblieben auf der Spee der von der Spee versenkten Kauffahrteischiffe aufnehmen Das waren bis dahin 299 Menschen fur die das Schiff nicht hergerichtet war So mussten im Schiffsrumpf Zellen eingerichtet werden und Bewachungspersonal bereitgestellt werden 2 Am 19 Dezember erhielt die Altmark Nachricht von der Selbstversenkung der Admiral Graf Spee vor Montevideo Zugleich erhielt die britische Marine von den in Montevideo freigelassenen Offizieren Kenntnis von der Existenz des Trossschiffes mit den britischen Gefangenen Die Offiziere konnten ihren Befragern allerdings nur die Tatsache der Existenz dieses Hilfsschiffes bestatigen Nur wenige hatten es gesehen es bestand Unsicherheit uber ihr Aussehen Sie wussten nicht ob sie bewaffnet war oder nicht Sogleich setzte eine intensive Jagd der Royal Navy nach diesem geheimnisvollen Schiff im Atlantik ein um die Gefangenen zu befreien 3 Vom Sudatlantik bis Egersund in Norwegen Bearbeiten nbsp Deutsche Gefallene werden nach dem Altmark Zwischenfall an Land gebracht 17 Februar 1940 nbsp HMS Cossack lauft mit den Befreiten in Leith ein 17 Februar 1940Kapitan Dau der per Funkverkehr aus Berlin erfahren hatte dass die Royal Navy nach seinem Schiff fahndete versteckte sich mit seinem Schiff einige Wochen im Sudatlantik sudwestlich von Kapstadt Als das Wasser an Bord knapp wurde entschloss sich Dau am 24 Januar die Reise nach Deutschland zu wagen Wegen der britischen Seeuberlegenheit und weil die Royal Navy die Zugange zur Nordsee und damit nach Deutschland kontrollierte fuhr die Altmark westlich der britischen Inseln in Richtung Island und dann nach Nordnorwegen Von dort sollte sie im Schutz des durch vorgelagerte Inseln gebildeten inneren norwegischen Kustenfahrwassers und der norwegischen Neutralitat 600 Seemeilen nach Sudnorwegen etwa Mandal fahren ungehindert durch die im Atlantik und in der Nordsee patrouillierenden britischen Marinekrafte Von dort wollte Dau mit seinem Schiff in einer dunkeln Nacht den zur Nordsee gehorenden Skagerrak queren um in geschutzte Gewasser Danemarks zu kommen Dau anderte dabei haufiger das Aussehen seines Schiffs Sein Schiff trug wahrend der Atlantikpassage u a dabei zuerst die norwegische Flagge und den Namen Haugesund spater nannte es sich Chirippo und trug die amerikanische Flagge Am 14 Februar 1940 drang die Altmark mit ihren Kriegsgefangenen nordlich von Trondheim in norwegische Hoheitsgewasser ein Die Waffen waren unter Deck versteckt Sie war wieder mit dem richtigen Namen bemalt Die fremde Flagge war eingeholt und nicht die Reichskriegsflagge der Kriegsmarine sondern die Reichsdienstflagge gehisst 4 Dass die Altmark unter Deck Kriegsgefangene transportierte verbarg sie vor den norwegischen Behorden Die Gefangenen durften nicht mehr an Deck und die Bullaugen im Bereich der Gefangenenunterkunfte wurde mit einer Abdeckung versehen Mit dem Verschweigen des Transportes der Gefangenen und der Bewaffnung der Altmark hatte Kapitan Dau nach der Ansicht des Militarhistorikers Gerhard L Weinberg volkerrechtswidrig gehandelt 5 Der norwegische Militarhistoriker Geirr H Haarr hielt 2013 das Verschweigen der Gefangenen unter Deck fur einen Bruch der Neutralitatsregeln die Norwegen am 1 September 1939 erlassen hatte 6 Dau hatte demnach kein Recht von Norwegen eine Durchfahrt durch das neutrale Norwegen zu verlangen 7 Dau beabsichtigte die Strecke nach Sudnorwegen schnell zu absolvieren und in der Nacht vom 15 16 Februar die kurze Seestrecke uber die Nordsee bis nach Skagen zu queren und im Schutz deutscher Minenfelder weiter nach Deutschland zu gelangen Die Fahrt wurde jedoch verzogert durch die norwegische Kriegsmarine Am 14 und 15 Februar wurde das Schiff dreimal von zwei verschiedenen norwegischen Torpedobooten der Trygg und der Snogg angehalten und kontrolliert ohne dass den Kontrolleuren die Anwesenheit der Kriegsgefangenen offenbart wurde Dau zeigte nur die Brucke und weigerte sich das Schiff weiter inspizieren zu lassen Er gab vor die Altmark sei ein Tankschiff das in den Diensten der Kriegsmarine nach Angaben Daus ein Staatsschiff Dieselol von Port Arthur nach Deutschland brachte Die Kapitane der Torpedoboote akzeptierten diese Auskunfte Damit gab sich der Chef des Zweiten Norwegischen Seeverteidigungsabschnittes in Bergen Konteradmiral Carsten Tank Nielsen nicht zufrieden Das Schiff kam ihm merkwurdig vor Er begab sich am 15 Februar um 12 30 mit dem Zerstorer Garm selbst zur Altmark und stoppte sie nordlich von Bergen das vierte Mal Sein Abgesandter verlangte von Dau wiederum eine genaue Untersuchung des Schiffes Kapitan Dau lehnte erneut ab Stattdessen versuchte er heimlich per Funk die deutsche Botschaft in Oslo zu erreichen Das Telegramm wurde von der Garm aufgefangen Daraufhin warfen die Norweger Dau vor durch den Gebrauch des Funkgerates eine Verletzung der Neutralitatsbestimmungen begangen zu haben Als Dau sich entschuldigte sahen die Norweger von einer offiziellen Verwarnung ab 8 Sie wiesen Dau jetzt auch darauf hin dass sie seine Theorie eines Schiffs in Staatsdiensten nicht anerkannten Aus ihrer Sicht war ein Schiff entweder ein Handelsschiff oder ein Kriegsschiff Bei einem Kriegsschiff hatten sie die Weiterfahrt des Schiffes ohne Inspektion genehmigen mussen aber die Altmark ware nach den Neutralitatsbestimmungen nicht berechtigt gewesen durch das Seegebiet von Bergen krigshavn zu fahren Bei einem Handelsschiff hatten die Norweger das Recht zur vollstandigen Inspektion gehabt Sie hatten die Gefangenen nach ihrer Entdeckung freilassen konnen weil das Gefangenhalten von Menschen auf einem Zivilschiff damals schon rechtswidrig war 9 Bei dieser letzten der vier Kontrollen bemerkten die norwegischen Offizieren die Anwesenheit von den durch die Deutschen nicht deklarierten Menschen unter Deck Denn die Gefangenen hatten unter Deck einen ungeheuren Larm verursacht um auf sich aufmerksam zu machen Tank Nielsen verzichtete trotz der Falschangaben auf eine genaue Durchsuchung des Schiffes aber er strich die Erlaubnis zur Weiterfahrt nach Bergen In Bergen befand sich ein Grossteil der Marineschiffe und Marineanlagen Norwegens Tank Nielsen befahl Kapitan Dau einen Teil der Strecke wieder nach Norden zu fahren und dann die ungeschutzte Aussenroute an der Aussenkuste Norwegens zu benutzen um Bergen zu umgehen Das bedeutete einen grossen Umweg fur die Altmark und eine Gefahrdung des Schiffes weil jede Verzogerung aus Daus Sicht die Uberfahrt uber den Skagerrak gefahrlicher machte Zudem war zu vermuten dass britische Kriegsschiffe an der Aussenkuste in der Hohe von Bergen patrouillierten 10 Als Tank Nielsen diese Ereignisse seinem Vorgesetzten Admiral Diesen berichtete und dabei auch die Anwesenheit von Gefangenen an Bord der Altmark erwahnte war dieser mit den Entscheidungen Tank Nielsens nicht einverstanden Auch Admiral Diesen hielt die Altmark fur ein Kriegsschiff Er hielt es aber fur das beste sie moglichst schnell nach Sudnorwegen passieren zu lassen damit sie ohne Aufsehen zu erregen moglichst schnell aus Norwegen heraus sei Er beriet sich mit dem Aussenminister der ihm zustimmte Nach Beratung mit dem Aussenminister befahl Diesen Tank Nielsen der Altmark die Durchfahrt durch das Seegebiet Bergen krigshavn zu gestatten 10 Diese Entscheidung war nach Haarr eine klare Fehlentscheidung weil die Altmark ein Kriegsschiff war Zudem hatte Dau die Inspektoren angelogen indem er behauptete keine Gefangenen an Bord zu haben 11 Dank Luftbildern eines Aufklarungsflugzeugs waren sich die Briten seit dem Mittag des 15 Februar sicher dass die Altmark das Schiff mit den Gefangenen war nach welchem sie seit dem 17 Dezember 1939 suchten Sie hatten das Schiff vermutlich aufgrund des lebhaften Funkverkehrs gefunden Zum Ergreifen der Altmark war die 4 Zerstorerflottille und Kapitan Philip Vian auf der HMS Cossack angesetzt Am 16 Februar gegen 14 50 Uhr wurde die Altmark von britischen Flugzeugen innerhalb norwegischer Hoheitsgewasser sudlich von Stavanger gesichtet 12 Mittlerweile war die Altmark schon fast am Ziel angelangt Der Kustenwasserweg war beendet und die Altmark musste ein kurzes Stuck in ungeschutzten Gewassern an der Westseite Norwegens fahren um in den norwegischen Suden zu kommen Daus Route ging jetzt eine Seemeile ausserhalb der Aussenkuste Norwegens lang nach Suden aber innerhalb der Drei Meilen Zone die die Hoheitsgrenze bildet Die Altmark befand sich zu der Zeit in Begleitung von zwei norwegischen Torpedobooten Gegen 16 00 Uhr kamen auf der Hohe von Egersund von Westen her drei britische Kriegsschiffe der Royal Navy in Sicht Die Aktionen der Royal Navy BearbeitenDiese Schiffe waren Teil der britischen 4 Zerstorerflottille die seit einigen Tagen eingesetzt war die Altmark aufzubringen Die Zerstorer setzten zur Verfolgung der Altmark an und drangen dabei in norwegische Hoheitsgewasser ein Mit Flaggen und Scheinwerfersignalen forderten sie die Altmark auf ihren Kurs nach Westen in das internationale Fahrwasser ausserhalb des norwegischen Hoheitsgebiets zu andern Die Altmark reagierte nicht Dann versuchte die HMS Ivanhoe D16 von der Kustenseite her die Altmark nach Westen hin in Richtung internationale Gewasser abzudrangen Als das nicht gelang feuerte der Zerstorer HMS Intrepid D10 mit einer Kanone mehrere Warnschusse in Richtung Altmark ab Die Altmark stoppte und der Kapitan des Zerstorers setzte ein Beiboot aus um die Altmark zu entern Bevor die Besatzung des Beiboots an Bord gehen konnte nahm die Altmark uberraschend wieder Fahrt auf und entkam vorerst Die norwegischen Begleitboote behinderten die ganze Zeit mit wechselndem Erfolg diese englischen Angriffe Dann versuchte Ivanhoe eine Enterung von Schiff zu Schiff Eine dafur vorgesehene Mannschaft nahm an der Bordwand Aufstellung um wenn moglich auf das andere Schiff zu springen Der Kapitan der Ivanhoe steuerte den Zerstorer naher an die Altmark heran Als die Ivanhoe etwa einen Meter entfernt war liess Kapitan Dau die Altmark einen scharfen Bogen nach Backbord steuern Dabei druckte ihr Schraubenstrom den Bug der Ivanhoe weg Das war bei der Einfahrt in einen kleinen Kusteneinschnitt der sich Jossingfjord nennt Dau rettete sich und sein Schiff um 17 10 Uhr in diesen Fjord Der Jossingfjord ist sehr klein etwa 3 km lang und schmal so dass er nur wenige Schiffe aufnehmen kann Die norwegischen Begleitboote legten sich quer in die schmale Einfahrt des Fjordes und zuerst an die Seite der Altmark um ein Entern durch die Briten zu verhindern Die Briten zogen sich bis auf die Ivanhoe die vor dem Fjordeingang Wache hielt in die nahen internationalen Gewasser zuruck Kurze Zeit spater traf der Kapitan der Flottille Philip Vian mit dem Zerstorer Cossack ein und legte sich zwecks Informationsaustausch neben die Ivanhoe Der Sprecher der norwegischen Begleitboote Leutnant Halvorsen suchte Vian auf der Cossack auf und sie besprachen die Lage Halvorsen protestierte energisch gegen die Verletzung der Neutralitat Norwegens durch die britischen Schiffe und warnte Vian vor einem Enter Einsatz im Fjord da dann die norwegischen Schiffe Torpedos auf die HMS Cossack abfeuern wurden Er drohte zeitweilig auch damit die britischen Schiffe mit seinen Torpedos anzugreifen wenn sie nicht innerhalb von 30 Minuten die norwegische Hoheitszone verlassen hatten Mittlerweile hatte ein Torpedoboot seine Torpedos auf die Cossack gerichtet Etwa um 18 30 Uhr verliess Halvorsen die Cossack nachdem er Vian gegenuber versprochen hatte noch einmal die Altmark durchsuchen zu wollen Halvorsen nahm Kontakt zu seinen Vorgesetzten auf und schilderte die Ereignisse Die Admiralitat erlaubte aber den vor Ort befindlichen Marinekraften nicht eine weitere Untersuchung der Altmark durchzufuhren Nach Beratung mit dem Aussenministerium untersagte die Admiralitat den Marinekraften und auch Halvorsen eine eventuelle britische Enterung abzuwehren Die britischen Schiffe die das nicht wissen konnten verliessen gegen 18 45 die norwegischen Gewasser und legten sich ausserhalb der 3 Meilen Zone auf Lauer Vian informierte die britische Admiralitat und wartete auf neue Instruktionen 13 Etwa um diese Zeit erhielt Vian vom Marineminister Winston Churchill personlich den Befehl die Altmark zu entern und die Gefangenen zu befreien wenn die Norweger nicht einwilligten die Altmark in einem gemeinsamen britisch norwegischen Konvoi mit einer britisch norwegischen Wache an Bord nach Bergen zu bringen Daraufhin lief die Cossack um 22 45 in den Fjord ein Am Eingang wurden sie von Halvorsen auf seinem Torpedoboot Kjell mit Lautsprecher zum Beidrehen aufgefordert Vian kam dem nach und antwortete per Lautsprecher dass er den Befehl hatte 400 Gefangene der Altmark zu befreien Halvorsen antwortete dass es diese Gefangenen nicht gebe das war sein Kenntnisstand und dass die Regierung Norwegens eine Inspektion nicht erlaube Daraufhin schlug Vian Halvorsen immer noch per Lautsprecher vor eine gemeinsame norwegisch britische Inspektion mit Halvorsens Schiff Kjell an Bord der Altmark vorzunehmen Halvorsen lehnte unter Hinweis auf Instruktionen seiner Regierung ab Ausserdem sei sein Schiff nicht in der Lage im vereisten Wasser des Fjordes zu manovrieren Als Vian Halvorsen vorschlug das Manover an Bord der Cossack zu beobachten kam dieser an Bord der Cossack Zur gleichen Zeit meldete der Befehlshaber der nunmehr vier vor Ort befindlichen norwegischen Marineschiffe Kapitan Lura von der Fireren das Eindringen der britischen Cossack in den Fjord an die Admiralitat Von der Admiralitat kam wiederum der Befehl zu protestieren aber keine Gewalt anzuwenden Um 23 45 fuhr die Cossack weiter in den Fjord hinein legte sich langsseits der Altmark und liess sie von einem Stosstrupp entern Halvorsen verliess die Cossack als das Enterkommando an Bord der Altmark zu schiessen begann Dabei kamen sieben deutsche Seeleute ums Leben ein Brite wurde verletzt Mehrere deutsche Seeleute die in Panik von Bord gesprungen waren um uber das Fjordeis an Land zu kommen konnten bis auf einen aus dem eisigen Wasser gerettet werden Als die Briten die verriegelten Laderaume der Altmark entdeckt hatten brachen sie sie auf Der Offizier der die Enterung geleitet hatte rief in die Laderaume hinein Any Englishmen down here Als das freudig bejaht wurde rief er angeblich Come up then The Navy s ere Die Cossack nahm die 299 Kriegsgefangenen an Bord und brach bereits um 1 00 Uhr auf um sie nach Leith Schottland zu bringen Die Deutschen wurden zu ihrem Erstaunen zuruckgelassen Der bei dem Entermanover auf Grund gelaufene Tanker blieb im Fjord zuruck 14 Rechtliche Diskussionen nach dem Zwischenfall BearbeitenDer Vorfall rief wenn auch kurzlebige Verstimmungen zwischen Norwegen und dem Vereinigten Konigreich hervor Unter anderem legte der norwegische Botschafter Erik Colban gleich am nachsten Tag dem 17 Februar 1940 bei einem Treffen mit dem britischen Aussenminister Lord Halifax scharfen Protest gegen die ihrer Meinung nach schwerwiegende Verletzung norwegischer territorialer Gewasser Norwegen fordere dass die Briten die Gefangenen nach Norwegen zuruckbrachten Ausserdem fordere er fur Norwegen eine Wiedergutmachung Der britische Aussenminister Halifax hielt dagegen Er beschwerte sich u a nachdrucklich daruber dass die norwegische Regierung nicht ihrer Verantwortung als ein neutraler Staat nachgekommen sei indem sie sich nicht um die Gefangenen auf der Altmark gekummert habe Diese hatten aus humanitaren Grunden freigelassen werden mussen Die norwegische Regierung hatte die Durchsuchungen der Altmark nachlassig durchgefuhrt Halifax prasentierte dann die Forderung die Altmark in Norwegen zu internieren 7 Er argumentierte auch dass den Deutschen als kriegsfuhrender Macht zwar das Recht auf eine friedliche Durchfahrt auch mit Gefangenen zugestanden hatte Ihnen sei eine Passage durch norwegische Gewasser allerdings nur erlaubt gewesen wenn sie einen normalen Kurs verfolgt hatten und auch nur von einem Seegebiet direkt in das andere gewechselt waren Das Ziel der Altmark sei es aber gewesen ihre im Herbst 1939 im Sudatlantik zusammen mit der Admiral Graf Spee durchgefuhrten kriegsmassigen Operationen wahrend des Fruhjahres 1940 im Schutz der norwegischen Neutralitat fortzusetzen Die Altmark habe eine aussergewohnlich lange und einen sehr grossen Umweg bedeutende Fahrtroute durch norwegische Gewasser gewahlt die mehrere Tage in Anspruch nahm Diesen Verletzungen der Neutralitatsregeln seien die Norweger nicht nachgegangen Daher hatten sich die Briten berechtigt gefuhlt die Enteraktion und die Befreiung der Gefangenen durchzufuhren Halifax sprach weiter davon er sei bereit zuzugeben dass dieser Fall nicht das Aufeinanderprallen eines Richtig oder eines Falsch darstelle sondern dass hier zwei Rechtsauffassungen nebeneinander Gultigkeit hatten 15 Der Historiker Doherty greift in seinem Aufsatz diese Argumentation vom 17 Februar 1940 auf Denn er sieht den Altmark Zwischenfall dadurch gekennzeichnet dass ein Rechtsstatus auf allen Seiten dieses Konfliktes existierte bei den Deutschen den Norwegern und den Briten 15 Der norwegische Aussenminister Halvdan Koht bezeichnete in der Zeitung Stavanger Aftonbladet vom 19 Februar 1940 die Aktion der Briten als die offenkundigste Neutralitatsverletzung die Norwegen in dem Krieg erfahren habe Allerdings beschwerte er sich auch daruber dass Deutschland mit der Fahrt der Altmark den Krieg nach Norwegen hineingetragen habe 7 Folgen Bearbeiten nbsp Der Jossingfjord im Jahre 2006Die Norweger waren verargert dass ihre Neutralitat verletzt worden war und wollten nicht in einen europaischen Krieg gezogen werden Tatsachlich sate der Altmark Zwischenfall bei den Alliierten und in Deutschland Zweifel uber die norwegische Neutralitat Beide Seiten hatten Eventualplane fur militarische Aktionen gegen Norwegen vor allem in Bezug auf die Verkehrswege des schwedischen Eisenerzes von dem die deutsche Rustungsindustrie im fruhen Stadium des Krieges abhing Der Altmark Zwischenfall war neben dem Untergang der Admiral Graf Spee einer der wenigen Erfolge fur die Briten wahrend des Sitzkriegs Als wenig spater Norwegen durch die Deutschen uberfallen und besetzt worden war wurde die Altmark Enterung zu Propagandazwecken missbraucht Die Deutschen errichteten im Jossingfjord eine Gedenkstatte mit der sie an die Tat der britischen Piraten erinnerten Die Protagonisten der norwegischen Kollaborationsregierung versuchten ihren Spitznamen Quislinge mit dem abfallig gemeinten Begriff Jossing fur Proalliierte und Gegner der Deutschen zu kontern Die Bemuhungen schlugen fehl da die Offentlichkeit das Wort Jossing sofort als positiven Terminus begriff Denn die Norweger sympathisierten mit den Briten die ihnen gegen die deutsche Invasion beigestanden und ihrem Konigshaus und der rechtmassigen Regierung Zuflucht gewahrt hatten Schliesslich wurde das Wort 1943 aus dem offiziellen Sprachgebrauch verbannt Der Altmark Zwischenfall veranlasste Adolf Hitler die Planungen zur Besetzung Norwegens zu beschleunigen die von Grossadmiral Erich Raeder mehrfach gefordert und am 24 Januar 1940 mit der Einrichtung eines Sonderstabes Nord spater Sonderstab Weserubung in Gang gesetzt worden war 16 Den Deutschen wurde bewusst wie schnell das neutrale Norwegen durch die Alliierten besetzt werden konnte was aus mehreren Grunden nachteilig gewesen ware Hitler entschied sich am 19 Februar 1940 zur Intensivierung der Planung des Unternehmens Weserubung der Besetzung von Danemark und Norwegen Am 21 Februar wurde General Nikolaus von Falkenhorst zum Leiter des Sonderstabes ernannt Am 1 Marz 1940 erliess Hitler die Weisung Weserubung 17 Am 9 April 1940 wurde die Besetzung Norwegens in Gang gesetzt Literatur BearbeitenJostein Berglyd Dramaet i Jossingfjorden Altmark affaeren februar 1940 Gyldendal 2008 ISBN 82 05 38506 8 Martin A Doherty The attack on the Altmark A case study in wartime Propaganda In Journal of Contemporary History 38 2003 S 187 200 Geirr H Haarr The Altmark incident In Geirr H Haarr The gathering storm the naval war In Europe September 1939 April 1940 Seaforth Publishing Barnsley Vereinigtes Konigreich 2013 ISBN 978 1 84832 140 3 S 352 389 Amerikanische Ausgabe in Naval Institute Press 2013 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Hans Martin Ottmer Weserubung Der deutsche Angriff auf Danemark und Norwegen im April 1940 Munchen 1994 ISBN 3 486 56092 1 Alfred William Brian Simpson The Rule of Law in International Affairs In Proceedings of the British Academy Volume 125 2003 Lectures Oxford University Press Oxford 2004 ISBN 978 0 19 726324 2 S 211 ff Richard Wiggan Hunt the Altmark Robert Hale London 1982 ISBN 0 7091 9737 3 Weblinks BearbeitenHaager Abkommen betreffend die Rechte und Pflichten der neutralen Machte im Falle eines Seekriegs Abgeschlossen in Den Haag am 18 Oktober 1907 Berthold Seewald Altmark Zwischenfall 1940 Churchills Aktion provozierte Hitlers Invasion Norwegens in Die Welt 16 Februar 2019 nbsp Commons Altmark Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Geirr H Haarr The Altmark incident In Geirr H Haarr The Gathering Storm The Naval War In Europe September 1939 April 1940 The Naval War in Northern Europe September 1939 April 1949 Seaforth Publishing Barnsley 2013 S 352 Martin A Doherty The attack on the Altmark A case study in wartime Propaganda Onlinetext aus Journal of Contemporary History 38 2003 S 188 Geirr H Haarr The Altmark incident In Geirr H Haarr The Gathering Storm The Naval War In Europe September 1939 April 1940 The Naval War in Northern Europe September 1939 April 1949 Seaforth Publishing Barnsley 2013 S 354 und 522 Haarr S 354 Gerhard L Weinberg Eine Welt in Waffen Die Geschichte des Zweiten Weltkriegs DVA Stuttgart 1995 ISBN 3 421 05000 7 S 89 Haarr Barnsley 2013 S 386 a b c Geirr H Haarr The Altmark incident In Geirr H Haarr The Gathering Storm The Naval War In Europe September 1939 April 1940 The Naval War in Northern Europe September 1939 April 1949 Seaforth Publishing Barnsley 2013 S 387 Martin A Doherty The attack on the Altmark A case study in wartime Propaganda S 189 Haarr Barnsley 2013 S 330 und 386 a b Geirr H Haarr The Gathering Storm The Naval War In Europe September 1939 April 1940 Seaforth Publishing Barnsley 2013 S 360 Geirr H Haarr The Gathering Storm Barnsley 2013 S 386 Hans Martin Ottmer Weserubung Der deutsche Angriff auf Danemark und Norwegen im April 1940 Munchen 1994 ISBN 3 486 56092 1 S 27 Geirr H Haarr The Gathering Storm The Naval War In Europe September 1939 April 1940 Seaforth Publishing Barnsley 2013 S 369 ff Geirr H Haarr The Gathering Storm The Naval War In Europe September 1939 April 1940 Seaforth Publishing Barnsley 2013 S 374 379 a b Martin A Doherty The attack on the Altmark A case study in wartime Propaganda S 192 Philippe Masson Die Deutsche Armee Geschichte der Wehrmacht 1935 45 Munchen 2000 ISBN 3 7766 1933 3 S 107 Klaus A Maier Bernd Stegemann Die Sicherung der europaischen Nordflanke In Klaus A Maier Horst Rohde Bernd Stegemann Hans Umbreit Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg Band 2 Die Errichtung der Hegemonie auf dem europaischen Kontinent Herausgegeben vom Militargeschichtlichen Forschungsamt DVA Stuttgart 1979 ISBN 3 421 01935 5 S 197 58 317027777778 6 3364166666667 Koordinaten 58 19 1 3 N 6 20 11 1 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Altmark Zwischenfall amp oldid 232663406