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Das Alte Wasserwerk in der Salzstrasse 131 in Heilbronn im nordlichen Baden Wurttemberg wurde als Stadtisches Wasserwerk 1875 eroffnet Es bezog sein Wasser anfangs vom Hartlesbrunnen in Biberach und von der Brunnenanlage beim Ochsenbrunnen bei Neckargartach Von der Pumpstation in der Salzstrasse gelangte das Wasser dann in Hochbehalter auf dem Wartberg und von dort zu den Endverbrauchern Das Versorgungsnetz wurde spater vielfach erweitert und modernisiert Das inzwischen stillgelegte Wasserwerksgebaude und seine historischen Brunnenanlagen sind eingetragene Kulturdenkmale Das Alte Wasserwerk in HeilbronnGeschichte Bearbeiten nbsp Der Hartlesbrunnen in Biberach nbsp Der Ochsenbrunnen in NeckargartachNachdem seit dem spaten 16 Jahrhundert die Cacilienbrunnenleitung die wichtigste Einrichtung der stadtischen Wasserversorgung Heilbronns war die der sich infolge der Industrialisierung stark ausdehnenden Stadt aber nicht mehr genugte vermachte 1861 der Heilbronner Arzt Philipp Sicherer der Stadt eine Stiftung von 80 000 Gulden fur einen Bau gewerblicher Art Bis 1871 war die Sicherer sche Stiftung auf 122 000 Gulden angewachsen In jenem Jahr beauftragte die Stadt den Baurat Karl Ehmann mit Planen fur ein Hochdruck Wasserwerk wie es damals auch in anderen grossen Stadten errichtet wurde Ehmann hatte bereits die Albwasserversorgung geplant Seine Plane fur Heilbronn sahen vor Quellwasser vom Hartlesbrunnen in Biberach und von der Brunnenanlage beim Ochsenbrunnen bei Neckargartach jeweils links des Neckars liegende Sammelbrunnen zu beziehen uber eine Gefalleleitung zu einer Pumpstation auf der rechten Neckarseite zu fuhren und von dort in einen Hochbehalter am Fusse des Wartbergs mit einem Auslaufniveau von 50 Metern uber dem Heilbronner Marktplatz zu pumpen von wo aus der naturliche Druck zur Verteilung des Wassers in der Stadt ausreichen wurde Der Neckar wurde dabei mittels einer Dukerleitung nahe der Neckargartacher Brucke uberquert werden Nach einer offentlichen Ausschreibung wurden die Bauarbeiten an die Gebruder Benckiser aus Pforzheim als Generalunternehmen vergeben lediglich der Auftrag fur die Betonrohre einer Leitung vom Hartles zum Ochsenbrunnen erging an ein weiteres Unternehmen Benckiser hatte zuvor das Wasserwerk in Heidelberg errichtet und zog unmittelbar im Anschluss mit Personal und Maschinenpark nach Heilbronn um Die Standorte fur das Wasserwerk in der Salzstrasse und den Hochbehalter im Kirschengartenweg waren 1873 gefunden Die Bauarbeiten begannen unter Ehmanns Leitung im Juni 1874 Die Pumpstation wurde auf eine tagliche Leistung von 4700 m ausgelegt obwohl die tatsachliche Wasserabnahme damals nur rund 1000 m taglich betrug Betrieben wurde die Pumpstation anfangs von zwei einzylindrigen Dampfmaschinen mit jeweils etwa 25 PS Der Kohleverbrauch betrug anfangs etwa 594 Kilogramm pro gepumpten 1000 m Wasser Der Hochbehalter am Wartberg erhielt zwei Kammern mit jeweils 1200 m Fassungsvermogen die grosszugig mit Erde uberdeckt wurden um eine gleichbleibende Wassertemperatur zu gewahrleisten nbsp Der erste Hochbehalter am Fuss des Wartbergs heute von Baumen uberwachsen nbsp Der markante zweite Hochbehalter unterhalb der Wartberggaststatte ist weithin gut sichtbarDas Wasserwerk deckte den Wasserverbrauch der Stadt Heilbronn dank der weitsichtigen Kapazitat fur einige Jahre vollkommen 1878 erwarb das Wasserwerk noch die Stiftsquelle im oberen Kuhnbachtal etwa um dieselbe Zeit noch drei kleinere Quellen im Dornat nahe Wimpfen Durch das starke Anwachsen der Bevolkerung im Zuge der fortschreitenden Industrialisierung war jedoch um 1885 an Tagen mit Spitzenverbrauch das Kapazitatslimit des Hochbehalters am Wartberg erreicht Noch im spaten 19 Jahrhundert wurden zahlreiche weitere Quellen gefasst und die Hochbehalter vergrossert Zu den westlich des Neckars liegenden alten Quellen kamen ab 1894 noch insgesamt zehn Grundwasserschachte in der Nahe der Pumpstation hinzu die ihrerseits 1892 94 starkere Dampfpumpen mit einer Leistung von 82 PS erhielt Die Pumpstation konnte daraufhin entweder Quellwasser oder Grundwasser oder eine halftig geteilte Wassermischung fordern Zwischen 1895 und 1900 lag der Spitzenverbrauch bereits bei 5500 m Wasser taglich 1905 wurden die Pumpen des Wasserwerks durch eine dreizylindrige Worthington Pumpe mit 90 PS ersetzt 1920 kamen dann elektrische Kreiselpumpen der Maschinenfabrik Esslingen Um 1930 hatten die gesamten Pumpen des Heilbronner Wasserwerks die beachtliche Tagesforderleistung von 15 000 m Der steigende Wasserverbrauch der Stadt brachte den Bedarf nach weiteren Quellen mit sich Kurz nach 1900 konzentrierte man sich auf das Wasser aus dem Quellgebiet der Bottwar wo die Stadtwerke zwar Quellen erwarben aber den Leitungsbau aus wirtschaftlichen Grunden nicht realisierten Stattdessen erwarben die Stadtwerke ab 1910 Quellen im Lein und Rotbachtal deren Erschliessung jedoch durch den Ersten Weltkrieg um Jahre verzogert wurde Unterdessen musste man wegen des Absinkens des Grundwasserspiegels einige Grundwasserschachte aufgeben deren Ausfall mit einem Hilfspumpwerk bei zwei Brunnen im Eisbiegel kompensiert wurde Die starke Verunreinigung der Boden fuhrte 1956 zur Schliessung des letzten Grundwasserschachts da das Wasser inzwischen einen deutlichen Beigeschmack hatte Durch die weitere Ausdehnung der Stadt genugte der alte Hochbehalter auf 208 Metern Hohe in den 1920er Jahren nicht mehr zur Versorgung von hoher gelegenen Gebieten woraufhin 1924 25 durch das Bauunternehmen Zublin ein neuer Hochbehalter am Steilhang des Wartbergs auf etwa 275 Metern Hohe errichtet wurde Der neue Hochbehalter erhielt zwei Kammern mit einer maximalen Fullmenge von jeweils 1000 m Die Gelandetopographie des Steilhangs ermoglichte es nicht den Behalter vollstandig in den Berg zu graben oder ihn vollstandig mit Erde zu bedecken so dass man sich fur eine andere architektonische Losung entschied Der etwa zur Halfte frei liegende Hochbehalter erhielt zum Schutz vor Sonneneinstrahlung arkadenartige Vorbauten ausserdem wurde der von der Stadt aus gut sichtbare Behalter unterhalb der Wartberggaststatte mit einem weiteren Stockwerk uberbaut das spater zu einem Hotel hatte erweitert werden konnen was dann allerdings doch nicht verwirklicht wurde Zur Bedienung des Hochbehalters waren umfangreiche Umbauten in der Pumpstation in der Salzstrasse notwendig die bis auf ihre aussere Gestalt praktisch komplett umgebaut wurde Unter anderem wurde der Fussboden um zwei Meter abgesenkt und es wurden zwei neue Pumpen installiert eine mit einer Leistung von 25 Litern pro Sekunde fur den alten Hochbehalter am Fuss des Wartbergs eine mit einer Leistung von 75 Litern pro Sekunde fur den neuen Hochbehalter am Wartbergsteilhang Beim Verlegen der benotigten Leitungen fielen auch umfangreiche Strassenbaumassnahmen an da man die Hauptleitungen nicht durch Privatgrundstucke fuhren sondern sie zu Wartungszwecken gut zuganglich im offentlichen Raum in diesem Fall unter der Strassendecke haben wollte nbsp Das auf die Widmann sche Papierfabrik zuruckgehende alte Pumpwerk in Heilbronn NeckargartachIn den spaten 1930er und fruhen 1940er Jahren wurden die Quellen im Leinbach und Rotbachtal durch Rohrleitungen Sammler und Pumpstationen erschlossen Gleichzeitig nahm man die Forderung von Wasser im Eisbiegel wegen seiner Wasserharte zuruck Die dortige Wasserforderung wurde in den 1950er Jahren ganz aufgegeben nachdem sich wegen undichter Leitungen die Gefahr von ins Grundwasser eindringendem Abwasser eingestellt hatte In den damaligen und kunftigen Heilbronner Stadtteilen waren unterdessen zumeist eigene Pumpstationen und Hochbehalter entstanden In Neckargartach nutzte man die ehemalige Widmann sche Papiermaschinenfabrik als Pumpwerk in Bockingen wurde 1929 der Bockinger Wasserturm als Hochbehalter erbaut Bei den Luftangriffen auf Heilbronn und den Kampfen um Heilbronn in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs wurden das Wasserwerk und seine Einrichtungen nur vergleichsweise gering beschadigt Die Pumpstation in der Salzstrasse blieb intakt die beiden Hochbehalter verfugten ebenfalls noch uber jeweils eine intakte Kammer Die Quellgebiete mit ihren Sammelbrunnen und Zuleitungen lagen soweit ausserhalb der stark kriegszerstorten Stadt dass sie ebenfalls nur wenige Schaden zu verzeichnen hatten Starker beschadigt waren hingegen die Pumpleitungen vom Pumpwerk zu den Hochbehaltern Da das Wasserwerk uber einen grossen Vorrat an Ersatzteilen verfugte konnte die Wasserversorgung recht schnell wieder aufgenommen werden nbsp Moderner Hochbehalter der Bodensee Wasserversorgung auf dem SchweinsbergBeim Wiederaufbau dehnte sich die Stadt zunachst vor allem nach Suden aus wo auch grosse Einrichtungen der US Armee bestanden Zur Deckung des Wasserbedarfs der Sudstadt wurde in den fruhen 1950er Jahren finanziert vor allem durch ein US amerikanisches Darlehen das Pumpwerk Sud errichtet das sein Wasser aus den Bockinger Wiesen bezog und in den Hochbehalter Ochsenberg unterhalb der Ludwigsschanze pumpte Nach 1957 wurde Wohnraum vor allem im Westen der Stadt erschlossen wo im Gewann Landturmbacken im Stadtteil Heilbronn Bockingen ein weiterer Wasserbehalter mit einem Volumen von 5400 m entstand der von einem Pumpwerk im Stadtteil Heilbronn Frankenbach aus befullt wird und der spater auch die Heilbronner Stadtteile Horkheim und Klingenberg sowie die Nachbargemeinde Nordheim versorgte In den fruhen 1960er Jahren folgte im Osten der Stadt ein weiterer Hochbehalter im Rampachertal der jedoch wegen technischer Schwierigkeiten erst 1971 in Betrieb ging Im Laufe der 1960er Jahre waren die Grundwasser und Quellvorkommen im Einzugsgebiet des Heilbronner Wasserwerks erschopft Der Heilbronner Gemeinderat beschloss 1966 wegen des weiter steigenden Wasserbedarfs Bezugsrechte bei der Bodensee Wasserversorgung anzumelden die ihrerseits einen Zwischenbehalter auf dem Schweinsberg errichtet hat Von dort gelangt das Bodenseewasser uber den Hochbehalter Ochsenberg in das Wassernetz der Stadt Ausserdem stellte man eine Anwartschaft auf Wasserbezug von der Fernwasserversorgung Rheintal Bis 1960 war das Wasserwerk in der Salzstrasse mit einem Meister und drei Pumpwartern besetzt Dieselbe Personalstarke hatte auch eine Pumpstation im Widmannstal wahrend das Pumpwerk Sud von nur einer Person bedient werden konnte Durch technische Nachrustungen wurden diese Anlagen dann den jungeren Pumpwerken angeglichen so dass alle Pumpwerke von einer zentralen Schaltstelle beim Gaswerk der Stadtwerke ferngesteuert werden konnten In jungerer Zeit wurde das alte Wasserwerk in der Salzstrasse aufgegeben seine technischen Einrichtungen wurden entfernt Das Wasserwerk und Hartles sowie Ochsenbrunnen sind eingetragene Kulturdenkmale Sie haben dokumentarischen Wert fur die Einfuhrung der kommunalen Fernwasserversorgung ausserdem weist der an die nordische Backsteinarchitektur angelehnte Ziegelbau der Pumpstation typische Merkmale der grunderzeitlichen Industriearchitektur auf Literatur BearbeitenFritz Heinss Gerhard Lang Willi Lutz Georg Volz Die Wasserversorgung der Stadt Heilbronn Historisches Museum Heilbronn Heilbronn 1975 Heilbronner Museumshefte H 5 Julius Fekete Simon Haag Adelheid Hanke Daniela Naumann Stadtkreis Heilbronn Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland Kulturdenkmale in Baden Wurttemberg Band I 5 Theiss Stuttgart 2007 ISBN 978 3 8062 1988 3 S 125 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Altes Wasserwerk Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien 49 161432 9 214439 Koordinaten 49 9 41 2 N 9 12 52 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Altes Wasserwerk Heilbronn amp oldid 206957163