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Die Albwasserversorgung war eine wasserbautechnische Pionierleistung mit deren Umsetzung 1870 begonnen wurde Sie stellte fur die Bewohner der Hochflache der Schwabischen Alb im Konigreich Wurttemberg die als Karstgebiet durch Wasserarmut gekennzeichnet ist erstmals die Versorgung mit sauberem Trinkwasser sicher Denkmal fur die massgeblichen Ingenieure der Albwasserversorgung in Blaubeuren Inhaltsverzeichnis 1 Wassermangel auf der Albhochflache 2 Aufbau der Wasserversorgung 2 1 Fruhe Versuche 2 2 Die Plane Karl Ehmanns 2 3 Erster Realisierungsschritt 2 4 Der weitere Ausbau 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseWassermangel auf der Albhochflache BearbeitenDie Schwabische Alb ist das grosste zusammenhangende Karstgebiet Deutschlands Die fallenden Niederschlage versickern rasch in den Spalten und Kluften des Kalkgesteins und treten uber unterirdische Systeme von Wasserlaufen und Hohlen am Rand der Albhochflache als teilweise machtige Quellen zutage bekanntes Beispiel ist der Blautopf bei Blaubeuren Daher sind auf der Hochflache der Schwabischen Alb kaum Oberflachengewasser vorhanden obwohl die Jahresniederschlage im Mittel etwa 800 bis 1000 mm betragen Somit stellte die Versorgung der Bevolkerung mit sauberem Trinkwasser ein permanentes Problem dar Zum Sammeln von Regenwasser dienten neben Zisternen oder Dachbrunnen so genannte Hulen mehrheitlich kunstlich angelegte mit Lehm abgedichtete Teiche Die hygienischen Verhaltnisse des von den Dachern ablaufenden wie auch des in den Hulen gesammelten Wassers waren entsprechend mangelhaft Neben ihrer Funktion als Loschwasserbehalter und Viehtranke musste in Notzeiten dennoch auch Kochwasser aus ihnen entnommen werden Den Zustand des Wassers belegen zeitgenossische Berichte 1 Wehe dem Fremden den in einem der primitiven Albdorfer wo die Strohdacher uberwiegen und man rein auf Regenwasser angewiesen ist ein Bedurfnis anwandelt nach einem Glase Wasser Strohgelb bis Kaffeebraun hat sich das Wasser gefarbt das von den Strohdachern niederrinnt nur wer von Jugend auf an den Anblick dieses Wassers sich gewohnt hat vermag ohne Abscheu das Glas an die Lippen zu setzen Fur das Wasser der Hulen galt vielfach Sie haben gemeiniglich ein sehr unreines stinkendes und eckelhaftes Wasser und sehen wie grosse Mistlachen aus weil aller Unrath darein fliesst 2 Der Transport sauberen Wassers per Fuhrwerk in Fassern von den 150 bis 300 Meter tiefer im Tal gelegenen Quellen war besonders im Winter uber vereiste Wege schwierig Aufbau der Wasserversorgung BearbeitenFruhe Versuche Bearbeiten Erste Versuche mit Druckleitungen auf der Alb gab es bereits im 17 und 18 Jahrhundert die aber nur einer punktuellen Versorgung dienten etwa eine 1606 gebaute im Dreissigjahrigen Krieg wieder zerstorte Forderleitung zum Schloss Hellenstein bei Heidenheim an der Brenz Seit 1715 fuhrte die so genannte Wasserkunst eine Druckleitung uber 130 m Hohenunterschied nach St Johann Wurttemberg Erst im 19 Jahrhundert standen jedoch geeignete Techniken zur Herstellung von Pumpen bzw Giessverfahren fur Rohre die dem notwendigen Wasserdruck bei noch grosserer Forderhohe dauerhaft standhalten konnten zur Verfugung 1830 bis 1838 wurden auf Initiative des Tubinger Professors Friedrich August Quenstedt Bohrungen auf der Albhochflache durchgefuhrt die jedoch nur in drei von zehn Fallen in 43 bis 67 Meter Tiefe auf Wasser trafen dessen Menge aber nicht zu Versorgungszwecken ausreichte hierzu waren etwa 200 Meter tiefe Bohrungen erforderlich gewesen Die Plane Karl Ehmanns Bearbeiten nbsp Karl Ehmann 1827 1889 1866 legte der Ingenieur und Baurat Karl Ehmann 1827 1889 dem wurttembergischen Koniglichen Ministerium des Inneren einen Plan zur Wasserversorgung der Gemeinden auf der Alb vor in Form von technischen Voruntersuchungen mit Plan uber die Thunlichkeit einer kunstlichen Wasserversorgung der Alborte des Konigreiches Ehmann hatte bereits Erfahrungen im Wasserbau unter anderem in England und den USA gesammelt Nach seinen Planen sollten acht Pumpwerke in Flusstalern uber Druckleitungen Hochbehalter auf der Alb speisen von denen aus zwecks Kostenersparnis jeweils mehrere Gemeinden vorgesehen waren zunachst 60 uber Hydranten und Hausanschlusse mit Wasser versorgt werden sollten Wahrend das Ministerium sein Vorhaben von Beginn an unterstutzte lehnten die Albgemeinden es zunachst dennoch als unrealistisch oder zu kostspielig ab Erster Realisierungsschritt Bearbeiten nbsp Die Schmiech bei der ersten Pumpstation der Albwasserversorgung in TeuringshofenEine Vorreiterrolle spielten dann aber die Gemeinden Justingen Ingstetten und Hausen o U die 1869 dem Bau der ersten Albgruppe bei Schelklingen zustimmten die 1320 Einwohner versorgen sollte Die Vorgange um diesen Bau fanden spater Niederschlag in dem 1937 erschienenen historischen Roman Der Schultheiss von Justingen von Josef Weinberg 3 Er stellt insbesondere die Rolle des Justinger Schultheissen Anton Fischer heraus der als Tierarzt die Zusammenhange zwischen dem unreinen Wasser und verschiedenen Krankheiten erkannt hatte Baubeginn war der Mai 1870 Bereits am 18 Februar 1871 floss dann unter wahrem Festjubel der Bevolkerung das herrlichste Wasser aus einer Zahl von stattlichen Brunnenrohren 4 Diese spatere Gruppe VIII pumpte von Teuringshofen aus das Wasser der Schmiech in einen Druckbehalter bei Justingen Ein Wasserrad mit einem Durchmesser von 5 8 Metern trieb dabei zwei Kolbenpumpen an Diese erste Pumpstation der Albwasserversorgung ist heute ein technisches Baudenkmal Der weitere Ausbau Bearbeiten nbsp Karte der Albwasserversorgung Ausbaustand 1881Nach diesem Erfolg schlossen sich rasch weitere Gemeinden an und 1876 waren bereits funf Versorgungen fertiggestellt die 17 000 Menschen mit taglich 12 320 Hektoliter Wasser versorgten 1881 waren die Gruppen II bis IX in Betrieb Karl Ehmann wurde insbesondere durch seinen Vetter Hermann Ehmann 1844 1905 unterstutzt der auch nach der Pensionierung Karls dessen Arbeit fortsetzte 1923 existierten schliesslich 23 Gruppen die 295 Siedlungen mit etwa 100 000 Menschen versorgten Das Wasser wurde mit Ausnahme der Versorgungsgruppe VIII wo direkt Flusswasser verwendet wurde vorwiegend den grossen Karstquellen der tiefen Taler oder aus Kiesen der Talaue entnommen Die verbesserte Wasserqualitat schlug sich fur die Menschen in einem Ruckgang der Sterberaten durch Typhus im Falle des Viehs durch Rindertuberkulose nieder Der Aufbau der Albwasserversorgung wurde auch international beachtet und war beispielsweise Thema auf der Wiener Weltausstellung 1873 oder der Internationalen Ausstellung fur Gesundheitspflege in Brussel nbsp Plan von Karl Ehmann Pumpwerk Eybtal Albgruppe II mit Tangential Rad einem TurbinenvorlauferIn den folgenden Jahrzehnten wurden immer wieder technische Umbauten und Anderungen vorgenommen So war ursprunglich ein Pro Kopf Wasserverbrauch von taglich 70 80 Litern zuzuglich des Verbrauchs durch das Vieh eingeplant der dem spater wachsenden Verbrauch angepasst werden musste Zum Pumpen wurden ursprunglich durchweg Kolbenpumpen eingesetzt die mit Wasserradern oder Turbinen angetrieben wurden 5 Spater wurden die Kolbenpumpen zunehmend durch Kreiselpumpen die Wasserrader und Turbinen durch modernere Turbinen Dampfmaschinen Verbrennungs oder Elektromotoren ersetzt Die nunmehr gute Wasserversorgung der Schwabischen Alb basiert bis heute auf der Leistung Ehmanns wobei eine Vernetzung mit anderen Versorgungen Sudwestdeutschlands erfolgt ist etwa der Landeswasserversorgung und der Bodensee Wasserversorgung Literatur BearbeitenValerius Die Wasserversorgung der schwabischen Alb In Die Gartenlaube Heft 37 1881 S 612 615 Volltext Wikisource Winfried Muller 125 Jahre Albwasserversorgung Hinderer Verlag Korntal 1995 ISBN 3 9801639 3 8 Ernst Waldemar Bauer Helmut Schonnamsgruber Hrsg Das grosse Buch der Schwabischen Alb Konrad Theiss Verlag Stuttgart 1988 ISBN 3 8062 0236 2 Wolfgang Hintz Die Ulmer Alb Franz Spiegel Buch Ulm 1988 ISBN 3 923430 10 8 Georg Wagner Die Schwabische Alb Burkhard Verlag Essen 1959 Rainer Schreg Wasser im Karst Mittelalterlicher Wasserbau und die Interaktion von Mensch und Umwelt PDF 614 kB In Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft fur Archaologie des Mittelalters und der Neuzeit 21 2009 S 11 24 Weblinks BearbeitenAngaben bei schelklingen de Memento vom 29 September 2007 im Internet Archive Einzelnachweise Bearbeiten Oscar Fraas Die Albwasser Versorgung im Konigreich Wurttemberg 1873 Zitiert nach Winfried Muller 125 Jahre Albwasserversorgung Hinderer Verlag Korntal 1995 ISBN 3 9801639 3 8 5 Gewasser In Johann Daniel Georg von Memminger Hrsg Beschreibung des Oberamts Munsingen Die Wurttembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824 1886 Band 2 Cotta sche Verlagsbuchhandlung 1825 S 39 Volltext Wikisource Josef Weinberg Der Schultheiss von Justingen Kurt Arnholdt Verlag Stuttgart Bad Cannstatt 1937 Nachdruck Verlag Rainer C Feucht Allmendingen 1987 ISBN 3 88708 110 2 zitiert nach Georg Wagner Die Schwabische Alb Burkhard Verlag Essen 1959 S 195 Muller S 44 55 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Albwasserversorgung amp oldid 226698405