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53 555916666667 10 057138888889 Koordinaten 53 33 21 3 N 10 3 25 7 O Alter Hammer Friedhof mit Weltkriegs Mahnmal links und Sieveking Mausoleum im HintergrundDer Alte Hammer Friedhof ist ein ehemaliger Friedhof im Hamburger Stadtteil Hamm Er wurde 1693 zusammen mit der ersten Hammer Kirche eingeweiht und bis 1894 genutzt Einst bevorzugter Bestattungsort der Hamburger Oberschicht enthalt er zahlreiche Grabmale von Personlichkeiten der Hamburger Geschichte und wurde aufgrund seiner kulturhistorischen Bedeutung 1923 als erster Hamburger Friedhof unter Denkmalschutz gestellt 1 Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 3 Beschreibung 3 1 Historischer Kirchhof mit Einzelgrabern 3 2 Kriegsdenkmaler 3 3 Sieveking Gruft und Wicherngraber 3 4 Weitere Grabmale Auswahl 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLage BearbeitenDer Friedhof befindet sich neben der Dreifaltigkeitskirche am Horner Weg unweit des U Bahnhofs Hammer Kirche Geschichte Bearbeiten nbsp Blick auf den Hammer Friedhof mit der alten Kirche um 1900 nbsp Obdachlose auf dem Friedhof im Belagerungswinter 1813 14Seit dem 17 Jahrhundert war Hamm ein bevorzugter Wohnort wohlhabender Hamburger Kaufleute Diese veranlassten um 1690 auf eigene Kosten den Bau der Ham und Horner Kirche zur Heiligen Dreyfaltigkeit die 1693 geweiht wurde Zusammen mit der Kirche wurde auch ein Friedhof angelegt Anfangs wurde auch noch in der Kirche bestattet bis dies 1829 aus hygienischen Grunden verboten wurde Aufgrund seiner landschaftlich reizvollen Lage am Geesthang mit weitem Blick uber die damals noch unbebaute Hammer Marsch avancierte der Friedhof bald zu einem der bevorzugten Bestattungsorte fur Familien der Hamburger Oberschicht zugleich diente seine Gestaltung Anfang des 19 Jahrhunderts als Vorbild fur die damals neu eroffneten Hamburger Friedhofe vor dem Damm und Steintor 2 Wahrend der franzosischen Besatzung 1813 14 suchten zahlreiche Bewohner der Umgebung die zuvor von den Franzosen aus ihren Hausern vertrieben worden waren Zuflucht auf dem Friedhof und kampierten in Erdlochern Grabgewolben und Zelten Viele von ihnen starben an Kalte Hunger und Krankheiten und wurden in einem Massengrab beerdigt Nach Aufhebung der Hamburger Torsperre und der daraufhin sprunghaft steigenden Bevolkerung wurde 1862 ein neuer Begrabnisplatz neben dem bereits bestehenden Jacobifriedhof an der Wandsbeker Chaussee dem heutigen Jacobipark im Stadtteil Eilbek angelegt Zugleich wurden die Bestattungen auf dem alten Friedhof auf Besitzer von bestehenden Familiengrabstatten mit langer Laufzeit beschrankt Eine Ausnahme wurde 1881 fur den eng mit der Gemeinde verbundenen Theologen Johann Hinrich Wichern gemacht 1899 wurde der alte Friedhof endgultig geschlossen und 1923 unter Denkmalschutz gestellt Im Zweiten Weltkrieg wurde der Friedhof im Zuge der Operation Gomorrha schwer beschadigt und die alte Kirche restlos zerstort In den ersten Nachkriegsjahren wurde auf dem Gelande eine holzerne Notkirche errichtet Im Zuge des Neubaus der heutigen Dreifaltigkeitskirche 1956 57 wurden mehrere Grabstellen verlegt und der Friedhof zum Teil neu gestaltet Zeitgleich wurden auch mehrere Grabmale der beiden aufgelassenen Friedhofe in Eilbek Jacobi Friedhof und Neuer Hammer Friedhof hierher uberfuhrt darunter die Graber von Anna Luhring und Elise Averdieck Seit etwa 2000 erfahrt der Friedhof abermals eine behutsame und schrittweise Umgestaltung Gleichwohl beklagte der Denkmalverein Hamburg den drohenden bzw fortschreitenden Verfall zahlreicher Grabmale aufgrund unzureichender Pflege 3 Beschreibung Bearbeiten nbsp Alter Hammer Friedhof Lageskizze mit ausgewahlten GrabstellenDas Friedhofsgelande gliedert sich grob in drei auch gestalterisch voneinander geschiedene Bereiche Historischer Kirchhof mit Einzelgrabern Bearbeiten Der westliche Teil unmittelbar um die Kirche herum entspricht dem eigentlichen historischen Kirchhof Hier befinden sich auch die meisten der erhaltenen Grabsteine und Gruftplatten jedoch nur noch wenige an ihrem Originalplatz Die weitaus meisten wurden in den letzten Jahrzehnten zum Teil mehrfach versetzt und neu angeordnet Unter den einstmals hier Bestatteten finden sich zahlreiche Senatoren und Burgermeister wie z B Amandus Augustus Abendroth Johann Arnold Gunther Caspar Hartung 1795 1863 Cornelius Wilhelm Poppe 1742 1801 Johann Hinrich Rucker 1750 1803 Joachim Nicolaus Schaffshausen 1771 1830 sowie mehrere Pastoren der Dreifaltigkeitskirche Kriegsdenkmaler Bearbeiten nbsp Totenhaus fur die Opfer von Nationalsozialismus und Bombenkrieg 2007 nbsp Mahnmal fur die Gefallenen des Ersten WeltkriegesDer mittlere Teil des Friedhofes besteht aus einer grossen Wiese mit nur wenigen Einzelgrabern im Randbereich In der Mitte der Wiese steht seit 2007 ein eisernes Totenhaus des Kunstlers Ulrich Lindow das sowohl an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert wie auch an jene die 1943 bei der Zerstorung des Stadtteils im Zuge der Operation Gomorrha umkamen 4 Es tragt auf zwei jeweils gegenuberliegenden Seiten eine Inschrift in Anlehnung an das Vaterunser Vergib uns unsere Schuld Im Gedenken an die Menschen die Opfer von Schuld und Leiden geworden sind Von deutschem Boden aus wurden von 1933 bis 1945 Gewalt und Terror Mord und Vernichtung in die Welt der Volker getragen Im Namen des nationalsozialistischen Deutschlands wurden einzelne Menschen Gruppen Minderheiten Volker systematisch verfolgt in Lagern drangsaliert gefoltert und ermordet Es wurde ein aller Gesetze und Regeln beraubter Vernichtungskrieg entfesselt in dessen Schatten nahezu vollstandig die europaische Judenheit ermordet worden ist Wie auch wir vergeben unseren Schuldigern Am Ende schlugen Gewalt und Zerstorung auf deutschen Boden zuruck Der Feuersturm im Juli 1943 durch alliierte Bombardierung Hamburgs ausgelost riss Zehntausende von Menschen aus Hamm in den Tod Der Stadtteil Hamm und die alte Dreifaltigkeitskirche versanken in Schutt Asche und Staub Die einzig aus der alten Dreifaltigkeitskirche erhalten gebliebene Glocke ruft zum Gedenken und zur Busse und mahnt zum Frieden Richte unsere Fusse auf den Weg des Friedens Die erwahnte Glocke im Innern des Mahnmals wird jeden Freitag um 15 Uhr angeschlagen 4 5 In den 1920er Jahren war an ebendieser Stelle von der Hammer Kirchgemeinde ein dreiteiliges Kriegerdenkmal fur die Gefallenen des Ersten Weltkrieges errichtet worden 1946 wurde es ein Stuck weiter nach Osten an seinen heutigen Standort versetzt um Platz fur die Notkirche zu schaffen nbsp Gedenkstein fur die Opfer des Belagerungswinters 1813 14Ein dritter deutlich kleinerer Gedenkstein aus dem Jahre 1832 6 befindet sich am Fusse des ostlich an die Wiese anschliessenden Grufthugels Seine Inschrift MDCCCXIV Im Belagerungswinter Christengrabern gewidmet erinnert an die wahrend der franzosischen Besetzung Hamms 1813 14 aus ihren Hausern vertriebenen und an Kalte Hunger und Krankheiten gestorbenen Dorfbewohner 7 Sieveking Gruft und Wicherngraber Bearbeiten nbsp Gruft der Familie Sieveking 1832 davor das Grab von Johann Hinrich WichernAm ostlichen Ende des Friedhofs liegt in einer kleinen kunstlich angelegten Anhohe die Gruft der Familie Sieveking mit ihrem bekronenden Grabmal zugleich eines der bedeutendsten Zeugnisse Hamburger Grabmalkunst des 19 Jahrhunderts 8 Sie wurde 1828 von dem Hamburger Senatssyndikus Karl Sieveking in Auftrag gegeben und 1832 auf einem damals noch nicht zum Friedhof gehorenden Privatgrundstuck fertiggestellt 9 Mit der Ausfuhrung beauftragte Sieveking den Architekten Alexis de Chateauneuf der seinerzeit auch Sievekings Landsitz Hammer Hof um und ausbaute Die Bronzereliefs an den Stirnseiten des Granitbaus stammen von Eduard Schmidt von der Launitz und zeigen einen Engel am Grabe Christi sowie die Wappen der Familien Sieveking und Chapeaurouge Neben dem Erbauer und seiner Ehefrau Caroline Henriette 1797 1858 sind hier auch seine Schwiegermutter Elisabeth Dorothea de Chapeaurouge 1828 sowie seine Cousine Amalie Sieveking bestattet Am Fusse des an drei Seiten von einem schmiedeeisernen Zaun umgrenzten Grufthugels befindet sich neben dem bereits erwahnten Gedenkstein an die Opfer von 1813 14 ein kleiner Gedenkstein fur die Freiheitskampferin Anna Luhring sowie das Grab von Johann Hinrich Wichern der 1833 mit Hilfe seines Freundes Sieveking das Rauhe Haus als Rettungsanstalt fur verwahrloste Kinder grundete Neben Wichern sind seine Mutter Caroline und seine ebenfalls in der Armenpflege engagierte Ehefrau Amanda 1810 1888 hier beigesetzt Weitere Grabmale Auswahl Bearbeiten Elise Averdieck Schriftstellerin und Sozialreformerin ursprunglich auf dem Eilbeker Jacobifriedhof bestattet Ernst Philipp Ludwig Calmberg 1794 1851 Professor am Johanneum Hermann Gries 1810 1892 Oberaltensekretar Friedrich Karl Kraft Rektor des Johanneums Johannes Lehfeldt 1866 1929 Pastor in Hamm Georg Luis Architekt Ernst Adolph Moraht 1833 1879 Pastor in Hamm Hermann Mumssen 1804 1859 Pastor in Hamm Johann Heinrich Ohlendorff 1788 1857 Kunstgartner und erster Inspektor des Botanischen Gartens Hamburg Otto Palmer 1840 1905 Pastor in Hamm Edward James Smith 1779 1854 englischer Ingenieur und Mit Grunder der Hamburger Wasserkunst Karl Gottfried Zimmermann 1760 1826 Pastor in HammLiteratur BearbeitenEberhard Kandler Begrabnishain und Gruft Die Grabmale der Oberschicht auf den alten Hamburger Begrabnisplatzen Hamburg 1997 ISBN 3 7672 1294 3 Barbara Leisner Norbert Fischer Der Friedhofsfuhrer Spaziergange zu bekannten und unbekannten Grabern in Hamburg und Umgebung Hamburg 1994 ISBN 3 7672 1215 3 S 138 142 Michael Reiter Der Hammer Friedhof Ein historischer Fuhrer Ahrensbok 1988 Adolf Diersen Aus der Geschichte der Hammer Dreifaltigkeitskirche Holzminden 1957 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Alter Hammer Friedhof Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Informationen der Hammer Kirchengemeinde zu Kirche und Friedhof Alter Hammer Friedhof verfallt Denkmalverein Hamburg ohne Datum Einzelnachweise Bearbeiten Leisner Fischer Der Friedhofsfuhrer S 138 Kandler Begrabnishain und Gruft S 44 Alter Hammer Friedhof verfallt Denkmalverein Hamburg abgerufen am 28 April 2022 a b Gedenkstatten in Hamburg Hammer Totenhaus Mahnmal fur den Frieden Abgerufen am 21 Februar 2023 Dreifaltigkeitskirche In kirche hamburg de Abgerufen am 3 Marz 2023 Informationen zur Kirche und zum Friedhof Der Stein ersetzte ein erstes Denkmal aus dem Jahr 1818 Michael Reiter Hamburg 1693 1993 Eine Chronik zum 300jahrigen Bestehen der Hammer Dreifaltigkeitsgemeinde Kiel 1993 S 208 Leisner Fischer S 142 Kandler S 93ff Kandler S 95 98 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Alter Hammer Friedhof amp oldid 231437239