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Alice Haarburger 16 November 1891 in Reutlingen 26 Marz 1942 in Riga war eine deutsche Malerin Neben Stillleben Portrats und Interieurs schuf sie vor allem Landschaftsbilder Ihre Gemalde zeigen Einflusse des Spatimpressionismus 1 Unter der NS Diktatur als Judin verfolgt wurde sie Ende 1941 in das im Verlauf des Zweiten Weltkriegs von Deutschland besetzte Lettland deportiert und dort drei Monate spater im Ghetto Riga von den Nationalsozialisten ermordet Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Schicksal der weiteren Familienangehorigen Nachlass und Rezeption 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben Bearbeiten nbsp Ansicht von Reutlingen um 1930 nbsp Puppenparadies um 1930Alice Haarburger war das alteste Kind des Fabrikanten Friedrich Haarburger der die Firma Julius Vottelers Nachfolger G m b H in Reutlingen betrieb und seiner Ehefrau Fanny geb Hess die eine Urenkelin von Isaak Hess aus Ellwangen war Die beiden Bruder Karl und Ernst wurden in den Jahren 1893 und 1897 geboren 1903 zog die Familie aus der Bismarckstrasse 4 in Reutlingen nach Stuttgart wo die Schul und Ausbildungsangebote besser waren als in Reutlingen Friedrich Haarburger liess daher im Jahr 1902 das Haus in der Danneckerstrasse 36 errichten an dessen Toreingang sich seine Initialen erhalten haben Alice Haarburger besuchte zunachst in Stuttgart ein Gymnasium und danach Pensionate in Genf Lausanne und London Ab 1910 wurde sie an der Privaten Malschule fur Damen von Alfred Schmidt in Stuttgart ausgebildet ab 1917 studierte sie bei Arnold Waldschmidt an der Kunstakademie Stuttgart 1920 wechselte sie an die Debschitz Schule in Munchen Alice Haarburger die ab 1920 dem Wurttembergischen Malerinnenverein in Stuttgart angehorte hatte ab 1921 mehrere Ausstellungen Unter anderem waren drei ihrer Bilder in der grossen Jubilaums Ausstellung des Stuttgarter Kunstvereins im Jahr 1927 zu sehen Sie wurde 1932 erste Schriftfuhrerin des Wurttembergischen Malerinnenvereins musste diese Funktion aber aufgrund ihrer judischen Herkunft 1933 zu Beginn der Diktatur des Nationalsozialismus aufgeben Nach der Gleichschaltung hatte Alice Haarburger nur noch Zugang zu geschlossenen judischen Ausstellungen 1935 und 1937 war sie zusammen mit 14 anderen judischen Kunstlern an den beiden Ausstellungen der Stuttgarter Kunstgemeinschaft in den Raumen der Stuttgarter Loge beteiligt die Karl Adler mit Erlaubnis des NS Regimes initiiert und geleitet hatte nbsp Stolperstein fur Alice Haarburger in Stuttgart1938 musste die Familie das Haus in der Danneckerstrasse verkaufen und in die Sandbergerstrasse 26 in Stuttgart Ost umziehen Alice Haarburger erhielt zwar 1940 ein Visum fur die Schweiz verzichtete jedoch darauf Deutschland zu verlassen weil sie ihrer Mutter beistehen wollte und sich wohl wegen der Teilnahme ihrer beiden Bruder am Ersten Weltkrieg sicher fuhlte An ihrem 50 Geburtstag erhielt sie den Einberufungsbefehl der Gestapo zur Deportation und am 1 Dezember 1941 wurde sie im Rahmen der ersten Deportation aus Stuttgart vom Sammellager Killesberg aus ins Ghetto Riga transportiert Dort wurde sie wenige Monate spater im Zuge einer Massenerschiessung ermordet Vor ihrem Wohnhaus in Stuttgart wurde zu ihrem Gedenken ein Stolperstein verlegt Schicksal der weiteren Familienangehorigen Nachlass und Rezeption BearbeitenAlice Haarburgers Mutter musste 1942 Stuttgart verlassen und ins judische Altersheim Dellmensingen ziehen wo sie bald darauf starb Alice Haarburgers Tante Emma Hess kam ebenfalls zunachst nach Dellmensingen wurde aber spater ins Ghetto Theresienstadt gebracht und dort getotet Der Onkel Ludwig Hess der ebenfalls zeitweise in der Sandbergerstrasse 26 einquartiert war hatte das gleich Schicksal Fanny Hess eine Cousine der Mutter starb in Dellmensingen Im Winter 1986 87 stand durch die Erben der Kunstlerin ein Grossteil der Gemalde Hinterlassenschaft Alice Haarburgers in einem Stuttgarter Gebrauchtwarenladen zum Verkauf Der Stuttgarter Kunsthistoriker und ehemalige Rektor der Kunstakademie Wolfgang Kermer wurde darauf aufmerksam und erinnerte mit einem am 26 Marz 1987 im Amtsblatt der Landeshauptstadt Stuttgart erschienenen Aufsatz erstmals an das Schicksal der Malerin wodurch eine wahllose Auflosung des Nachlasses verhindert wurde Der Stuttgarter Kunst der Zwischenkriegszeit so damals Wolfgang Kermer soviel lasst sich jetzt schon feststellen kann ein weiterer Name hinzugefugt werden Werner P Heyd bemerkte wenig spater im Schwarzwalder Boten Professor Wolfgang Kermer von der Staatlichen Akademie der bildenden Kunste in Stuttgart der als erster 45 Jahre nach dem Tode der Kunstlerin in Stuttgart die Fakten veroffentlicht hat 50 Jahre nach der letzten Ausstellung verdient den Dank aller dass er diese Arbeit auf sich genommen hat 2 Ly Bernheimer Hilde Brandt Meta Breu Dina Cymbalist Hermann Fechenbach Margarethe Garthe Elli Heimann Hermann Kahn Ignaz Kaufmann Trude Munk Klara Neuburger Emilie Ott Else Samuel und Paula Straus das sind die zusammen mit Alice Haarburger an den Stuttgarter Ausstellungen 1935 und 1937 teilnehmenden Maler Bildhauer auch Kunsthandwerker uber deren Arbeit damals allein die Gemeinde Zeitung fur die israelitischen Gemeinden in Wurttemberg berichtete Eine Zeitung ubrigens die ausschliesslich von Juden bezogen werden konnte und auch nicht offentlich verkauft werden durfte Wolfgang Kermer Allein Dina Cymbalist Hermann Fechenbach Margarethe Garthe Hermann Kahn der unter dem Namen Aharon Kahana in Israel ein bekannter Maler und Keramiker wurde Ignaz Kaufmann und Klara Neuburger uberlebten nachweislich den Holocaust weil sie Deutschland verlassen hatten nbsp Alice Haarburger Staffel in Stuttgart1987 wurde die Alice Haarburger Staffel in Stuttgart nach der Malerin benannt In Boblingen erinnern der Alice Haarburger Weg und der Alice Haarburger Hof an ihren Namen In ihrer Geburtsstadt Reutlingen wurde 2020 die Hauptzugangsstrasse eines grossen Neubaugebiets im Stadtteil Romerschanze als Alice Haarburger Strasse gebaut Von ihrem Werk sind nach den Feststellungen von Wolfgang Kermer etwa 150 Olbilder Stilleben Landschaften Interieurs Bildnisse erhalten geblieben Neben Bildern in Privatbesitz gibt es allesamt nach 1987 erworben Werke Haarburgers in Kunstmuseen in Boblingen und Reutlingen weitere Gemalde befinden sich im Stuttgarter Stadtarchiv und im alten Atelierhaus des Bundes Bildender Kunstlerinnen Wurttemberg e V der aus dem Wurttembergischen Malerinnenverein hervorgegangen ist 3 1992 wurde anlasslich des funfzigsten Todestages der Malerin eine Gedachtnisausstellung in der Galerie Contact in Boblingen veranstaltet 4 eine Doppelausstellung mit Werken Hermann Fechenbachs fand im Winter 1991 92 im Wilhelmspalais in Stuttgart statt Am 20 November 2016 eroffnete das Stadtische Kunstmuseum Spendhaus Reutlingen eine von der Kunsthistorikerin Joana Pape kuratierte Werkubersicht unter dem Titel apres tout das eigene Gefuhl Alice Haarburger zum 125 Geburtstag 5 Neben der Wurdigung von Leben und Werk der Malerin enthalt die von Joana Pape erarbeitete Begleitpublikation erstmals einen Index der auf Werke mit unbekanntem Standort verweist 6 Zu dem Bestand des Spendhauses an Haarburger Werken kamen bei der Ausstellungseroffnung die Bilder Winterlandschaft Rotes Haus im Schnee und Bildnis einer unbekannten Dame hinzu als Schenkung des Kunsthistorikers Wolfgang Kermer der in den 1980er Jahren zum ersten Mal wieder auf die Bedeutung der Kunstlerin aufmerksam gemacht hatte 7 Siehe auch BearbeitenListe der vom NS Regime verfolgten Kunstschaffenden der Bildenden KunstLiteratur BearbeitenThomas Leon Heck Haarburger Alice In Allgemeines Kunstlerlexikon Die Bildenden Kunstler aller Zeiten und Volker AKL Band 66 de Gruyter Berlin 2010 ISBN 978 3 598 23033 2 S 537 Wolfgang Kermer Kunstlerin zwischen den Kriegen Alice Haarburger eine vergessene Stuttgarter Malerin In Amtsblatt der Landeshauptstadt Stuttgart Nr 13 26 Marz 1987 S 8 zwei Abbildungen Selbstbildnis Alexanderbrunnen im Winter Thomas Leon Heck Hrsg Alice Haarburger 1891 Reutlingen 1942 KZ Riga Schicksal einer judischen Malerin Tubingen 1992 vergriffen 2 Auflage in Vorbereitung Bernd Serger Karin Anne Bottcher Es gab Juden in Reutlingen Geschichten Erinnerungen Schicksale ein historisches Lesebuch Stadtarchiv Reutlingen 2005 ISBN 978 3 933820 67 9 S 400 420 Mascha Riepl Schmidt Die Malerin Alice Haarburger Sandbergerstrasse 26 In Harald Stingele Hrsg Stuttgarter Stolpersteine Spuren vergessener Nachbarn Markstein Verlag Stuttgart 2010 ISBN 978 3 7918 8033 4 3 Corinna Steimel Alice Haarburger und Kathe Loewenthal Zwei Vorreiterinnen des akademischen Frauenstudiums in Stuttgart In Carla Heussler Christoph Wagner Hrsg Stuttgarter Kunstgeschichten von den schwabischen Impressionisten bis zur Stuttgarter Avantgarde Schnell amp Steiner Regensburg 2022 Regensburger Studien zur Kunstgeschichte 21 ISBN 978 3 7954 2888 4 S 206 217 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Alice Haarburger Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Marisse Hausser Vom Grun dominiert In Reutlinger General Anzeiger 21 Juni 2011 abgerufen am 7 Juni 2019 Alice Haarburger Staffel auf Degerloch info Alice Haarburger auf Stolpersteine Stuttgart de Alice Haarburger auf LEO BW deEinzelnachweise Bearbeiten Deportierte Fluchtlinge Alice Haarburger In Zeichen der Erinnerung Archiviert vom Original am 12 September 2014 abgerufen am 7 Juni 2019 Werner P Heyd Verschollenes Werk der Malerin Alice Haarburger Schulerin von Waldschmidt und Debschitz Ausstellung in Stuttgart wird vorbereitet In Sonntags Journal Der Schwarzwalder Bote am Wochenende Pfingsten 1987 Nr 23 o P 3 zwei Abb Selbstbildnis Alexanderbrunnen im Winter a b Mascha Riepl Schmidt Alice Haarburger Sandbergerstr 26 In Stolpersteine Stuttgart de Abgerufen am 31 Mai 2023 Alice Haarburger In Hochschule fur judische Studien Heibelberg Bibliothek Albert Einstein Katalog Abgerufen am 7 Juni 2019 Otto Paul Burkhardt Moderne Stadtlandschaften In swp de 18 November 2016 archiviert vom Original abgerufen am 27 Oktober 2018 apres tout das eigene Gefuhl Alice Haarburger zum 125 Geburtstag Stadtisches Kunstmuseum Spendhaus Reutlingen 20 November 2016 bis 2 April 2017 Hrsg Stadtisches Kunstmuseum Spendhaus Reutlingen Reutlingen 2016 Mit Beitragen von Herbert Eichhorn und Joana Pape ISBN 978 3 939775 57 7 Armin Knauer Das Licht uber den Dachern In Reutlinger General Anzeiger Nr 268 18 November 2016 S 34 Normdaten Person GND 119115395 lobid OGND AKS LCCN no2014002714 VIAF 45104678 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Haarburger AliceKURZBESCHREIBUNG deutsche MalerinGEBURTSDATUM 16 November 1891GEBURTSORT ReutlingenSTERBEDATUM 26 Marz 1942STERBEORT Riga Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Alice Haarburger amp oldid 234190604