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Karl Adler geboren 25 Januar 1890 in Buttenhausen bei Munsingen Konigreich Wurttemberg gestorben 10 Juli 1973 in Leonia New Jersey war ein judischer Musikwissenschaftler Er war Professor wahrend der Weimarer Republik und in den Vereinigten Staaten Karl Adler bei Chorproben Bildausschnitt Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Werdegang bis 1933 2 Wahrend der NS Zeit bis zur Auswanderung 3 Leben in den USA 4 Gedenken 5 Auszeichnungen und Ehrungen 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseHerkunft und Werdegang bis 1933 BearbeitenKarl Adler war das alteste der drei Kinder von Louis und Mathilde Adler geb 1862 amp 1863 seine Geschwister hiessen Fanny geb 1891 und Irene Adler geb 1898 In seinem Geburtsort Buttenhausen auf der Schwabischen Alb hatte sich schon Ende des 18 Jahrhunderts eine judische Gemeinde angesiedelt die 1870 sogar uber die Halfte der Dorfbevolkerung stellte Die Adlers gehorten zu den altesten judischen Einwohnern der Gemeinde und Karl Adlers Eltern betrieben ein Putz und Manufakturwarengeschaft 1 Adler gehorte zu den bedeutenden Personlichkeiten der Stuttgarter Musikwelt der Weimarer Republik Nach traumatischen Erlebnissen im Ersten Weltkrieg beschloss er 1918 sich fur die musikalische Volksbildung zu engagieren und grundete 1921 aus einer ehemaligen Abteilung der Hochschule fur Musik in Stuttgart das sogenannte Neue Konservatorium fur Musik Das Schulgebaude befand sich am Herdweg 49 in Stuttgart Nord Am 25 Marz 1925 heiratete Karl Adler die elf Jahre jungere Margarete Marx die er im Rahmen seiner Tatigkeit als Chorleiter kennen lernte Sie entstammte einer Stuttgarter Fabrikantenfamilie und hatte in Leopold Marx einen Bruder der spater als Schriftsteller Bekanntheit erlangte Am 7 Juni 1927 bekamen Margarete und Karl ihren einzigen Sohn Fritz nbsp Stuttgarter Judische Kunstgemeinschaft 1935Wahrend der NS Zeit bis zur Auswanderung Bearbeiten nbsp Gebaude der Judischen Mittelstelle in der Gartenstrasse 30 Ecke Hospitalstrasse Am rechten Bildrand sind Reste der abgebrannten Synagoge zu erkennen aufgenommen 1942 Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde er 1933 als Leiter und Lehrer des Konservatoriums entlassen Adler engagierte sich stark im judischen Kulturleben in Wurttemberg besonders am von Martin Buber gegrundeten Stuttgarter judischen Lehrhaus und in der Stuttgarter Judischen Kunstgemeinschaft 1938 40 kampfte sich Karl Adler nach einer erneuten Pleite zuruck ins Berufsleben Er ubernahm die Leitung der Zentralstelle fur das Judische Vereins und Veranstaltungswesen in Stuttgart die fur die Kommunikation zwischen der NS Verwaltung und den in Wurttemberg lebenden Juden verantwortlich war Diese Zentralstelle unterstand bereits in der Zeit vor dem Novemberpogrom 1938 der direkten Dienstaufsicht der Gestapo wodurch Adler in standigem Kontakt mit Vertretern der verschiedensten NS Sicherheitsbehorden stand Das Gebaude der Zentralstelle ab 1939 in Mittelstelle umbenannt befand sich in der Gartenstrasse 30 direkt neben der abgebrannten Synagoge Hospitalstrasse Schon vor der Umbenennung hat sich Adler in der Zentralstelle mit allen taglichen Problemen der Juden befasst wie z B mit der Suche nach Wohnraum finanziellen Schwierigkeiten der Nahrungsmittelversorgung und mit der Emigration aus Deutschland in die Vereinigten Staaten und in den Nahen Osten Am 9 November 1938 wurde Karl Adler per Telefonanruf benachrichtigt dass die Stuttgarter Synagoge in Brand gesetzt wurde Daraufhin rannte er zu seinem Buro welches direkt neben der Synagoge lag und rettete eine ganze Anzahl von Schriftstucken die nicht in die Hande der Nationalsozialisten fallen durften Kurz darauf wurde er von der Gestapo bzw SS Leuten in Schutzhaft genommen und zunachst in der Gestapoleitstelle im ehemaligen Hotel Silber verhort Anschliessend wurde er ins Polizeigefangnis in der Buchsenstrasse gebracht wo er auf zahlreiche weitere judische Schutzhaftlinge traf die im Laufe des Novemberpogroms in Stuttgart und Umgebung verhaftet wurden Nach acht Tagen wurde er unter der Bedingung entlassen jede kulturelle Betatigung einzustellen und die Auswanderung der Stuttgarter Juden zu organisieren 2 1940 gelang ihm selbst zusammen mit seiner Frau Grete und seinen Eltern noch die Auswanderung in die Vereinigten Staaten Die Adlers gelangten per Flugzeug von Stuttgart nach Lissabon und von dort per Schiff nach New York wo sie an Thanksgiving ankamen Sohn Fritz der schon 1938 im Rahmen eines Kindertransports nach Grossbritannien gelangte machte sich 1943 an Bord der SS Ville de Tamatave ebenfalls auf den Weg in die USA jedoch ging das Schiff wahrend der Atlantikpassage unter nicht geklarten Umstanden unter 3 Leben in den USA BearbeitenKarl Adler begann schon kurz nach der Ankunft in den USA wieder als Chorleiter und Musiklehrer zu arbeiten unter anderem fur das New York City College of Music Bei dieser Tatigkeit handelte es sich zwar nur um eine Nebentatigkeit die alleine nicht den Lebensunterhalt des Ehepaars sicherte allerdings konnte er sich somit fur eine feste Stellung empfehlen Schon 1946 erhielt er eine Professur an der von ihm mitgegrundeten Musikabteilung der Yeshiva Universitat einer judischen Hochschule im US Bundesstaat New York Adler machte sich nach dem Krieg in zahlreichen Besuchen in Deutschland fur eine volkerverstandigende Aussohnung zwischen Deutschen und Juden stark In Buttenhausen und im Samariterstift Grafeneck setzte er sich massgeblich bei der Planung und Ausfuhrung der Gedenkstatten fur die Opfer des Nationalsozialismus und den Wiederaufbau der in der Reichspogromnacht zerstorten Synagoge ein Adler starb 1973 in Leonia New Jersey Gedenken Bearbeiten nbsp Bild des Strassenschilds mit Hinweistafel der Karl Adler Staffel die 1990 nach dem Musikwissenschaftler benannt wurde 1990 benannte die Stadt Stuttgart eine Staffel nach Karl Adler unweit seiner ehemaligen Wirkungsstatte am Herdweg 2007 lobte die Israelitische Religionsgemeinschaft Wurttembergs im Gedenken an Karl Adler erstmals den Karl Adler Jugendmusikpreis aus Am 18 April 2023 erschien in der Stuttgarter Zeitung ein Artikel von Fred Breinersdorfer im Rahmen der vom Leo Baeck Institut und Bernhard Schlink initiierte Reihe Stolpertexte uber die schon Anfang 1933 einsetzende systematische Verfolgung Karl Adlers durch die Nationalsozialisten unter dem Titel Im Visier der Nazis Auszeichnungen und Ehrungen BearbeitenEisernes Kreuz 1916 Erster Weltkrieg Ehrenkreuz fur Frontkampfer fur Verdienste wahrend des Ersten Weltkriegs 1916 Verwundetenabzeichen in Schwarz 1916 Erster Weltkrieg Ehrendoktorat New York City College Ehrenprofessur fur Musik Yeshiva University New York City New York 1946 Bundesverdienstkreuz Annahme von Adler abgelehnt 4 Literatur BearbeitenFritz Richert Karl Adler Musiker Verfolgter Helfer Ein Lebensbild Klett Cotta 1990 ISBN 978 3 608 91609 6 Matthias Pasdzierny Karl Adler im Lexikon verfolgter Musiker und Musikerinnen der NS Zeit LexM Stand 30 Marz 2017 Fred Breinersdorfer Der Stuttgarter Musikpadagoge Karl Adler im Visier der Nazis Stuttgarter Zeitung 18 April 2023Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Karl Adler im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Kurzbiografie auf der Website Juden in Buttenhausen Matthias Pasdzierny Karl Adler im Lexikon verfolgter Musiker und Musikerinnen der NS Zeit LexM Stand 30 Marz 2017Einzelnachweise Bearbeiten Fritz Richert Karl Adler Musiker Verfolgter Helfer Hrsg Paul Sauer Klett Cotta Stuttgart 1990 ISBN 3 608 91609 1 S 16 Dok 166 Die Judische Zentralstelle Stuttgart bittet die Gestapo um den Erhalt judischer Einrichtungen In Susanne Heim Hrsg Die Verfolgung und Ermordung der europaischen Juden Band 2 Deutsches Reich 1938 August 1939 Oldenbourg Verlag Munchen 2009 ISBN 978 3 486 70872 1 S 473 474 Matthias Pasdzierny Karl Adler im Lexikon verfolgter Musiker und Musikerinnen der NS Zeit LexM Stand 30 Marz 2017 Fritz Richert Karl Adler Musiker Verfolgter Helfer Hrsg Paul Sauer Klett Cotta Stuttgart 1990 ISBN 3 608 91609 1 S 81 Normdaten Person GND 118905759 lobid OGND AKS LCCN n90676172 VIAF 22940005 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Adler KarlKURZBESCHREIBUNG deutscher MusikwissenschaftlerGEBURTSDATUM 25 Januar 1890GEBURTSORT Buttenhausen bei Munsingen Konigreich WurttembergSTERBEDATUM 10 Juli 1973STERBEORT Leonia New Jersey Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Karl Adler Musikwissenschaftler amp oldid 235648046