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Alfred Salomon 1 April 1919 in Bochum 29 Oktober 2013 ebenda war ein Uberlebender des Holocaust Nach seiner Verhaftung im Jahre 1943 wurde er in mehrere Konzentrationslager deportiert Nach Kriegsende kehrte er in seine Heimatstadt Bochum zuruck wo er die neue Judische Gemeinde Bochum Herne Hattingen mit aufbaute und sich fur den Bau einer neuen Synagoge engagierte Inhaltsverzeichnis 1 Biographie 1 1 Jugend 1 2 Verfolgung und Gefangenschaft 1 3 Nach 1945 2 Erinnerung 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseBiographie BearbeitenJugend Bearbeiten Alfred Salomon war der Sohn von Elfriede geb Watermann 1883 1944 und Georg Salomon 1883 1942 1 er hatte zwei Halbbruder Erwin und Lutz aus der ersten Ehe der Mutter sie war verwitwet sowie eine Schwester Ingeborg 1924 2008 Sein Onkel war der radsportbegeisterte Bochumer Kaufmann Moritz Lindau 1877 1942 Die gutsituierte Familie war judisch liberal und fuhrte eine Gaststatte sowie eine Metzgerei zunachst in einem Bochumer Arbeiterviertel spater in der Innenstadt Die Gaststatte diente zahlreichen Bochumer Vereinen bis 1933 als Stammlokal Nach dem Schulabschluss begann Salomon eine Metzgerlehre in einem christlichen Betrieb in Herne mit dem Ziel spater das Familiengeschaft zu ubernehmen 2 Die SA hatte auf der anderen Strassenseite ihr Stammlokal als man dort erfuhr dass Salomon Jude war zwang man den Meister seinen judischen Lehrling zu entlassen 3 Schon mit sechs Jahren wurde Salomon Mitglied im Radrennverein Westfalia 1895 der nicht konfessionell gebunden war Als Jugendlicher nahm er erfolgreich an Bahn und Strassenrennen teil Nach der Einfuhrung des Arierparagraphen im Jahre 1933 der den Ausschluss judischer Mitglieder vorschrieb versuchte Salomons Verein die Vorschriften zu umgehen Bis 1935 fuhr er weiterhin Rennen unter dem falschen Namen Bonn dem Nachnamen seiner Halbbruder seine Mannschaftskameraden wussten Bescheid und deckten ihn 4 Verfolgung und Gefangenschaft Bearbeiten Zur Zeit des Nationalsozialismus wurde Salomon Opfer der NS Judenverfolgung Bei den Novemberpogromen 1938 entging er in Bochum nur knapp einer Verhaftung nachdem er von seinem fruheren Schulrektor auf der Strasse gewarnt worden war und dessen Tochter ihn in einen Zug nach Berlin geschmuggelt hatte Dort konnte er bei Verwandten wohnen und als Elektriker in einem Unternehmen arbeiten in dem sowohl die Inhaber der Chef war SA Obersturmbannfuhrer als auch die Kollegen wussten dass er Jude war Er lernte seine kunftige Frau Edith Gluckmann kennen und heiratete sie 1940 der Plan war nach Paraguay auszuwandern was durch eine Eheschliessung erleichtert worden ware Der Plan misslang aber nachdem sich die teuer erworbenen Visen als gefalscht herausgestellt hatten 5 Im Jahr 1943 wurden die Eheleute Salomon festgenommen und nach Auschwitz deportiert Edith Salomon wurde sofort nach ihrer Ankunft ermordet Alfred Salomon wurde als Elektriker im KZ Auschwitz III Monowitz und bei den Buna Werken der I G Farben eingesetzt Er war dort den Werksarbeitern unterstellt wodurch er zu den privilegierten Haftlingen gehorte die auch bessere Verpflegung erhielten Im Januar 1945 wurde das Lager geraumt die Haftlinge auf einen Todesmarsch geschickt und Salomon uber Buchenwald ins KZ Langenstein Zwieberge gebracht 6 Nach seiner Befreiung kehrte Salomon 1945 nach Bochum zuruck nachdem er zuvor von einer judischen Organisation in Brussel betreut worden war Er kam zunachst bei einem fruheren Gesellen seines Vaters unter Seine Eltern waren wie seine Frau im Holocaust ermordet worden Einer seiner Bruder befand sich in einem Kibbuz in Danemark und wanderte nach Palastina aus der andere war nach Argentinien gelangt Die Schwester Ingeborg hatte mit dem letzten Kindertransport der Lehrerin Else Hirsch England erreicht 7 8 Dort heiratete sie 1943 Erwin Bleiwiss Belik einen judischen Soldaten aus Tschechien 9 mit dem sie nach Kriegsende nach Prag ging wo ihr Mann das Textilunternehmen der Familie ubernahm Nachdem in der Tschechoslowakei die Probleme fur den Firmeninhaber Belik immer grosser wurden floh die Familie 1952 nach Israel wo Inge Belik 2008 starb 10 Nach 1945 Bearbeiten nbsp Infotafel in Bochum zur Neugrundung der judischen Gemeinde nach 1945 Als Alfred Salomon Mitte 1945 nach Bochum zuruckkehrte psychisch und physisch stark geschadigt fand er eine Tatigkeit in der zu diesem Zeitpunkt noch provisorischen Kommunalverwaltung Seine Aufgabe bis 1948 war es Wohnungen fur Fluchtlinge und politisch Verfolgte sowie fur Mitglieder der judischen Gemeinde zu beschaffen 11 In einem Wiedergutmachungsverfahren vertrat er die im Ausland lebenden Kinder seines ermordeten Onkels Moritz Lindau 12 Nach seiner Tatigkeit bei der Stadt machte er mehrere erfolglose Versuche sich selbstandig zu machen Im Juni 1946 beschloss der Bochumer Stadtrat Alfred Salomon von Rennen zu Rennen die Radrennbahn Bochum zu verpachten die sein Onkel Moritz Lindau mitfinanziert hatte 13 Der Rennfahrer Walter Lohmann hatte ihn dazu ermuntert 1947 fanden mindestens neun Renntage statt Von 1948 bis 1950 erhielt er einen Vertrag uber drei Jahre um den er gebeten hatte da er plante an der Rennbahn eine Gastwirtschaft und ein Hotel zu eroffnen Er verpflichtete sich jahrlich mindestens sieben Rennen auszurichten Die Radrennbahn rentierte sich nur bedingt da das Wetter Rennen auf der offenen Bahn immer wieder verhinderte An Pfingsten 1949 organisierte Salomon eine Boxveranstaltung auf der Radrennbahn mit dem Bochumer Boxer Walter Neusel die aber defizitar war Schliesslich haufte sich eine funfstellige Summe an Schulden auf sodass die Radrennbahn ab 1950 anderweitig verpachtet wurde 14 Er erschien als ein Getriebener der uber den okonomischen Erfolg sich selbst und anderen habe beweisen wollen dass er es schaffen konne so der Historiker Ernst Albrecht Plieg Schliesslich wechselte er mit Erfolg in die Privatwirtschaft was ihm ermoglicht habe mit Frau und Kind in der deutschen Gesellschaft der 1950er Jahre Fuss zu fassen 15 Im Sommer 1945 lebten in Bochum knapp 20 Menschen judischen Glaubens Salomon ging 1947 mit Margret Medy Scholz eine zweite Ehe ein im Jahr darauf bekam das Paar einen Sohn Axel 1948 2013 1 16 Er wirkte bis 1950 daran mit als 2 Vorsitzender neben Siegbert Vollmann die judische Gemeinde in Bochum wieder aufzubauen Anfang der 1990er Jahre entstand durch den Zuzug von Juden aus der damaligen Sowjetunion der Plan in Bochum wieder eine Synagoge zu erbauen Salomon war es der zur Eroffnung der Synagoge im Dezember 2007 als Erster das Wort ergreifen durfte Ich wunsche mir dass alles gut geht 17 Er wurde Ehrenmitglied der judischen Gemeinde Bochum Herne Hattingen Viele Jahre lang schwieg Alfred Salomon uber den Verlust von Frau Eltern und weiteren Familienangehorigen sowie seine weiteren Erlebnisse im NS Staat 1996 erklarte er sich bereit seine Lebenserinnerungen von der USC Shoah Foundation filmisch dokumentieren zu lassen 18 Alfred Salomon starb 2013 im Alter von 94 Jahren in Bochum 17 wenige Monate nach dem Tod seines einzigen Sohnes 19 Er war das letzte lebende Mitglied der alten judischen Gemeinde Bochums 20 Erinnerung BearbeitenDie Kinder von Elfriede und Georg Salomon liessen zur Erinnerung an ihre Eltern eine Gedenktafel am Grab der Grosseltern Mina und August Watermann auf dem Judischen Friedhof Bochum anbringen 21 Am 4 November 2004 wurden im Beisein von Alfred Salomon fur seine Eltern und fur seinen Onkel Fritz Watermann Stolpersteine vor dem Haus Annastr 21 fruher Konigstrasse in Bochum Mitte verlegt nbsp Elfriede Salomon nbsp Georg Salomon nbsp Fritz WatermannLiteratur BearbeitenErnst Albrecht Plieg Lohmann Hasselberg amp Co Bochums Radsport zwischen 1889 und 1963 Klartext Bochum 2008 ISBN 978 3 8375 0053 0 Hubert Schneider Die Entjudung des Wohnraums Judenhauser in Bochum Die Geschichte der Gebaude und ihrer Bewohner LIT 2010 ISBN 978 3 643 10828 9 Hubert Schneider Leben nach dem Uberleben Juden in Bochum nach 1945 Hrsg Verein Erinnern fur die Zukunft e V in Verbindung mit dem Stadtarchiv Bochumer Zentrum fur Stadtgeschichte LIT 2014 ISBN 978 3 643 12796 9 Dieter Vaupel Radsport im Nationalsozialismus Ein fast vergessenes Kapitel der deutschen Sportgeschichte Die Werkstatt Gottingen 2023 ISBN 978 3 7307 0655 8 S 105 118 Weblinks BearbeitenBochum 1939 PDF 1 6 MB auf bochum de Manfred Keller Alfred Salomon ein Bochumer Auschwitz Uberlebender berichteteEinzelnachweise Bearbeiten a b Salomon Alfred Spuren im Vest In spurenimvest de 31 Mai 1951 abgerufen am 11 Marz 2024 Vaupel Radsport im Nationalsozialismus S 105 Schneider Leben nach dem Uberleben S 321 Vaupel Radsport im Nationalsozialismus S 105 06 Schneider Entjudung S 182 Vaupel Radsport im Nationalsozialismus S 106 07 Vaupel Radsport im Nationalsozialismus S 110 ff Schneider Entjudung S 183 Mehr Beitrage anzeigen Salomon Inge In spurenimvest de Abgerufen am 27 Marz 2024 Schneider Leben nach dem Uberleben S 320 21 Neubeginn der Judischen Gemeinde Bochum nach 1945 PDF 1 1 MB auf stadtakademie de Mehr Beitrage anzeigen Lindau Moritz Spuren im Vest In spurenimvest de Abgerufen am 11 Marz 2024 Plieg Lohmann Hasselberg amp Co S 174 Plieg Lohmann Hasselberg amp Co S 185 Schneider Leben nach dem Uberleben S 329 Schneider Leben nach dem Uberleben S 327 8 a b Auschwitz Uberlebender Alfred Salomon starb 94 jahrig In waz de 29 Oktober 2013 abgerufen am 11 Marz 2024 Vaupel Radsport im Nationalsozialismus S 107 Schneider Leben nach dem Uberleben S 330 Schneider Entjudung S 182 Schneider Entjudung S 185 Normdaten Person GND 1054353123 lobid OGND AKS VIAF 309650285 Wikipedia Personensuche Personendaten NAME Salomon Alfred KURZBESCHREIBUNG deutscher Radsportler Radsportfunktionar und Auschwitz Uberlebender GEBURTSDATUM 1 April 1919 GEBURTSORT Bochum STERBEDATUM 29 Oktober 2013 STERBEORT Bochum Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Alfred Salomon NS Opfer amp oldid 244710457