Alexander Igorewitsch Grischtschuk (russisch Александр Игоревич Грищук, wiss. Transliteration Aleksandr Igorevič Griščuk; man trifft oft die englische Form Grischuk; * 31. Oktober 1983 in Moskau) ist ein russischer Schachgroßmeister.
Grischtschuk in Berlin 2015 | |
Name | Alexander Igorewitsch Grischtschuk |
Verband | Russland |
Geboren | 31. Oktober 1983 Moskau, UdSSR |
Titel | Internationaler Meister (1998) Großmeister (2000) |
Aktuelle Elo‑Zahl | 2732 (November 2023) |
Beste Elo‑Zahl | 2810 (Dez. 2014 – Feb. 2015) |
Karteikarte bei der FIDE (englisch) |
Werdegang Bearbeiten
Grischtschuk stammt aus einer Intellektuellenfamilie, seine Eltern sind Physiker. Sein Schachtalent wurde in den 90er Jahren stark gefördert. 1992 nahm er an der Jugendweltmeisterschaft U10 in Duisburg teil, wo er Vizeweltmeister hinter Luke McShane wurde. Als Kind spielte er weiterhin bei wichtigen nationalen und internationalen Jugendturnieren (wie 1995 in Verdun bei der Jugend-Europameisterschaft U12, bei der er den sechsten Platz belegte), daneben aber auch verstärkt an Turnieren der Erwachsenen. Bereits 1998 nahm er an der Meisterschaft Russlands unter den Erwachsenen teil. Seine erzielten 5 Punkte aus 11 Partien waren bereits ein achtbares Ergebnis.
1999 erzielte er die ersten hervorragenden Resultate: Er gewann das Tschigorin-Memorial in Sankt Petersburg und wurde für die russische Nationalmannschaft nominiert, für die er an der Europamannschaftsmeisterschaft in Batumi teilnahm (+3 =6 −0). 2000 verlieh ihm, 16-jährig, die FIDE den Titel eines Großmeisters. Weitere Erfolge folgten im selben Jahr, so gewann er zusammen mit Ruslan Ponomarjow in Tórshavn und gelangte bei der FIDE-WM in Neu-Delhi bis ins Halbfinale, wo er Alexei Schirow unterlag. Auf der Schacholympiade in Istanbul spielte er wieder solide und erfolgreich: (+5 =5 −0). Grischtschuk studierte an der Moskauer Sporthochschule.
Sein Erfolg bei der FIDE-WM ließ ihn in den Kreis der Elitespieler treten: er nahm 2001 in Linares teil, wo er auf dem geteilten zweiten Platz landete (Sieger wurde Garri Kasparow). 2002 wurde er in Wijk aan Zee Zweiter hinter Jewgeni Barejew und geteilter Erster beim Aeroflot Open in Moskau. Beim Schnellschach-Grand-Prix in Dubai 2002 wurde er Zweiter hinter Péter Lékó, dem er im Finale unterlag. 2004 gewann er das Eliteturnier in Poikowski zusammen mit Sergei Rublewski. Bei der FIDE-WM in Tripolis im selben Jahr gelangte er bis ins Viertelfinale, wo er gegen den späteren Weltmeister Rustam Kasimjanov in den Schnellpartien verlor. Im selben Jahr wurde er hinter Garri Kasparow russischer Vize-Meister in Moskau. Im September 2006 gewann Grischtschuk in Rischon leTzion die FIDE-WM im Blitzschach nach Stichkampf gegen Pjotr Swidler. Beim Kandidatenturnier vom 26. Mai bis 13. Juni 2007 in Elista qualifizierte sich Grischtschuk durch Wettkampfsiege gegen Wladimir Malachow (3,5:1,5) und Sergei Rublewski (5,5:3,5 nach Stichkampf) für das Turnier um die Weltmeisterschaft im September 2007, bei dem er über den achten und damit letzten Platz nicht hinauskam. Im August 2007 gewann er die stark besetzte Blitzschach-Meisterschaft von Moskau mit 17 Punkten aus 19 Partien. Im März 2009 siegte er beim Eliteturnier in Linares mit 8 Punkten aus 14 Partien nach Wertung vor dem punktgleichen Wassyl Iwantschuk. Im Dezember 2009 siegte er beim Finale der Russischen Meisterschaft in Moskau mit 6,5 Punkten aus 9 Partien.
2011 kam er sowohl beim Kandidatenturnier als auch beim Schach-Weltpokal bis ins Finale und wurde jeweils Zweiter. 2012 wurde er in Astana zum zweiten Mal nach 2006 Weltmeister im Blitzschach. Bei der zuvor erstmals ausgetragenen Weltmeisterschaft im Schnellschach kam er auf den 5. Platz.
Bei den Schnell- und Blitzschachweltmeisterschaften 2015 in Berlin wurde Grischtschuk zum dritten Mal Blitzschachweltmeister. Im klassischen Schach wurde er Zweiter beim FIDE Grand Prix 2017 und qualifizierte sich damit für das Kandidatenturnier der Weltmeisterschaft 2018 in Berlin, wo er den sechsten Platz belegte. Den folgenden FIDE-Grand-Prix 2019 gewann er und qualifizierte sich damit auch für das Kandidatenturnier der Weltmeisterschaft 2020 in Jekaterinburg, das er wiederum mit dem sechsten Platz abschloss.
Grischtschuk gehört zu den Kritikern der klassischen Bedenkzeitregelung im Schach. Nach eigener Aussage kann er sich für solche Turniere nur motivieren, wenn es um einen hohen Einsatz geht, ansonsten bevorzugt er Blitz- und Schnellschach.
Er ist verheiratet mit Jekaterina Lagno und hat vier Kinder.
Grischtschuk war als leidenschaftlicher und semiprofessioneller Pokerspieler bekannt, der sowohl an Liveturnieren teilnahm, als auch online spielte. 2017 verkündete er allerdings, dass er das Pokerspiel aufgegeben habe.
Nach der Verhaftung von Alexei Nawalny im Januar 2021 protestierte Gritschtschuk zusammen mit Daniil Dubow dagegen.
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Nationalmannschaft Bearbeiten
Grischtschuk gehört seit 1999 zur russischen Nationalmannschaft und nahm an acht Schacholympiaden, sechs Mannschaftsweltmeisterschaften und sechs Mannschaftseuropameisterschaften teil. Er wurde 2000 und 2002 Olympiasieger, 2005, 2010 und 2013 Mannschaftsweltmeister sowie 2003, 2007 und 2015 Mannschaftseuropameister.
Vereine Bearbeiten
In der russischen Mannschaftsmeisterschaft spielte Grischtschuk 2001 bei Norilski Nikel Norilsk, von 2003 bis 2009 für die Mannschaft Ural Jekaterinburg, mit der er 2006 und 2008 Mannschaftsmeister wurde, 2010 für Chanty-Mansijsk sowie 2013 und 2014 für Malachit Oblast Swerdlowsk, das 2014 Meister wurde. In der deutschen Schachbundesliga spielte Grischtschuk in der Saison 2002/03 beim Meister Lübecker Schachverein von 1873, in der Saison 2016/17 spielt er bei den SF Deizisau in der 2. Bundesliga. In Frankreich spielte er bis 2006 bei Paris NAO, mit dem er 2003, 2004, 2005 und 2006 Meister wurde, und in Spanien 2007 für CA Intel-Tiendas UPI Mancha Real. Den European Club Cup gewann er 2001 mit Norilski Nikel Norilsk, 2003 und 2004 mit Paris NAO, 2008 mit Ural Jekaterinburg und 2012 mit SOCAR Baku. Mit Shanghai Mobile China gewann Grischtschuk 2017 und 2019 die chinesische Mannschaftsmeisterschaft.
Partiebeispiel Bearbeiten
a | b | c | d | e | f | g | h | ||
8 | 8 | ||||||||
7 | 7 | ||||||||
6 | 6 | ||||||||
5 | 5 | ||||||||
4 | 4 | ||||||||
3 | 3 | ||||||||
2 | 2 | ||||||||
1 | 1 | ||||||||
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In der folgenden Partie gewann Grischtschuk mit den schwarzen Steinen gegen Magnus Carlsen beim Sinquefield Cup in St. Louis 2015.
Literatur Bearbeiten
- „I get bored very quickly“. In: New In Chess. Band 6, 2007, S. 20–23. (Interview mit Dirk Jan ten Geuzendam)
Weblinks Bearbeiten
- Alexander Igorewitsch Grischtschuk beim Weltschachbund FIDE (englisch)
- Nachspielbare Schachpartien von Alexander Igorewitsch Grischtschuk auf chessgames.com (englisch)
- (Memento vom 27. September 2007 im Internet Archive) (englisch; PDF-Datei; 212 kB)
- Alexander Grischuk, ein sehr guter Pokerspieler mit Bild
Einzelnachweise Bearbeiten
- André Schulz: Ein neues Schachehepaar. In: ChessBase. 12. September 2019, abgerufen am 18. September 2019.
- Ulrich Stock: Kandidatenturnier: Wehe, sie müssen. Zeit.de, 14. März 2018, abgerufen am 11. Dezember 2019.
- Colin McGourty: Alexander Grischuk: Chess is “just a game” (Interview). chess24.com, 7. April 2017, abgerufen am 11. Dezember 2019.
- Florian Pütz: (S+) Russischer Schachgroßmeister Daniil Dubow: »Die einzige Möglichkeit, etwas in Russland zu ändern, ist eine Revolution«. In: Der Spiegel. 27. März 2022, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 27. März 2022]).
- Zahlen gemäß Elo-Listen der FIDE. Datenquellen: fide.com (Zeitraum seit 2001), olimpbase.org (Zeitraum 1971 bis 2001)
- ↑ Alexander Grischtschuks Ergebnisse bei Schacholympiaden auf olimpbase.org (englisch)
- ↑ Alexander Grischtschuks Ergebnisse bei Mannschaftsweltmeisterschaften auf olimpbase.org (englisch)
- ↑ Alexander Grischtschuks Ergebnisse bei Mannschaftseuropameisterschaften auf olimpbase.org (englisch)
- Alexander Grischtschuks Ergebnisse bei russischen Mannschaftsmeisterschaften auf olimpbase.org (englisch)
- Alexander Grischtschuks Ergebnisse bei spanischen Mannschaftsmeisterschaften auf olimpbase.org (englisch)
- Alexander Grischtschuks Ergebnisse bei European Club Cups auf olimpbase.org (englisch)
Personendaten | |
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NAME | Grischtschuk, Alexander Igorewitsch |
ALTERNATIVNAMEN | Grischuk, Alexander; Грищук, Александр Игоревич (russisch); Griščuk, Aleksandr Igorevič |
KURZBESCHREIBUNG | russischer Schachspieler |
GEBURTSDATUM | 31. Oktober 1983 |
GEBURTSORT | Moskau |