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Alexander Haindorf 2 Mai 1784 in Lenhausen heute Finnentrop 16 Oktober 1862 auf Gut Caldenhof bei Hamm war Mediziner judischer Reformer Psychologe Universitatsdozent Publizist Kunstsammler und Mitgrunder des Westfalischen Kunstvereins Alexander Haindorf und seine Enkelkinder Robert und Agnes Gemalde von Caspar Gorke 1854 heute im LWL Museum fur Kunst und Kultur in Munster Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Ausbildung 2 Medizinische und psychologische Lehrtatigkeit 3 Verfechter der Emanzipation der judischen Bevolkerung 4 Kunstkenner und Publizist 5 Andenken 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseHerkunft und Ausbildung BearbeitenHaindorf wurde als Hirsch Alexander hebr Zwi Nessannel als Sohn eines Kaufmanns geboren Erst im Jahr 1808 nahm er den Namen Haindorf an Durch die strengglaubigen Eltern wurde er zunachst fur die Laufbahn eines Rabbiners vorgesehen daher war seine Kindheit und fruhe Jugend von Talmudstudien bestimmt Schon fruh erfuhr er die Ablehnung der judischen Bevolkerung durch die katholische Mehrheitsgesellschaft Nach dem Tod seiner Eltern wuchs er zunachst bei den Grosseltern in Hamm auf Diese versuchten ihn zu einem kaufmannischen Beruf zu drangen und sein wissenschaftliches Interesse zu unterdrucken Einige Zeit spater kam er in das Haus des liberalen Obervorstehers der judischen Gemeinden in der Grafschaft Mark Anschel Hertz Dieser ermoglichte Haindorf als erstem Juden uberhaupt den Besuch des Gymnasiums Hammonense Anschliessend studierte Haindorf Medizin Psychologie und Philosophie in Wurzburg Jena und Heidelberg Daneben horte er zahlreiche Vorlesungen aus anderen Fachgebieten insbesondere aus dem Umfeld der Geschichtswissenschaften Im Jahr 1810 schloss er sein Studium mit einer preisgekronten Promotionsarbeit ab Im folgenden Jahr habilitierte er sich mit einer Schrift uber die Pathologie und Therapie der Gemuts und Geisteskrankheiten Medizinische und psychologische Lehrtatigkeit BearbeitenAnschliessend begann er als erster judischer Privatdozent mit Vorlesungen in Heidelberg Als Haindorf eine Anstellung als Universitatsprofessor nicht nur aus sachlichen sondern religiosen Grunden verweigert wurde verliess er 1812 die Universitat und ging bis 1814 auf eine Studienreise nach Frankreich Dort besuchte er vor allem Irren und Armenanstalten Uber die Ergebnisse verfasste Haindorf ein Buch Nach seiner Ruckkehr nach Deutschland hielt er zunachst psychologische Vorlesungen in Gottingen und trat 1815 in den preussischen Militardienst als Lazarettarzt in Wesel ein Nach seiner Versetzung nach Munster begann er auch dort zunachst an der Universitat Munster und nach deren Schliessung an der Chirurgischen Lehranstalt zu unterrichten Eine Anstellung als Professor wurde ihm auf Grund seines Judentums verweigert Daher eroffnete er eine gerade auch beim westfalischen Adel beliebte Praxis als Nervenarzt 1 Verfechter der Emanzipation der judischen Bevolkerung Bearbeiten nbsp Ehemaliges Gebaude der Marks Haindorf Stiftung in MunsterHaindorf war Verfechter der Judenemanzipation er selbst sprach von Amalgamisierung der judischen und christlichen Kultur Im Jahr 1822 wurde Haindorf Mitglied des reformorientierten Verein fur Cultur und Wissenschaft der Juden in Berlin Einige Jahre spater grundete er zusammen mit seinem Schwiegervater dem Kaufmann Elias Marks in Hamm den Verein zur Beforderung von Handwerken unter den Juden und zur Errichtung einer Schulanstalt worin arme und verwaisete Kinder unterrichtet und kunftige judische Schullehrer gebildet werden sollen Ziel war die Einbindung der Juden in die burgerliche Gesellschaft um so schliesslich Toleranz fur die Juden selbst zu erreichen Die zur Lehrerausbildung angeschlossene Musterschule folgte padagogisch einem ganzheitlichen Ansatz Dazu gehorten die Einbeziehung der musisch sportlichen Erziehung und auch Koedukation Die Schulanstalt versuchte Humanitat praktische Toleranz und preussischen Patriotismus zu vermitteln Der gute Ruf fuhrte dazu dass bis 1839 gerade auch hohe nach Munster versetzte protestantische Beamte ihre Kinder in die Schule schickten Der Verein wurde von Oberprasident Ludwig von Vincke unterstutzt und seine Zustandigkeit wurde zunachst auf die Regierungsbezirke Munster und Arnsberg und nach dem Zusammenschluss mit einem ahnlichen Verein in Minden auf die gesamte Provinz Westfalen und spater auch auf die Rheinprovinz ausgedehnt Haindorf blieb bis zu seinem Tod Vorsitzender des Vereins Anschliessend wurde dieser in die Marks Haindorf Stiftung umgewandelt Kunstkenner und Publizist Bearbeiten nbsp Grab von Alexander Haindorf auf dem judischen Friedhof MunsterUber diese Tatigkeit hinaus war Haindorf Mitglied zahlreicher nichtjudischer Vereine in Munster und Westfalen 1829 war er im Vorstand des Kunstvereins fur die Rheinlande und Westfalen tatig Im Jahr 1831 war er Mitbegrunder des Westfalischen Kunstvereins Als Kunstkenner sammelte Haindorf im Laufe seines Lebens etwa 400 Gemalde Plastiken und Kleinkunstwerke vor allem altdeutscher und altniederlandischer Meister Das letzte von ihm erworbene Werk war die Mitteltafel des Frondenberger Altars Die Sammlung wurde zu einem wichtigen Grundstock des Landesmuseums Munster 2 Der Frondenberger Altar ist seit 1950 im Besitz des Museums fur Kunst und Kulturgeschichte in Dortmund Ausserdem war Haindorf ein produktiver Publizist Anfanglich schrieb er vor allem uber medizinische Themen spater wandte er sich popularwissenschaftlichen historischen Darstellungen zu So verfasste er als historisches Lesebuch fur Frauen und Madchen aus den gebildeten Standen eine Geschichte der Deutschen Hamm 1821 eine Geschichte Spaniens und Portugals 1830 sowie eine Geschichte Italiens 1835 Die letzten Jahre verbrachte er bei seiner Tochter in Hamm Andenken BearbeitenBegraben wurde Hainsdorf auf dem judischen Friedhof in Munster Sein Leben und Wirken wird im Judischen Museum Westfalen dargestellt Im Oktober 2010 ubergaben Haindorfs Nachfahren dessen aus 2861 Buchern bestehende Bibliothek an die Universitats und Landesbibliothek Munster ULB 3 Literatur BearbeitenGudrun Calov Museen und Sammler des 19 Jahrhunderts in Deutschland In Museumskunde 38 1969 ISSN 0027 4178 S 1 196 bes S 103 Wilhelm Schulte Westfalische Kopfe 300 Lebensbilder bedeutender Westfalen 2 verbesserte Auflage Aschendorff Munster 1977 ISBN 3 402 05700 X S 100f Josef Bernhard Nordhoff Haindorf Alexander In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 10 Duncker amp Humblot Leipzig 1879 S 392 f Diethard Aschoff Alexander Haindorf In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 20 Bautz Nordhausen 2002 ISBN 3 88309 091 3 Sp 693 706 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Susanne Freund Alexander Haindorf Reformer Padagoge Mediziner Kunstsammler Judische Miniaturen Bd 263 Hentrich amp Hentrich Leipzig 2021 ISBN 978 3 95565 419 1 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Alexander Haindorf im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Alexander Haindorf im Lexikon Westfalischer Autorinnen und Autoren Biographie in Aufbruch in die Moderne Das Beispiel Westfalen Audiobeitrag zu den Zielen Haindorfs Zur Geschichte der Marks Haindorf Stiftung Die Marks Haindorf Stiftung Judische Gemeinde Munster Einzelnachweise Bearbeiten Bernhard Brilling Alexander Haindorf seine Bemuhungen um Anstellung als Universitatsprofessor 1812 1815 und seine Tatigkeit als Dozent in Munster 1816 1818 und 1825 1847 In Westfalische Zeitschrift Bd 132 133 1981 82 S 69 120vc Diethard Aschoff Alexander Haindorf In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 20 Bautz Nordhausen 2002 ISBN 3 88309 091 3 Sp 693 706 juedischeliteraturwestfalen de Alexander Haindorf Diethard Aschoff in Friedrich W Bautz Biographisch bibliographisches Kirchenlexikon Hamm 1975ff Band XX 2002 abgerufen am 8 April 2014 Westfalischer Anzeiger vom 20 Oktober 2012 Ein Universalgelehrter aus Hamm Hammer LokalteilNormdaten Person GND 118544969 lobid OGND AKS LCCN n82071557 VIAF 59875841 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Haindorf AlexanderALTERNATIVNAMEN Haindorf Hirsch Alexander Geburtsname KURZBESCHREIBUNG Mediziner Publizist und judischer ReformerGEBURTSDATUM 2 Mai 1784GEBURTSORT Lenhausen heute FinnentropSTERBEDATUM 16 Oktober 1862STERBEORT bei Hamm Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Alexander Haindorf amp oldid 238495497