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Ahimsa Sanskrit f अह स ahiṃsa wortlich das Nicht Verletzen bedeutet Gewaltlosigkeit eines der wichtigsten Prinzipien im Hinduismus Jainismus und Buddhismus Es handelt sich um eine Verhaltensregel die das Toten oder Verletzen von Lebewesen untersagt bzw auf ein unumgangliches Minimum beschrankt Damit ist die Vorstellung verbunden dass jede Gewaltausubung schlechtes Karma erzeugt und sich dadurch auf die Zukunft des Taters negativ auswirkt Sehr unterschiedlich sind die Ansichten daruber wie konsequent Ahimsa im taglichen Umgang mit den verschiedenen Lebensformen umgesetzt werden kann und soll und inwieweit personliche oder kollektive Selbstverteidigung zulassig ist Daruber bestehen seit Jahrtausenden Meinungsverschiedenheiten zwischen den Religionen und innerhalb von ihnen zwischen verschiedenen Traditionen und Autoritaten die sich auf uralte Uberlieferung berufen Daher ist Ahimsa nur vor dem Hintergrund der religionsgeschichtlichen Entwicklung in Indien zu verstehen Inhaltsverzeichnis 1 Fruhgeschichte 2 Vedische Zeit 3 Hinduismus 3 1 Ahimsa und Tiere 3 2 Pflanzen 3 3 Selbstverteidigung Strafrecht und Krieg 3 4 Neuzeit 3 5 Yoga 4 Jainismus 5 Buddhismus 6 Weblinks 7 AnmerkungenFruhgeschichte BearbeitenDer historische Ursprung von Ahimsa ist unbekannt Manche Forscher vermuten dass die Idee schon im dritten und fruhen zweiten Jahrtausend v Chr also bevor die indoeuropaischen Arier in Erscheinung traten unter den Volkern im Norden des indischen Subkontinents verbreitet war Nach dieser Auffassung wurde Ahimsa spater von den Ariern denen diese Haltung ursprunglich fremd war in einem langsamen Prozess ubernommen 1 Auffallig ist auch die Tatsache dass die zahlreichen archaologischen Funde aus den Stadten der vorarischen Indus Kultur kaum Anzeichen fur militarische Auseinandersetzungen erkennen lassen Allerdings zeigen Belege aus vielen Ausgrabungsstatten dass damals gejagt wurde und dass Schlachttiere gehalten wurden 2 Vedische Zeit BearbeitenAls historische vedische Religion bezeichnet man den Glauben der Indoarier die etwa seit der Mitte des 2 Jahrtausends v Chr im Norden des Subkontinents dominierten Dabei handelt es sich um einen Vorlaufer oder die alteste Form der religiosen Richtungen fur die heute der Sammelbegriff Hinduismus verwendet wird Aus dieser Periode deren Ende gewohnlich um ca 500 v Chr angesetzt wird stammt das vedische Schrifttum das fur den Hinduismus normsetzende Autoritat erlangte Die Erforschung dieser Quellen hat ergeben dass in der vedischen Zeit rituelle Tieropfer mit anschliessendem Verzehr des Fleisches ublich waren Es gibt keine Anhaltspunkte fur die Annahme dass die Indoarier im 3 und fruhen 2 Jahrtausend v Chr Gewaltlosigkeit gegenuber der Tierwelt praktizierten Insbesondere ass man gerne das spater im Hinduismus streng verponte Rindfleisch 3 Im Sanskrit der Sprache der Indoarier wurde der Begriff goghna Kuhtoter als Synonym fur Gast verwendet Dies bezog sich darauf dass das Erscheinen eines vornehmen Gastes den Gastgeber notigte zu Ehren des Gastes ein Rind zu schlachten 4 Die Verpflichtung zu solcher Bewirtung ist in einer Reihe von Quellen ausdrucklich bezeugt 5 An den Hofen der Herrscher gab es das Amt des govikarta Rind Zerschneider Fleischer 6 Der Begriff ahimsa erscheint in den Quellen erstmals in der Taittiriya Samhita des Schwarzen Yajurveda TS 5 2 8 7 wo er sich darauf bezieht dass der Opfernde selbst keine Verletzung erleidet Die altesten Belege fur das Wort bzw fur abgeleitete Begriffe zeigen eine neutrale Verwendung als Gegenteil von himsa Gewalt ohne moralischen Bezug auf ein Gewaltlosigkeitsprinzip 7 Die fruheste Stelle wo es in einem moralischen Sinne fur das Nicht Toten von Tieren beim Opfer pashu ahimsa verwendet wird findet sich in der Kapisthala Katha Samhita des Schwarzen Yajurveda KapS 31 11 die wohl um das 8 Jahrhundert v Chr verfasst wurde Als Verhaltensregel in dem Sinne der spater im Hinduismus gelaufig wurde ist Ahimsa erst in der Endphase der vedischen Epoche bezeugt Erstmals taucht der Begriff in solcher Verwendung in der Chandogya Upanishad auf die zu den altesten Upanishaden gehort und ins 8 oder 7 Jahrhundert datiert wird Dort wird Gewaltlosigkeit gegenuber allen Lebewesen sarva bhuta verlangt ausser an den heiligen Statten tirtha d h den Orten der Opferung Demjenigen der sich an Ahimsa halt wird Befreiung vom Kreislauf der Reinkarnation in Aussicht gestellt 8 In dieser Upanishad wird Ahimsa auch als eine der funf wesentlichen Tugenden bezeichnet 9 Hinduismus BearbeitenIn den heiligen Schriften des Hinduismus Shruti und Smriti werden die Fragen die mit der Geltung und der Umsetzung des Ahimsa Prinzips zusammenhangen ausfuhrlich erortert Alle spateren Auseinandersetzungen mit dem Thema setzen die massgebliche Autoritat dieser Texte voraus Ahimsa und Tiere Bearbeiten Im Hinduismus geht man davon aus dass zwischen der Seele die einen menschlichen Korper bewohnt und der Seele eines Tieres dem Wesen nach kein Unterschied besteht Daher schutzt Ahimsa als bindende Verhaltensregel im Prinzip Tiere ebenso wie Menschen Daraus wird die Unzulassigkeit von Jagd Schlachtung und Fleischnahrung abgeleitet Andererseits lasst jedoch das massgebliche religiose Schrifttum keinen Zweifel daran dass in vedischer Zeit das Toten von Tieren und der Fleischverzehr ublich waren solche Gewalt war damals unter bestimmten formalen Voraussetzungen aus religioser Sicht erlaubt oder sogar geboten Insofern besteht ein Gegensatz zwischen der Autoritat der heiligen Schriften die eine schlechthin vorbildliche aber nicht gewaltfreie Vergangenheit darstellen und den Forderungen konsequenter Ahimsa in Verbindung mit der Karma Lehre Die intensive Auseinandersetzung mit der Gewalt und Karmaproblematik spiegelt sich in den Quellen Religionsgeschichtlich lassen sich drei Phasen mit langen Ubergangsperioden unterscheiden In der fruhen vedischen Zeit wurde Ahimsa noch nicht thematisiert In der letzten Phase des vedischen Zeitalters begann man die Totung von Tieren zu missbilligen und beschrankte sie auf die rituellen Tieropfer und die Jagd In einer dritten Phase setzte sich Ahimsa immer starker durch die Ausnahmen wurden zunehmend verpont doch ohne ausdrucklichen Bruch mit der weiterhin geheiligten vedischen Tradition Dennoch gab es noch im ersten Jahrtausend n Chr unbekummerte Fleischesser 10 In manchen Schriften wird Fleischnahrung nicht problematisiert sondern als normal vorausgesetzt In den Dharmasutras Handbuchern der religiosen Vorschriften die ungefahr im 5 oder 4 Jahrhundert v Chr aufgezeichnet wurden finden sich unter den Vorschriften uber erlaubte und verbotene Speisen Listen essbarer und nicht essbarer Tiere nebst Sonderregelungen fur Asketen und Einsiedler 11 Medizinische Abhandlungen des Ayurveda erortern und empfehlen Fleischgenuss unter rein gesundheitlichem Gesichtspunkt ohne Ahimsa uberhaupt zu erwahnen 12 Beispielsweise empfiehlt die Sushruta Samhita 3 oder 4 Jahrhundert n Chr Rindfleisch fur eine Reihe von Beschwerden und in der Schwangerschaft 13 und die Charaka Samhita behauptet in der Rekonvaleszenz seien Fleischspeisen jeder anderen Nahrung vorzuziehen 14 Andererseits verbietet eine Reihe von heiligen Schriften sehr hohen Ranges die Schlachtung ausser im Opferritual Dieser Standpunkt findet sich im Mahabharata 15 und im Bhagavatapurana 11 5 13 14 sowie auch in der Manusmriti 5 27 44 einer besonders einflussreichen Sammlung religioser Vorschriften Dharmashastra die allerdings widerspruchliche Angaben enthalt Diese Schriften vertreten den Ahimsa Standpunkt indem sie Schlachtung und Fleischessen im Prinzip streng verurteilen Sie lassen aber als Ausnahme den Verzehr von Opferfleisch zu da sonst ein Widerspruch zum absolut verbindlichen hochstrangigen vedischen Schrifttum Shruti entstunde Im Mahabharata ist die Jagd den Kriegern Kshatriyas gestattet 16 nicht aber den Waldeinsiedlern die zu strikter Ahimsa verpflichtet sind fur sie ist schon der blosse Wunsch ein Tier zu erlegen ein Vergehen 17 Die Quellen lassen somit Kompromisse zwischen Ahimsa Befurwortern und Fleischessern erkennen Jagd und Schlachtung waren nicht verboten wurden aber beschrankt und reglementiert Befurworter einer radikalen ausnahmslosen Ahimsa gaben sich damit nicht zufrieden sondern wollten alle Schlupflocher schliessen 18 Das Mahabharata 19 und die Manusmriti 5 27 55 enthalten lange Erorterungen uber die traditionellen Tieropfer und die Frage ihrer Vereinbarkeit mit Ahimsa Im Mahabharata begrunden beide Seiten ihre Standpunkte ausfuhrlich Ausserdem verteidigt ein Jager und Wildbrethandler seinen Beruf mit vielen Argumenten eine Erwiderung der Gegenseite fehlt 20 Ein Grossteil der Argumente der Ahimsa Anhanger bezieht sich auf schreckliche karmische Konsequenzen des Totens fur den Tater vor oder nach seinem eigenen Tod 21 Dazu gehort die Behauptung wer vorsatzlich ein Tier tote werde in einem kunftigen Dasein von einem Tier gefressen werden 22 Ausserdem wird als Lohn fur Ahimsa die Erlangung ubernaturlicher Fahigkeiten spirituelle Gluckseligkeit Erlosung vom Kreislauf der Wiedergeburt und Sicherheit vor der Holle in Aussicht gestellt 23 Es wird sogar behauptet wer Ahimsa praktiziere sei dadurch vor jeder Art von Gefahr sicher 24 Die Manusmriti 10 63 das Arthashastra 1 3 13 und das Vasishtha Dharmasutra 4 4 legen fest dass Ahimsa fur Angehorige aller Kasten verbindlich ist Anhanger der Jagd und der rituellen Schlachtungen konnten dem nicht direkt widersprechen Sie sahen sich gezwungen ihre Tatigkeiten als mit Ahimsa vereinbar darzustellen Sie versicherten dass die von den heiligen Schriften erlaubte Gewalt in Wirklichkeit keine Gewalt sei die Schlachtung von Opfertieren sei in Wirklichkeit kein Toten sondern diene dem Wohlergehen der ganzen Welt 25 Die Opferung sei sogar eine Wohltat fur das Opfertier das dadurch eine hohe Wiedergeburt erlangen werde 26 es sei die naturliche Bestimmung mancher Tierarten vom Menschen geopfert und verspeist zu werden 27 unter den Tieren sei es auch ublich dass die einen die anderen fressen 28 auch der Ackerbau fuhre notwendigerweise zum Tod vieler Tiere die dem Pflug zum Opfer fielen 29 Pflanzen seien ebenso wie Tiere Lebewesen und mussten doch getotet werden 30 jeder Mensch vernichte unwissentlich bestandig Lebewesen was nicht zu vermeiden sei 31 ausserdem sei die Jagd ein fairer Kampf in dem das Tier die Chance habe seinerseits den Jager zu toten 32 Pflanzen Bearbeiten Im Prinzip gilt Ahimsa fur alle Lebewesen sarva bhuta da nach hinduistischer Auffassung auch zwischen Tieren und Pflanzen kein prinzipieller Wesensunterschied besteht Dennoch wird im hinduistischen Schrifttum der Schonung von Pflanzen wenig Beachtung geschenkt Immerhin untersagt die Manusmriti 11 145 die willkurliche unnotige Zerstorung von Wild und Nutzpflanzen Asketische Einsiedler Sannyasins ernahren sich ihren Regeln zufolge nur frutarisch d h von pflanzlichen Produkten wie Fruchten deren Gewinnung ohne Zerstorung der Pflanze moglich ist 33 Selbstverteidigung Strafrecht und Krieg Bearbeiten Die heiligen Schriften und religiosen Gesetze des Hinduismus befurworten Gewaltanwendung zur Selbstverteidigung gegen einen bewaffneten Angreifer 34 Sie stellen klar dass Ahimsa nicht auf Kriminelle anzuwenden ist 35 Gegen die Todesstrafe bestehen keine grundsatzlichen Bedenken vielmehr wird festgestellt ein Ubeltater solle getotet werden wenn er den Tod verdient habe Der Konig ist verpflichtet Verbrecher zu bestrafen und notigenfalls zu toten dabei soll er auch seine eigenen Geschwister und Kinder nicht verschonen 36 Ahimsa in dem Sinne wie sie in den massgeblichen Schriften des Hinduismus aufgefasst ist fordert keinen Pazifismus Der Krieg wird als normaler Bestandteil des menschlichen Daseins und als Berufspflicht der Krieger betrachtet 37 Im zweiten Kapitel der Bhagavad Gita weist Krishna die pazifistischen Ideen von Arjuna zuruck und tragt verschiedene Argumente fur seinen Standpunkt vor dass es Arjunas Pflicht sei in der bevorstehenden Schlacht zu kampfen und zu toten Nach den heiligen Schriften ist der Kampf Mann gegen Mann sehr verdienstlich und Kampfer die in der Schlacht fallen kommen in den Himmel 38 Neuzeit Bearbeiten Im neuzeitlichen Hinduismus kommen die in den vedischen Schriften gutgeheissenen rituellen Schlachtungen kaum noch vor Im 19 und 20 Jahrhundert haben prominente Personlichkeiten der indischen Spiritualitat wie Swami Vivekananda 39 Ramana Maharshi 40 Swami Sivananda 41 und A C Bhaktivedanta Swami 42 die Bedeutung von Ahimsa betont Mahatma Gandhi 1869 1948 erreichte eine Erneuerung und Wiederbelebung des Ahimsa Ideals Er wandte sein Konzept von Gewaltlosigkeit auf alle Lebensbereiche und besonders auf die Politik an und popularisierte es durch sein Vorbild und seine Schriften 43 Seine gewaltfreie Widerstandsbewegung gegen die britische Kolonialherrschaft nannte er Satyagraha Festhalten an der Wahrheit Mit ihr machte er tiefen Eindruck auf die offentliche Meinung in Indien und in westlichen Landern So wurde er der international bekannteste Vertreter von Ahimsa und ein Vorbild fur verschiedene Burgerrechtsbewegungen Nach Gandhis Auffassung schliesst das Konzept Ahimsa nicht nur physische Gewalt aus sondern auch geistige Dazu zahlte er uble Gedanken und Hass ebenso wie verletzende Worte Unredlichkeit und Luge 44 Er war uberzeugt dass Verzicht auf Gewalt nicht schwacht sondern im Menschen eine Kraft entwickelt durch die der Gegner uberwunden werden kann Sri Aurobindo kritisierte Gandhis Ahimsa Konzept als einseitig begrenzt und nicht allgemein anwendbar Er vertrat einen pragmatischen nichtpazifistischen Standpunkt wonach es von den besonderen Umstanden der jeweiligen Situation abhangt ob Gewaltanwendung gerechtfertigt ist oder nicht 45 Albert Schweitzer hat die Ahimsa Idee unter philosophischem und kulturhistorischem Gesichtspunkt grundlich studiert Indem er sich mit der indischen Auffassung von Gewaltlosigkeit auseinandersetzte entwickelte er sein Alternativkonzept der Ehrfurcht vor dem Leben Er kritisierte die religiosen und philosophischen Hauptstromungen Indiens an denen er bemangelte sie hatten Ahimsa nur oder hauptsachlich als negatives Prinzip der blossen Unterlassung von Ubeltaten gelehrt statt positives Handeln Hilfeleistung in den Vordergrund zu stellen 46 Yoga Bearbeiten Ahimsa ist fur Praktizierende des klassischen Yoga Raja Yoga nach Patanjali eine verbindliche Verhaltensnorm Sie steht an erster Stelle unter den funf Yamas Enthaltungen welche die erste Stufe des achtgliedrigen Yoga Weges ausmachen 47 In den Schulen des Bhakti Yoga sind die Schuler die Verehrer von Vishnu oder Krishna sind zu gewissenhafter Einhaltung der Ahimsa verpflichtet 48 Auch im Hatha Yoga ist nach dem klassischen Handbuch Hathayogapradipika 1 1 17 Ahimsa eine bindende Vorschrift Ahimsa schliesst seelisches Nicht Verletzen ein Jainismus BearbeitenIm Jainismus ist die Umsetzung von Ahimsa besonders konsequent und umfassend 49 Jains betrachten die Gewaltlosigkeit als die wichtigste Tugend ahiṃsa paramo dharmaḥ Das gilt nicht nur fur Monche und Nonnen sondern fur jeden 50 Wie im Hinduismus geht es um das Ziel die Ansammlung von schadlichem Karma zu verhindern 51 Als Mahavira im 6 oder 5 Jahrhundert v Chr die Jain Bewegung reformierte und neu organisierte 52 war Ahimsa bereits eine etablierte gewissenhaft befolgte Regel 53 Parshva der erste Anfuhrer der Jains Tirthankara den moderne westliche Historiker als geschichtliche Gestalt betrachten 54 lebte etwa im 8 Jahrhundert v Chr 55 Er begrundete die Gemeinschaft der Mahaviras Eltern angehorten 56 Ahimsa war bereits ein Bestandteil der Gelubde der Vierfachen Beschrankung Caujjama die Parshvas Anhanger ablegten 57 In Mahaviras Epoche und in den folgenden Jahrhunderten betonten die Jains ihren Gegensatz sowohl zu den Buddhisten als auch zu den Hindus denen sie Nachlassigkeit und Inkonsequenz bei der Umsetzung von Ahimsa vorwarfen 58 Allerdings spricht einiges fur die Annahme dass die Jain Asketen ebenso wie ihre Zeitgenossen die fruhen Buddhisten Fleischspeisen als Almosen akzeptierten sofern das Tier nicht eigens ihretwegen geschlachtet worden war 59 Einer uberlieferten Erzahlung zufolge verfuhr sogar Mahavira selbst so zumindest bei schwerer Erkrankung 60 Das wird von heutigen Jains allerdings vehement bestritten 61 Jedenfalls lasst die heute allgemein befolgte Regelung fur alle Jains nur Lacto Vegetarismus oder Veganismus zu 62 Das Ahimsa Verstandnis der Jains unterscheidet sich von demjenigen der vedischen Religion und des Hinduismus in folgenden Punkten Es erlaubt keinerlei Sonderregelungen fur Tieropfer und fur die Jagd Totung zum Zweck des Verzehrs ist absolut verboten 63 Jains geben sich auch Muhe im Alltag das Beschadigen von Pflanzen zu vermeiden Sie raumen zwar ein dass Pflanzen zu Nahrungszwecken zerstort werden mussen doch halten sie solche Gewalt nur insoweit fur gerechtfertigt als sie zum Uberleben der Menschen unumganglich ist Es gibt bei ihnen besondere Anweisungen zum Schutz von Pflanzen 64 Jains nehmen erhebliche Unannehmlichkeiten in Kauf um keine Insekten und andere Klein und Kleinstlebewesen zu verletzen oder zu toten 65 Aus ihrer Sicht wiegt ein durch Unachtsamkeit verschuldeter Schaden nicht geringer als ein vorsatzlich zugefugter 66 Honig ist streng verboten da seine Gewinnung als Gewaltanwendung gegen die Bienen gilt 67 Manche Jains halten sich von landwirtschaftlichen Berufen fern weil beim Pflugen viele Kleinlebewesen verletzt oder getotet werden 68 Allerdings ist der Ackerbau nicht generell untersagt und es gibt Jains die Bauern sind 69 Diese Grundsatze sind auch im Hinduismus und im Buddhismus bekannt Dort werden sie aber nur von manchen Asketen bzw Monchen beachtet im Jainismus hingegen gelten sie fur jeden Ungeachtet ihres strengen Verstandnisses von Ahimsa sind die Jains ebenso wie die Hindus der Auffassung dass Gewalt bei der Selbstverteidigung zulassig ist 70 und dass ein Soldat der im Kampf Feinde totet eine legitime Pflicht erfullt 71 Jain Gemeinschaften hielten Militar zu ihrem Schutz fur notwendig Es gab unter den Jains Herrscher militarische Befehlshaber und Soldaten 72 Obwohl im Jainismus theoretisch allen Lebensformen gleichermassen voller Schutz vor jeder Art von Verletzung zusteht geben Jains zu dass es unmoglich ist dieses Ideal im Alltag uneingeschrankt zu verwirklichen Daher anerkennen sie das Bestehen einer Rangordnung der Lebewesen Bewegliche Wesen geniessen starkeren Schutz als unbewegliche Unter den beweglichen unterscheiden sie solche mit nur einem Sinn dem Tastsinn und solche mit zwei drei vier oder funf Sinnen Je mehr Sinne ein Wesen besitzt desto besserer Schutz gebuhrt ihm Unter den Wesen mit funf Sinnen haben die mit Vernunft ausgestatteten die Menschen Vorrang 73 In der Alltagspraxis sind Jain Laien welche die Kleinen Gelubde anuvrata abgelegt haben hinsichtlich der Ahimsa geringeren Anforderungen unterworfen als Monche und Nonnen die durch ihre Grossen Gelubde mahavrata gebunden sind 74 Buddhismus BearbeitenIm Gegensatz zu den hinduistischen und den Jain Quellen wird im fruhen buddhistischen Schrifttum ahimsa nicht als technischer Begriff verwendet 75 Das herkommliche buddhistische Verstandnis von Gewaltlosigkeit ist weniger strikt als dasjenige der Jains Seine Hauptmerkmale sind Ebenso wie die Jains haben die Buddhisten die rituellen Tieropfer immer verurteilt 76 In den meisten buddhistischen Traditionen ist der Vegetarismus nicht vorgeschrieben Monche und Nonnen durfen ebenso wie Laien Fleisch und Fisch essen wenn sie davon ausgehen konnen dass das Tier nicht eigens ihretwegen getotet wurde 77 Seit den Anfangen der buddhistischen Gemeinde unterwerfen sich Monche und Nonnen den Zehn Tugendregeln Dasa sila 78 Laien aller Schulrichtungen werden seit jeher dazu ermutigt sind jedoch nicht verpflichtet sich zur Einhaltung der Funf Tugendregeln Silas des Panca sila zu bekennen 79 In beiden Regelgruppen besteht die erste Regel in der Selbstverpflichtung kein Lebewesen zu toten 80 Im Unterschied zur vedischen Religion und zum Hinduismus hat der fruhe Buddhismus gewaltsame Methoden der Bestrafung von Ubeltatern und die Kriegfuhrung zur Selbstverteidigung weder ausdrucklich gutgeheissen noch verurteilt 81 Buddhistische Erzahlungen der Fruhzeit weisen jedoch auf beispielhafte Erfolge friedlicher Konfliktlosung und auf die Moglichkeit der Bekehrung von Raubern hin 82 Weblinks BearbeitenArtikel uber Ahimsa Memento vom 15 Januar 2013 im Internet Archive Anmerkungen Bearbeiten Ludwig Alsdorf Beitrage zur Geschichte von Vegetarismus und Rinderverehrung in Indien Wiesbaden 1962 S 609f Unto Tahtinen Ahimsa Non Violence in Indian Tradition London 1976 S 131 133 Om Prakash Economy and Food in Ancient India Part 2 Food Delhi 1987 S 42 44f 47 53 Hanns Peter Schmidt The Origin of Ahimsa In Melanges d Indianisme a la memoire de Louis Renou Paris 1968 S 625 655 hier 627 Ludwig Alsdorf Beitrage zur Geschichte von Vegetarismus und Rinderverehrung in Indien Wiesbaden 1962 S 572 597 Koshelya Walli The Conception of Ahimsa in Indian Thought Varanasi 1974 S 113 145 Panini 3 4 73 Vgl Ludwig Alsdorf Beitrage zur Geschichte von Vegetarismus und Rinderverehrung in Indien Wiesbaden 1962 S 574 Colin Spencer The Heretic s Feast A History of Vegetarianism London 1993 S 75 Om Prakash Economy and Food in Ancient India Part 2 Food Delhi 1987 S 101 Shatapatha Brahmana 3 4 1 2 1 Aitareya Brahmana 3 4 6 Vasistha Dharmasutra 4 8 Shankhayana Grhyasutra 2 15 1 Wilhelm Rau Staat und Gesellschaft im alten Indien Wiesbaden 1957 Habilitationsschrift von 1952 S 110 112 Ludwig Alsdorf Beitrage zur Geschichte von Vegetarismus und Rinderverehrung in Indien Wiesbaden 1962 S 611 Unto Tahtinen Ahimsa Non Violence in Indian Tradition London 1976 S 1 f Chandogya Upanishad 8 15 1 englische Ubersetzung Hanns Peter Schmidt The Origin of Ahimsa In Melanges d Indianisme a la memoire de Louis Renou Paris 1968 S 625 655 hier 631 Chandogya Upanishad 3 17 4 Ludwig Alsdorf Beitrage zur Geschichte von Vegetarismus und Rinderverehrung in Indien Wiesbaden 1962 S 572 577 598f 601 603 617 619 Baudhayana Dharmasutra 2 4 7 2 6 2 2 11 15 2 12 8 3 1 13 3 3 6 Apastamba Dharmasutra 1 17 15 1 17 19 2 17 26 2 18 3 Vasistha Dharmasutra 14 12 Ludwig Alsdorf Beitrage zur Geschichte von Vegetarismus und Rinderverehrung in Indien Wiesbaden 1962 S 617 619 Sutrasthana 46 89 Sharirasthana 3 25 Sutrasthana 27 87 Mahabharata 3 199 11f 3 199 ist nach anderer Zahlung 3 207 13 115 13 116 26 13 148 17 Mahabharata 13 115 59f 13 116 15 18 Ludwig Alsdorf Beitrage zur Geschichte von Vegetarismus und Rinderverehrung in Indien Wiesbaden 1962 S 592 f Ludwig Alsdorf Beitrage zur Geschichte von Vegetarismus und Rinderverehrung in Indien Wiesbaden 1962 S 572 577 fur die Manusmriti und S 585 597 fur das Mahabharata Unto Tahtinen Ahimsa Non Violence in Indian Tradition London 1976 S 34 36 Mahabharata 12 260 12 260 ist nach anderer Zahlung 12 268 13 115f 14 28 Mahabharata 3 199 3 199 ist nach anderer Zahlung 3 207 Unto Tahtinen Ahimsa Non Violence in Indian Tradition London 1976 S 39 43 Hanns Peter Schmidt The Origin of Ahimsa In Melanges d Indianisme a la memoire de Louis Renou Paris 1968 S 625 655 hier 629 643 645 Ludwig Alsdorf Beitrage zur Geschichte von Vegetarismus und Rinderverehrung in Indien Wiesbaden 1962 S 589 Hanns Peter Schmidt The Origin of Ahimsa In Melanges d Indianisme a la memoire de Louis Renou Paris 1968 S 625 655 hier 634f 640 643 Unto Tahtinen Ahimsa Non Violence in Indian Tradition London 1976 S 41 f Ludwig Alsdorf Beitrage zur Geschichte von Vegetarismus und Rinderverehrung in Indien Wiesbaden 1962 S 590 Manu Smriti 5 39 und 5 44 Mahabharata 3 199 3 207 Manu Smriti 5 32 5 39f 5 42 5 44 Mahabharata 3 199 3 207 und 14 28 Manu Smriti 5 30 Mahabharata 3 199 5 3 207 5 Mahabharata 3 199 23f 3 207 23f Mahabharata 3 199 19 3 207 19 Mahabharata 3 199 23f 3 207 23f Mahabharata 3 199 28f 3 207 28f Mahabharata 13 116 15 18 Hanns Peter Schmidt The Origin of Ahimsa In Melanges d Indianisme a la memoire de Louis Renou Paris 1968 S 625 655 hier 637 639 Unto Tahtinen Ahimsa Non Violence in Indian Tradition London 1976 S 97 Unto Tahtinen Ahimsa Non Violence in Indian Tradition London 1976 S 96 98 101 Unto Tahtinen Ahimsa Non Violence in Indian Tradition London 1976 S 96 98 f Unto Tahtinen Ahimsa Non Violence in Indian Tradition London 1976 S 91 93 Unto Tahtinen Ahimsa Non Violence in Indian Tradition London 1976 S 93 Kerry S Walters Lisa Portmess Hrsg Religious Vegetarianism Albany 2001 S 50 52 Arthur Osborne Ramana Maharshi und der Weg der Selbsterkenntnis Munchen 1959 S 92 f Sivananda Sure Ways for Success in Life and God Realisation 10 Auflage Sivanandanagar 1970 S 154 158 Vgl Sivananda Ahimsa Nichtverletzen Kerry S Walters Lisa Portmess Hrsg Religious Vegetarianism Albany 2001 S 56 60 Unto Tahtinen Ahimsa Non Violence in Indian Tradition London 1976 S 116 124 Koshelya Walli The Conception of Ahimsa in Indian Thought Varanasi 1974 S XXII XLVII William Borman Gandhi and Non Violence Albany 1986 S 11 f Unto Tahtinen Ahimsa Non Violence in Indian Tradition London 1976 S 115 f Albert Schweitzer Die Weltanschauung der indischen Denker In Albert Schweitzer Gesammelte Werke Bd 2 Munchen 1974 S 499 503 518 527 601 603 632 634 Patanjali Yoga Sutras Sadhana Pada 30 Unto Tahtinen Ahimsa Non Violence in Indian Tradition London 1976 S 87 James Laidlaw Riches and Renunciation Religion economy and society among the Jains Oxford 1995 S 154 160 Kul Bhusan Jindal An epitome of Jainism New Delhi 1988 S 74 90 Unto Tahtinen Ahimsa Non Violence in Indian Tradition London 1976 S 110 Paul Dundas The Jains 2 Auflage London 2002 S 160 Kristi L Wiley Ahimsa and Compassion in Jainism In Peter Flugel Hrsg Studies in Jaina History and Culture London 2006 S 438 James Laidlaw Riches and Renunciation Religion economy and society among the Jains Oxford 1995 S 153 f James Laidlaw Riches and Renunciation Religion economy and society among the Jains Oxford 1995 S 26 30 191 195 Paul Dundas The Jains 2 Auflage London 2002 S 24 schlagt das 5 Jahrhundert vor das traditionell angenommene Todesjahr ist 527 Srirama R Goyal A History of Indian Buddhism Meerut 1987 S 83 85 Paul Dundas The Jains 2 Auflage London 2002 S 19 30 Unto Tahtinen Ahimsa Non Violence in Indian Tradition London 1976 S 132 Paul Dundas The Jains 2 Auflage London 2002 S 30 schlagt das 8 oder 7 Jahrhundert vor die traditionelle Chronologie setzt Parshva in die Zeit um 800 v Chr Acaranga Sutra 2 15 Sthananga Sutra 266 Unto Tahtinen Ahimsa Non Violence in Indian Tradition London 1976 S 132 Srirama R Goyal A History of Indian Buddhism Meerut 1987 S 83f 103 Paul Dundas The Jains 2 Auflage London 2002 S 160 234 241 Kristi L Wiley Ahimsa and Compassion in Jainism In Peter Flugel Hrsg Studies in Jaina History and Culture London 2006 S 448 Phyllis Granoff The Violence of Non Violence A Study of Some Jain Responses to Non Jain Religious Practices In Journal of the International Association of Buddhist Studies 15 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and society among the Jains Oxford 1995 S 54 154f 180 Sutrakrtangasutram 1 8 3 Uttaradhyayanasutra 10 Tattvarthasutra 7 8 Paul Dundas The Jains 2 Auflage London 2002 S 161 f Hemacandra Yogashastra 3 37 James Laidlaw Riches and Renunciation Religion economy and society among the Jains Oxford 1995 S 166 f James Laidlaw Riches and Renunciation Religion economy and society among the Jains Oxford 1995 S 180 Vilas Adinath Sangave Jaina Community A Social Survey 2 Auflage Bombay 1980 S 259 Paul Dundas The Jains 2 Auflage London 2002 S 191 Nisithabhasya im Nisithasutra 289 Jinadatta Suri Upadesharasayana 26 Paul Dundas The Jains 2 Auflage London 2002 S 162f Unto Tahtinen Ahimsa Non Violence in Indian Tradition London 1976 S 31 Kul Bhusan Jindal An epitome of Jainism New Delhi 1988 S 89f James Laidlaw Riches and Renunciation Religion economy and society among the Jains Oxford 1995 S 154f Padmanabh S Jaini Ahimsa and Just War in Jainism In Tara Sethia Hrsg Ahimsa Anekanta and Jainism New Delhi 2004 S 52 60 Unto Tahtinen Ahimsa Non Violence in Indian Tradition London 1976 S 31 Harisena Brhatkathakosa 124 10 Jahrhundert Kul Bhusan Jindal An epitome of Jainism New Delhi 1988 S 90f Vilas Adinath Sangave Jaina Community A Social Survey 2 Auflage Bombay 1980 S 259 Kul Bhusan Jindal An epitome of Jainism New Delhi 1988 S 89 125 133 detaillierte Darstellung des Einteilungssystems Unto Tahtinen Ahimsa Non Violence in Indian Tradition London 1976 S 17 113 Paul Dundas The Jains 2 Auflage London 2002 S 158f 189 192 James Laidlaw Riches and Renunciation Religion economy and society among the Jains Oxford 1995 S 173 175 179 Kerry S Walters Lisa Portmess Hrsg Religious Vegetarianism Albany 2001 S 43 46 englische Ubersetzung des ersten der Grossen Gelubde Unto Tahtinen Ahimsa Non Violence in Indian Tradition London 1976 S 10 Karam Tej Singh Sarao The Origin and Nature of Ancient Indian Buddhism Delhi 1989 S 49 Srirama R Goyal A History of Indian Buddhism Meerut 1987 S 143 Unto Tahtinen Ahimsa Non Violence in Indian Tradition London 1976 S 37 Karam Tej Singh Sarao The Origin and Nature of Ancient Indian Buddhism Delhi 1989 S 51f Ludwig Alsdorf Beitrage zur Geschichte von Vegetarismus und Rinderverehrung in Indien Wiesbaden 1962 S 561 564 Etienne Lamotte History of Indian Buddhism from the Origins to the Saka Era Louvain la Neuve 1988 S 54 f Etienne Lamotte History of Indian Buddhism from the Origins to the Saka Era Louvain la Neuve 1988 S 69 f Etienne Lamotte History of Indian Buddhism from the Origins to the Saka Era Louvain la Neuve 1988 S 70 Karam Tej Singh Sarao The Origin and Nature of Ancient Indian Buddhism Delhi 1989 S 53 Unto Tahtinen Ahimsa Non Violence in Indian Tradition London 1976 S 95 102 Unto Tahtinen Ahimsa Non Violence in Indian Tradition London 1976 S 47 95 102 f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ahimsa amp oldid 221131217