www.wikidata.de-de.nina.az
In den Synoden von Aachen zwischen 816 und 819 wurden wegweisende Regelungen fur das monastische Leben im frankischen Reich getroffen Zum einen wurde die Regula Benedicti zur allgemeingultigen Norm fur Monchs und Nonnengemeinschaften erklart und zum anderen wurden das monastische Leben von dem der Kanoniker geschieden Fur letztere und fur Kanonissen wurden eigene Regeln Institutiones Aquisgranenses erlassen Die Synoden 817 818 und 819 vollendeten die Reformen Dort wurden unter anderem das Verhaltnis der kirchlichen Einrichtungen zum Konig geklart Handschrift der auf dem Konzil von Aachen beschlossenen Kanonissenregel Dombibliothek Wurzburg M p th q 25 Concilium Aquisgranense a 816 Institutio sanctimonialium Aquisgranensis Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Verlauf 2 1 Monastische Lebensweise 2 2 Kanoniker und Kanonissen 2 3 Abschluss und Veroffentlichung 3 Synoden 817 819 4 Siehe auch 5 Literatur 6 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenDas monastische Leben spielte im frankischen Reich eine wichtige Rolle im geistlichen und geistigen Leben Die Gemeinschaften hatten wichtige Aufgaben im kirchlichen Leben Sie waren aber auch bedeutend fur die wirtschaftliche und geistige Einbeziehung neuer Territorien wie Sachsen in das Reich Einige Kloster waren zudem eng mit dem Herrscherhaus verbunden Die Gemeinschaften waren indes nicht einheitlich organisiert In den Jahrhunderten zuvor dominierten Mischregeln regula mixta Selbst in der Abtei Montecassino wurde nach der Wiedergrundung im 8 Jahrhundert eine solche Mischregel eingefuhrt Im Frankenreich war die Benediktsregel nicht selten mit der Columbans vermischt worden Zudem entwickelten sich neben den Monchs und Nonnengemeinschaften Gemeinschaften von Kanonikern und Kanonissen Zwischen beiden Grundtypen von Gemeinschaften gab es auch Mischungen Karl der Grosse begann mit der Admonitio generalis von 789 das monastische Leben zu regeln Unter anderem wurde festgelegt dass die Beachtung der Benediktsregel zentral fur die Gemeinschaften sein sollte Die Beschlusse einer Synode in Aachen 802 knupften daran an Es folgten Visitationen der Gemeinschaften Ein Hoftag in der zweiten Halfte des Jahres legte fest dass die Regula Benedicti zukunftig die einzig verbindliche Lebensform sein sollte Dennoch gab es weiterhin zahlreiche Kloster mit anderen Regeln 1 Verlauf BearbeitenLudwig der Fromme beauftragte Benedikt von Aniane bald nach seinem Herrschaftsantritt damit die Durchsetzung der Benediktsregeln im Reich voranzutreiben Der Kaiser berief fur den August 816 eine Reichssynode nach Aachen Hauptthemen waren die Reform des monastischen Lebens und die Regelung des Lebens der Kanoniker Der Synode waren wohl intensive Vorbereitungen vorausgegangen Es hat offenbar eine Liste der zu behandelnden Themen gegeben die von Benedikt von Aniane zusammengestellt worden waren Laut dem kaiserlichen Kapitular in dem die Ergebnisse publiziert worden waren fanden die Verhandlungen in der Aachener Konigspfalz statt Danach hatten Abte und Monche daran teilgenommen Tatsachlich war aber auch der Kaiser personlich anwesend Er hat sogar in die Debatten eingegriffen Auch Bischofe und weltliche Grosse nahmen teil Eine Liste der Teilnehmer existiert nicht Unter den Teilnehmern waren Hetti von Trier und Adalhoh von Strassburg wahrscheinlich auch Hildebold von Koln als Erzkaplan Magnus von Sens und Agobard von Lyon verliessen die Versammlung vorzeitig Von den Abten war unter anderem Ando von Stablo Malmedy in Aachen Es war wohl auch Helysachar von St Maximin in Trier anwesend war er doch gleichzeitig Leiter der kaiserlichen Kanzlei Auch Ratgar von Fulda durfte dabei gewesen sein war man in dieser Abtei doch sehr gut uber die Ergebnisse informiert Monastische Lebensweise Bearbeiten Uber den Verlauf der Synode gibt es nur wenige Hinweise Ein zentraler Punkt war die Orientierung des monastischen Lebens an der Regula Benedicti So bedeutend die Rolle Benedikts von Aniane auch war hat er sich nicht immer mit seiner Position durchsetzen konnen Ein Streitpunkt war die beabsichtigte Durchsetzung der liturgischen Praxis nach Vorbild Benedikts von Nursia in den Klostern Dagegen wandten sich die Bischofe die keine Abweichung von der romischen Liturgie dulden wollten Schliesslich kam es zu einem Kompromiss in dieser Sache Streit gab es auch um die Behandlung des Besitzes von Novizen Sollten diese an das Kloster fallen oder der Familie zuruckgegeben werden Auch in anderen Detailfragen gab es Diskussionen Im Kern aber spielte Benedikt von Aniane eine massgebliche Rolle Er erlauterte den Teilnehmern die Regula Benedicti klarte Zweifel und wies Irrtumer in der Auslegung zuruck Alles was mit der Regel vereinbart war hiess er gut Er setzte durch dass die benediktinische Regel zur allgemeinen Norm fur das monastische Leben im frankischen Reich wurde Die in Aachen getroffenen Beschlusse weisen dabei in einigen Punkten Abweichungen von der ursprunglichen Regel auf Dabei handelte es sich meist um in den vorangegangenen Jahrhunderten verfestigte Traditionen Selbst Benedikt von Aniane wagte nicht mit der Tradition radikal zu brechen und so wurden einige fremde Elemente beibehalten Benedikt von Aniane versuchte aber mit den von ihm durchgesetzten Bestimmungen der ursprunglichen Regel so nahe wie moglich zu kommen Insgesamt war die Durchsetzung der Benediktsregel ein bedeutender Schritt Dies wird teilweise als eigentlicher Beginn des Benediktinerordens angesehen Auch alle Ordensgrundungen in den folgenden Jahrhunderten orientierten sich im Prinzip an dieser Regel Erst die Regeln der Bettelorden des 13 Jahrhunderts standen nicht mehr auf dieser Basis Kanoniker und Kanonissen Bearbeiten Ein weiterer wichtiger Aspekt war die gegenseitige Abgrenzung von Monchen und Kanonikern um die Durchmischung beider Lebensformen die im 8 Jahrhundert begonnen hatte zu beenden Auch hierfur gab es seit langerem Ansatze die aber keinen durchschlagenden Erfolg hatten Im Raum Metz hat die Regel Chrodegangs die Normierung schon vorweggenommen In Aachen forderte Ludwig der Fromme das aus den alten Schriften die Normen fur das Zusammenleben der Kanoniker gesammelt werden sollten Einige Bischofe waren zwar von der Notwendigkeit nicht uberzeugt dennoch hat man eine solche Sammlung erstellt die von der Versammlung beschlossen wurde Es wurde eine Regel fur Kanoniker Institutio canonicorum und eine fur Kanonissen Institutio sanctimonitalium beschlossen Die Kanoniker sollten gemeinsame Gottesdienste mit Chorgebet feiern und ein Gemeinschaftsleben in einem abgeschlossenen Areal pflegen Dabei sollte es einen gemeinsamen Schlafraum und einen Speiseraum geben Im Gegensatz zu den Monchen und Nonnen durften die Kanoniker personliches Eigentum besitzen auch wenn fur sie das Ideal der personlichen Armut galt Insbesondere legten sie keine lebenslangen Gelubde ab An der Spitze der Gemeinschaften von Kanonikern sollten Propste stehen In vieler Hinsicht ahnlich wurde das Leben der Kanonissen geregelt Ihre Gemeinschaften wurden von Abtissinnen gefuhrt Die Lebensform des Stifts wurden 816 und 817 eigentlich erst begrundet In der Praxis war in den folgenden beiden Jahrhunderten oft unklar ob es sich um ein Damenstift oder ein Nonnenkloster handelte 2 Abschluss und Veroffentlichung Bearbeiten Die Beratungen waren angesichts der zahlreichen zu regelnden Bereiche des monastischen Lebens nicht einfach und sie dauerten langere Zeit an bis die Teilnehmer ihre Beschlusse in 36 canones zusammengefasst hatten und sie dem Kaiser zur Bestatigung vorlegen konnten In einem Kapitular vom 23 August 816 wurde dieses veroffentlicht und damit fur das Reich verbindlich gemacht Daneben haben verschiedene Teilnehmer noch vor der endgultigen Verabschiedung Teilergebnisse publiziert Die Durchsetzung beziehungsweise die Kontrolle der Umsetzung erfolgte im Laufe des folgenden Jahres durch Konigsboten und durch kirchliche Beauftragte Insbesondere die Erzbischofe waren daran beteiligt Synoden 817 819 BearbeitenDie Synode von 817 knupfte an die Beratungen des Vorjahres an Beschlossen wurde am 10 Juli ein Capitulare monasticum dass auch die Beschlusse des Vorjahres enthalt An der Wende der Jahre 818 und 819 fand eine weitere Synode in Aachen statt Diese brachte die monastischen Reformen zu einem Abschluss Parallel dazu fand ein Reichstag statt Geklart wurde unter anderem das Verhaltnis von Herrscher und Kirche Klostern und Bistumern wurde das Wahlrecht zugestanden doch der Konig hatte das Konsens und Einsetzungsrecht Leiter von Kanonikerstiften durfte er weiterhin ernennen Auch festgeschrieben wurden die Leistungen der kirchlichen Einrichtungen fur das Reich 3 Insgesamt bedeuteten die Regelungen ein Ende der Vielfalt fruherer Lebensformen zu Gunsten einheitlicher Standards Einheitliche Strukturen starkten die Reichskirche und forderten die Reichseinheit Siehe auch BearbeitenKonzil von Aachen 809 Literatur BearbeitenJosef Semmler Die Beschlusse des Aachener Konzils im Jahr 816 In Zeitschrift fur Kirchengeschichte 1963 S 15 82 eingeschrankter Zugang uber den Bibliotheksverbund Bayern Georg Schwaiger Monchtum Orden Kloster Von den Anfangen bis zur Gegenwart Ein Lexikon Beck Munchen 1993 ISBN 3 406 37314 3 S 93 136 f Suche nach Synoden von Aachen in der Ausgabe 2003 in der Google Buchsuche Gert Melville Die Welt der mittelalterlichen Kloster Geschichte und Lebensformen Beck Munchen 2012 ISBN 978 3 406 63659 2 Suche nach Synoden von Aachen in der Google Buchsuche Roman Deutinger Geschichtsquellen des deutschen Mittelalters Konzilien und Synoden 742 1002 Version Marz 2008 badw de Memento vom 8 Marz 2012 im Internet Archive PDF 974 kB Bayerische Akademie der Wissenschaften Einzelnachweise Bearbeiten Gudrun Gleba Kloster und Orden in Mittelalter 3 Auflage Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2008 ISBN 978 3 534 15156 1 S 66 68 urn nbn de 101 1 2020062717033069667725 Zugriff auf die Audiodatei an den Lesesaalrechnern der Deutschen Nationalbibliothek Stift In Theologische Realenzyklopadie TRE Band 32 de Gruyter Berlin New York 2001 ISBN 3 11 016712 3 S 160 161 Deutschland I In Theologische Realenzyklopadie TRE Band 8 de Gruyter Berlin New York 1981 ISBN 3 11 008563 1 S 570 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Synoden von Aachen 816 819 amp oldid 234154968