www.wikidata.de-de.nina.az
Der Aachener Landgraben ist die Bezeichnung fur die Befestigungsanlage entlang des fast 70 km langen Grenzverlaufs des ehemaligen Aachener Reichs Einzelabschnitte lassen sich bereits fur das 14 und 15 Jahrhundert belegen aber erst Anfang des 17 Jahrhunderts wurde der Bau der Landwehr durchgangig abgeschlossen und am 11 April 1611 durch Albrecht VII von Habsburg dem amtierenden Regenten der Spanischen Niederlande in Brussel mit den Schoffen und dem Stadtrat in Aachen vertraglich legitimiert Grenzen und Grenzpfahle des Aachener ReichesBeschreibung des Verlaufs des inneren und ausseren Landgrabens auf einem Hinweisschild im Aachener WaldIm Bereich des Aachener Stadtwaldes wurde der Landgraben als Doppelsicherungslinie angelegt zum einen am sudlichen Rand des Waldes entlang des offiziellen Grenzverlaufs und zum anderen durch den inneren oder kleinen Landgraben an der nordlichen und der Stadt zugewandten Seite des Stadtwaldes Daruber hinaus wurden entlang des ausseren Walles an Stellen wo der Landgraben von Strassen Wegen oder Pfaden durchbrochen wurde insgesamt 138 Grenzsteine eingelassen von denen derzeit noch etwa 20 auffindbar sind Sie sind mit dem Wappen der Stadt Aachen dem Adler graviert und werden deshalb Adlersteine genannt 1 Der aussere Landgraben ist uberwiegend nur noch im Verlauf der deutsch belgischen Grenze und der innere nur noch in Einzelabschnitten sichtbar erhalten geblieben Diese Abschnitte wurden 1988 auf Grund ihrer historischen Bedeutung in die Liste der Bodendenkmaler in Aachen aufgenommen und ab 2008 als Teil der Grun Route der EuRegionale 2008 nach historischen Vorlagen wieder hergerichtet 2 sowie die alten Patrouillenwege im Rahmen der Grenzrouten als Wanderwege fur die Bevolkerung begehbar gemacht 3 Trotz der Einstufung als Bodendenkmal liess es sich nicht verhindern dass im Bereich Tonnesrather Eberburgweg ein Abschnitt offensichtlich weggerodet wurde 4 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Verlauf und Anlage 2 1 Ausserer Landgraben 2 2 Innerer Landgraben 3 Literatur und Quellen 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Adlerstein Nahe Grenze Moresneter Weg nbsp Ehem Grindel bei LinzenshauschenAls im Jahr 1336 durch Kaiser Ludwig IV der freien Reichsstadt Aachen die Stadtrechte bestatigt worden waren gehorten zum Verantwortungsbereich der Stadtverwaltung das als Aachener Reich ausgewiesene Gebiet welches den innerhalb der Barbarossamauer gelegenen Stadtbezirk sowie die ausserhalb der Mauer gelegenen sieben Quartiere die Aachener Heide den Stadtbusch und den Reichswald umfasste Diese Aussenbezirke dienten unter anderem der land und forstwirtschaftlichen Versorgung der Stadtbevolkerung und bedurften ebenso wie auch die Stadt selbst eines besonderen Schutzes um sie vor Raub und durch feindliche Truppen zu schutzen Daher begann man bereits wenig spater mit der Befestigung der Aussengrenzen wie es die Stadtrechnungen aus dem 14 Jahrhundert belegen die mehrfach von in fossura generali sprechen 5 Eine erste offizielle Teilanerkennung erhielt die Grenzsicherung im Jahr 1419 durch den Julicher Herzog Rainald der eine Landwehr an der nordlichen und ostlichen Grenze des Aachener Reiches akzeptierte Doch erst im Jahr 1611 wurde schliesslich der gesamte und mittlerweile rundum Aachen befestigte Landgraben vertraglich legitimiert und mit Adlersteinen bestuckt Dennoch gab es immer wieder besonders im Stadtwald der von den Nachbarlandern meist gemeinsam genutzt wurde vereinzelt Unstimmigkeiten bezuglich des Grenzverlaufs und die Zuordnungen einzelner Areale mussten erneut verhandelt werden Im Verlauf dieser Streitigkeiten wurde noch 1611 dem Herzogtum Burgund die Waldparzelle Konigswald als Ausgleich fur ein der Stadt Aachen abgetretenes Areal endgultig zugesprochen die bereits seit 1439 von Herzog Philipp III von Burgund beansprucht worden war und nun im Jahr 1615 mit den so genannten Burgundersteinen abgesteckt wurde von denen noch einige erhalten sind 6 7 Die mittlerweile geschlossene Aussenabsicherung war lediglich von den ehemaligen Konigswegen und Heerstrassen angelegten Fernwegen und mehreren Wirtschaftswegen durchbrochen deren Durchgange auch als Grindel bezeichnet mit Balken und Schlagbaumen gesichert waren Die Kontrolle des Zustandes der gesamten Befestigungsanlage und der Adlersteine oblag der Stadt Aachen die einmal jahrlich unter Leitung der abgestandenen vorjahrigen Burgermeister eine berittene Truppe zusammenstellte welche unter anderem die Werk und Baumeister Stadtsoldaten die ortlichen Revierforster sowie Personal fur Kuche und Pferde angehorten Diese meist dreitagige Inspektion wurde laut Uberlieferung jeweils mit einem rauschenden Fest abgeschlossen Bis zur Auflosung des Aachener Reichs nach dem Einmarsch der Franzosen im Jahr 1794 wurde der Landgraben regelmassig kontrolliert und gewartet und danach sich selbst uberlassen Dies fuhrte dazu dass er in vielen Abschnitten dem spateren Siedlungsbau oder der Landwirtschaft zum Opfer fiel und dort wo er erhalten geblieben war der Verwitterung Erosion und Verwilderung preisgegeben wurde Einige der heutigen Strassenbezeichnungen auch mit dem Zusatz Hag oder Haag fur Hecke bzw fur Umzaunung Umfriedung Gehege deuten noch auf den Verlauf des ehemaligen Landgrabens hin Verlauf und Anlage BearbeitenAusserer Landgraben Bearbeiten nbsp Ausserer Landgraben Nahe Zyklopensteine stark verfullt nbsp Ausserer Landgraben Nahe Hauset nbsp Ausserer Landgraben zwischen Berensberg und WurmtalDie Aachener Reichsgrenze und damit auch der ehemalige aussere Landgraben nutzte im Wesentlichen strategisch gunstige geografische Strukturen wie beispielsweise vorhandene Hohenrucken und Bachverlaufe aus und zog sich zunachst vom alten Grenzubergang in Vaals westwarts entlang des Senserbachs uber Lemiers bis nach Mamelis knickte hier nordlich parallel zum landwirtschaftlichen Weg mit der auf die ehemalige Grenzhecke hinweisenden Bezeichnung Finkenhag ab und schwenkte bei Orsbach und dem dortigen Wachturm Burg Orsbach nordostwarts in Richtung zum Vetschauer Weg und dem Ort Vetschau Bis dorthin sicherte der Landgraben die Grenze zu den Spanischen und spater den Osterreichischen Niederlanden ab sowie im weiteren Verlauf bis Rothe Erde zum Herzogtum Julich Ab Vetschau verlief die Befestigungsanlage sudwarts an den Niersteiner Hofen vorbei uber dem Hohenzug von Laurensberg in Richtung Wehrturm Hirsch wo die Befestigungsanlage kurz zuvor ostwarts schwenkte und uber die heute als Landgraben bezeichnete Strasse sowie uber die anschliessende Berensberger Strasse die fruher ebenfalls Landgraben hiess bis hinunter zur Wurm in Hohe der Wolfsfurter Muhlen zog Nun erstreckte er sich nordwarts entlang des Bachverlaufs bis zur Bardenberger Muhle wo er wiederum ostwarts abknickte und nordlich des ehemaligen Wachturmes Morsbach und sudlich des Ortes Bardenberg entlang verlief Hier erinnern wiederum die Strassen Landgraben An der Landwehr und Grindelstrasse an den historischen Verlauf Hinter Bardenberg schwenkte der Landgraben sudostwarts am Wurselener Ortsteil Weiden vorbei bis kurz vor dem Gelande des heutigen Flugplatzes Aachen Merzbruck wo er dann nach Suden in Richtung des nicht mehr existierenden Wachturms Wambach abknickte an welchen heute noch das Gut Wambach nahe dem Judischen Friedhof von Broichweiden erinnert Danach verlief er weiter sudwestwarts auf Verlautenheide zu in Richtung des ebenfalls nicht mehr vorhandenen damaligen Wachtturms auf den noch die Strasse Turmchenweg hinweist Jetzt nutzte der Landgraben wieder den naturlichen Verlauf des Rodgener Baches am spateren Friedhof Huls vorbei zu dem Platz wo sich heute der Bahnhof Aachen Rothe Erde befindet Der letzte Teil dieses Abschnitts ist identisch mit der spater angelegten Bahntrasse und die hier stadtseitig parallel verlaufende Strasse namens Reichsweg bezieht sich wieder auf die alte Stadtgeschichte Ab Rothe Erde zog der Landgraben nordlich und westlich um das Gebiet der Reichsabtei Burtscheid herum wo er auf die Eupener Strasse traf und hier dieser alten Trasse folgend in Richtung Suden verlief Kurz vor dem ehemaligen Wachturm Alt Linzenshauschen schwenkte er leicht ostlich parallel versetzt im Bereich des wiederum nach der Hecke benannten II Roten Haag Weges weiterhin in sudlicher Richtung durch den Stadtwald uber den Hohenrucken des Elleter Berges und stiess westlich von Grune Eiche auf die Staatsgrenze zum fruheren Herzogtum Limburg und dem heutigen Belgien Hier knickte der Landgraben westwarts und zog fast geradlinig an den Zyklopensteinen und dem Zollamt Kopfchen vorbei in Richtung Zollamt Bildchen Nach einem kurzen Nordostschwenk bis westlich von Gut Entenpfuhl erstreckte er sich wieder in nordwestlicher Richtung zum Drei bzw Vierlandereck wo er dann nordwarts uber den Hohenrucken des Vaalserberges und anschliessend abwarts wieder zum alten Grenzubergang nach Vaals verlief Die Struktur der Befestigungsanlage des ausseren Landgrabens bestand bei einer Tiefe von etwa 20 Metern aus einem rund 4 m hohen Mittelwall und zwei 1 20 m hohen parallelen Nebenwallen die zum Mittelwall hin durch einen etwa 4 m tiefen und wassergefullten Graben getrennt waren Der Mittelwall wurde mit einer eng gesetzten Hainbuchenhecke bepflanzt die regelmassig auf Mannshohe gestutzt wurde wodurch die Aste vor allem seitlich austrieben sich miteinander verharkten und ein undurchdringliches Gebuck bildeten 8 Zur weiteren Verdichtung wurde das Unterholz und die sich darin ausbreitenden Wildstauden und Schlingpflanzen verwildern gelassen Somit betrug die zu uberwindende Hohe fur Eindringlinge vom Grabenboden bis zur Heckenhohe fast 10 m Die Nebenwalle selbst wurden nicht zusatzlich bepflanzt und am Fusse des der Stadt zugewandten Walles entlang verlief fur die Patrouillen ein kombinierter Fuss Reitweg Seit der Beendigung der regelmassigen Wartung ab 1794 kam es im Bereich des noch bestehenden und entlang der deutsch belgischen Grenze verlaufenden Landgrabens durch Erosion der Walle grosstenteils zur Verfullung der Graben und zur Verwilderung und Verschlammung der Kontrollwege Ferner starben zahlreiche Buchen ab welche dann entsorgt und als Brennholz verwertet wurden wodurch insgesamt grosse Lucken entstanden und der Charakter einer durchgehenden dichten Hecke heutzutage nicht mehr vorhanden ist Die heute noch vorhandenen Baume sind verschossen und verwuchsen dabei zu bizarren Formen und so genannten Harfenbaumen Nach Beginn der aktuellen Restaurierungsarbeiten ist dieser historische Verlauf des Landgrabens touristisch erschlossen worden und uberwiegend durchgangig erwanderbar Innerer Landgraben Bearbeiten nbsp Innerer Landgraben in Hohe PhilippionswegDer innere oder auch kleine Landgraben stellte keinen Grenzverlauf dar und diente lediglich als zusatzlicher Abwehrriegel zwischen dem Aachener Stadtwald und den landwirtschaftlichen Flachen im Suden und Sudwesten vor der Stadt Er zweigte kurz vor Alt Linzenshauschen auf Hohe des Grindelweges der wiederum an eine alte Kontrollstation erinnert nordwestwarts ab und zog dann an Gut Tonnesrath und Ronheide vorbei in Richtung Gut Hochgrundhaus am Von Halfern Park Diesen durchquerte er und verlief nordlich an dem ehemaligen Wachturm Adamshauschen und sudlich an dem Weiler Gut Hasselholz vorbei uberquerte den Philippionsweg und stieg dann einen markanten Hohlweg am Rand des Friedrichswaldes hoch der in den topografischen Karten als Alter Landgraben bezeichnet wird Danach schwenkte der Landgraben westwarts und stieg bergan zum ehemaligen Wachtturm Beeck wo er kurz danach auf den Waldrand des Vaalserberges stiess und diesen an seinem ostlichen und nordlichen Rand folgend weiter aufwarts verlief Dort traf er zweihundert Meter nordlich des Wilhelminaturms wieder auf den ausseren Landgraben Diese Befestigungsanlage bestand aus zwei parallelen Wallen mit einem dazwischen verlaufenden wassergefullten Graben und einem stadtwarts gelegenen Kontrollweg Zur besseren Absicherung wurden hier beide Walle in oben beschriebener Weise bepflanzt Die Ausmasse der Anlage sind nicht genauer beschrieben werden aber annahernd die Masse des ausseren Landgrabens gehabt haben Der kleine und mittlerweile stark verwitterte und gelichtete Landgraben ist nur noch abschnittsweise erhalten geblieben und auch nach den Restaurierungsarbeiten nicht durchgangig erwanderbar 9 Literatur und Quellen BearbeitenH J Gross Der Aachener Landgraben In Aus Aachens Vorzeit Mitteilungen des Vereins fur Kunde der Aachener Vorzeit Sechster Jahrgang 1893 S 18 31 Joseph Nellessen Zur Geschichte des Aachener Landgrabens In Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins ZAachenerGV 33 1911 S 290 291 Albert Huyskens Stadtbefestigung Landgraben und Warten der ehemaligen Reichsstadt Aachen In ZAachenerGV 61 1940 S 167 200 J Wehrmann Der Landgraben zu Aachen ein lebender Wall Studienarbeit FH Aachen Fachbereich Architektur 1986 unveroffentlichtWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Aachener Landgraben Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Beschreibung auf AASTRA Memento vom 12 April 2013 im Webarchiv archive today Der Aachener Landgraben eine lebende Mauer von Jens Wehrmann PDF 5 3 MB Adlersteine als Grenzsteine des Aachener Reiches ndl Bilderserie des Aachener LandgrabensEinzelnachweise Bearbeiten Bilderserie Adlersteine Aachener Landgraben als Teil der Grun Route der Euregionale 2008 1 2 Vorlage Toter Link stadtgeschichte isl rwth aachen de Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im August 2022 Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis PDF 758 kB Wanderwege Grenzrouten entlang des Aachener Landgrabens Ein Stuck Aachener Geschichte ist einfach weg online Beitrag des Stadtarchivs Aachen Stadtrechnungen aus dem 14 Jahrhundert Preusswaldsteine und Burgunderlinie Konigswald und Burgundersteine Bilderserie Kopfbuchen im Aachener Wald Bilderserie des inneren Landgrabens Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Aachener Landgraben amp oldid 225626774