www.wikidata.de-de.nina.az
Alt Linzenshauschen ist die Bezeichnung fur einen der acht ehemaligen Wachtturme des fruheren Aachener Reiches der um 1410 erbaut worden war Er lag in der Aachener Heide dem sudlich von Aachen gelegenen Waldgebiet am Rande einer schon zur Romerzeit vorhandenen Wegeverbindung des spateren Pilgerweges von Eupen nach Aachen heute die Bundesstrasse 57 Sein ursprunglicher Name lautete Wachtturm Brandenberg Brandenberg Grenzberg ab dem 16 Jahrhundert entwickelte sich aber uber mehrere Namensvariationen hinweg zunachst im Volksmund und spater auch in den offiziellen Aufzeichnungen der Name Linzenshauschen Der gesamte heutige Gebaudekomplex steht unter Denkmalschutz In den 12 Novellen im Lokalkolorit von Carl Borromaus Cunzer ist Alt Linzenshauschen einer der Schauplatze seiner Handlungen Alt Linzenshauschen Inhaltsverzeichnis 1 Namensherkunft 2 Geschichte 3 Grand Eremitage Linzenshauschen 4 Gebaudekomplex Linzenshauschen 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseNamensherkunft BearbeitenDie ursprungliche Bezeichnung Brandenberg fur Grenzberg bezieht sich auf die Grenzlage einer Anhohe im Suden des Aachener Reiches zu seinen damaligen Nachbargebieten die zunachst dem Herzogtum Limburg und spater den osterreichischen Habsburgern unterstellt waren Ausschlaggebend fur die neuere Bezeichnung war schliesslich ein stadtischer Bediensteter namens Lenz Lorentz Laurentz Bestyn Bastian der wie schon sein gleichnamiger Vater als Turmwachter und Forstbeamter dort eine Dienstwohnung belegte Der Sohn wurde erstmals um 1510 urkundlich erwahnt als ein gewisser Andreas von Merode und Pachter eines Grossteils des benachbarten Waldes sich per Brief vom 24 Oktober 1510 daruber beschwerte dass Aachener Burger dort verbotenerweise Holz fallen wurden und der Turmwachter diese nicht hinderte sondern sogar sich selbst daran beteiligen wurde Damit wurde Lenz als Holzdieb und Waldfrevler stadtbekannt und verspottet woraufhin ihn der Volksmund fortan nur noch Leensgyn up ghen huysgijn nannte Der Name Leensgyn Lenssgen selbst entwickelte sich aus der Spott und Verkleinerungsform von Lenz und bedeutet soviel wie Lenzchen oder kleiner Lenz Hinzu fugte der Volksmund die verniedlichte Form fur den Hauserkomplex wodurch die Bezeichnung Lenzchen auf seinem Hauschen entstand Bereits ab Ende des 16 Jahrhunderts sprach keiner mehr vom Turm Brandenberg und die personenbezogene Bezeichnung stabilisierte sich jetzt auch in amtlichen Urkunden und Karten Hier variierte sie dann uber Laurentii hausslein 1699 Lorentz hausge 1780 Laurentz hausge 1795 und durch weitere Vokalverschiebungen zum heutigen Linzenshauschen was wiederum dem ursprunglichen Lenssgen naher kommt Nachdem Ende des 19 Jahrhunderts in unmittelbarer Nachbarschaft ein weiteres Gebaude errichtet wurde welches dann Neu Linzenshauschen genannt wurde erhielt die ehemalige Wachanlage den heute noch gultigen Namen Alt Linzenshauschen Geschichte BearbeitenDer Wachtturm Brandenberg wurde im Auftrag der Freien Reichsstadt Aachen mit Zustimmung des Herzogs von Julich zunachst als Teil der ausseren Wehranlage und des Aachener Landgrabens errichtet und mit berittenem Wachpersonal besetzt Die nahere Umgebung bestand hauptsachlich aus Heidelandschaft Feldern und Wiesen so dass eine ausreichende Rundum und Fernsicht bestand Der Turm selbst stand mit mindestens einem der sieben anderen Wachtturme in optischer Verbindung so dass rechtzeitig per Rauch oder Lichtzeichen oder mit Bollerschussen vor unerlaubten Eindringlingen gewarnt werden konnte Schon im 15 Jahrhundert diente die Wachanlage zusatzlich auch als Forsthaus in dem ein stadtischer Forstbeamter wohnte der in spateren Jahren auch das Amt des Kurwachters versah Der erste namentlich bekannte Forster war 1458 Peter Molner der gegenuber dem amtierenden Burgermeister gelobte die Vorschriften militarischer polizeilicher landwirtschaftlicher sozialer und zivilrechtlicher Art getreu zu erfullen nbsp Zollstation Linzenshauschen nbsp Neu Linzenshauschen Im Hintergrund des Wirtschaftsgebaudes ist die Turmspitze von Alt Linzenshauschen zwischen lichtem Laub zu erkennen nbsp Ehemalige Pferdetranke spater RabenbrunnenZu Beginn des 18 Jahrhunderts wurde am Wachtturm von Linzenshauschen ein Anbau als Bewirtungshaus errichtet wo Reisende sich starken konnten sowie eine Scheune um die Pferde zu wechseln und zu versorgen Dazu gehort auch der an der Auffahrt zur Strasse gelegene Brunnen der als Pferdetranke diente und dem 1905 eine Rabenskulptur aufgesetzt worden war weshalb er auch als Rabenbrunnen bekannt ist Ab 1828 erhielt Linzenshauschen daruber hinaus auch die Funktion einer Zollstelle zur Erhebung der damals eingefuhrten Wegemaut sowie der Mahl und Schlachtsteuer wobei zu diesem Zweck die vorbeifuhrende Strasse durch Grindel Schlagbaume unterbrochen wurde Nachdem bereits wenige Jahrzehnte spater die Verwendung als Zollhaus entfallen war wurde das umgebende Gelande fur die Erholung suchende Bevolkerung neu aufgeforstet und um 1850 die bestehenden Gebaude grundlegend saniert und restauriert Dazu wurden zunachst hinter dem Hauptgebaude die vorhandenen Wirtschaftsgebaude zu Personal und Dienstgebaude erweitert und ausgebaut und zwischen beiden Gebauden eine Terrasse fur die Aussengastronomie eingerichtet sowie im Jahr 1893 94 ein Anbau auf einer steinernen Gewolbebasis an der zur Strasse gewandten Seite erbaut Daruber hinaus erhielt Linzenshauschen wenig spater einen Gleisanschluss an die Strassenbahn Aachen deren Linie F etwa ab der Jahrhundertwende Linzenshauschen als Endstation bediente Daraufhin stromten jetzt vor allem die Aachener Kur und Badegaste in Scharen in den Wald woraufhin recht bald ein weiteres Gastronomiegebaude mit einem grosszugigen Glaspalast und einem Musikpavillon wenige hundert Meter unterhalb und stadteinwarts von Alt Linzenshauschen im Eingangsbereich des heutigen Grindelweges erbaut wurde Wahrend Mitte des 20 Jahrhunderts Neu Linzenshauschen aus Kostengrunden abgerissen werden musste blieb Alt Linzenshauschen als Ausflugsgaststatte mit seiner in Aachen Lutticher Barock gehaltenen Einrichtung ebenso erhalten wie die alte Pferdetranke die im Laufe der Zeit mehrmals restauriert worden ist Diese erhielt im Jahre 1956 von dem Aachener Bildhauer Matthias Corr eine neue Rabenplastik aufgesetzt 1 Nach langem Leerstand wurde 2022 bekannt dass neue Pachter die Kerres Locations das uber 600 Jahre alte Objekt ubernommen haben und hier eine Hochzeits und Eventlocation betreiben 2 3 Grand Eremitage Linzenshauschen BearbeitenUm 1699 wurden in unmittelbarer Nachbarschaft zu Linzenshauschen und mit Genehmigung des Stadtrates eine Einsiedlerklause die maximal zwei Ordensleuten Platz bieten sollte und wenig spater eine Kapelle mit einer kleinen Begrabnisstatte erbaut Diese Ortlichkeit erhielt den Namen Grand Eremitage zwecks Unterscheidung zu der seit 1681 bestehenden Petit Eremitage an der Marienkapelle Burtscheid Die Einsiedelei Linzenshauschen erhielt uber dem Turbogen einen Schlussstein auf dem das Wappen der Stadt Aachen mit der Jahreszahl 1700 sowie die Namen der Aachener Burgermeister Balthasar Fiebus 1646 1715 und Werner von Broich und der Baumeister Hinrich Simons und Winand von Eichwiller eingraviert wurden Bis 1749 war die Einsiedelei bewohnt danach sollte sie laut Ratsbeschluss abgerissen werden doch wurde die Anordnung vorerst nicht ausgefuhrt und stattdessen wurde sie privat von einem Ehepaar bewohnt welches dort ein kleines Cafe einrichtete Erst im Verlauf der franzosischen Besetzung wurde die Klause auf Grund Vandalismus endgultig geraumt und zerstort Der Schlussstein mit den Eingravierungen konnte gerettet und im Rahmen einer spateren Sanierung uber den Torbogen von Linzenshauschen eingesetzt werden Dagegen existierte die 1703 von einem Augustinerprior auf den Namen Maria Hilfkapelle eingeweihte Gebetsstatte noch bis 1827 und diente sowohl als Ort der sonntaglichen Messfeier fur die benachbarte Landbevolkerung als auch uber viele Jahre hinweg jeweils am Pfingstmontag als Wallfahrtsort Schliesslich war die Kapelle so baufallig dass sie abgerissen werden musste und sowohl die Kirche als auch die Stadt sahen keinen Grund in dieser entlegenen Gegend eine neue zu errichten Lediglich die Glocke konnte gerettet und der Augustinerkirche ubergeben werden Gebaudekomplex Linzenshauschen Bearbeiten nbsp Historischer Schlussstein uber dem TorbogenDer Gebaudekomplex besteht aus dem rechteckigen Wachtturm in Bruchsteinbauweise mit drei Geschossen und einem spater ausgebauten Dachstuhl unter einem Walmdach Das Obergeschoss ist ebenso wie das Dachgeschoss nach allen Seiten mit Schiessscharten ausgestattet in diese nachtraglich Fenster eingesetzt worden waren Bis 1880 bestand Linzenshauschen aus dem Turm und einem kleinen nordlichen Anbau mit Satteldach in dem sich Teile des Wirtszimmers sowie einigen Stallungen befanden Sowohl westlich des Turmes als auch in Verlangerung des alten Anbaues wurden spater in Gestalt einer zweiflugeligen Hofanlage zwei parallel stehende und mit Satteldachern bedeckte Wirtschafts und Dienstgebaude errichtet Auf der Nordseite wurden sie mit einem Durchgang und auf der Sudseite mittels eines Torhauses mit integriertem Torbogen uber welchem der Schlussstein aus der ehemaligen Eremitage eingebaut worden war mit dem Wachtturm verbunden Der dadurch entstehende Innenhof dessen Wande weiss geschlammt wurden dient nach wie vor der Aussengastronomie Ein zum Areal gehorendes separates Backhaus befand sich aus Sicherheitsgrunden wenige Meter ausserhalb des Eingangsportals ist aber nicht mehr existent Entlang des ostlichen Wirtschaftsgebaudes erhebt sich strassenseitig im Hang auf einem massiven Keller mit funf Gewolbebogen errichtet der Gastronomie Anbau aus den Jahren 1893 94 Er ist im Stile eines Fachwerkhauses gehalten und mit einer ganzseitigen Glasfassade versehen Ebenfalls zur Strasse hin an der ostlichen Seite des Turmes ist mittig im Gemauer zwischen dem Unter und dem Mittelgeschoss eine gut erhaltene 66x67 cm grosse Basaltplatte aus dem fruhen 15 Jahrhundert angebracht welche von schmalen Steinleisten umrahmt ist Auf ihr ist eine Inschrift eingraviert die die zahlreichen Pilger begrusst die im Rahmen der Aachener Heiligtumsfahrten und der damit verbundenen Marienverehrung an Linzenshauschen vorbeizogen waren und spater dort auch einkehrten 4 Auf ihr steht geschrieben Aue maria keiseri du bist tzo aichen eyn werdeine dich besoict so menich vredt gast udac mois he have d aiche hast Ave Maria Kaiserin Du bist zu Aachen eine Wirtin Dich besucht so manch fremder Gast Verwunscht soll sein wer Aachen hasst nbsp Literatur BearbeitenEduard Teichmann Linzenshauschen In Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins 27 1905 S 1 24 pdf Bearbeitung Peter Packbier S 1 8 Eduard Teichmann Die Forster auf Linzenshauschen In Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins 29 1907 S 1 48 pdf Bearbeitung Peter Packbier S 9 14 Eduard Teichmann Linzenshauschen Die Klause und die Kapelle In Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins 30 1908 S 1 61 pdf Bearbeitung Peter Packbier S 15 20 Richard Pick Die Klause und Kapelle am Linzenshauschen In Richard Pick Aus Aachens Vergangenheit Beitrage zur Geschichte der alten Kaiserstadt Aachen 1895 S 96 104 digitalisat Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Linzenshauschen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Linzenshauschen Beschreibung auf AASTRA Memento vom 17 Februar 2013 im Webarchiv archive today 1 2 Vorlage Toter Link www alt linzenshaeuschen de Historie Alt Linzenshauschen Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im Oktober 2021 Suche in Webarchiven Einzelnachweise Bearbeiten Rabenbrunnen von Matthias Corr Impressionen Alt Linzenzhauschen auf kerres location de Alt Linzenshauschen feiert gastronomisches Comeback Eintrag im Inschriftenkatalog Aachen DI 32 Stadt Aachen Nr 29 Helga Giersiepen 50 738141666667 6 0904694444444 Koordinaten 50 44 17 3 N 6 5 25 7 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Alt Linzenshauschen amp oldid 238899981