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Als Mobel im Aachen Lutticher Stil oder auch Aachen Lutticher Barock werden Mobel aus dem 18 Jahrhundert bezeichnet die im Raum Luttich Maastricht Aachen Monschau Verviers gefertigt wurden Ein Charakteristikum dieser Mobel ist die Holzsichtigkeit das heisst dass das Holz nicht durch ein Furnier oder eine Farbschicht bedeckt ist und dass die Ornamentik alleine durch Holzschnitzwerk gebildet ist und nicht durch aufgesetzte versilberte oder vergoldete Metallbeschlage oder Ahnliches Vitrinenschrank im Aachen Lutticher Stil Couven Museum Aachen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Merkmale 3 Mobelarten 4 Sammlungen 5 Literatur 6 WeblinksGeschichte BearbeitenDie Blutezeit des Aachen Lutticher Mobelstils lag im Spatbarock und Rokoko Politisch war Aachen damals Freie Reichsstadt kirchlich gehorte die Stadt zum Bistum Luttich Der Aachen Lutticher Raum war zu dieser Zeit auf dem Gebiet der Kunst stark nach Frankreich ausgerichtet Die Stilrichtungen wurden daher vor allem mit ihren franzosischen Namen Regence und Louis quinze bezeichnet auch Ubergange zum fruhklassizistischen Louis seize sind bei den Aachen Lutticher Mobeln noch feststellbar Im 17 Jahrhundert hatte die Mobelfertigung im Aachen Lutticher Raum noch keine besonderen Eigenheiten Vorbild war zu der Zeit die hollandische Mobelschreinerei Erst ab Anfang des 18 Jahrhunderts entwickelte sich zunachst in Luttich und dann in Aachen ein eigener Stil der an Mobeln mit Regence Verzierungen erkennbar ist Merkmale Bearbeiten nbsp Kleiderschrank der Aachener Variante deutlich erkennbar die Aachener Nase im oberen Abschlussgesims Couven Museum Aachen Die Aachen Lutticher Mobel sind in der Regel aus Eichenholz gefertigt Wahrend andernorts beim Mobelbau oft die Faser des verwendeten Holzes geschnitten wurde und diese Schnittstellen zur Dekoration mit Furnier Lackfarbe oder einem Metallbeschlag uberdeckt wurden legte man im Aachen Lutticher Raum Wert darauf die Holzfaser zu schonen und ohne zusatzliche Applikationen die naturliche Maserung des Holzes selbst als Dekoration hervorzuheben Dazu wurde das Holz noch gebeizt gewachst und geburstet Auch wenn die Aachen Lutticher Mobel aufgrund des Kontakts und Arbeitskrafteaustauschs zwischen den beiden Nachbarstadten viele gemeinsame Stilmerkmale haben gibt es doch auch Unterschiede aus denen sich erkennen lasst ob ein Mobel in Aachen oder Luttich hergestellt wurde Aachener Vitrinenschranke sind in der Regel in einem Stuck gefertigt wahrend Lutticher Mobel meist aus einem Unterschrank und einem etwas zuruckgesetzten Vitrinenaufsatz bestehen Das Schnitzwerk Lutticher Mobel ist aufwandiger wirkt dadurch aber teilweise aufgesetzt wahrend es bei Aachener Mobeln einfacher ist und organischer wirkt Als Motiv werden in Aachen Blumenmotive und Blatter und Blutenranken bevorzugt wahrend in Luttich das Rocaille Motiv vorherrscht Bei Aachener Mobeln liegt das Schnitzwerk meist vertieft und wird von der stehengebliebenen Schnitzflache gerahmt Aachener Schranke haben in dem geschwungenen Abschlussgesims eine Gehrung im 90 Winkel die als Aachener Nase bezeichnet wird Aachener Mobel haben oft einen bohnenformigen Binnenspiegel in der kronenden Rocaille Mobelarten Bearbeiten nbsp Kleiderschrank der Lutticher Variante Couven Museum Aachen Das Prunkstuck der Aachen Lutticher Mobel ist der Glas oder Vitrinenschrank in dem das Porzellan des Hauses zur Schau gestellt wurde das zu jener Zeit noch ein absoluter Luxusartikel war In seinem unteren Teil hat er Holzturen in seinem oberen Teil verglaste Turen Oft sind die Ecken des Oberteils abgeschragt und ebenfalls verglast manchmal sind sogar die Seitenwande verglast Geschnitzte Holzsprossen unterteilen die Glasscheiben der Turen Zwischen Holzturen und Glasturen kann noch ein Bereich mit Schubladen eingebaut sein Kleiderschranke und Wascheschranke sind einteilig mit zwei Holzturen die durch Schnitzwerk geschmuckt sind Die kleineren Wascheschranke stehen meist auf hohen geschwungenen Beinen die hoheren Kleiderschranke auf kurzen dicken Fussen oder abgeplatteten Kugeln Die Kommode ist ein halbhohes Mobel das nur mit Schubladen versehen ist Mit Schnitzwerk verziert sind dabei vor allem die Frontseiten der Schubladen Bei dem Schreibschrank oder Sekretar ist zwischen einem Unterteil der mit Turen oder Schubladen versehen ist und einem zuruckgesetzten Oberteil ein Hohlraum eingebaut der durch eine schrage Deckplatte verschlossen ist die beim Aufklappen als Schreibunterlage dient Auch Standuhren wurden als Mobel im Aachen Lutticher Stil gebaut In dem langen schmalen Schrankkasten hangen die Gewichte und ein langes Pendel das mit kleiner Amplitude schwingt wodurch eine hohe Ganggenauigkeit erzielt wird Standuhren wurden auch mit anderen Mobeltypen wie Kommoden oder Schreibschranken zu sogenannten Kombinationsmobeln zusammengebaut Normalerweise haben diese Mobel einen rechteckigen Grundriss es gibt aber auch dreieckige Schranke und Standuhren fur das Aufstellen in den Zimmerecken Sammlungen BearbeitenEine wichtige Sammlung von Mobeln im Aachen Lutticher Stil darunter vor allem von Vitrinenschranken befindet sich im Couven Museum in Aachen Andere Museen mit Aachen Lutticher Mobel sind das Musee d Ansembourg und das Grand Curtius in Luttich die Konigliche Museen fur Kunst und Geschichte in Brussel und das Museum aan het Vrijthof in Maastricht Literatur BearbeitenFelix Kuetgens Fuhrer durch das stadtische Couven Museum 2 Auflage Verlag des Museumsvereins Aachen Aachen 1932 S 6 9 Paul J Schoenen Aachener Rokoko mit 26 Abbildungen In Max Eckert Hrsg Aachener Beitrage zur Heimatkunde Nr XVI Verlag J A Mayer sche Buchhandlung Inh Paul Golitzer amp Eickmann 1935 4 65 1 Seiten 26 Abbildungen auf 16 Tafeln Paul J Schoenen Burgerliche Wohnkultur des 18 Jahrhunderts in Aachen und Monschau Hrsg Rheinischer Verein fur Denkmalpflege und Heimatschutz 30 Jahrgang Heft 1 Druck und Verlag L Schwann Dusseldorf Krefeld Uerdingen Marz 1937 S 34 58 97 3 Seiten Paul J Schoenen Aachener und Lutticher Mobel des 18 Jahrhunderts In Forschungen zur deutschen Kunstgeschichte Band 34 Deutscher Verein fur Kunstwissenschaft Berlin 1942 ISBN 3 87519 175 7 136 Seiten 169 Abbildungen auf 128 Tafeln Hugh Honour und John Fleming Lexikon Antiquitaten und Kunsthandwerk Hrsg Arno Schonberger Ins Deutsche ubersetzte und erweiterte Auflage C H Beck Prestel 1984 ISBN 3 406 30315 3 S 1 xii 687 1 Seiten Dagmar Preising und Ulrich Schafer Couven Museum in Aachen Deutscher Kunstverlag Berlin Munchen 2010 ISBN 978 3 422 02289 8 S 46 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Aachen Lutticher Mobel Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Aachener Mobel in P W Hartmann Das grosse Kunstlexikon auf BeyArs com Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Aachen Lutticher Mobel amp oldid 238357014