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William Bligh 9 September 1754 wahrscheinlich in Plymouth 7 Dezember 1817 in London war ein britischer Seeoffizier und Gouverneur von New South Wales in Australien Bekannt wurde er vor allem durch die gegen ihn gerichtete Meuterei auf dem Dreimaster Bounty und durch seine darauf folgende 3618 Seemeilen 6701 km lange Fahrt im offenen Boot von den Gewassern um Tonga im Westen Polynesiens bis zur Insel Timor im Jahr 1789 Ein weiteres Mal machte er 1808 von sich reden als sein Vorgehen gegen korrupte Offiziere der Straflingskolonie Neusudwales die Rum Rebellion ausloste William Bligh als Konteradmiral im Jahr 1814 Gemalde von Alexander Huey Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Herkunft 1 2 Karriere als Seeoffizier 1 3 Die Bounty Expedition 1 3 1 Die Meuterei 1 3 2 Die Fahrt in der Barkasse 1 3 3 Ruckkehr nach England 1 4 Spatere Karriere 1 4 1 Als Seeoffizier 1 4 2 Als Gouverneur von New South Wales 1 5 Ruhestand und Tod 2 Nachleben 2 1 Rufmordkampagne von Edward Christian 2 2 Blighs Bild in Romanen und Filmen 2 3 Manipulierte Logbucher der Bounty 3 Ehrungen 4 Werke 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHerkunft Bearbeiten Bligh entstammte einer alten Seefahrerfamilie Sein Vater Francis Bligh und dessen Frau Jane Pearce leiteten das Zollamt der sudwestenglischen Hafenstadt Plymouth Wahrscheinlich wurde er in der Stadt geboren in deren St Andrews Church er am 4 Oktober die Taufe empfing Andere Quellen nennen auch Tinten Manor den Landsitz der Blighs im Dorf St Tudy bei Bodmin in Cornwall als Geburtsort Karriere als Seeoffizier Bearbeiten Vermutlich ging Bligh schon im Alter von sieben Jahren zur See als Captain s Servant Kapitansdiener auf der Monmouth Seine ersten nachgewiesenen Erfahrungen als Seemann sammelte er mit 15 Jahren zunachst als Able Seaman Vollmatrose und dann als Midshipman Seekadett auf der Hunter nbsp Kapitan Cooks Tod 1779 den Bligh miterlebteMit 21 Jahren erhielt Bligh die Chance als Master Steuermann bzw Navigator der Resolution an James Cooks dritter Sudsee Expedition von 1776 bis 1780 teilzunehmen Die Seekarten und Aufzeichnungen die er bei dieser Gelegenheit anfertigte waren von derart hoher Genauigkeit dass einige davon noch im 20 Jahrhundert verwendet wurden Bligh war am 14 Februar 1779 Augenzeuge von Cooks gewaltsamem Tod auf Hawaii Anschliessend fuhrte er die Resolution im weiteren Verlauf der Expedition nach Kamtschatka in die Beringstrasse und zuruck nach England wo sie am 6 Oktober 1780 eintraf Nach seiner Heimkehr heiratete Bligh am 4 Februar 1781 auf der Isle of Man Elizabeth Betham die Tochter eines Zolleinnehmers Im selben Jahr wurde er zum Lieutenant Kapitanleutnant den damals niedersten britischen Seeoffiziersrang Als solcher nahm er in den folgenden zwei Jahren am Seekrieg gegen die Niederlande Frankreich und Spanien teil die alle die USA in ihrem Unabhangigkeitskrieg mit Grossbritannien unterstutzten Bligh kampfte im Sommer 1781 in der Schlacht auf der Doggerbank und 1782 bei der Verteidigung von Gibraltar Nach dem Frieden von Paris 1783 nahm er seinen Abschied von der Marine und befehligte vier Jahre lang ein Handelsschiff das im Rum und Zuckerhandel zwischen England und Westindien verkehrte Dabei lernte er Fletcher Christian kennen den spateren 2 Offizier der Bounty und Anfuhrer der Meuterer Beide verband anfangs eine enge Freundschaft Die Bounty Expedition Bearbeiten Auf Betreiben seines Forderers des Naturforschers Sir Joseph Banks kehrte Bligh 1787 in den Dienst der Admiralitat zuruck und erhielt das Kommando uber HMAV His Majesty s Armed Vessel Bounty Das Schiff sollte Ableger des Brotfruchtbaums von Tahiti zu den Westindischen Inseln bringen um die dortigen Zuckerrohr Pflanzer mit einem billigen Nahrungsmittel fur ihre Sklaven zu versorgen Aus Kostengrunden wurde Bligh nicht zum Kapitan befordert an Bord aber der Form halber als solcher gefuhrt Dies und die Weigerung der Admiralitat ihm Marinesoldaten mit an Bord zu geben sollte sich als problematisch fur die Aufrechterhaltung der Disziplin erweisen nbsp Sir Joseph Banks Forderer Blighs und Initiator der Bounty ExpeditionAm 23 Dezember 1787 stach die Bounty von Spithead aus in See Die Reise verlief weitgehend problemlos obwohl die Bounty durch schwere Sturme an der geplanten Umrundung von Kap Hoorn gehindert wurde Bligh entschied sich daher fur die ostliche Route um das Kap der Guten Hoffnung Am 27 Oktober 1788 ging die Bounty mit etlichen Monaten Verspatung in der Matavai Bucht von Tahiti vor Anker Da Bligh auf der Ruckfahrt die Endeavour Strasse erkunden sollte musste er auf Tahiti den nachsten Ost Monsun abwarten der nicht vor April einsetzen wurde Das Verladen der Brotfruchtbaume nahm wenig Zeit in Anspruch sodass die Mannschaft den funfmonatigen Landaufenthalt weitgehend frei von den Pflichten des Schiffsalltags verbringen konnte Etliche Besatzungsmitglieder gingen in dieser Zeit Beziehungen mit tahitianischen Frauen ein Anders als es in Romanen und Filmen oft dargestellt wurde war Bligh kein grausamer Kommandant er hielt Auspeitschungen und Skorbut fur Kennzeichen eines schlecht gefuhrten Schiffes Seeleute unter seinem Kommando wurden erheblich seltener ausgepeitscht als die Besatzungsmitglieder anderer Schiffe 1 Gegenuber einem Offizier der ihm den Gehorsam verweigert hatte sprach er statt der ublichen Sanktion die damals durchaus auch die Todesstrafe hatte sein konnen nur eine Verwarnung aus Die Meuterei Bearbeiten nbsp Bligh und achtzehn Mann werden ausgebootetAm 5 April verliess die Bounty Tahiti und nahm westlichen Kurs auf die Endeavour Strasse Drei Wochen spater am 29 April 1789 kam es sudlich der zur Tongagruppe gehorenden Insel Tofua zu der bekannten Meuterei unter Fuhrung des 2 Offiziers des Master s mate Steuermannsmaat und Acting Lieutenant provisorischer Lieutenant Fletcher Christian Am Abend zuvor hatte es zwischen ihm und Bligh einen Streit wegen einiger fehlender Kokosnusse gegeben die der Kapitan hatte rationieren lassen um wahrend der Ruckfahrt uber vitaminreiche Nahrung fur die Mannschaft zu verfugen Christian hatte sich anschliessend betrunken und gegenuber einigen Mannschaftsmitgliedern den Wunsch geaussert mit einem Floss die Bounty zu verlassen und nach Tahiti zuruckzukehren Ausloser der Meuterei durfte nicht der unbedeutende Streit gewesen sein sondern die Tatsache dass Christian mit seinen Ausserungen bei einigen Besatzungsmitgliedern auf offene Ohren stiess Sie konnten sich nach dem langen Aufenthalt auf Tahiti nur schwer wieder an die Disziplin an Bord des Schiffes gewohnen und uberzeugten schliesslich Christian der die Morgenwache hatte davon die Bounty in seine Gewalt zu bringen Kurz vor Sonnenaufgang als ich noch schlief kamen Herr Christian der Waffenmeister Churchill der Konstablersmaat John Mills und der Matrose Thomas Burkett in meine Kajute ergriffen mich banden mir die Hande mit einem Strick auf den Rucken und drohten mich augenblicklich toten zu wollen wenn ich nur den geringsten Larm machen wurde Ungeachtet dieser Drohung rief ich so laut dass jedermann im Schiff alarmiert werden musste aber die Emporer hatten sich der Offiziere die nicht auf ihrer Seite standen bereits dadurch versichert dass Wachen vor ihren Kajuten aufgestellt waren William Bligh 2 In den fruhen Morgenstunden brachten die Meuterer das Schiff vollstandig unter ihre Kontrolle Anschliessend setzten sie Bligh mit 18 ihm treuen Besatzungsmitgliedern in einer offenen Barkasse aus darunter den 1 Offizier und Master Steuermann John Fryer und Gunner Oberfeuerwerker William Peckover Die Fahrt in der Barkasse Bearbeiten nbsp Die Routen der Bounty blau und der Barkasse grun durch die SudseeDie Ausgebooteten setzten erst Kurs auf die nachstgelegene Insel Tofua mussten dort aber vor der feindlich gesinnten einheimischen Bevolkerung fliehen Dabei wurde ein Mann der Quartiermeister John Norton getotet Bligh ein Meister der Navigation schaffte es das kleine vollig uberladene Boot durch die kaum erforschte Torres Strasse zwischen Australien und Neuguinea bis zu der ca 6 700 km entfernten Insel Timor zu bringen Nach mehr als sechswochiger entbehrungsreicher Fahrt erreichte die Barkasse der Bounty am 12 Juni die hollandische Faktorei Kupang Dieser ostlichste Bligh bekannte Aussenposten einer europaischen Kolonialmacht in Asien war der einzige Ort von dem aus er und seine Manner hoffen konnten wieder nach England zu gelangen Von der 1788 erfolgten Grundung der britischen Straflingskolonie bei Sydney in Australien erfuhr er erst nach seiner Ankunft in Kupang Die Fahrt der Barkasse gehort zu den langsten Reisen die je in einem so kleinen offenen Boot unternommen wurden und stellt eine ausserordentliche seemannische Leistung dar Auf dem Weg nach Timor entdeckte Bligh als erster Europaer mehrere Inseln der Fidschigruppe und der nordlichen Neuen Hebriden Das Meeresgebiet nordlich der Fidschi Insel Viti Levu das die Barkasse dabei durchquerte erhielt den Namen Bligh Water 3 Ruckkehr nach England Bearbeiten nbsp Das Wohnhaus von William Bligh in der Lambeth Road 100 in LondonNach der Ankunft in Kupang und spater in Batavia verstarben noch mehrere Begleiter Blighs an der dort verbreiteten Malaria oder an den Folgen der entbehrungsreichen Fahrt mit der Barkasse Unter den Toten befand sich auch der Gartner David Nelson der fur die Brotfrucht Pflanzen verantwortlich gewesen war Von den 19 Insassen der Barkasse uberlebten jedoch 12 und kehrten nachdem sie sich erholt hatten auf verschiedenen Schiffen nach England zuruck Bligh verliess Kupang am 20 August 1789 und segelte nach Batavia um von dort aus mit einem Postschiff der Niederlandischen Ostindienkompanie am 16 Oktober die Heimreise anzutreten Nach einem weiteren Aufenthalt am Kap der Guten Hoffnung ging er am 13 Marz 1790 auf der Isle of Wight an Land Zuvor hatte er bei den niederlandischen Gouverneuren in Batavia und am Kap Haftbefehle gegen die Meuterer erwirkt und auch eine entsprechende Mitteilung an den Gouverneur der neuen britischen Kolonie in Sydney geschickt fur den Fall dass die Bounty dort auftauchen sollte Durch Briefe die Bligh und seine Begleiter nach Hause geschickt hatten war das Schicksal der Bounty in England bereits bekannt geworden bevor sie selbst dort eintrafen So wurde Bligh bereits bei seiner Heimkehr nach England am 13 Marz 1790 als Held gefeiert In einem Verfahren vor der Admiralitat wurde er von jeder Schuld an der Meuterei und am Verlust der Bounty freigesprochen Er veroffentlichte einen Bericht uber die Reise mit der Bounty der 1791 und 1793 von Georg Forster in dem Magazin von merkwurdigen neuen Reisebeschreibungen als deutsche Ubersetzung erschien Die detaillierten Schilderungen William Blighs bilden bis heute die Grundlage fur die zahlreichen literarischen und filmischen Bearbeitungen des Bounty Stoffes Spatere Karriere Bearbeiten Als Seeoffizier Bearbeiten nbsp William Bligh 1792Nach seiner Ruckkehr erhielt Bligh im November 1790 die Beforderung zum Master and Commander damals Korvettenkapitan und bereits einen Monat darauf jene zum Post Captain Kapitan zur See der nach seiner Beforderung drei Jahre als Fregattenkapitan Post Captain dienen musste bevor er automatisch zum Full Captain aufstieg Bald erhielt Bligh erneut den Befehl Ableger des Brotfruchtbaums von Tahiti nach Westindien zu bringen Er kommandierte die HMS Providence die von der HMS Assistant begleitet wurde Mit deren Kommandanten Lt Portlock war Bligh sehr zufrieden Diese zweite Fahrt in die Sudsee 1791 1793 verlief erfolgreich und ohne Zwischenfalle abgesehen von Blighs schwerer Erkrankung die ihn wochenlang am Kap festhielt Wahrscheinlich hatte er sich mit Malaria infiziert als er 1789 in Batavia Rast hatte machen mussen Bligh nutzte die Gelegenheit die Torres Strasse weiter zu erforschen Im Jahr 1797 erlebte Bligh auf der HMS Director die in der Themsemundung lag seine zweite Meuterei Sie betraf den gesamten Flottenverband zu dem die Director gehorte und richtete sich nicht gegen ihn personlich sondern gegen die Admiralitat Diese Meuterei verlief insgesamt glimpflicher als die erste und die noch folgende dritte Spater diente William Bligh als Seeoffizier in den Napoleonischen Kriegen und nahm 1801 unter Admiral Horatio Nelson an der Seeschlacht von Kopenhagen teil Als Gouverneur von New South Wales Bearbeiten nbsp Gegen Bligh gerichtete propagandistische Darstellung seiner Verhaftung wahrend der Rum Rebellion Tatsachlich hatte er sich keineswegs unter einem Bett versteckt 1805 wurde William Bligh zum Gouverneur der britischen Kolonie New South Wales im heutigen Australien ernannt Hier wurde er in die Rum Rebellion verwickelt einen Aufstand korrupter Offiziere Rum besass in der Straflingskolonie einen besonders hohen Wert und wurde auch als Zahlungsmittel eingesetzt Unter anderem wurde jedem Strafling regelmassig eine Wochenration Rum zugestanden Das Handelsmonopol auf Rum lag jedoch allein beim Militar Dies nutzten korrupte aktive und inaktive Offiziere aus und betrieben den Verkauf des flussigen Goldes zu horrenden Preisen Die Hauptverantwortlichen waren Colonel George Johnston und John Macarthur Da Bligh fur seinen energischen Fuhrungsstil bekannt war sollte er den als schwach geltenden Gouverneur Philip Gidley King ersetzen Als er 1808 in New South Wales eintraf ging er gegen die Machenschaften der Offiziere vor Dies loste schon bald eine bewaffnete Rebellion aus in deren Verlauf Bligh auf die vor der Kuste liegende HMS Porpoise verbannt wurde die er bis 1810 nicht mehr verlassen sollte Anders als er den Rebellen zugesagt hatte segelte er nicht nach England zuruck sondern befahl dem Kapitan des Schiffes die Stadt Sydney zu beschiessen Da dieser sich weigerte nutzte Bligh die Zeit um die Kuste Tasmaniens zu kartografieren Johnston und Macarthur wussten dass ihre selbsternannte Regierung nicht von Dauer sein konnte Daher begaben sie sich 1809 freiwillig nach England Aufgrund ihrer guten Beziehungen kamen sie glimpflich davon Mit frisch eingetroffenen britischen Truppen setzte Bligh 1810 die korrupte Regierung ab Ruhestand und Tod Bearbeiten nbsp William Blighs Grabmal1811 kehrte William Bligh nach England zuruck Im Jahr darauf starb seine Frau Elizabeth nach 31 Ehejahren Bligh war noch wahrend der Rum Rebellion im Juli 1808 zum Commodore Kommodore befordert worden Genau drei Jahre spater folgte die Beforderung zum Rear Admiral Konteradmiral und im Juni 1814 schliesslich jene zum Vice Admiral Vizeadmiral Nach seinem Abschied aus dem aktiven Dienst lebte er mit seinen Tochtern auf einem Landsitz in Kent Seine jungste Tochter Anne geboren 1791 war geistig behindert lernte niemals sprechen und litt uberdies an Epilepsie Anders als manche Angehorige seiner gesellschaftlichen Schicht zu dieser Zeit pflegte Bligh ein uberaus inniges Verhaltnis zu seiner behinderten Tochter und fuhr sie z B im Rollstuhl spazieren Im Alter von 63 Jahren am 7 Dezember 1817 brach William Bligh auf dem Weg zu seinem Arzt in der Bond Street in London zusammen und starb Die Todesursache war wahrscheinlich Magenkrebs Bligh wurde an der Seite seiner Frau und seiner zwei Sohne die beide schon kurz nach ihrer Geburt gestorben waren auf dem Friedhof der Gemeindekirche von Lambeth begraben Die Grabstatte an der Ostseite der Kirche gelegen an der Ecke Lambeth Road Lambeth Palace Road geriet mit der Zeit in Vergessenheit wurde aber in den 1980er Jahren wiederentdeckt und restauriert Nachleben BearbeitenDer Ruhm Blighs als einer der fahigsten Seefahrer und Navigatoren seiner Zeit verblasste schon zu seinen Lebzeiten Er wurde uberlagert von verfalschenden Darstellungen der Meuterei und des Charakters von Bligh die vor allem auf die Familien der Meuterer zuruckgingen Diese hatten ein Interesse daran ihre Angehorigen und damit ihre Familienehre reinzuwaschen und versuchten Bligh als ubermassig strengen knauserigen und zur Menschenfuhrung ungeeigneten Offizier darzustellen der durch sein tyrannisches Regiment die Meuterei herausgefordert habe Diese Argumente fielen durch einen historischen Zufall auf fruchtbaren Boden Denn im selben Jahr in dem die Meuterei in England bekannt wurde ereignete sich die Franzosische Revolution deren Ideen auch in England viele Anhanger fanden Diese interpretierten die Meuterei wie die Revolution als Aufstand von Unterdruckten gegen die Willkur eines Einzelnen Rufmordkampagne von Edward Christian Bearbeiten Insbesondere der Jurist Edward Christian der altere Bruder des Anfuhrers der Meuterer tat sich dabei hervor Blighs Ruf in Zweifel zu ziehen Er stellte ein inoffizielles Komitee zusammen das die Meuterei und ihre Ursachen untersuchen sollte Dieses bestand uberwiegend aus uberzeugten Abolitionisten die Blighs Brotfrucht Expeditionen die der Sklavenwirtschaft auf den karibischen Inseln dienen sollte von Anfang an kritisch gegenubergestanden hatten Der Bericht den das Komitee schliesslich wahrend Blighs Abwesenheit veroffentlichte zeichnete zum ersten Mal das Zerrbild von dem Kapitan als verabscheuungswurdigem Schurken Was ihn bei einzelnen Besatzungsmitgliedern tatsachlich unbeliebt gemacht hatte war eine gewisse Strenge mit der er bei Offizieren und Mannschaften auf die Einhaltung der Regeln bestand von denen in seinen Augen das Uberleben aller abhing So hielt er die Matrosen taglich zu Sport an indem er einen eigens dazu an Bord genommenen Geiger zum Tanz aufspielen liess Zudem achtete er stets darauf genugend Trinkwasser und frische Nahrung an Bord zu haben insbesondere Sauerkraut um den Ausbruch von Skorbut zu verhindern Letzteres erklart die Heftigkeit des Streits um die Kokosnusse am Vorabend der Meuterei Es scheint bei dieser Gelegenheit zu einem der seltenen Ausbruche von Jahzorn gekommen zu sein wie sie Bligh uberfielen wenn er mit Disziplinlosigkeit oder Unfahigkeit konfrontiert war Diese Strenge fallt jedoch kaum ins Gewicht im Vergleich mit den damals ublichen Verhaltnissen in der britischen Kriegsmarine Prugelstrafen eine mangelhafte Arbeitsorganisation sowie Mangel in der Verpflegung und der medizinischen Versorgung waren dort die Regel Nach allen historischen Quellen die nicht aus dem Umfeld der Meuterer und ihrer Familien stammen war William Bligh nicht nur ein umsichtiger und erfahrener sondern sogar ein fur seine Zeit uberaus fursorglicher Seeoffizier der durch James Cook beeinflusst seinen Ehrgeiz darein setzte alle Besatzungsmitglieder heil und gesund nach England zuruckzubringen Beispielsweise uberliess er bei sturmischer See seine Kajute den Matrosen zum Ausruhen Der beste Beweis fur seine Haltung ist die Tatsache dass fast alle Insassen der offenen Barkasse deren uberaus gefahrliche und strapaziose Fahrt lebend uberstanden Historiker verweisen auch regelmassig auf Blighs Logbucher die aufgrund der damals geltenden Vorschriften in der britischen Marine als zuverlassige Quellen gelten Ihnen zufolge verhangte Bligh weniger und mildere Strafen als sie in der englischen Marine damals ublich oder sogar rechtlich geboten waren Drakonische Strafen wie das Auspeitschen verhangte er weit seltener als sein Vorbild James Cook Zudem kann Bligh als Vorreiter auf dem Gebiet der modernen Arbeitsorganisation gelten da er das in der Royal Navy gangige Zwei Schicht System auf ein modernes Drei Schicht System umstellte Statt des harten Wechsels von vier Stunden Wachdienst gefolgt von vier Stunden Schlaf genoss die Mannschaft unter Bligh nach vierstundiger Wache eine achtstundige Ruhe oder Schlafphase Kurz Sowohl sein Fuhrungsverhalten als auch seine Neuerungen in den Arbeitsablaufen an Bord lassen ihn als ausserordentlich modern erscheinen 4 Dennoch zeigte die Kampagne Edward Christians Wirkung Als Bligh 1793 von seiner zweiten Brotfrucht Expedition zuruckkehrte bekam er bereits die veranderte Stimmung in der Marineleitung zu spuren Der Erste Lord der Admiralitat weigerte sich monatelang ihn zu empfangen Denn anders als Bligh der aus einfachen Verhaltnissen stammte verfugten die Familien einiger Meuterer z B die von Fletcher Christian Edward Young und Peter Heywood uber Beziehungen die bis in hochste Regierungskreise reichten Erst auf Drangen seines Freundes und Forderers Sir Joseph Banks entschloss sich Bligh auf die offentlich gemachten Vorwurfe zu reagieren Mit einer eigenen Darstellung und eidesstattlichen Erklarungen ehemaliger Besatzungsmitglieder der Bounty widerlegte er Punkt fur Punkt das Bild das Edward Christians Komitee von ihm gezeichnet hatte Blighs Bemuhungen schienen zunachst von Erfolg gekront So schrieb etwa die Zeitschrift British Critic Wir haben den unabweisbaren Eindruck dass die Freunde Christians am klugsten daran taten das Geschehen bei dem dieser junge Mann eine so herausragende und so verbrecherische Rolle spielte so weit wie moglich der Vergessenheit zu uberlassen 5 Bligh kummerte sich von da an nicht weiter um sein Bild in der Offentlichkeit In der historischen Forschung etwa bei seinen Biografen Mackaness und Kennedy ist dieses uberwiegend positive Bild bis heute weitgehend ungetrubt geblieben Ganz anders verhielt es sich dagegen schon zu Blighs Lebzeiten mit der offentlichen Meinung und im Laufe der Zeit zeichneten auch fiktionale Darstellungen der Meuterei in der Regel ein dusteres Bild von Blighs Charakter Seine Biografin Caroline Alexander erklart die Wirkung dieser Darstellungen so Bligh verstand nicht dass er gegen eine Kraft ankampfte die starker war als jeder Feind auf See die Macht einer guten Story 6 Blighs Bild in Romanen und Filmen Bearbeiten Solche guten aber faktisch falschen Geschichten lieferten im 20 Jahrhundert Romane wie Meuterei auf der Bounty von Charles Bernard Nordhoff und James Hall sowie die darauf basierenden Filme Die Verfilmung des Bounty Stoffes von Frank Lloyd aus dem Jahr 1935 mit Clark Gable und Charles Laughton in den Rollen von Christian und Bligh beschreibt Letzteren als komplexbeladenen Neurotiker Auch in Lewis Milestones Verfilmung von Nordhoffs Roman aus dem Jahr 1962 mit Marlon Brando als Christian wird Bligh gespielt von Trevor Howard als sadistischer menschenverachtender Kapitan dargestellt Um ein historisch genaueres Bild bemuhte sich 1984 Die Bounty von Regisseur Roger Donaldson nach dem Buch Captain Bligh and Mr Christian von Richard Hough 1922 1999 in dem Mel Gibson als Christian und Anthony Hopkins als Bligh auftraten Manipulierte Logbucher der Bounty Bearbeiten Bei einer Restaurierung der Bounty Logbucher entdeckte der Australier Anthony Zammit im Jahre 2007 Indizien fur Manipulationen an deren zweitem Band Die Seite auf der Bligh den Tag der Meuterei geschildert hat muss nachtraglich ausgetauscht worden sein Auf den vorhergehenden und nachfolgenden Seiten befindet sich ein durchgehender Tee oder Kaffeefleck und die Tinte mit der sie beschrieben wurden enthalt Spuren von Vulkanasche wie sie in der Sudsee vorkommt Beides fehlt auf der Seite die die Ereignisse des 28 Aprils 1789 festhalt Weitere Anhaltspunkte lieferten eine pH Analyse sowie unterschiedliche Wasserzeichen im Papier Da das Schriftbild jedoch auf allen Seiten durchgangig das Gleiche ist und nachweislich von William Bligh stammt muss er von der Manipulation gewusst haben Wann und warum sie erfolgte ob Bligh z B seine eigene Rolle positiver darstellen wollte oder die von Schutzlingen einflussreicher Forderer die sich unter den Meuterern befanden ist heute nicht mehr zu ermitteln 7 Letztlich konnte in mehr als 200 Jahren nie vollig geklart werden wie die Meuterei im Einzelnen tatsachlich ablief und was genau sie ausloste Ehrungen BearbeitenDer Asteroid des inneren Hauptgurtels 3263 Bligh wurde nach William Bligh benannt 8 Werke BearbeitenNarrative of the mutiny on board H M ship Bounty London 1790 A Voyage to the South Seaundertaken by command of His Majesty for the purpose of conveying the breadfruit tree to the West Indies in His Majesty s Ship the Bounty commanded by Lieutenant William Bligh Including an account of the mutiny on board the said ship and the subsequent voyage of part of the crew in the ship s boat from Tofoa one of the Friendly Islands to Timor a Dutch settlement in the East Indies Published by permission of the Lords commissioners of the admiralty London 1792 Ubers Georg Forster William Bligh s Kapitains von der Grossbritanischen Flotte Reise in das Sudmeer welche mit dem Schiffe Bounty unternommen worden ist um Brotbaume nach den Westindischen Inseln zu verpflanzen Aus dem Englischen Nebst Jean Francois de Surville Franzosischen Kapitains Reise in das Sudmeer jetzt zum erstenmal ubersetzt und mit Anmerkungen begleitet von Georg Forster Mit Kupfern und einer Karte Vossische Buchhandlung Berlin 1793 online Wieder Berlin 1793 als Monographie Berlin 1794 udT Logbuch der Bounty Die Brigantine Hamburg 1963 Auszug Georg Forster Magazin von merkwurdigen neuen Reisebeschreibungen aus fremden Sprachen ubersetzt und mit erlauternden Anmerkungen begleitet Bd 9 Vossische Buchhandlung Berlin 1793 S 1 24Literatur BearbeitenCaroline Alexander Die Bounty Die wahre Geschichte der Meuterei auf der Bounty Berlin Verlag Berlin 2004 ISBN 3 8270 0163 3 Detailgenau recherchiertes Buch englischer Originaltitel The True Story of the Mutiny on the Bounty Hermann Homann Hrsg Meuterei auf der Bounty Berichtet von William Bligh Piratenjagd auf der Fregatte Pandora Aufzeichnungen des Dr George Hamilton 1787 1792 Stuttgart 1983 Richard Hough Captain Bligh and Mr Christian London 1972 Gavin Kennedy Bligh London 1978 Gavin Kennedy Captain Bligh The Man and his Mutinies London 1989 George Mackaness The Life of Vice Admiral William Bligh R N F R S Neudruck Sidney 1951 Markus Pohlmann Die Meuterei auf der Bounty Uber Revolutionen und einige der Mythen die sich um sie ranken in Ingrid Artus Rainer Trinczek Hrsg Uber Arbeit Interessen und andere Dinge Phanomene Strukturen und Akteure im modernen Kapitalismus Hampp Munchen Mering 2004 ISBN 978 3 87988 809 2 Christiane Conway Letters from the Isle of Man The Bounty Correspondence of Nessy and Peter Heywood The Manx Experience Isle of Man 2005 ISBN 1 873120 77 X Jann M Witt Die Bounty war sein Schicksal Das abenteuerliche Leben des William Bligh Primus Darmstadt 2014 ISBN 978 3 86312 041 2 Wolf Ulrich Cropp Mit der BOUNTY durch die Sudsee Eine Seereise auf den Spuren Kapt n Blighs Pietsch Verlag Stuttgart 1993 ISBN 3 613 50186 4 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons William Bligh Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber William Bligh im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek William Bligh Georg Forster William Blighs Reise in das Suedmeer Berlin 1793 www meuterei bounty de Deutsche Ubersetzung einiger der Originaldokumente bzgl der Meuterei auf der Bounty aus den National Archives in Kew London Bligh Letters to Sir Joseph Banks Concerning the First Breadfruit ExpeditionEinzelnachweise Bearbeiten ZDF de Terra X zur Meuterei auf der Bounty zit nach Hermann Homann Hrsg Meuterei auf der Bounty Berichtet von William Bligh Piratenjagd auf der Fregatte Pandora Aufzeichnungen des Dr George Hamilton 1787 1792 Stuttgart 1983 S 142 Die Fahrt wurde kartographisch unter anderem dokumentiert von Daniel Friedrich Sotzmann in der Karte Fahrt des Lieut William Bligh von Tofoa nach Timor im Jahr 1789 in dem Boote der Bounty Staatsbibliothek Berlin SBB IIIC Kart T 12610 Markus Pohlmann Die Meuterei auf der Bounty Uber Revolutionen und einige der Mythen die sich um sie ranken S 83 Alexander Bounty S 437 Alexander Bounty S 437f ZDF de Terra X Logbuch Bounty Das Ratsel der Meuterei Manipulierte Seiten Lutz D Schmadel Dictionary of Minor Planet Names Fifth Revised and Enlarged Edition Hrsg Lutz D Schmadel 5 Auflage Springer Verlag Berlin Heidelberg 2003 ISBN 3 540 29925 4 S 186 doi 10 1007 978 3 540 29925 7 3264 englisch 992 S Originaltitel Dictionary of Minor Planet Names Erstausgabe Springer Verlag Berlin Heidelberg 1992 1932 CN Discovered 1932 Feb 5 by K Reinmuth at Heidelberg Gouverneure von New South Wales Philipp Hunter King Bligh Paterson Macquarie Brisbane Darling Bourke Gipps FitzRoy Denison 1 Baron Lisgar 4 Earl Belmore 1 Baron Rosmead Loftus Wynn Carington 7 Earl of Jersey Duff 2 Viscount Hampden 7 Earl Beauchamp Rawson 3 Baron Chelmsford 1 Baron Strickland Davidson de Chair Game 1 Earl of Gowrie Anderson 2 Baron Wakehurst Northcott Woodward Cutler Rowland Martin Sinclair Samuels Bashir Hurley Beazley nbsp Dieser Artikel wurde am 14 Juni 2006 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Normdaten Person GND 118829734 lobid OGND AKS LCCN n50082046 NDL 00620380 VIAF 17351052 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Bligh WilliamKURZBESCHREIBUNG britischer Seeoffizier und Gouverneur von New South WalesGEBURTSDATUM 9 September 1754GEBURTSORT Plymouth EnglandSTERBEDATUM 7 Dezember 1817STERBEORT London England Abgerufen von https de wikipedia org w index php title William Bligh amp oldid 236660181