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Werner Ziegenfuss 16 Oktober 1904 in Essen 12 Juli 1975 in Berlin war ein Soziologe Autor und Hochschullehrer Laut Bernd Ulrich Hergemoller zahlte er neben dem Regierungsprasidenten Franz Grobben und dem Juristen Botho Laserstein zu den prominentesten Opfern der Homosexuellenverfolgung in der Adenauerzeit 1 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Wissenschaftliche Karriere 1 2 Verarmung und Suizid 2 Schriften Auswahl 3 Wissenschaftlicher Nachlass 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenZiegenfuss war der Sohn von Friedrich Heinrich Ziegenfuss aus Rethem an der Aller Mitkonstrukteur der Dicken Berta bei Krupp in Essen Die Mutter starb am 14 Juni 1963 in Berlin 2 Nach dem Abitur am Wettiner Gymnasium in Dresden am 9 Marz 1923 studierte er 1923 1924 Rechts und Staatswissenschaften sowie Philosophie an der Universitat Hamburg 1924 1927 zusatzlich Soziologie und Ethnologie an der Universitat Berlin und schloss sein Studium am 16 Dezember 1926 mit der Promotion zum Dr phil summa cum laude ab Wissenschaftliche Karriere Bearbeiten 1927 1928 arbeitete Ziegenfuss an einer Habilitationsschrift und war 1928 1933 Oberassistent am Philosophischen Seminar der Universitat Berlin Am 1 Mai 1933 trat er in die NSDAP ein doch schon 1933 wurde er zweimal aus politischen Grunden inhaftiert Am 30 Oktober 1933 begann er seine Arbeiten am Philosophischen Lexikon das zu einem geschatzten Nachschlagewerk fur Philosophen wurde Aus politischen Grunden wurde ihm die Habilitation versagt 1935 wechselte er als wissenschaftliche Hilfskraft an das Soziologische Seminar der Universitat Hamburg Ab 1936 leitete er das Bildungswesen der Konsumvereine im Reichsbund der deutschen Verbrauchergenossenschaften bevor er 1939 1940 als freier Forscher in Berlin tatig wurde Von 1940 bis 1942 arbeitete Werner im Wirtschaftspadagogischen Seminar der Wirtschaftshochschule in Berlin mit In diese Zeit fallt auch seine Habilitation fur Wirtschaftspadagogik an der Wirtschaftshochschule Berlin am 16 Juli 1941 Am 19 Marz 1942 erfolgte die Ernennung zum Dozenten fur Wirtschaftspadagogik Neben seiner Lehrtatigkeit an der Wirtschaftshochschule in Berlin arbeitete er von Januar 1942 bis April 1943 als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter im Referat fur Wirtschaftspropaganda der Informationsabteilung des Auswartigen Amtes 1943 wurde er zum Wehrdienst in Frankreich und Pommern einberufen konnte aber zeitweilig seiner Lehrtatigkeit weiter nachgehen Von Juni bis September 1944 war er erneut in der Kulturpolitischen Abteilung des AA tatig wurde dann wieder eingezogen Am 25 Mai 1945 konnte er aus dem Lazarett in Schwerin entlassen werden Nach Kriegsende arbeitete er bei Aufenthalten an verschiedenen Orten z B Hamburg Luneburg Grimma weiter am Philosophenlexikon bevor er 1947 Mitarbeiter am Ostberliner Verlag Volk und Wissen wurde Am 19 November 1947 wurde er im Entnazifizierungs verfahren entlastet Neben der Arbeit am Philosophenlexikon das 1949 und 1950 in zwei Banden erschien arbeitete er auch an der Reihe Lebendige Soziologie mit Bis 1952 lehrte er an der TU Berlin als Privatdozent und der Deutschen Hochschule fur Politik Berlin bevor er am 21 Juli 1952 zum ordentlichen Professor fur Soziologie an der Handelshochschule Nurnberg ernannt wurde Dort lehrte er bis 1956 wo er nach einem Verweis wegen eines Dienstvergehens durch die Bayerische Dienststrafkammer Ansbach 13 Februar am 29 Oktober 1956 durch Urteil des Bayerischen Dienststrafhofes Munchen aus dem Dienst entlassen wurde Grund der Entlassung waren ihm vorgeworfene homosexuelle Verhaltensweisen Verarmung und Suizid Bearbeiten 1955 1956 erschien sein Handbuch der Soziologie 1959 nahm er an einem Lehrgang fur Spritzlackierer teil arbeitete als Versicherungsvertreter und war danach arbeitslos 1960 verdiente er sich als Packer in einer Kommissionsbuchhandlung Bauarbeiter im Zoologischen Garten Berlin und Hilfsarbeiter im Siebdruck seinen Lebensunterhalt Nach einem Kollaps auf dem S Bahnhof Berlin Westkreuz am 2 April 1961 stellte er ein Gnadengesuch auf Wiederherstellung des Beamtenrechts und erlitt am 13 August 1962 einen Herzinfarkt wodurch er arbeitsunfahig wurde Am 23 Januar 1963 erfolgte die Ablehnung des Antrags auf Belassung des Professorentitels die ihm zumindest einige Einkunfte in Form einer Rente gewahrt hatte Erst am 1 Mai 1972 wurde ihm eine Erwerbsunfahigkeitsrente gewahrt Am 12 Juli 1975 beging Werner Ziegenfuss in Berlin Suizid durch Fenstersturz Er wurde am 24 Juli 1975 eingeaschert Die Urne wurde am 25 Mai 1976 im Familiengrab mutterlicherseits auf dem Johannesfriedhof in Dresden beigesetzt Laut Bernd Ulrich Hergemoller zahlte Ziegenfuss neben dem Regierungsprasidenten Franz Grobben und dem Juristen Botho Laserstein zu den prominentesten Opfern der Homosexuellenverfolgung in der Adenauer Ara Schriften Auswahl BearbeitenDie phanomenologische Asthetik nach Grundsatzen und bisherigen Ergebnissen kritisch dargestellt Dissertationsschrift Noske Borna Leipzig 1928 Auch A Collignon Berlin 1928 Vom Kulturstaat der Deutschen A Collignon Berlin 1931 Versuch uber das Wesen der Gesellschaft Buske Leipzig 1935 Eugen Hauer Werner Ziegenfuss Gertrud Jung Philosophenlexikon Mittler Berlin 1937 Lieferungen 1 6 mehr nicht erschienen Die genossenschaftliche Wirtschaftsform Kohlhammer Stuttgart 1939 Der Mensch und die Gestaltung der Wirtschaft Eine Untersuchung uber die geistig gesellschaftlichen Zusammenhange von Wirtschaft und Erziehung Kohlhammer Stuttgart 1943 Theater und Gesellschaft Stichnote Potsdam 1946 Augustin Christliche Transzendenz in Gesellschaft und Geschichte de Gruyter Berlin 1948 Gerhart Hauptmann Dichtung und Gesellschaftslehre des burgerlichen Humanismus de Gruyter Berlin 1948 Lenin Soziologie und revolutionare Aktion im politischen Geschehen de Gruyter Berlin 1948 Die Genossenschaften de Gruyter Berlin 1948 Die burgerliche Welt de Gruyter Berlin 1949 Die Uberwindung des Geschmacks Stichnote Potsdam 1949 Philosophen Lexikon Handworterbuch der Philosophie nach Personen Unter Mitwirkung von Gertrud Jung verfasst und herausgegeben von Werner Ziegenfuss de Gruyter Berlin 1950 ISBN 978 3110028966 Philosophen Lexikon Band 1 A K de Gruyter Berlin 1949 Philosophen Lexikon Band 2 L Z de Gruyter Berlin 1950 Jean Jaques Rousseau Palm amp Enke Erlangen 1952 Der Mensch als Gesellschaftswesen und der Betrieb Duncker amp Humblot Berlin 1953 ISBN 978 3428017430 Gesellschaftsphilosophie Grundzuge der Theorie von Wesen und Erkenntnis der Gesellschaft Enke Stuttgart 1954 Handbuch der Soziologie Erste Halfte Enke Stuttgart 1955 Handbuch der Soziologie Zweite Halfte Enke Stuttgart 1956 Wissenschaftlicher Nachlass BearbeitenDer wissenschaftliche Nachlass wurde durch testamentarische Verfugung dem Soziologen Heinrich Stieglitz ubergeben Dieser hat dafur an der Universitat Regensburg das Werner Ziegenfuss Archiv eingerichtet Literatur BearbeitenBernd Ulrich Hergemoller Ziegenfuss Werner Soziologe 1904 1975 In Bernd Ulrich Hergemoller Hrsg Mann fur Mann Biographisches Lexikon zur Geschichte von Freundesliebe und mannmannlicher Sexualitat im deutschen Sprachraum Lit Berlin Munster 2010 ISBN 978 3 643 10693 3 Teilband 2 S 1311 f Rene Konig Werner Ziegenfuss 16 Oktober 1904 12 Juli 1975 Nekrolog in Kolner Zeitschrift fur Soziologie und Sozialpsychologie Jg 28 1976 Heft 1 S 188 ff Rudiger Lautmann Der Tod eines Soziologen Notiz uber Werner Ziegenfuss in Ders Der Zwang zur Tugend d gesellschaftl Kontrolle d Sexualitaten Frankfurt M Suhrkamp 1984 ISBN 978 3 518 11189 5 S 184 189 Hans Christoph Rauh Ziegenfuss Werner In ders Personenverzeichnis zur DDR Philosophie De Gruyter Berlin New York 2021 ISBN 978 3 11 073705 9 S 631 632 Heinrich Stieglitz Nachruf auf Werner Ziegenfuss in Soziologie Jg 1976 Heft 2 S 122 f Heinrich Stieglitz Ziegenfuss Werner in Wilhelm Bernsdorf Horst Knospe Hrsg Internationales Soziologenlexikon Bd 2 2 Auflage Stuttgart Enke 1984 S 952 ff Christian Tilitzki Die deutsche Universitatsphilosophie in der Weimarer Republik und im Dritten Reich Teil 1 Berlin Akademie Verlag 2002 S 647 ff Ziegenfuss Werner Soziologe 1904 1975 in Bernd Ulrich Hergemoller Mann fur Mann Biographisches Lexikon zur Geschichte von Freundesliebe und mannlicher Sexualitat im deutschen Sprachraum vollig neubearbeitete Ausgabe in zwei Banden Band 2 Munster LIT Verlag 2010 S 1311 f Johannes Hurter Red Biographisches Handbuch des deutschen Auswartigen Dienstes 1871 1945 5 T Z Nachtrage Herausgegeben vom Auswartigen Amt Historischer Dienst Band 5 Bernd Isphording Gerhard Keiper Martin Kroger Schoningh Paderborn u a 2014 ISBN 978 3 506 71844 0 S 366 f Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Werner Ziegenfuss im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Teilnachlass Werner ZiegenfussEinzelnachweise Bearbeiten Bernd Ulrich Hergemoller Ziegenfuss Werner Soziologe 1904 1975 In Bernd Ulrich Hergemoller Hrsg Mann fur Mann Biographisches Lexikon zur Geschichte von Freundesliebe und mannmannlicher Sexualitat im deutschen Sprachraum Lit Berlin Munster 2010 ISBN 978 3 643 10693 3 Teilband 2 S 1311 f hier S 1311 Biographische Angaben beruhen auf Rudiger Lautmann Der Tod eines Soziologen Notiz uber Werner Ziegenfuss in Ders Der Zwang zur Tugend d gesellschaftl Kontrolle d Sexualitaten Frankfurt M Suhrkamp 1984 ISBN 978 3 518 11189 5 S 184 189 sowie Rene Konig Werner Ziegenfuss 16 Oktober 1904 12 Juli 1975 Nekrolog in Kolner Zeitschrift fur Soziologie und Sozialpsychologie Jg 28 1976 Heft 1 S 188 ff und Hans Christoph Rauh Ziegenfuss Werner In ders Personenverzeichnis zur DDR Philosophie De Gruyter Berlin New York 2021 ISBN 978 3 11 073705 9 S 631 632 Heinrich Stieglitz Ziegenfuss Werner in Wilhelm Bernsdorf Horst Knospe Hrsg Internationales Soziologenlexikon Bd 2 2 Auflage Stuttgart Enke 1984 S 952 ff Normdaten Person GND 118868209 lobid OGND AKS LCCN n85254686 VIAF 13105369 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Ziegenfuss WernerKURZBESCHREIBUNG deutscher Soziologe Buchautor und HochschullehrerGEBURTSDATUM 16 Oktober 1904GEBURTSORT EssenSTERBEDATUM 12 Juli 1975STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Werner Ziegenfuss amp oldid 236657583