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Die Hochschule fur Wirtschafts und Sozialwissenschaften Nurnberg wurde 1918 gegrundet und ging 1961 als Wirtschafts und Sozialwissenschaftliche Fakultat in der Friedrich Alexander Universitat Erlangen Nurnberg auf 2007 wurde sie als Fachbereich Wirtschaftswissenschaften Teil der Rechts und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultat Seit 2019 fuhrt sie wieder die Bezeichnung Fachbereich Wirtschafts und Sozialwissenschaften Inhaltsverzeichnis 1 Ursprunge und Ausgangssituation 2 Grundung 3 Zeit der Weimarer Republik 4 Hindenburg Hochschule Die Hochschule in der Zeit des Nationalsozialismus 5 Nach dem Zweiten Weltkrieg 6 Eingliederung in die Erlanger Universitat und weitere Entwicklung 7 Weblinks 8 Literatur 9 EinzelnachweiseUrsprunge und Ausgangssituation BearbeitenDie geistigen Ursprunge der Nurnberger Handelshochschule und damit der Hochschule fur Wirtschafts und Sozialwissenschaften Nurnberg reichen bis zur Nurnbergischen Universitat Altdorf zuruck die 1575 in Altdorf bei Nurnberg als Akademie eroffnet und 1622 zur Universitat erhoben wurde Einer der Grunde die Universitat im Nurnberger Land zu grunden waren die dort liegenden Herrensitze und Schlosser der Nurnberger Patrizier wie zum Beispiel Schloss Grunsberg in der Nahe von Altdorf An der Universitat studierten unter anderem der Philosoph Gottfried Wilhelm Leibniz und der spateren Feldherr Albrecht von Wallenstein Nach der Eingliederung Nurnbergs in das Konigreich Bayern im Jahr 1806 wurde die Universitat Altdorf 1809 aufgelost Einzige Universitat im protestantischen Teil Frankens blieb danach die 1743 gegrundete Universitat Erlangen Grundung Bearbeiten nbsp Gebaude der ehemaligen HandelshochschuleErst 1918 wurde wieder eine Hochschule in Nurnberg gegrundet Nach dem Scheitern der Plane fur eine Technische Hochschule mit einer angegliederten handelswissenschaftlichen Fakultat wurde 1907 der Gedanke der Grundung eine Handelshochschule wiederaufgenommen Die Grundung der praxisorientierten Hochschule durch die Stadt Nurnberg erfolgte am 26 oder 27 Mai 1918 unter dem Namen Freie Hochschule fur Handel Industrie und allgemeine Volksbildung in Form einer Stiftung Zu diesem Zeitpunkt gab es bereits sieben gleichartige Institutionen in Deutschland deren Entwicklung in Nurnberg intensiv verfolgt wurde Am 15 Oktober 1919 wurde der Lehrbetrieb mit 174 Studenten und sechs Studentinnen in einer ehemaligen Volksschule in der Findelgasse 7 aufgenommen unter den Studierenden des ersten Tages war auch der geburtige Further und spatere Vater der sozialen Marktwirtschaft Ludwig Erhard Seine Matrikelnummer 9 lasst nicht ableiten dass er als neunter Studierender immatrikuliert wurde vielmehr wurden am ersten Einschreibungstag die Studierenden nachtraglich nach Namen sortiert und alphabetisch nummeriert 1920 stimmte der Nurnberger Stadtrat zu und die Handelshochschule wurde ministeriell genehmigt Zeit der Weimarer Republik BearbeitenAb 1923 verringert sich das Stiftungskapital der Handelsschule durch die grassierende Hyperinflation betrachtlich durch stadtische Finanzmittel konnte der Betrieb aber stabilisiert und die akademischen Strukturen verfestigt werden unter anderem durch die Ablosung der freien Dozierenden durch festangestellte Professoren 1925 erfolgte die Gleichstellung mit anderen Hochschulen Zugleich wurde der Name in Handelshochschule Hochschule fur Wirtschafts und Sozialwissenschaften Nurnberg geandert und die Schule erhalt eine Rektorats und Senatsverfassung An ihr begrundeten Wilhelm Rieger und Wilhelm Vershofen die Nurnberger Schule die durch das damals einmalige Konzept der Einheit von Wirtschafts und Sozialwissenschaften bekannt wurde Besonders der Okonom Schriftsteller und Politiker Vershofen betont die Notwendigkeit einer ganzheitlichen Ausbildung fur moderne Kaufleute die neben dem betriebs und volkswirtschaftlichen Wissen auch Kenntnisse in Wirtschaftsgeschichte Soziologie Philosophie Ethik und Psychologie umfassen musse um das gesamte Wirtschaftssystem begreifen und verantwortungsvoll lenken zu konnen Die Betonung der wirtschaftsethischen Dimension des kaufmannischen Handelns wird unter anderem durch den Eid des Ehrbaren Kaufmanns verdeutlicht der von den Absolventen vor der Uberreichung der Urkunden abgelegt wird 1930 erhielt die Hochschule das Promotionsrecht ab 1931 das Recht der Habilitation fur Wirtschafts und Sozialwissenschaften Zu einem der nachhaltigsten Erfolge der Nurnberger Professoren gehorte 1934 die Grundung der spateren Gesellschaft fur Konsumforschung GfK in Nurnberg Zu den Absolventen der Handelshochschule zahlt Ludwig Erhard der spatere Bundeswirtschaftsminister und Bundeskanzler der an der Hochschule studierte forschte und lehrte Hindenburg Hochschule Die Hochschule in der Zeit des Nationalsozialismus BearbeitenBereits im Jahr 1933 erfolgt durch den Rektor Sven Helander und den Prorektor Georg von Ebert die ideologisch programmatische Umbenennung der Hochschule fur Wirtschafts und Sozialwissenschaften in Hindenburg Hochschule 1 Mit der Neuausrichtung auf die NS Ideologie die massgeblich durch Ritter von Ebert vorangetrieben wird wird der Hochschullehrplan neu ausgerichtet und mindestens zwei Professoren aus der aktiven Lehre entfernt 2 Die Neuausrichtung beinhaltete unter anderem eine neue Hochschulverfassung 3 nationalsozialistisch gepragte Vortragsreihen 4 und die Neugrundung einer Abteilung fur Spielzeug 5 was sich mit der Anbindung an das Nurnberger Spielzeughandwerk erklaren lasst Ab Juni 1933 wird zum Beispiel die Absetzung des ehemaligen Rektors Vertrauenslehrers und Dozenten fur deutsche Geschichte Hans Proesler vorangetrieben 6 der ab Juli 1933 bis auf Weiteres beurlaubt wird die Begrundung der Massnahmen ist seine Mitgliedschaft in der SPD Er kann erst 1945 als Ordinarius fur Geschichte und Soziologie an seine Arbeitsstelle zuruckkehren Im Februar 1934 wird der judische Dozent fur Betriebswirtschaftslehre Alfred Isaac in den vorlaufigen Ruhestand versetzt 7 Die Entfernung aus dem Staatsdienst wird durch den Einspruch verhindert dass Isaac im Ersten Weltkrieg als Frontkampfer tatig und dadurch nach NS Recht vor Suspendierung geschutzt war im September 1937 flieht er nach Istanbul und entzieht sich so weiteren Restriktionen und der auch nach der Flucht weitergetriebener Verfolgung durch den NS Staatsapparat Er kehrt 1952 als Ordinarius fur Betriebswirtschaftslehre an die Hochschule zuruck 7 Nach dem Zweiten Weltkrieg BearbeitenNach dem Zweiten Weltkrieg blieben der Hochschule auf Grund der Entnazifizierung des Lehrkorpers von uber 30 Dozenten nur drei aus der Zeit vor Kriegsende erhalten Die 1933 und 1934 aus dem Lehrkorper entfernten Weimarer Professoren Hans Proesler und Wilhelm Vershofen erhielten in der Folge ihre Professuren zuruck Der Wiederaufbau des zerstorten Kollegienhauses in der Findelgasse 7 war 1952 abgeschlossen die Trummerbeseitigung nach der weitgehenden Zerstorung des historistischen Gebaudes im Zweiten Weltkrieg wurde unter anderem von Studierenden im Rahmen von eigens eingerichteten Seminaren realisiert Wegen der steigenden Studentenzahlen wurde bis 1955 ein Erweiterungsbau in der Findelgasse 9 errichtet Der Soziologe Karl Valentin Muller der bereits in den 1920er Jahren als Mitarbeiter am Archiv fur Rassen und Gesellschaftstheorie wirkt nach dem Zweiten Weltkrieg aber im Zuge der Entnazifizierungsprozesse uberpruft und freigesprochen wird holte insgesamt zweimal zwischen dem Wintersemester 1959 60 und dem Sommersemester 1962 fur jeweils ein Semester den Statistiker Richard Korherr als Lehrbeauftragten an seinen Lehrstuhl der dafur benotigte Lebenslauf Korherrs war in Teilen verfalscht Korherr war im NS Staat Leiter der Statistischen Abteilung im SS Hauptamt und 1943 mit seinem sog Korherr Bericht an Heinrich Himmler einer der Statistiker des Holocaust damals als Endlosung der Judenfrage bezeichnet Die Anstellung wurde am 10 August 1962 von der Leipziger Universitatszeitung in einem ganzseitigen Bericht aufgedeckt 8 Universitatsinterne Dokumente belegen als Reaktion einen Verwaltungsakt gegen Muller der die Anstellung Korherrs problematisierte jedoch verstarb Muller 1963 vor dem Abschluss des Ordnungsverfahrens das er davor uber mehrere Monate durch Stellungnahmen und Einspruche hinauszogerte 9 Korherr wurde nach Bekanntwerden seiner Rolle im NS Staat von der Universitat gekundigt Eingliederung in die Erlanger Universitat und weitere Entwicklung Bearbeiten nbsp Campus der WiSo in NurnbergNach der Unterzeichnung eines Vertrags zwischen dem Freistaat Bayern und der Stadt Nurnberg am 23 Dezember 1960 wurde die Nurnberger Hochschule durch Ministerialerlass vom 13 April 1961 ruckwirkend zum 1 Januar 1961 als Wirtschafts und Sozialwissenschaftliche Fakultat WiSo Fakultat in die Universitat Erlangen eingegliedert die aus diesem Anlass in Friedrich Alexander Universitat Erlangen Nurnberg umbenannt wurde Die wirtschafts und sozialwissenschaftlichen Lehrstuhle des Staatswissenschaftlichen Seminars an der Philosophischen Fakultat der Universitat Erlangen wurden teilweise an die neue WiSo Fakultat verlegt 1966 wurde das DFG finanzierte Institut fur Sozialforschung SFZ eroffnet fur dessen Leitung Gerhard Wurzbacher von Kiel nach Nurnberg geholt wurde 10 Das Institut bestand bis Ende 2005 als es nach der Emeritierung seines letzten Direktors Manfred Stosberg geschlossen wurde 11 Seit den 1970er Jahren wuchs die Fakultat stetig so dass 1977 ein Neubau in der Langen Gasse 20 eingeweiht wurde vormals Tuchersches Gartenanwesen und ab 1890 Sitz der Tucher Brauerei Die Fakultat zeichnete sich weiterhin durch die Einheit der Wirtschafts und Sozialwissenschaften aus die bereits an der Handelshochschule gepflegt wurde Seit den 1980er Jahren ist die WiSo im Bereich Wirtschaftsinformatik fuhrend 1997 98 wurde der erste deutsche Studiengang Internationale BWL eingefuhrt 2000 der internationale Masterstudiengang International Business 2004 der MBA Weiterbildungsstudiengang Business Management Im Jahr 2007 wurde die Fakultat mit der in Erlangen angesiedelten Rechtswissenschaftlichen Fakultat zur Rechts und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultat vereinigt Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Hochschule fur Wirtschafts und Sozialwissenschaften Nurnberg Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienLiteratur BearbeitenHans Proesler Der Aufbau der deutschen Handelshochschulen und die Hochschule fur Wirtschafts und Sozialwissenschaften Handelshochschule Nurnberg von 1919 bis 1929 Nurnberg Hochschulbuchhandlung Krische amp Co 1929 Nurnberger Beitrage zu den Wirtschaftswissenschaften Heft 18 Festschrift der Hochschule fur Wirtschafts und Sozialwissenschaften Nurnberg Anlasslich der dreissigsten Wiederkehr des Grundungstages Nurnberg 1949 Fritz Voigt und Erich Schafer Hrsg Die Nurnberger Hochschule im frankischen Raum 1955 Im Auftrag des Senats anlasslich der Einweihung des neuen Kollegienhauses der Hochschule fur Wirtschafts und Sozialwissenschaften zu Nurnberg im November 1955 Nurnberg Glock u Lutz 1955 Friedrich Wilhelm Schoberth Hermann Kellenbenz und Eugen Leitherer Hrsg Hochschule fur Wirtschafts und Sozialwissenschaften Nurnberg 40 Jahre 1919 1959 Anlasslich der Jubilaumsfeier am 26 Februar 1960 Nurnberg Hochschule fur Wirtschafts und Sozialwissenschaften 1960 Georg Bergler Geschichte der Hochschule fur Wirtschafts und Sozialwissenschaften Nurnberg 1919 1961 Nurnberg Spindler Band 1 1963 Band 2 1969 Gesa Buchert Harald Fuchs Peter Low Hrsg Kleine Geschichte einer grossen Fakultat 75 Jahre Wirtschafts und Sozialwissenschaften in Nurnberg Selbstverlag der Autoren c o Susanne Low Lupinenweg 145 90480 Nurnberg Nurnberg 1994 ISBN 3 87191 201 8 Auslieferung Buchhandlung Edelmann Nurnberg Der Rektor der Friedrich Alexander Universitat Erlangen Nurnberg Hrsg 75 Jahre Hochschule und Fakultat fur Wirtschafts und Sozialwissenschaften in Nurnberg Sachgebiet fur Offentlichkeitsarbeit der Universitat Erlanger Universitatsreden 51 1996 3 Folge Erlangen ISSN 0423 345X Einzelnachweise Bearbeiten Vgl Georg Bergler Geschichte der Hochschule fur Wirtschafts und Sozialwissenschaften Nurnberg 1919 1961 Nurnberg Spindler Band 1 1963 S 132 139 Vgl Bergler 1963 S 136 vgl Personalakten von Hans Proesler und Alfred Isaac im Universitatsarchiv der Friedrich Alexander Universitat Erlangen Nurnberg Vgl Bergler 1963 S 141 Vgl Bergler 1963 S 143 Vgl Bergler 1963 S 150 Vgl Personalakte von Hans Proesler im Universitatsarchiv der Friedrich Alexander Universitat Erlangen Nurnberg a b Vgl Personalakte von Alfred Isaac im Universitatsarchiv der Friedrich Alexander Universitat Erlangen Nurnberg Ein Scharlatan des Rassismus Leipziger Universitatszeitung vom 10 August 1962 Universitatsarchiv Leipzig Sig UAL UZ 1962 08 16 Seite 5 Personalakte Karl Valentin Muller 1955 1963 Universitatsarchiv der FAU Erlangen Nurnberg 11 November 1966 Staat braucht Ergebnisse In Nordbayerischer Kurier 11 November 2011 FAU Personalmeldungen 2005 11Normdaten Korperschaft GND 39357 5 lobid OGND AKS LCCN n80023631 VIAF 136625592 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hochschule fur Wirtschafts und Sozialwissenschaften Nurnberg amp oldid 223116340