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Werner Leibbrand 23 Januar 1896 in Berlin 11 Juni 1974 in Munchen war ein deutscher Psychiater und Medizinhistoriker Werner Leibbrand 1965Werner Leibbrand Signatur 1972Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Privates 3 Ehrungen 4 Veroffentlichungen Auswahl 5 Literatur 6 Weblinks 7 AnmerkungenLeben und Wirken BearbeitenLeibbrand entstammt einem altschwabischen Geschlecht Die Vorfahren waren Pfarrer Arzte Gelehrte und Schauspieler sein Vater betrieb eine Lebensversicherung Schon wahrend der Schulzeit erfolgte eine Ausbildung zum Konzertpianisten durch Birgit Hammer Auf Einspruch des Vaters wandte er sich dem Studium der Medizin zu speziell auch der Psychiatrie und horte nebenher Philosophie sowie Musik Literatur Kunst und Rechtsgeschichte Seine Lehrer waren u a Heinrich Wilhelm Waldeyer Gunther Hertwig Magnus Hirschfeld Arthur Kronfeld und Karl Bonhoeffer Im Ersten Weltkrieg war Leibbrand Feldarzt 1919 legte er das Medizinische Staatsexamen ab ein Jahr spater promovierte er in Berlin bei Ferdinand Blumenthal mit der Arbeit Ueber Tumoren bei Kriegsteilnehmern Er wurde Assistenzarzt am Berliner Westend Sanatorium wo er bis 1927 blieb Mitte der zwanziger Jahre eroffnete Leibbrand eine Psychiatrische Praxis die besonders von der Berliner Film und Theaterwelt lebhaft frequentiert wurde Gleichzeitig begrundete er als Pionier der Sozialpsychiatrie die Fursorge der Geisteskranken im offenen Vollzug siehe auch Offene Fursorge Als Mitglied des Vereins Sozialistischer Arzte war er auch am Aufbau eines psychiatrischen Fursorgezentrums fur Alkohol und Drogenabhangige beteiligt 1 1933 wurde Leibbrands Wirken durch die Machtergreifung der Nationalsozialisten abrupt beendet Aus Protest gegen den Ausschluss judischer Berufskollegen aus den Standesorganisationen trat er aus dem Wilmersdorfer Arztlichen Verein aus Daraufhin verlor er seine Kassenzulassung und wurde aus seiner Funktion als Bezirksarzt entlassen Plane zu einer Emigration blieben erfolglos Er beschaftigte sich mit Themen der Medizingeschichte und intensivierte seine philosophischen und geisteswissenschaftlichen Studien Dies fuhrte zu einer freien Mitarbeit bei der Frankfurter Zeitung Er schuf Katakombenkreise des Philosophierens 2 zu denen Richard Kroner Konrat Ziegler Ernesto Grassi Richard Muller Freienfels Kurt Riezler Hans Rothfels Carl Friedrich von Weizsacker und Romano Guardini gehorten In Leibbrands Berliner Wohnung am Kaiserdamm entstand Guardinis endgultige Formulierung seiner Rilke Studien vor allem die Interpretation der Duineser Elegien und der Sonette an Orpheus Zwischen 1937 und 1939 publizierte Leibbrand seine ersten grosseren medizinhistorischen Arbeiten insbesondere seine Darstellung der Romantischen Medizin 1937 Im Gegensatz zum bis dahin vorherrschenden Pragmatismus und Utilitarismus schrieb er Medizingeschichte als Problemgeschichte menschlicher Beziehungen in der besonderen Situation von Arzt und Patient Der Zweite Weltkrieg verscharfte die Situation Leibbrands der im August 1943 in der Nurnberger Nervenklinik dienstverpflichtet wurde und ab 1944 auch an der psychiatrischen Klinik Erlangen tatig war wo sich die Arztin Annemarie Wettley fur ihn und seine Ehefrau Margarete einsetzte Andauernde Anfeindungen durch verschiedene arztliche Kollegen zwangen ihn letztlich zu einer Flucht in die Illegalitat die bis zum Einmarsch der Amerikaner andauerte Von der US amerikanischen Militarregierung wurde er zum Direktor der Erlanger Klinik ernannt Eine herausragende Rolle nahm Leibbrand bei den Nurnberger Arzteprozessen 1946 47 ein an denen er als einziger deutscher Gutachter beteiligt war In dieser Zeit setzte er sich aufgrund der menschenunwurdigen Verhaltnisse in der damaligen Psychiatrie auch fur die Rechte von psychiatrischen Patienten ein was zu weiteren Anfeindungen fuhrte Ab 1946 begann er zusammen mit Annemarie Wettley den institutionellen Wiederaufbau des Instituts fur Geschichte der Medizin der Universitat Erlangen 1947 wurde er dort zum ausserordentlichen Professor ernannt 1953 folgte Leibbrand einem Ruf an das Institut fur Geschichte der Medizin der Ludwig Maximilians Universitat Munchen dem er von 1953 3 bis zu seiner Emeritierung 1969 vorstand ab 1958 als Ordinarius Seit 1954 nahm er an vielen internationalen medizinischen und medizinhistorischen Kongressen teil auch hielt er zusammen mit Annemarie Wettley regelmassig Kurse an der Sorbonne ab 1964 machte er die deutschsprachigen Fachkollegen auf die Arbeiten von Michel Foucault aufmerksam 4 Zu seinem letzten grossen mit seiner Frau verfassten Werk Formen des Eros schrieb er seinem Verleger Meinolf Wewel 1971 aus Paris als These Ablosung von der Psychopathologie und Psychiatrie zugunsten eines geistigen Breitbandspektrums eigenwilliger Geschichtsmethodik die auf den Entwicklungsgedanken verzichtend sich nach phanomenalen Begriffen ausrichtet um sie jeweils im ganzen durchzuziehen Die Anregung zu diesem Werk war von Karl Jaspers ausgegangen die die beiden Verfasser ermunterte Mythos und Dichtung frei von Ideologie oder fixen Dogmen nach dem Eros zu befragen Privates BearbeitenIn zweiter Ehe war Leibbrand seit 1932 mit Margarete Sachs 1885 1961 die von Friedrich Bergius geschieden war verheiratet Nach ihrem Tod heiratete er Annemarie Wettley 1913 1996 Ehrungen BearbeitenFur seine Leistungen sind Werner Leibbrand zahlreiche Wurdigungen zuteilgeworden Funf Akademien haben ihn zum Mitglied gewahlt Er erhielt die Arzteplakette von Tel Aviv und war in vielen wissenschaftlichen Gesellschaften 1971 ehrte die Republik Frankreich Leibbrand mit der Verleihung des Ordre des Palmes Academiques ihrer bedeutendsten akademischen Auszeichnung Veroffentlichungen Auswahl BearbeitenRomantische Medizin Goverts Hamburg 1937 Der gottliche Stab des Askulap Eine Metaphysik des Arztes Otto Muller Salzburg 1939 Vinzenz von Paul Berlin Leipzig 1941 Heilkunde Eine Problemgeschichte der Medizin Orbis academicus Band II 4 Alber Freiburg im Breisgau Munchen 1953 ISBN 3 495 44106 9 Snippet Ansicht in der Google Buchsuche Die spekulative Medizin der Romantik Claassen Hamburg 1956 Snippet Ansicht in der Google Buchsuche mit Annemarie Wettley Der Wahnsinn Geschichte der abendlandischen Psychopathologie Orbis academicus Band II 12 Alber Freiburg im Breisgau Munchen 1961 mit Annemarie Leibbrand Wettley Kompendium der Medizingeschichte Banaschewski Munchen Grafelfing 1964 mit Annemarie Leibbrand Wettley Formen des Eros Kultur und Geistesgeschichte der Liebe Orbis academicus Sonderbande 3 1 2 2 Bande Alber Freiburg im Breisgau Munchen 1972 ISBN 3 495 47256 8 Andreas Frewer Werner Leibbrand Leben Weiterleben Uberleben Kommentierte Edition seiner Vita Geschichte und Philosophie der Medizin Band 16 Franz Steiner Verlag Stuttgart 2021 ISBN 978 3 515 12940 4 Literatur BearbeitenJoseph Schumacher Hrsg Melemata Festschrift fur Werner Leibbrand zum siebzigsten Geburtstag C F Boehringer Mannheim 1967 Heinz Goerke In memoriam Professor Dr Werner Leibrand 23 Januar 1896 11 Juni 1974 In Bayerisches Arzteblatt 1974 Heft 8 S 582 Digitalisat Fridolf Kudlien Werner Leibbrand als Zeitzeuge Ein arztlicher Gegner des Nationalsozialismus im Dritten Reich In Medizinhistorisches Journal Band 21 1986 Heft 3 4 S 332 352 Paul U Unschuld Matthias M Weber Wolfgang G Locher Hrsg Werner Leibbrand 1896 1974 ich weiss dass ich mehr tun muss als nur ein Arzt zu sein Zuckschwerdt Germering bei Munchen 2005 ISBN 3 88603 882 3 Matthias M Weber Werner Leibbrand In Volkmar Sigusch Gunter Grau Hrsg Personenlexikon der Sexualforschung Campus Frankfurt am Main 2009 ISBN 978 3 593 39049 9 S 407 410 Renate Wittern Hrsg Die Professoren und Dozenten der Friedrich Alexander Universitat Erlangen 1743 1960 Teil II Medizinische Fakultat Bearbeitet von Astrid Ley Erlangen 1999 S 113 f Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Werner Leibbrand im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Ralf Seidel Felicitas Sohner Biographie von Werner Robert Leibbrand In Biographisches Archiv der Psychiatrie BIAPSY Anmerkungen Bearbeiten Der sozialistische Arzt II Jg No 2 3 November 1926 S 55 Neue Mitglieder Digitalisat III Jg No 1 2 August 1927 S 8 Wahlvorschlag des Verein Sozialistischer Arzte zur Arztekammer Digitalisat So von Leibbrand selbst bezeichnet Vgl dagegen LMU Geschichte des Lehrstuhls als Nachfolger von Gernot Rath Florian Mildenberger The birth of acknowledgement Michel Foucault and Werner Leibbrand In Sudhoffs Archiv Bd 90 2006 S 97 105 PMID 16929797 Normdaten Person GND 118727222 lobid OGND AKS LCCN n84803088 NDL 01022610 VIAF 77110899 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Leibbrand WernerKURZBESCHREIBUNG deutscher Psychiater und MedizinhistorikerGEBURTSDATUM 23 Januar 1896GEBURTSORT BerlinSTERBEDATUM 11 Juni 1974STERBEORT Munchen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Werner Leibbrand amp oldid 224390656