Als Weltzyklus oder auch Großes Jahr wird in der antiken Astronomie eine Zeitspanne genannt, nach deren Ablauf die Himmelskörper wieder in der ursprünglichen (linearen) Anordnung positioniert sind. Die Vorstellung vom Großen Jahr ist eng mit Spekulationen über zu diesen Zeitpunkten stattfindende Katastrophen in Form von Sintfluten (Kataklysmos) bzw. Weltbränden (Ekpyrosis) verknüpft. Nach diesen Katastrophen folgt ein schöpferischer Neubeginn, die Palingenesis.
Antike Diskussion Bearbeiten
Seneca zitiert einen babylonischen Priester und Astronomen:
Über die genaue Dauer dieses Zyklus herrschte Unklarheit. Nach Cicero:
In der Tat kursierten stark abweichende Angaben. An einer anderen Stelle bei Berossos ist zu erschließen, dass das babylonische große Jahr ein Vielfaches von 432.000 Jahren (120 Sar zu je 3.600 Jahren) beträgt.
Nach Censorinus dauerte das Große Jahr bei Aristarch 2.484, bei Aretes von Dyrrhachium 5.552, bei Heraklit und Linus 10.800, Dion 10.884, Orpheus 120.000 und bei Cassandrus 3.600.000 Jahre. Andere nahmen an, die Zeitspanne sei unendlich und die Himmelskörper kämen nie wieder in ihrer ursprünglichen Konstellation zusammen.
Verwechslungsmöglichkeit Bearbeiten
Es ist zu beachten, dass das Konzept, wie oben beschrieben, nichts zu tun hat mit dem auch als Großes oder Platonisches Jahr bezeichneten Zyklus, während dessen der Frühlingspunkt einmal durch den Tierkreis wandert. Die Bezeichnung dieses Zyklus der Präzession als Platonisches Jahr rührt von einer etwas unklaren Stelle in Platons Dialog Timaios her, in der Platon eine Bewegung der Fixsternsphäre anzusprechen schien.
Rezeption in der Popularkultur in jüngster Zeit Bearbeiten
Kurioserweise scheint das Konzept des Weltzyklus in seiner ursprünglichen Form gerade in der neuesten Zeit wieder prominent in der populären Kultur auf:
- In dem Disney-Zeichentrickfilm Hercules von 1997 ist die lineare Aneinanderreihung der Planeten die Konstellation, die es dem missgünstigen Hades ermöglicht, (fast) erfolgreich gegen Göttervater Zeus zu putschen, da dann die im Tartaros gefangenen Titanen befreit werden können und die Zeit für kosmische Katastrophen reif ist: „In 18 Jahren, wie man sieht, stehn die Planeten in Reih und Glied …“
- In dem Fantasy-Film Lara Croft: Tomb Raider von 2001 ist es wieder die (hier nur alle 5.000 Jahre auftretende) „Linearkonstellation“ von Planeten, die es ermöglicht, mit Hilfe eines Artefakts, das zerbrochen und dessen Teile an verschiedenen Orten verborgen wurden, die Welt (oder jedenfalls die Zeit) aus den Angeln zu heben.
- Zuvor war es schon im Mai 2000 aufgrund einer damals auftretenden relativ seltenen nahezu linearen Anordnung einiger (nicht aller) Planeten und der nahenden Jahrtausendwende zu von der Boulevardpresse kräftig geschürten Weltuntergangsphantastereien gekommen.
Literatur Bearbeiten
- Bartel Leendert van der Waerden: Das Grosse Jahr und die Ewige Wiederkehr. In: Hermes, Bd. 80, Nr. 2 (1952), S. 129–155.
Einzelnachweise Bearbeiten
- Seneca Quaestiones naturales 3.29, zitiert nach van der Waerden, S. 140
- Cicero de natura deorum 2.51
- Berossos Fragment 28-29; zitiert bei van der Waerden S. 141f
- Censorinus de die natali 18
- Platon Timaios 39b
- „Bad Astronomy“ in „Tomb Raider“ (englisch)
- „Bad Astronomy“ und „Planetary Alignments“ (englisch)