www.wikidata.de-de.nina.az
Der Weissschnauzendelfin Lagenorhynchus albirostris ist ein Meeressauger aus der Gattung der Kurzschnauzendelfine Lagenorhynchus Er lebt nur im Nordatlantik und stellt dort den Vertreter seiner Gattung mit dem nordlichsten Verbreitungsgebiet uberhaupt dar WeissschnauzendelfinWeissschnauzendelfine Lagenorhynchus albirostris SystematikOrdnung Wale Cetacea Unterordnung Zahnwale Odontoceti Uberfamilie Delfinartige Delphinoidea Familie Delfine Delphinidae Gattung Kurzschnauzendelfine Lagenorhynchus Art WeissschnauzendelfinWissenschaftlicher NameLagenorhynchus albirostris Gray 1846 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Verbreitung 3 Lebensweise 4 Fortpflanzung und Entwicklung 5 Systematik 6 Bedrohung und Schutz 7 Literatur 8 WeblinksMerkmale BearbeitenMit einer Grosse von 1 10 bis 1 20 Metern bei der Geburt und einer durchschnittlichen Grosse von 2 75 Metern im Erwachsenenalter gehort der Weissschnauzendelfin zu den grosseren Delfinen Die Tiere erreichen ein Gewicht bis zu 350 Kilogramm Mannchen sind etwas grosser als die Weibchen Der Weissschnauzendelfin ist durch seine kurze kraftige cremefarbene Schnauze gekennzeichnet auf die auch der Name dieser Art zuruckgeht Diese ist auch anatomisch deutlich vom Kopf abgesetzt Ein weiteres deutliches Merkmal ist die sichelformig nach hinten gebogene Ruckenflosse die als Finne bezeichnet wird Die Brustflossen oder Flipper sind an der Basis sehr breit und an der Spitze leicht abgerundet Der Schwanzstiel ist bauch und ruckenseits gekielt der Hinterrand der Schwanzflosse oder Fluke ist konkav gerundet und massig eingekerbt nbsp Modell WeissschnauzendelfinDer Rucken und die Seiten des Wales sind dunkelgrau bis schwarz wobei sich an den Seiten jeweils zwei hellgraue Felder befinden die auch ineinander ubergehen konnen Samtliche Flossen sind ebenfalls schwarz der Bauch und die Kehle dagegen weiss gefarbt Bezuglich der Farbung besteht allerdings eine hohe Variabilitat So kann die Unterseite der Fluke mit weissen Flecken gesprenkelt sein oder eine dunkle Streifung vom Mund zur Brustflosse ziehen Besonders die Form und die Verschmelzung der Seitenflecke variieren sehr stark Die Tiere haben mit 88 bis 93 Wirbeln die grosste Wirbelanzahl aller Wale Die Anzahl der kegelformigen Zahne liegt mit 22 bis 25 Paar je Kiefer hingegen verglichen mit anderen Delfinen relativ niedrig nbsp Skelett eines WeissschnauzendelfinsDer Weissschnauzendelfin wird oft mit dem Weissseitendelfin Lagenorhynchus acutus verwechselt obgleich dieser im Allgemeinen weiter im Norden anzutreffen ist Des Weiteren ist der Weissschnauzendelfin gewohnlich grosser und hat keine gelben Streifen auf seiner Seite Verbreitung BearbeitenDer Weissschnauzendelfin ist nur im Nordatlantik verbreitet und daher eine endemische Art Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich in einem Band uber den Ozean von Cape Cod der Mundung des Sankt Lorenz Stroms und Sudgronland im Westen um Island hinuber nach Nordfrankreich und Spitzbergen im Osten In europaischen Gewassern ist er vor allem um Island verbreitet daneben findet man ihn haufig vor Norwegen Grossbritannien Irland Deutschland den Niederlanden und Danemark Regelmassige Sichtungen stammen auch aus der westlichen Ostsee Aus Nordfrankreich sind bislang erst wenige Sichtungen und Strandungen bekannt Aus den Meeresgebieten sudlich des Armelkanals sind keine derartigen Ereignisse bekannt weshalb angenommen werden kann dass der Delfin wahrscheinlich dort nicht vorkommt nbsp Verbreitung des WeissschnauzendelfinsWie auch andere Wale wandern die Weissschnauzendelfine im Fruhjahr nordwarts oft bis an den Rand des Packeises Im Winter halten sich die Tiere in gemassigteren Bereichen des Nordatlantik auf Lebensweise BearbeitenDie Weissschnauzendelfine leben vor allem im Pelagial der Gewasser kommen jedoch auch bis an die Kusten und in die kustennahen Bereiche Zur Jagd und in der Paarungszeit treten die Weissschnauzendelfine in Schulen von 6 bis 30 Tieren auf es wurden aber auch schon Gruppen von bis zu 1 500 Tieren beobachtet Auch gemischte Gruppen mit anderen Kleinwalen vor allem dem Grossen Tummler Tursiops truncatus und dem Weissseitendelfin sowie mit Grosswalen wie dem Finnwal Balaenoptera physalus wurden gesichtet Die Meeressauger ernahren sich hauptsachlich von Schwarmfischen bis zur Grosse von Makrelen und Tintenfischen Gelegentlich nehmen sie auch Beutetiere zu sich die auf dem Meeresboden leben etwa verschiedene Krebstiere Als Feinde sind besonders bei den jungen Delfinen wahrscheinlich Haie und der Grosse Schwertwal Orcinus orca zu nennen Belege dafur gibt es allerdings keine Die Grosse der Population wird auf mehrere hunderttausend Exemplare geschatzt wobei die Tiere im Osten ihres Verbreitungsgebietes haufiger vorkommen als im Westen Fortpflanzung und Entwicklung BearbeitenMan nimmt aufgrund von untersuchten Tieren an dass die Geschlechtsreife etwa ab einer Lange von 2 50 Metern beginnt Dies kann jedoch nicht auf das Alter ubertragen werden da Wachstumsuntersuchungen fehlen Aufgrund der Haufung von Jungtieren bei Strandungen im Juli bis September wird angenommen dass die Geburtszeit in den Hochsommer fallt uber die Trachtigkeitsdauer und die Paarungszeiten sowie die Paarungsgebiete ist dagegen nichts bekannt Die Geburtslange der Weissschnauzendelfine betragt etwa 1 20 Meter doch weder die Wachstumsrate noch das maximale Alter der Tiere sind bekannt Systematik BearbeitenDer Weissschnauzendelfin wurde 1846 unter der Bezeichnung Delphinus albirostris von John Edward Gray erstbeschrieben und noch im gleichen Jahr in die von ihm neu aufgestellte Gattung Lagenorhynchus verschoben Der Weissschnauzendelfin ist damit die erste beschriebene Art der Gattung In die gleiche Gattung der Kurzschnauzendelfine werden ausserdem vier weitere Arten eingeordnet Dabei handelt es sich um den Weissstreifendelfin Lagenorhynchus obliquidens den Schwarzdelfin Lagenorhynchus obscurus den Peale Delfin Lagenorhynchus australis und den Stundenglasdelfin Lagenorhynchus cruciger Phylogenetische Untersuchungen zu dieser Gruppe existieren bislang nicht Bedrohung und Schutz BearbeitenDer Weissschnauzendelfin wird als Art mit nur sehr geringer wirtschaftlicher Bedeutung eingestuft Es gab in der Vergangenheit durch Fischerei und Walfange an den Kusten Kanadas Gronlands und Skandinaviens gelegentliche Fange der Tiere sie waren jedoch meist nicht gezielt auf diese Wale gerichtet Im 19 Jahrhundert wurden Weissschnauzendelfine offensichtlich regelmassig im Osten Kanadas von Indianern in Buchten getrieben und dort getotet 1983 wurden funf Tiere lebend fur das Aquarium in Mystic Connecticut gefangen Weitere Berichte uber Lebendfange gibt es nicht Wie bei vielen anderen Walen stellt auch fur die Weissschnauzendelfine die Verschmutzung der Meere eine Belastung dar genaue Zahlen dazu existieren jedoch nicht In seiner Speckschicht konnten verschiedene fettlosliche Umweltgifte wie polychlorierte Biphenyle PCB und Schwermetalle wie Blei Cadmium und Quecksilber festgestellt werden Auch eine Belastung mit Heptachlorepoxid dem Abbauprodukt des ehemals weit verbreiteten in Deutschland aber inzwischen verbotenen Pflanzenschutzmittels Heptachlor konnte fur diese Art nachgewiesen werden Der Weissschnauzendelfin fallt wie alle Kleinwale nicht unter die Schutzbestimmungen der Internationalen Walfangkommission IWC Er ist allerdings durch das Washingtoner Artenschutzabkommen im Anhang II gelistet ein internationaler Handel mit entsprechenden Delfinprodukten ist entsprechend untersagt Hinzu kommen spezielle Gesetze in verschiedenen Staaten die die Jagd und den Handel mit Delfinen reglementieren Literatur BearbeitenAnders Galatius Carl Christian Kinze Lagenorhynchus albirostris Cetacea Delphinidae In Mammalian Species Band 48 Nr 933 5 August 2016 S 35 47 doi 10 1093 mspecies sew003 J Niethammer F Krapp Hrsg Handbuch der Saugetiere Europas Band 6 Meeressauger T 1a Wale und Delphine 1 Aula Wiesbaden 1994 ISBN 3 89104 559 X R R Reeves B S Stewart P J Clapham J A Powell Sea Mammals of the World A Complete Guide to Whales Dolphins Seals Sea Lions and Sea Cows Black London 2002 ISBN 0 7136 6334 0 Mark Carwardine Wale und Delfine Delius Klasing Bielefeld 2008 ISBN 978 3 7688 2473 6 Mark Carwardine Delphine Biologie Verbreitung Beobachtung in freier Wildbahn Naturbuch Augsburg 1996 ISBN 3 89440 226 1 Ralf Kiefner Wale und Delfine weltweit Jahr Top Special Hamburg 2002 ISBN 3 86132 620 5 Gerard Soury Das grosse Buch der Delphine Delius Klasing Bielefeld 1997 ISBN 3 7688 1063 1 Maurizio Wurtz N Repetto Underwater World Dolphins and Whales White Star Guides Vercelli 2003 ISBN 88 8095 943 3 Tsuneo Nakamura Dolphins Chronicle Books San Francisco 1997 ISBN 0 8118 1621 4 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Weissschnauzendelfin Lagenorhynchus albirostris Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Lagenorhynchus albirostris in der Roten Liste gefahrdeter Arten der IUCN 2006 Eingestellt von Cetacean Specialist Group 1996 Abgerufen am 12 Mai 2006 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Weissschnauzendelfin amp oldid 238298299