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Walter Julius Viktor Schoeller 17 November 1880 in Berlin 25 Juli 1965 in Konstanz war ein deutscher Chemiker und Laboratoriumsleiter in Berlin Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Ehrungen 3 Familie 4 Werke 5 Literatur 6 EinzelnachweiseLeben und Wirken BearbeitenWalter Schoeller der Sohn des Berliner Justizrates August Viktor Schoeller 1850 1923 und der Martha Stahlschmid 1857 1882 sowie Enkel von Julius Viktor Schoeller 1811 1883 dem Gynakologen und Direktor des Berliner Hebammenlehrinstituts studierte nach seinem Abitur im Jahre 1899 am Koniglichen Wilhelm Gymnasium an den Universitaten in Bonn und Berlin das Fach Chemie 1900 wurde er im Corps Palatia Bonn recipiert 1 Bei dem Nobelpreistrager Emil Fischer schrieb Schoeller seine Doktorarbeit uber das Phenylalanin 1906 wurde er zum Dr phil promoviert 2 Anschliessend forschte er mit dem Berliner Chemiker Walther Schrauth an quecksilberorganischen Verbindungen zur Herstellung von Medikamenten gegen Syphilis Diese Forschungen waren noch nicht von Erfolg gekront lediglich einzelne definierte Substanzen fanden damals Anwendung in Diuretika und Holzschutzmitteln Kurz vor dem Ersten Weltkrieg an dem Schoeller als Kavallerie und Gasoffizier teilnahm bekam er noch die Lehrerlaubnis fur Chemie Nach den Kriegsjahren erhielt er zunachst 1919 1923 eine Stelle als ausserordentlicher Professor fur Chemie an der Albert Ludwigs Universitat Freiburg er kehrte dann aber nach Berlin zuruck wo er die Leitung der wissenschaftlichen Laboratorien der Schering Kahlbaum AG ubernahm Hier richtete Schoeller unter anderem mehrere Arbeitsgruppen zur Erforschung und Entwicklung neuer diagnostischer Methoden auf der Basis organischer Rontgenkontrastmittel sowie neuer Pharmaka insbesondere von Sulfonamiden und goldorganischen Verbindungen ein Mit K Junkmann berichtete er 1932 uber ihre erstmalige Isolierung von Thyreotropin 3 Obwohl Schoeller der NSDAP beigetreten war nutzte er auf geschickte Weise seine familiaren und beruflichen Beziehungen zu wichtigen Entscheidungstragern in der Zeit des Nationalsozialismus um bedeutende Berliner Forschungseinrichtungen vor politischer Einflussnahme zu schutzen Davon profitierten unter anderem das Kaiser Wilhelm Institut KWI fur Biochemie unter Adolf Butenandt und vor allem das KWI fur Biologie unter Otto Warburg Warburg selbst hat es dabei auch der Einflussnahme Schoellers zu verdanken dass er ein Jahr nach seiner Absetzung als Institutsleiter im Jahre 1942 wieder eingesetzt und restituiert wurde Dagegen scheiterte Schoellers Versuch mit Otto Hahn die Freilassung ihres gemeinsamen Freundes Wilhelm Traube zu bewirken der 1942 aufgrund seiner judischen Abstammung verhaftet worden war und vor der geplanten Deportation noch im Gefangnis an den Folgen von Misshandlungen verstarb nbsp GrabstatteIn der Nachkriegszeit in Deutschland zog es Schoeller wieder in den Suden wo er 1946 1956 das private Forschungsinstitut fur Medizin und Chemie in Heiligenberg am Bodensee leitete Hier verbrachte er seine letzten Lebensjahre und verstarb am 25 Juli 1965 in Konstanz Er ist in Berlin auf dem Alten Zwolf Apostel Kirchhof bestattet Schoeller profitierte wahrend seiner Berliner Zeit beruflich wie menschlich von einer intensiven Zusammenarbeit mit dem spateren Nobelpreistrager Adolf Butenandt Dieser bediente sich der technischen Moglichkeiten in Schoellers Laboratorien zur Bearbeitung verschiedener Ausgangsprodukte wie beispielsweise Urin oder Plazenta aus denen er anschliessend Ostrogene Gestagene und Androgene isolierte Schoeller selbst uberfuhrte durch katalytische Hydrierung Ostrogen in Ostradiol und bewies dabei dass es sich hierbei um die physiologisch wirksame Form des Ostrogens handelt Weitere Schwerpunkte seiner Arbeit waren die Isolierung von Desoxycorticosteron womit er dessen Wirkung als Glucocorticoid charakterisierte sowie die Isolierung und Charakterisierung glandotroper Hormone des Hypophysenvorderlappens Aus diesen Forschungsergebnissen resultierte nachfolgend die Entwicklung einiger therapeutisch wirksamer Medikamente Ehrungen BearbeitenIm Laufe seiner Berufsjahre wurde Schoeller fur seine Verdienste mehrfach geehrt unter anderem 1932 mit der Ernennung zum Dr med h c der Universitat Wurzburg und 1951 zum Dr rer nat h c der TH Braunschweig Im Jahre 1938 wurde er als Mitglied in die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina gewahlt und 1955 zum Ehrenmitglied der Deutschen Gesellschaft fur Endokrinologie ernannt Im gleichen Jahr 1955 wurde Schoeller mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland Grosses Verdienstkreuz ausgezeichnet Seit 1960 war er korrespondierendes Mitglied der Braunschweigischen Wissenschaftlichen Gesellschaft 4 Im Gedenken an ihre beiden verdienten Mitarbeiter Walter Julius Viktor Schoeller und Karl Junkmann stiftete die Firma Schering AG ab dem Jahre 1966 den Schoeller Junkmann Preis der Deutschen Gesellschaft fur Endokrinologie in Hohe von derzeit 10 000 Euro fur in Europa tatige Endokrinologen unter 40 Jahren fur herausragende Forschungsarbeiten 5 Familie BearbeitenWalter Julius Viktor Schoeller war verheiratet mit Paula de Crignis 1887 einer Schwagerin von Philipp Bouhler dem Reichsleiter der Kanzlei des Fuhrers Mit ihr hatte er den Sohn und ebenfalls Chemiker Dr rer nat Claus Dieterich Schoeller und die Tochter Marianne die als ausgebildete Journalistin Werner Steltzer den Leiter des Informationszentrums des Berliner Senats unter Burgermeister Willy Brandt und Bruder des Botschafters Hans Georg Steltzer heiratete Werke BearbeitenWalter Schoeller M Gehrke Zur Standardisierung des mannlichen Sexualhormons in Wiener Archiv fur Innere Medizin 21 1931 S 329 36 W Schoeller Neuere Arbeiten auf dem Hormongebiet in Deutsche Medizinische Wochenschrift 58 1932 S 1531 34 W Schoeller Max Dohrn Walter Hohlweg Uber Hemmungsfaktoren und der Mechanismus der Wirkung gegengeschlechtsspezifischer Sexualhormone auf die Entwicklung der Keimdrusen in Biochemische Zeitschrift 264 1933 S 352 56 W Schoeller Hans Goebel Erwin Schenk Neue Hydrierungsprodukte des Follikelhormons in Naturwissenschaft 21 1933 S 286 W Schoeller Chemotherapeutische Forschungen auf dem Gebiet der Sulfonamide in Chemiker Zeitung 67 1943 S 21 24 Literatur BearbeitenAugust W Holldorf Schoeller Walter Julius Viktor In Neue Deutsche Biographie NDB Band 23 Duncker amp Humblot Berlin 2007 ISBN 978 3 428 11204 3 S 371 f Digitalisat Hugo Schoeller August Victor Schoeller Geschichte der Familie Schoeller 2 Bande R Eisenschmid Berlin 1894 Neuauflage bei Stedman und Wallmoden 1994 ISBN 3 980 32882 1 Einzelnachweise Bearbeiten Kosener Corpslisten 1930 14 585 Dissertation Uber die Spaltung des Phenylalanin in seine optisch aktiven Komponenten K Junkmann W Scholler Uber das thyreotrope Hormon des Hypophysenvorderlappens In Klinische Wochenschrift Band 11 1932 S 1176 f doi 10 1007 BF01766365 Die BWG gedenkt ihrer verstorbenen Mitglieder In bwg nds de Braunschweigische Wissenschaftliche Gesellschaft abgerufen am 12 April 2023 Schoeller Junkmann PreisNormdaten Person GND 116857579 lobid OGND AKS VIAF 30298358 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Schoeller Walter Julius ViktorKURZBESCHREIBUNG deutscher Chemiker und Laboratoriumsleiter in BerlinGEBURTSDATUM 17 November 1880GEBURTSORT BerlinSTERBEDATUM 25 Juli 1965STERBEORT Konstanz Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Walter Julius Viktor Schoeller amp oldid 232745309