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Die tschechoslowakischen Volksmilizen tschechisch Lidove milice LM slowakisch Ľudove milicie ĽM waren de jure illegale gut ausgerustete paramilitarische Kampfeinheiten der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei KPTsch die zwischen 1948 und 1989 das Machtmonopol der Partei auch gewaltsam durchzusetzen hatten Diese auch als private Armee der Kommunistischen Partei bezeichnete Einrichtung wurde mit keinem Gesetz genehmigt und auch nachtraglich kam es nicht zu einer ausdrucklichen legislativen Genehmigung Ihre Existenz unterlag lediglich den Beschlussen der Partei Zeichen der Volksmiliz Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung 2 Legalitat 3 Rolle der Volksmilizen im Februarumsturz 1948 4 Weitere Einsatze der Volksmilizen 5 Personalstarke und Ausrustung 6 Quellen 7 EinzelnachweiseEntstehung BearbeitenVorlaufer der Volksmiliz waren die Betriebsmilizen Zavodni milice die sich ab Juni 1945 in einigen grossen industriellen Betrieben zu deren Schutz bildeten und aus Freiwilligen bestanden Sie unterstanden der Betriebsleitung beziehungsweise den Gewerkschaften 1946 wurden sie vom Innenministerium ubernommen und umbenannt in Betriebswache Zavodni straz Mitte Februar 1948 beschloss das Zentralkomitee ZK der KPTsch die Einrichtung von Wachbataillons strazni oddil in weiteren Betrieben am 20 Februar 1948 wurden sie in Bereitschaftsbataillons pohotovostni oddil umbenannt wobei sich ihre Aufgabe nicht nur auf Betriebe erstrecken sollte und am 21 Februar 1948 wurden aus ihnen sogenannte Arbeitermilizen gebildet Delnicke milice DM Dieses Datum wird allgemein als die Grundung der spater so genannten Volksmilizen angesehen Seit diesem Tag wurden sie in grossem Umfang mit einfachen und automatischen Sturmgewehren ausgestattet wahrend sie zuvor nur Beutewaffen verwenden konnten Das Fuhrungsgremium bestand aus den spateren Akteuren des Prager Fruhlings Josef Pavel Befehlshaber des Hauptstabes Frantisek Kriegel Stellvertreter und Josef Smrkovsky Politkommissar Die Aufstellung solcher Milizen in der Tschechoslowakei war zu dem Zeitpunkt gewissermassen einmalig in den Landern des spateren Ostblocks Lediglich in Polen wurde 1946 ahnliche Truppen mit der Bezeichnung ORMO errichtet die diversen Regierungsstellen unterstellt wurden und erst 1956 an Bedeutung gewannen Erst spater insbesondere nach dem Aufstand 1953 wurden in der DDR die Kampfgruppen der Arbeiterklasse aufgestellt die allerdings der Nationalen Volksarmee unterstellt wurden Nach 1956 kam es zur Bildung ahnlicher Verbande in Ungarn Legalitat BearbeitenIm Marz 1948 wurde die Leitung zeitweise vom Innenministerium ubernommen damals bereits vollig unter der Kontrolle der KPTsch wobei auch Gemeindemilizen vor allem im Grenzgebiet aufgestellt wurden die zunehmend Volksmilizen hiessen Diese Organisationsstruktur wurde noch 1949 verfolgt wobei die Volksmilizen noch als eine Hilfstruppe fur die Einheiten der Polizeikrafte SNB vorgesehen waren Dies sollte auf dem legislativen Wege geschehen Der Gesetzesentwurf wurde im ZK der KPTsch angenommen und der Regierung ubergeben die ihn dem Parlament vorlegen sollte Dies geschah jedoch nicht Die Parteifuhrung vertrat die Auffassung dass die allgemeinen Formulierungen des Paragraphen 15 des Gesetzes 286 1948 ausreichend seien in denen lediglich uber eine Zuhilfenahme von Burgern zu Verteidigungszwecken gesprochen wurde Im April 1952 wurde ein neuer Organisationsstatut der Miliz durch die KPTsch verabschiedet Danach wurden die Volksmiliz als bewaffnete Abteilungen der KPTsch bezeichnet der Oberbefehlshaber war der erste Sekretar der Partei Die Existenz und das Wirken der Volksmilizen ist somit von der Entstehung bis zu deren Auflosung 1989 durch kein Gesetz eindeutig geregelt worden Rolle der Volksmilizen im Februarumsturz 1948 Bearbeiten nbsp Armbinde der VolksmilizIn den Februartagen 1948 ubernahmen die Volksmilizen eine wesentliche Rolle bei der Machtubernahme durch die KPTsch und Ausschaltung der demokratischen Opposition Bereits ab dem 22 Februar beteiligten sich die Volksmilizen an Besetzungen von Parteizentralen nichtkommunistischer demokratischer Parteien und an der Verhaftungen der Mitglieder was unter dem Vorwand einer drohenden Konterrevolution geschah Zusammen mit dem Generalstreik vom 24 Februar 1948 sollte Prasident Benes gezwungen werden den Rucktritt der alten Regierung Gottwald anzunehmen und ohne Neuwahlen dem Premier und KP Vorsitzenden freie Hand bei der Gestaltung der Folgeregierung zu geben Wahrend des Generalstreiks traten die Volksmilizen massiv auf sie flankierten auch den Auftritt von Gottwald am 25 Februar 1948 am Wenzelsplatz mit 6 000 Mann bei dem Gottwald den Umsturz bekannt gab Weitere Einsatze der Volksmilizen BearbeitenEs gab in den Folgejahren zahlreiche Einsatze verschiedener Grossenordnung In der Slowakei wurden 1949 die Milizen zusammen mit der Armee und Polizei in einer breit angelegten Aktion gegen die katholische Kirche und die Glaubigen eingesetzt bei der es zu physischen Gewaltanwendungen kam 1950 folgten dann ebenfalls in der Slowakei die uberfallartigen sogenannten Aktionen K gegen Klosterinsassen mit einem starken Einschuchterungseffekt Nach 1950 besonders nach der Erfahrung mit dem Widerstand gegen die umstrittene Wahrungsreform 1953 und spateren Unruhen entstanden Spezialeinheiten und Schnelleinsatzgruppen die in der Lage sein sollten gegen staatsfeindliche Elemente und Gruppen uberall einzugreifen Die Volksmilizen waren beteiligt an der Unterdruckung der Proteste und Demonstrationen die sich nach dem 21 August 1968 gegen die Besetzung des Landes durch die Truppen des Warschauer Paktes richteten Zum 1 Jahrestag der Intervention kam es am 21 August 1969 ebenfalls zu einem grosseren Einsatz der Volksmilizen Aus Angst vor Demonstrationen zog man in Prag unter anderem 3 100 Milizionare zusammen weitere 3 250 befanden sich in Bereitschaft und weitere etwa 2 100 wurden in den Regionen mobilisiert um bei Bedarf nach Prag oder andere Stadte per Luft transportiert zu werden Bei den Zusammenstossen starben einige Personen davon zwei in Prag und eine in Brunn Die Tater wurden nie ermittelt 1 Nachdem das foderale Parlament in seiner ausserordentlichen Sitzung am 29 November 1989 beschlossen hatte den Artikel 4 der Verfassung uber die fuhrende Rolle der Kommunistischen Partei im Staat zu streichen gab die Fuhrung der KPTsch den Anspruch auf den Oberbefehl der Volksmilizen auf Sie wurden aufgelost und ihre Waffen unverzuglich eingesammelt Personalstarke und Ausrustung BearbeitenVon 43 550 Personen 1948 stieg die Zahl der Volksmilizen bis 1950 schnell auf 150 000 Mann um bis 1954 auf ca 105 000 Mann kontinuierlich abzusinken zwischen 1955 und 1973 betrug die Starke im Schnitt uber 70 000 Mann dann stieg sie und betrug ab 1976 bis 1989 im Schnitt 85 000 Mann 2 Als 1989 die Volksmilizen aufgelost wurden wurden folgende Waffen registriert 3 20 067 Faustfeuerwaffen 71 054 Maschinenpistolen 6 890 Maschinengewehre 130 Flaks 4 005 Signalpistolen 358 Minenwerfer 149 ruckstossfreie Geschutze 2 031 Handgranaten 59 962 Sprengsatze 13 328 kg Plastiksprengstoff 7 589 kg TNT sowie 1 360 kg anderer Sprengstoff 1 gepanzertes Fahrzeug sowie zahlreiche Motorrader kleine und grosse Automobile Transporter usw Quellen BearbeitenJan Pesek Ľudove milicie Volksmilizen in Historia 5 6 2011 ISSN 1335 8316 online auf www historiarevue sk slowakisch Pavel Minarik Lidove Milice Volksmilizen online auf armada vojenstvi cz tschechisch Nasazeni Lidovych milici v srpnu 1969 Der Einsatz der Volksmilizen im August 1969 online auf www csla cz armada tschechisch Lidove milice ozbrojena pest KSC Volksmilizen die bewaffnete Faust der KPTsch online auf www totalita cz tschechisch Einzelnachweise Bearbeiten Nasazeni Lidovych milici v srpnu 1969 online auf www csla cz armada tschechisch Ozbrojene slozky v CSSR Lidove milice online auf www csla cz armada tschechisch Pavel Minarik Lidove Milice Volksmilizen online auf armada vojenstvi cz tschechisch Normdaten Korperschaft LCCN n90654443 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Volksmiliz Tschechoslowakei amp oldid 228062072